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P.o.V.: Harry
Nachdem bereits zwei Leute in meinem Umfeld ziemlich überzeugt davon waren, dass Louis mich noch immer liebt dachte ich jetzt auch immer mehr daran. Ich konnte nicht abstreiten, dass es mich keines Wegs interessierte. Ich konnte es auch nicht abstellen, dass ich darüber nachdachte. Alles kam wieder hoch. Fast schon vergaß ich, weshalb wir uns überhaupt getrennt haben - geschieden haben.
Das einzige, was mir noch den ganzen Tag im Kopf schwirrte war der Fakt, dass mich mein Ex noch immer liebt. Ich sah ihn wieder mit anderen Augen an. Ich bemerkte jeden einzelnen Blick, den er mir schenkte. Ich deutete jeden als etwas besonderes. Etwas besonderes in seinen Augen. Für mich bedeutete es nichts. Nicht mehr.
Oder?
Nein. Ich war glücklich. Ich hatte Max. Ich war mit ihm zusammen und mehr als nur glücklich. Wir hatten Gemeinsamkeiten. Wir teilten die gleichen Interessen und liebten uns auf der gleichen Ebene. Für uns beide war die Familie das wichtigste. Er gehörte zu meiner Familie. Er gehörte auch in das Leben meiner Kinder und er war immer da für mich, wenn ich ihn brauchte. Er ist so verständnisvoll. Er akzeptierte es, wenn Louis vorbei kam. Wann auch immer das war. Ihn störte es nicht, wenn Louis öfter um mich herum war oder wenn ich mit ihm alleine war.
Max war so perfekt..
Normalerweise müsste er eifersüchtig sein. Er dürfte es nicht für gut heißen, dass ich mit meinem Ex im Urlaub bin. Er dürfte es nicht mal für okay heißen, dass Louis mich noch immer liebte. Er sollte es nicht mal akzeptieren, dass wir uns noch immer mochten.
Und trotzdem war er mit all dem einverstanden.
Urlaub in Italien..
Wie ironisch.
Louis hätte jedes europäische Land wählen können. Kroatien, Griechenland oder von mir aus sogar Deutschland. Aber er wählte Italien. Das Land, in welchem wir uns vor ziemlich genau 17 Jahren kennen lernten.
Oh Gott.
Heute war der 01. September. In vier Tagen hat Louis Geburtstag. Gott wir sind so alt geworden.. Die Zeit verflog viel zu schnell und immer noch hatte ich das Gefühl, dass ich noch nicht das erreicht hatte, was ich erreichen wollte.
17 Jahre. So viel Zeit ist vergangen in denen wir so viel erlebt hatten. So viel ist dabei so gut gelaufen aber auf der anderen Seite gab es so viele Niederlagen. Vor allem in den letzten Jahren.
Es war bereits dunkel und da wir heute den ganzen Tag am Strand waren und vor allem die Kinder getobt hatten, Sandburgen bauten und so lange im Wasser waren, bis ihre Lippen blau waren, schliefen die beiden bereits um 22 Uhr tief und fest.
Ich hingegen entschied mich dazu nach draußen zu gehen. Ich nahm mein Handy mit und setzte mich auf den weichen Sand am Meer. Der Himmel war klar und das Wetter noch angenehm warm.
Louis hatte bemerkt, dass ich ruhig war. Er wollte immer mal wieder über den Tag verteilt wissen, was los ist, doch ich hab immer abgelehnt.
Ich machte mir über ihn Gedanken. Über uns. Auch wenn ich das nicht wollte.
Ich nahm mein Handy aus meiner Hosentasche und rief ohne groß darüber nachzudenken Max an. Ich war schon immer ehrlich zu ihm. Ganz egal um was es ging. Ich musste mit ihm einfach darüber reden.
"Hey! Na du? Wie war euer erster Tag in Italien?", meldete er sich sofort fröhlich. Leicht musste ich lächeln. "War entspannt. Wir waren nur am Strand. Ich.. Ich muss mit dir über was reden", gab ich leise zu.
"Natürlich. Was immer es ist"
Ich seufzte leise. Er war schon wieder so verständnisvoll..
"Mark hat auch gemeint, dass Louis mich noch liebt..", flüsterte ich.
Kurz blieb es still am anderen Ende der Leitung. "Ich denke über ihn nach. Auch wenn ich es gar nicht will. Es ist nicht so einfach zu erfahren, dass man noch von dem geliebt wird, von dem man einst dachte er wäre die Liebe des Lebens", redete ich weiter. "Aber ich liebe dich, Max", redete ich mir ein.
Redete ich es mir ein?
Hing ich an ihm fest? Wollte ich ihn nicht los lassen? Konnte ich es überhaupt? Würde ich Max los lassen können und wieder Louis meine Hand reichen?
"Harry", begann Max. "Hmm?", brummte ich leise.
"Ich liebe dich auch und ich schätze deine Ehrlichkeit sehr. Ich kann nachvollziehen, wie du dich gerade fühlen musst. Aber ich kann dir nur eins sagen.." Er wurde leiser. "Hör auf dein Herz. Tu das, was dich glücklich macht. Wenn es ich bin, dann bin ich auch glücklich. Wenn es Louis ist, dann bin ich auch glücklich, weil du glücklich bist. Nur bitte versuch dir nichts einzureden"
Ich schüttelte leicht meinen Kopf auch wenn er es nicht sehen konnte. Mir liefen meine Tränen über die Wange. Ich konnte nicht akzeptieren, dass er so verständnisvoll war.
"Ich will dich nicht verletzen", schniefte ich. "Ich kann es nicht. Du bedeutest mir so viel. Du hast mich so glücklich gemacht seit der ersten Minute. Du.. Du hast wieder so viel in meinem Leben gerade gerückt.. Ich- ich kann dir nie genug dafür wieder zurückgeben. Du hast so viel Verständnis" Ich atmete tief ein und aus.
"Du musst mir nichts zurück geben. Ehrlich nicht. Es ist nur.. Man sollte jemanden dafür nicht verurteilen, in wen man sich verliebt. Dafür kannst du nichts. Den einzigen Fehler, den man machen kann ist jemandem fremd zu gehen, oder es zu verschweigen. Aber gegen Liebe kann man nichts machen. Du kannst das nicht kontrollieren. Ja, Harry, ich kann nicht abstreiten, dass es mich traurig machen würde. Natürlich wäre ich traurig, wenn du dich wieder für Louis entscheidest. Aber was soll ich machen? Dich dafür hassen? Dich dafür verurteilen? Für etwas, was du nicht selbst kontrollieren kannst? Nein. Nein das ist nicht fair"
Leise wimmerte ich. Seine Worte berührten mich so sehr. Ich wusste, dass ich ihn nicht verdient hatte. Er war so unglaublich toll.
Ich schniefte und wollte etwas erwidern, fing dann aber wieder an zu weinen. Es tat so weh, weil in mir ein reinstes Chaos herrschte. Ich wusste nicht was. Ich wusste nicht wer. Ich wusste gar nichts mehr. Ich konnte nichts sortieren.
"Harry. Tu mir einen gefallen und leg dich schlafen. Es ist schon spät", meinte Max sanft. "Denk einfach etwas nach aber bitte mach dir keinen Druck, okay? Ich liebe dich. Ich steh immer hinter dir, vergiss das nicht"
Ich gab einen zustimmenden Ton von mir. "Ich liebe dich auch", wimmerte ich unter Tränen.
"Schlaf jetzt etwas. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus"
Ich wusste, dass er lächelte. Ich konnte es hören, dass er Mitleid hatte. Am liebsten würde ich ihn in meine Arme schließen.
"Gute Nacht", hauchte ich.
"Schlaf gut" Ich hörte von ihm einen leisen Kuss ans Mikro, was ich genauso leise erwiderte.
* * *
Am nächsten Tag besuchten wir zu fünft Viareggio. Es war eine recht große Stadt mit wirklich schönen Sehenswürdigkeiten und auch das Wetter war nicht all zu heiß. Es war gerade angenehm in kurzer Hose und T-Shirt.
Zwar waren die Mädchen nicht so begeistert von dem Städtetrip, doch Mark sagte immer, dass sie das erst mögen werden, wenn sie etwas älter werden. Auch wenn sie es einstimmig abstritten, wussten wir alle, dass sie nur etwas erwachsener werden müssen, damit sie auch die Städte an Stelle vom Meer genießen konnten.
Louis munterte die Kinder dabei lieber mit einem Eis auf, anstelle von gut zureden.
Wir machten viele Fotos und immer wenn wir mal Pause machten schickte ich die Fotos an Max. Über das Telefonat von gestern dachte ich kaum mehr nach. Ich versuchte es eher zu ignorieren und einfach mein Leben so weiter zu leben, wie ich es vor ein paar Tagen auch noch geschafft habe. Es konnte ja nicht sein, dass Louis jetzt plötzlich alles aus der Bahn wirft, nur weil die Vermutung im Raum stand, dass er noch etwas von mir wollte. Er hatte es schließlich noch nicht bestätigt. Bis jetzt war noch nichts 100% sicher. Und das würde es auch nicht werden. Louis hatte in LA doch eine Freundin. Vielleicht ja sogar mehr als nur eine.
Oder lag das daran, dass er über mich hinweg kommen wollte indem er es mit Frauen versucht?
So ein Schwachsinn.
"Papa du trödelst. Wir wollen nach Hause", drängelte Nele.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf von meinen Gedanken frei und holte die vier auf. "Vermisst du Maxi?", fragte Lilly kichernd und klammerte sich an meinen Arm.
"Ach komm. Ich hab mir nur die Stadt etwas genauer als ihr angeguckt. Ihr wollt nur ins Wasser", redete ich mich aus der peinlichen Situation raus. "Es ist ja auch echt verdammt heiß", jammerte Nele und wedelte sich mit der Hand Luft zu.
"Wir sind ja schon auf dem Weg zurück zum Auto", meldete sich Louis. Ich nickte. "Wenn wir zurück sind könnt ihr ja sofort ans Meer gehen", schlug ich vor. Nele und Lilly sahen sich gleichzeitig an und grinsten breit. Zusammen nickten sie hastig und gingen dann vor, damit wir schneller voran kamen.
Louis lief neben mir und seufzte zufrieden. "Ach ja.. Sie werden so schnell groß..", bemerkte er. Ich nickte und sah ihn an. "Du willst zurück nach LA", meinte ich monoton. Louis schluckte und sah während dem Laufen kurz auf den Boden. "Ich bin noch am Überlegen"
Ich nickte verständnislos. "Meiner Meinung nach gibt es da kaum was zum Überlegen. Entweder bist du hier und guckst zu, wie deine Töchter erwachsen werden. Ihren Abschluss machen und vielleicht den ersten Freund nach Hause bringen. Oder du siehst das alles über Bilder und Videos hunderte von Kilometern weit weg", zählte ich auf. Louis sah mich an, doch bevor er etwas sagen konnte fiel ich ihm ins Wort. "Entweder verdienst du dein Geld hier in London und fliegst ab und zu mal nach Amerika oder sonst wo hin, oder du verdienst mehr Geld in Amerika und bist dann für ein paar Wochen bei deiner Familie. Such es dir aus. Such dir aus, ob du in meinen Augen immer noch der sein willst, der viel Geld haben will und groß raus kommen will! Jeder scheiß Plattenvertrag kennt deinen Namen. Jeder Musiker weiß wer du bist und jeder, der sich mit Musik auseinandersetzt weiß, wer du bist. Was willst du noch?! Ein Millionen Erbe für deine Kinder. Ist das scheiß Geld denn wirklich das wichtigste in deinem Leben?!"
Ich atmete tief ein und aus und ging etwas schneller.
Diese Diskussion kam mir so bekannt vor. Fast wie ein Déjà-vu. Wir hatten diese Diskussion mit dem genau gleichen Thema schon mal. Es ist lange her und genau jetzt stehen wir- steht er wieder vor der Wahl ob Familie oder Geld und immer noch verstand ich nicht, was es da überhaupt zu überlegen gab. Es war doch eindeutig, was wichtiger ist.
Was fehlte ihm denn noch?
Ich kannte zwar seinen aktuellen Kontostand nicht, aber ich war mir sicher, dass er reintheoretisch gar nicht mehr arbeiten müsste und trotzdem am Ende noch genug Geld hat.
Wir redeten kein Wort mehr miteinander, bis wir wieder zurück an unserem Haus waren. Mark und die Mädchen hielten sich zum Glück auch zurück etwas zu sagen, womit mir so einiges erspart blieb.
Kurz nachdem wir ankamen machten sich die Mädchen schon bereit zu gehen.
"Seit bis es dunkel wird aber auf jeden Fall wieder zurück. Und lasst euch von keinem blöd Ansprechen, ja?"
Die beiden nickten augenverdrehend. "Ja Papa", meinten sie im Einklang, schnappten sich ihre Handtücher von der Wäscheleine und rannten schon runter ans Meer.
Mark erklärte sich dazu bereit für das Abendessen zu sorgen und verschwand dementsprechend in die Küche.
Damit ich etwas abschalten konnte ging ich auf die Terrasse und setzte mich auf das kleine Palettensofa mit den beigen Polstern. Um noch besser all den Stress in meinem Kopf zu vergessen nahm ich mir das Buch zur Hand, welches ich gestern schon auf dem Flug hier her angefangen hatte zu lesen, lehnte mich zurück und las da weiter wo ich stehengeblieben bin.
Leider hatte ich keine 10 Minuten Ruhe. Louis stieß zu mir und setzte ich auf den Stuhl schräg neben dem Sofa. "Ich muss dir widersprechen, Harry", begann er.
Da ich davon ausging, dass das Gespräch länger dauern würde, klappte ich das Buch zu, in welchem ich gerade mal ein paar Seiten lesen konnte und legte es neben mich. "Ich hab gar nichts gesagt", meinte ich. "Vorher, da hast du gesagt, ich müsste mich nur für meine Familie oder dem Job-" - "Dem Geld", unterbrach ich ihn. "Dem Geld entscheiden", verbesserte er sich. Ich nickte wahrheitsgemäß, wusste aber immer noch nicht, was es da zu widersprechen gab.
"Ich muss mich entweder für London oder LA entscheiden, aber wegen anderen Gründen. Ich möchte nicht nach LA wegen dem Geld-"
Wieder unterbrach ich ihn. "Plötzlich ist LA nicht mehr der Ort des Reichtums. Wow, wie kommts? Hast du doch genug?" Ich biss mir von innen auf meine Unterlippe um nicht gleich wieder lauter zu werden.
"Nein. Lass mich doch mal ausreden. Wollen wir das hier klären wie zwei erwachsene, oder wollten wir uns aufführen wie Teenager?" Er schnaufte und schüttelte leicht den Kopf.
Ich nickte leicht und signalisierte ihm mit einer Handbewegung, dass er weiter reden soll.
"Ich will nach LA gehen, weil ich.. Es ist schwer für mich zu wissen, dass du immer hier bist und das nur ein paar Minuten von mir entfernt. Ich weiß, dass ich so einiges in meiner Vergangenheit verbockt habe und ich absolut kein Recht auf deine Zuneigung habe, die du mir in den letzten Monaten gegeben hast und Max muss mich eigentlich auch nicht mögen, aber er tut es. Außerdem.. Ich hab kein Recht dazu, dass ich dir das sage, aber.. Ich möchte nach LA zurück, weil ich dich noch immer liebe, Harry.. Ich dachte ich könnte damit abschließen. Habe ich glaube ich auch für einen Moment, als wir uns für Jahre nicht gesehen haben, aber seit dem ich wieder hier bin kam alles wieder hoch. All die schönen Jahre, die wir zusammen hatten.. Alles.. Ich weiß, dass du glücklich mit Max bist und ich verlange rein gar nichts von dir, aber der einzige Grund, warum ich nach LA zurück will sind meine Gefühle..", gab er zu.
Louis' Stimme war gebrochen. Er hörte sich überhaupt nicht gut an. Mit Sicherheit trug er das auch schon lange mit sich rum.
Aber was ging nun in meinem Körper vor? Jetzt nachdem ich es auch aus seinem Mund gehört habe.
Er liebt mich noch.
Wieder kamen mir die Worte von Max in den Sinn.
Hör auf dein Herz. Tu das, was dich glücklich macht.
[2428 Wörter]
Jap. Louis liebt Harry also doch noch 🙈
Ich hab nicht mehr zu sagen 😂
~D 😇
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