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P.o.V.: Harry
"Du sagst ja gar nichts"
Gerade hatte ich mich von Max verabschiedet und die Türe hinter ihm geschlossen, aber irgendwas war noch mit Louis los. Heute beim Frühstück sagte er nichts dazu, dass Max hier schlief. Er war nur erleichtert, als er oben in unserem Schlafzimmer wieder aufwachten durfte und kämpfte sich mit lediglich ein bisschen Kopf- und Bauchschmerzen wieder nach unten. Natürlich hatte ich ihm nicht gesagt, dass Max ihn gestern Nacht nach oben getragen hatte. Ich wollte wirklich nicht wissen, was er dazu gesagt hätte.
Und nicht einmal jetzt wo Max gegangen ist, sagte Louis etwas.
"Was soll ich denn sagen? Ich kann schließlich nicht die Zeit zurückdrehen" Louis zuckte die Schultern und rührte in seinem Tee weiter herum. "Du bist aber trotzdem noch sauer. Also entweder bist du okay mit dem Fakt, dass Max und ich Freunde sind oder wir sprechen uns jetzt aus. Aber bitte sag nicht, dass alles okay ist, wenn du innerlich noch am brodeln bist"
Langsam hob er seine Tasse an und schlürfte den noch heißen Tee. Leise brummte er und sah mich über den Tassenrand an. Ich rollte meine Augen und musste mir ein Grinsen verkneifen.
"Sag, was geht dir jetzt durch den Kopf?", forderte ich ihn auf.
Louis senkte seine Tasse und räusperte sich. "Es ist okay, wenn du und Max Freunde seid", meinte er schlicht. "Was hat deine Meinung so plötzlich geändert?" Ich war sichtlich verwundert über den plötzlichen Sinneswandel, doch Louis ließ sich nichts mehr von der gestrigen Wut anmerken.
"Ich hatte heute einen Traum", begann er.
Oh nein.. Bitte nicht.
Ich schluckte leicht und nickte. "Und worum gings?", fragte ich etwas zögerlich.
"Ich hab davon geträumt, wie ich mich gegen Max stelle und dir verbiete mit ihm befreundet zu sein. Aber etwas später dann stellte sich raus, dass wir uns auseinander lebten und du dich trotzdem heimlich mit ihm getroffen hast. Und das hat mich so traurig gemacht, dass ich aus Trauer mit dir schlussgemacht habe. Aber nachdem wir wirklich lange voneinander getrennt waren habe ich gemerkt, dass Max und du wirklich nur Freunde wart. Ihr kamt nicht mal zusammen als es aus war zwischen uns und ich glaube das war ein Zeichen. Mein Unterbewusstsein wollte mir ein Zeichen geben, dass ich mich gestern falsch verhalten habe. Ja, vielleicht mag ich Max nicht unbedingt, aber ich muss ja auch nicht jeden mögen. Ich liebe dich und ich vertraue dir"
Ich war wirklich sprachlos. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was zur Hölle wären hier jetzt die richtigen Worte? Ein Danke? Entschuldigung angenommen? Ich wusste noch nicht mal wie ich die Information verarbeiten sollte. Sollte ich erleichtert sein, weil Louis anscheinend wirklich okay damit war, dass Max wieder ein Teil meines Lebens ist, oder sollte ich eher noch verunsicherter sein? Louis träumt davon, dass er unbedingt mit mir zusammen bleiben soll, weil er sonst nicht glücklich sein kann. Ich auf der anderen Seite träume davon, dass ich mich von Louis trennen soll, weil er mich wieder enttäuschen wird und Max eine bessere Wahl war.
"Harry? Harry ich meine das ernst. Ich bin okay damit. Ich möchte dich nicht verlieren" Eindringlich sah er mich an. Wahrscheinlich versuchte er mir irgendeine Emotion aus dem Gesicht zu lesen. Aber ich wusste nicht, ob er fündig wurde. Ich wusste schließlich selbst nicht einmal, was ich denken und fühlen sollte.
"Harry? Atmest du noch?" Kurz schnipste er mit seinem Finger vor meinem Gesicht, was mich kurz erschrocken zusammen zucken ließ. "Ich-" Ich ging um den Tisch herum und knetete meine Finger nervös. "Okay. Danke, Louis" Ich fuhr mir kurz durch die Haare und schüttelte den Kopf von meinen Gedanken frei. "Alles okay?", fragte er etwas besorgt. Ich nickte hastig. "Alles gut. Ich muss nur kurz raus. Ich brauche frische Luft"
Mit schnellen Schritten ging ich in den Flur und zog mir meine Schuhe an. "Haz!" Louis folgte mir schnell und hielt mich an der Hand zurück. "Babe, ist wirklich alles okay?", fragte er. "Ich brauch kurz meine Ruhe.. Ich kann nicht darüber reden" Langsam löste ich mich aus seinem Griff und öffnete die Haustüre. "Du kannst mit mir reden. Immer. Ich versuche immer für dich da zu sein. Oder.. Geht es um mich..?"
Schnell schüttelte ich den Kopf. "Nein. Natürlich nicht", log ich. "Ich brauche nur ein paar Minuten für mich"
Leicht nickte Louis und küsste meine Wange. "Ich bin immer für dich da, das weißt du", flüsterte er. "Danke, Louis"
Und in dem Moment war ich zudem auch zum ersten mal froh darüber, dass Nele und Lilly beide in den Ferien extreme Langschläfer sind und nichts von dem mitbekommen haben.
* * *
Wohin ich ging?
Zu Zayn.
Offensichtlich konnte ich nicht zu Max. Es wäre komisch gewesen, wenn ich ihm von meinem Drama, welches mal wieder in meinem Kopf herrschte erzählte. Vor allem wollte ich ihm nicht sagen, dass ich Träume über ihn hatte, die auch Louis beinhalten aber in keinster weise positiv.
Der Grund warum ich zu Zayn ging war einfach. Er hatte Urlaub, da Schulferien sind. Genau deshalb muss ich bis Neujahr auch nicht mehr in die Arbeit. Auch wenn heute Weihnachten ist, wusste ich nicht, ob alle anderen sich Urlaub genommen haben.
Es dauerte zu Fuß eine knappe halbe Stunde, bis ich bei Zayns und Liams Wohnung ankam. Ohne zu zögern klingelte ich und rieb meine kalten Hände schnell aneinander. Ich hätte Handschuhe anziehen sollen. Und eine Mütze. Vielleicht sogar noch einen Schal.
"Hallo?", sprach Zayn durch den Lautsprecher. "Hey, ich bin's, Harry", ließ ich ihn wissen. Er gab keine Antwort mehr und im nächsten Moment surrte die Türe und ich konnte rein.
Ich nahm immer zwei Treppen auf einmal, damit ich so schnell wie möglich in den dritten Stock kam. Zayn wartete schon in der Türschwelle und sah mich etwas überrascht an. Sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich hier auftauchen würde.
Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte bat er mich rein und schloss hinter mir die Türe.
"Ich gehe davon aus, dass irgendetwas vorgefallen sein muss. Was ist passiert?", fragte er sofort und scannte mich mit seinem Blick von oben bis unten ab. "Dir muss arschkalt sein. Willst du einen Tee? Heiße Schokolade?", sorgte er sich. Ich schmunzelte leicht und nickte. "Ein Tee wäre nicht schlecht.."
Nachdem ich mir meine Schuhe von den Sohlen gezogen hatte, folgte ich Zayn in die Küche.
"Liam ist noch arbeiten, sollte aber in einer Stunde ungefähr wieder kommen", ließ mich Zayn wissen und setzte heißes Wasser auf.
"Ich brauche jemandem mit dem ich über etwas reden kann, was mich-" Ich überlegte kurz. "-schon etwas längere Zeit beschäftigt", beendete ich meinen Satz.
"Natürlich. Ich bin immer da für dich, was immer es ist"
Sobald Zayn und ich jeweils eine heiße Tasse Tee vor uns stehen hatten begann ich ihm von ganz von vorne alles zu erzählen. Ich erzählte ihm zuerst von meinem ständigen Zweifel als ich mich noch zwischen Max und Louis entscheiden musste, daraufhin schilderte ich ihm jeden meiner Träume die ich seither hatte. Ich erinnerte mich noch an jeden einzelnen. Es waren noch immer so klare Bilder vor meinen Augen, als wären es reale Szenen.
Zuletzt erzählte ich ihm davon, was Louis mir gerade eben gestanden hat und was das in mir ausgelöst hat. Ich war verzweifelt. Ich wusste wieder mal nicht, was mir mein Herz sagen wollte. Alles was ich möchte ist einfach nur ein schönes Weihnachten, ohne dass ich Drama mit Louis und mir selbst hatte.
Doch anscheinend ist das zu viel verlangt.
"Harry, du solltest dich deshalb nicht selbst runtermachen. Dass wird zu nichts führen. Ich bin kein Psychologe und ein Therapeut schon gleich gar nicht, aber wenn ich du wäre, dann würde ich mit Louis darüber reden. Ich würde ihm von deinem Zweifel erzählen und ihn wissen lassen, was dich beschäftigt. Weißt du, Harry.. Ich weiß, dass du glücklich mit Louis bist. Sogar sehr. Du solltest das vielleicht nicht ganz so streng sehen. Am Ende waren es nur Träume. Ich hab noch nie gehört, dass Träume zur Realität werden-"
"Ich hab viel gegooglet. Ich hab unglaublich viel darüber gelesen, dass Träume Warnungen sein können und sowas eben. Was ist, wenn es genau das ist. Zayn, wieso träumt Louis davon wie er mich nicht verlieren will und mit mir zusammen gehört und ich träume das genaue Gegenteil?" Angestrengt fuhr ich mir durch meine Haare und wippte immer unruhiger mit meinem rechen Bein auf und ab.
Ich halte das nicht mehr aus. Das ständige hin und her. Mein Unterbewusstsein zwingt mich fast schon dazu mit Louis schlusszumachen, weil es denkt, dass er sich nicht ändern kann, mein Kopf sagt mir ab und zu, dass das Schwachsinn ist, auf der anderen Seite aber bringt es noch mehr Zweifel auf und mein Herz schlägt für Louis.
Wieso?
Wieso muss das alles so kompliziert sein? Wieso kann ich nicht einfach Louis lieben und eine sorgenlose Beziehung führen? Wieso kann ich nicht einfach mit der Vergangenheit abschließen?
Zayn blieb einen Moment lang ruhig und suchte offensichtlich nach passenden Worten. "Ich kann mir vorstellen, wie hart das für dich ist. Aber ich finde immer noch am Ende solltest du auf das hören, was dein Herz sagt und ich weiß, dass du Louis liebst. Auch wenn ihr ab und zu ein paar Auseinandersetzungen habt oder euch auch mal heftiger Streitet, liebt ihr euch trotzdem. Harry denk doch mal darüber nach. Ihr war so lange zusammen, habt geheiratet, ein Haus gekauft, zwei Kinder adoptiert und zusammen großgezogen. Dann wart ihr drei Jahre lang getrennt aber am Ende habt ihr euch wieder gefunden und ineinander erneut verliebt. Sagt das nicht schon so viel aus? Ja, du hast Max auch geliebt, aber am Ende hast du dich doch für Louis entschieden. Und ich bin mir sicher, dass du es trotz deinen Träumen nicht unbedingt bereust wieder mit ihm zusammen zu sein, oder?"
Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein.. Ich liebe ihn. Ich denke nur-"
"Manchmal sollte man nicht denken, sondern einfach machen", unterbrach er mich und lächelte knapp.
Ich nickte. "Vielleicht hast du recht"
Zayns Lächeln wurde breiter und sanft strich er mir über den Oberarm. "Wenn du mit Louis darüber redest, dann bin ich mir sicher, dass er alles dafür tun wird um dein Unterbewusstsein zurück zu manipulieren. Er gibt sich wirklich viel Mühe gut genug für dich zu sein"
"Danke, Zayn.."
Zayn wank ab. "Ist doch nichts dabei. Wir wissen alle, dass Liebe scheiße sein kann. Glaub mir, Liam und ich haben auch ab und zu ein paar Tiefpunkte. Du musst vielleicht einfach lernen die Vergangenheit loszulassen"
"Weißt du, dafür, dass du sagst, dass du kein Therapeut bist, sagt du ziemlich weise Worte" Ich grinste breit und kassierte dafür einen sanften Schlag gegen meinen Arm. "Du weißt, was ich meine. Ich denke, dass es eine ganz gute Idee ist, wenn Max und du Freunde seit. So kannst du vielleicht besser endlich anschließen, als wenn du gar keinen Kontakt zu ihm hast. So kannst du ihm helfen selbst drüber hinweg zu kommen, ihn mit jemand neuen verkuppeln und dir sicher sein, dass nichts mehr zwischen euch passieren wird"
Ich nahm mir Zayns Worte wirklich zu herzen. Ich wusste, dass er recht hatte und ich wusste, dass ich immer auf ihn zählen konnte.
Noch bevor Louis alleine anfangen würde den Braten zu kochen - was nicht gut geendet hätte - kam ich nach Hause und das erste was ich tat war ihn in meine Arme zu schließen und mich für alles zu entschuldigen und auch wenn er fragte, was denn überhaupt los war, schwieg ich darüber weiterhin.
Es wäre einfach nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.
[1932 Wörter]
Ja ja.. die richtigen Zeitpunkte.. Wann der wohl kommen wird?
Next update: Donnerstag
~D 🥰
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