Kapitel 4
Berauscht von dem Gin und der Musik tanze ich weiter. Mir fällt ein Mädchen neben mir auf, mit dem Rücken zu mir gewandt tanzt sie in langsamen Bewegungen sexy zur Musik. Ich nähere mich ihr von hinten, versuche in ihren Rhythmus zu kommen, schmiege mich an ihrem Körper und packe meine Hände an ihre Hüften.
Sie lässt es zu, tanzt weiter und presst ihren Körper an meinen. Sie schwingt ihre Hände an meinen Nacken, macht eine Drehung und schaut mich an. Erstaunt stelle ich fest: »Hey! Du hast doch eben mit deiner Freundin auf dem Tisch getanzt, oder?«
Grinsend antwortet sie: »Hat dir die Show gefallen?«
»Ja war ziemlich heiß«, zwinkere ich ihr zu.
»Ich bin Jenny, wie ist dein Name?«
»Nate.«
»Schön dich kennen zu lernen, Nate.«
Eng umschlungen tanzen wir weiter, sie macht mich mit ihrem Körper wahnsinnig. Sie ist etwa eineinhalb Köpfe kleiner als ich und bewegt sich mit ihrem perfekten Becken wie eine Göttin. Ich verlier den Verstand. Ihre langen braunen Haare sind leicht gewellt und fallen ihr bei jeder Bewegung ins Gesicht. Sie kommt mir nahe, hebt meinen Kopf in ihren Händen und streckt ihren zu mir hoch und deutet einen Kuss, mit ihren perfekten vollen Lippen an. Mit leicht geöffneten Lippen komm ich ihr entgegen, um den Kuss zu beschleunigen, da ich es nicht mehr aushalte sie nicht zu küssen.
Sie dreht im letzten Moment ihren Kopf weg und will sich gerade wieder umdrehen. Ich packe sie mit einer Hand an der Backe und und ziehe sie sanft aber bestimmt wieder an mein Gesicht.
»Du machst mich wahnsinnig!«, flüstere ich ihr zu. So nah an ihrem Mund, dass unsere Lippen sich beinahe berühren.
Sie schiebt ihr Gesicht durch meine Hände. Weg von meinen Lippen und dreht sich an mein Ohr: »Komm hoch mit mir. Ich zeig dir, wie Feiern richtig funktioniert.«
Enttäuscht, dass ich immer noch keinen Kuss bekommen habe, beiße ich mir auf die Unterlippe und versuche zu deuten, was sie mir damit sagen möchte. Um mich herum nehme ich alles wie einen Film wahr. Berauscht vom Alkohol und der Musik kann ich meinen Blick von diesem Mädchen nicht abwenden. Dieses Spiel, das sie mit mir spielt, bringt mich um meinen Verstand aber macht mich auch heiß auf mehr.
Wir gehen gemeinsam die Treppen hoch. Jackson! Mist! Auf der Hälfte des Geländers versuche ich ihn auszumachen, damit er weiß, dass er mich nicht suchen muss. Am Küchentürrahmen sehe ich einen Typen wild winken und erkenne, dass Jackson mich schon gesehen hat und wie wild jubelt und anzügliche Bewegungen macht. Grinsend zwinkere ich ihm zu und gehe weiter die Treppen hoch zu Jenny, die oben, an der letzten Stufe schon auf mich wartet.
»Komm schon, Nate! Oder hast du Angst vor mir?«, grinst sie mich an. »Vor dir? Wenn dann solltest du vor mir Angst haben!« Das obere Stockwerk ist ruhiger. Ein paar Mädels stehen an der Badezimmertür Schlange und unterhalten sich über die neuste Lippenstiftfarbe. An der Nebentür, vermutlich die Schlafzimmertür, stehen zwei Jungs und versuchen durchs Schlüsselloch zu schauen und kichern wie Kleinkinder. Jenny läuft direkt ins Gäste-WC und hält mir die Tür auf. Mit einer Handbewegung deutet sie mir an, mit rein zugehen. Sie verschließt die Tür hinter uns und sieht mich erwartungsvoll an.
»Bist du bereit, Süßer?«
Ich gehe auf sie zu und bin dabei das nachzuholen, was ich unten nicht zu Ende bringen konnte. Gierig auf den Kuss und ihren Körper packe ich sie mit meinen ausgestreckten Armen unterhalb von ihrem Po und drücke sie an mich ran.
Plötzlich drückt sie mit ihrer flachen Hand auf mein Brustkorb und blinzelt mich mit ihren grünen Augen engelhaft an. »Deswegen sind wir nicht hier!«
»Weshalb dann?«, antworte ich stirnrunzelnd.
Wortlos zieht sie ein kleines gehäkeltes Täschchen aus ihrer Umhängetasche, die an einer goldenen Kette, an ihren Schultern hängt. Als sie sich zum Waschbecken dreht, um den Inhalt sorgsam dort vorzubereiten, bleibt mir die Spucke im Hals stecken.
»Das ist Gold oder besser bekannt als Kokain. So wie du mich gerade ansiehst, scheinst du es noch nicht probiert zu haben, oder?«
»Emmm... nein. Aber alles cool!« Mein Herz springt mir gleich aus der Brust. Ich hätte mit allem gerechnet, was wir hier in dem Gäste-WC treiben, aber nicht damit! Ich versuch mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös ich bin. Ich kenne viele aus meiner Schule, die das regelmäßig auf Partys ziehen und davon schwärmen. Aber für mich gab es noch nie einen richtigen Grund es auszuprobieren. Zumindest wurde ich noch nie so damit konfrontiert wie jetzt.
Während sie das Armaturenbrett am Waschbecken mit einem Handtuch trocken reibt um dort den Inhalt der Plastiktüte vorzubereiten, stehe ich wortlos hinter ihr und beobachte sie. Unfähig mich zu bewegen und etwas zu sagen. Wie eine Statue sehe ich ihr zu, wie sie das weiße Pulver ausbreitet und mit einer Karte klein drückt, um es dann in zwei Portionen aufzuteilen. Daraus formt sie dann je eine Linie.
»Hast du ein Zwanziger?«, sagt sie und blickt über ihre Schulter, um mich anzusehen. »Du musst nicht, wenn du nicht willst«, fügt sie hinzu, nachdem sie meinen Anblick deutet.
Das Einzige was ich im Moment weiß, ist, dass dieses Mädchen mich verrückt macht. Sie spannt mich auf die Folter, das treibt mich in den Wahnsinn. Ich musste mir bisher noch nie Mühe geben, um ein Mädchen von mir zu überzeugen. Jede Berührung blockt sie gekonnt ab. Aber trotz alldem gibt sie mir das Gefühl, komm und nimm mich.
»Alles gut, bin dabei!«, sage ich schließlich, ohne groß nachzudenken. Für einen Augenblick denke ich an meinen Dad. An sein enttäuschtes Gesicht, wenn er das erfahren würde. An den Ausdruck, den er hatte, als wir in der Küche saßen, um über meine Mum zu reden. Er tat mir unendlich leid. Mein Bauch zieht sich zusammen und alles krampfte in mir. Eine Welle von Wut steigt in mir auf, die ich sofort zu unterdrücken versuchte.
»Scheiß drauf! Ich fang an!«
»Bist du sicher, Nate?«
Eilig hole ich mein Portemonnaie aus der Hosentasche meiner Jeans und ziehe einen Schein raus.
»Hab nur ein Fünfziger! Geht das auch? Oder muss es ein Zwanziger sein?«
»Der ist noch besser!«, zwinkernd nimmt sie mir den Geldschein aus der Hand, rollt ihn zwischen den Fingern zu einer Röhre ohne den Blick von mir abzuwenden. Ihre Blicke bringen mich noch um. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist!
»Halt ihn an die Nase und zieh mit einem Zug das Pulver weg. OK?
Denk nicht zu viel drüber nach und mach es schnell.«
Nervös atme ich tief ein und nehme ihr den gerollten Schein ab. Mein Puls wird schneller. Mein Kopf leer. Wie ausgesaugt. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Mit starrem Blick schaue ich ans Waschbecken auf die zwei Lines.
Hebe mir den gerollten Fünfziger an die Nase und bücke mich runter. Mit einem tiefen Atemzug inhaliere ich das Koks in die Nase.
»Boahhhh...fuck!«, keuchend komm ich wieder hoch und hebe mir beide Nasenlöcher mit Zeigefinger und Daumen zu. »Ist das normal, dass es so in der Nase brennt?«
»Dieses dumme Arschloch! Hat mir gestrecktes Zeug verkauft!«
Verwirrt über ihre Antwort sehe ich sie fragend an.
»Nur wenn das Gold gestreckt ist mit anderen Substanzen, verursacht es Brennen in der Nase. Bei reinem Kokain passiert das nicht.«
»Aha. Ist das der Moment, wo ich mir jetzt Sorgen um mein Leben machen sollte oder ist alles cool?«
»Nein, du Spinner. Alles cool!« Lachend greift sie mir mit einer Hand an die Wange und zieht mich näher an sich ran.
»Keine Angst, du wirst deswegen nicht sterben.«
»Ein bisschen fühl ich mich schon von dir veräppelt«, necke ich sie und mach einen weiteren Schritt auf sie zu.
Mit einem Schlag beginnt das Kokain zu wirken. Ich fühl mich gut, klar, wach, einfach da. Alles gleichzeitig und mit vollem Durchblick. Wie aufgeladen und neu gestartet. Ich hab sofort das Verlangen nach mehr. Wie ein Rausch, ohne benebelt im Kopf zu sein.
»Küss mich endlich und hör auf, mich hinzuhalten!«, flüstere ich ihr ins Ohr, als ich sie erreicht habe.
»Jetzt bin ich dran.« Gekonnt befreit sie sich wieder aus meinen Armen und stellt sich ans Waschbecken. Sie zögert nicht lange und zieht das Koks so schnell weg bevor ich dagegen protestieren kann, dass sie mich wieder abgewürgt hat. Sie hält kurz inne und stützt sich mit beiden Armen am Waschbeckenrand. Das Kinn in den Brustkorb gedrückt und die Augen fest zugekniffen. Von ihrem Spiegelbild aus beobachte ich sie und versuche zu deuten, ob ihr was fehlt.
»Geht's dir gut?«
Sie murmelt irgendwas vor sich hin, was ich nicht verstehen kann.
»Was?«
»Ich sagte, ich will tanzen! Sofort!«
Mit einmal löst sie sich aus ihrer Haltung, packt mich am Arm und zerrt mich zur Tür.
»Ich muss jetzt tanzen, Nate!«
Wortlos lasse ich zu, dass sie mich hinter sich her schleift. Unten angekommen, bin ich überfordert von dem Lärm und den Lichtern, die auf mich einprasseln. Klar aber gleichzeitig überfordert von dem, wie ich denselben Raum wahrnehme. Dennoch fühlt es sich unglaublich an. Im Augenblick scheint alles einen Sinn zu ergeben. Diese Party, die Leute, sogar dieser Raum. Jeder ist gut drauf, tanzt und hat einfach Spaß.
Jenny mischt sich in die Menschenmenge und zieht mich am Arm gepackt immer noch hinter sich her. Sie scheint wie in einer Art Trance zu sein. Geführt von der Musik und nicht zu bremsen.
Wir tanzen zu den heißesten Beats. Zumindest fühlt sich jeder Song, der gerade abgespielt wird, wie der beste aller Zeiten an. Jenny ist nicht zu bremsen. Mit heißen Bewegungen tanzt sie um mich rum und scheint ihre Umgebung komplett auszublenden. Ich habe das Gefühl, dass wir alle Blicke auf uns ziehen. Wie in einem Tunnel nehme ich meine Umgebung verschwommen wahr. Jenny und ich sind der Zug und alles rauscht an uns vorbei.
Wie aus dem Nichts packen mich zwei Hände und ziehen mich ruckartig nach hinten, dass ich beinahe mein Gleichgewicht verliere.
»Jo Nate, das war aber eine schnelle Nummer! Oder warum seid ihr wieder unten?«
»Schhhhh.... Schrei nicht so rum, Jack! Ich erzähl es dir später. Hast du zufällig noch mein Getränk? Ich bin am Verdursten.«
»Hier nimm meins. Deinen hab ich schon getrunken.«
»Wer ist den der Süße? Willst du ihn mir nicht vorstellen, Nate?«
Jenny drückt sich in unsere Mitte und legt ihre Arme auf unsere Schultern. Sie muss auf Zehenspitzen stehen, um an uns hochzukommen. Mit diesem einen Blick, der mich den ganzen Abend schon um den Verstand bringt, sieht sie uns abwechselnd an.
»Klar! Das ist mein bester Freund Jackson.«
Jackson würgt mich mit einer Handbewegung ab und redet weiter: »Jack! Alle nennen mich Jack. Das reicht aus. Lass mich raten und du bist... Der Entführer meines besten Freundes. Oder hast du auch einen richtigen Namen?«
»Jennifer. Alle nennen mich Jenny. Das reicht aus.« Grinsend äfft sie ihn nach.
Ich schaue in Jacksons verwirrtes Gesicht und pruste so laut los, dass die neben uns sich erschrocken umdrehen.
Protestierend boxt er mir gegen die Schulter: »Hey! Was gibt es da zu lachen? Habt ihr nie jemanden höflich sprechen gehört?«
»Ach Jack. Nimm es doch nicht immer so ernst.«
Jenny verdreht spielerisch die Augen und geht mit den Worten: »Ich bringe uns mal noch Getränke, damit ihr Zicken euch aussprechen könnt.«
»Jetzt erzähl schnell« sagt Jackson eilig. »Bevor sie zurückkommt.«
»Da gibt es nicht viel zu sagen. Nur, dass sie mich wahnsinnig macht. Sie spielt mit mir und lässt mich kaum an sich ran.«
Er lacht.
»Dass du sowas auch mal in deinem Leben erleben darfst, freut mich gerade. Ja weshalb wart ihr dann oben?«
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, um es so leise wie möglich zu sagen.
»Sie hat einfach ein Tütchen Koks ausgepackt und wir haben es uns reingezogen.« Sein Blick wird ernst und er scheint darüber nachzudenken, was ich gerade gesagt habe.
Überraschend sagt er: »Jo! Ernsthaft? Ohne mich? Ihr Schweine. Warum rufst du mich nicht, Alter?«
Der Geräuschpegel nimmt urplötzlich auf der Veranda zu. Aus dem Haus aus höre ich wie die Schüler lauter werden und durcheinander reden. Einige Mädchen kreischen.
Einer stürmt ins Haus rein und brüllt lauthals: »Wer hat ein scheiß Telefon bei sich? Ruft einen Krankenwagen! Sofort!«
Verwundert schauen Jackson und ich uns an. Eilig laufe ich zum Wohnzimmerfenster um erkennen zu können, was passiert ist. Eine Gruppe von Jugendlichen hat sich im Kreis im Vorgarten versammelt. Einige knien im Rasen und die anderen tippen hektisch in ihren Handys rum. Ich erkenne nichts.
Hinter mir höre ich Jackson frage: »Was ist los? Was genau ist passiert?«
Der Junge, der eben eilig ins Haus kam und jetzt in der Küche steht und Geschirrtücher am Waschbecken nass macht, antwortet: »Da ist ein Mädchen einfach umgekippt. Sie sieht übel aus! Sie schäumt aus dem Mund und ist total blass.«
Im Hintergrund reden alle durcheinander. Einer ruft: »Krankenwagen ist unterwegs!«
Die, die noch im Haus sind stürmen nach draußen, versammeln sich auch zu den anderen, die schon um das Mädchen stehen, das am Boden liegt.
Ich muss sofort an Jenny denken. Hastig halte ich Ausschau nach ihr. Mit dem Blick verfolge ich alle Gesichter, die durcheinander im Haus hin und her rennen. Versuche, ihr Gesicht auszumachen, zwischen den vielen, die raus eilen oder wieder rein stürmen. Panik steigt in mir auf.
Ist sie das Mädchen, dass draußen liegt?
War es das Kokain?
Was wollte sie draußen?
Panisch setze ich meinen versteinerten Körper in Bewegung in der Hoffnung, sie doch zu finden. Dieses Mädchen, von dem ich nur den Vornamen kenne, welches es geschafft hat, mich um den Verstand zu bringen, darf einfach nicht da draußen liegen. Schon gar nicht wegen des gestreckten Kokains!
Paralysiert schaue ich mich um, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Das Koks, das noch immer wirkt, hindert mich daran, bei der Sache zu bleiben. Raum für Raum suche ich das Gesicht, das mich den gesamten Abend hypnotisiert hat.
»Nate! NATE! Komm, lass uns verschwinden.«
Jackson steht hinter mir und sein Blick sieht besorgt aus.
»Nein ich kann nicht. Ich muss Jenny finden. Ich habe nicht mal ihre Nummer.«
»Jo, das ist doch jetzt scheiß egal! Wenn das Mädchen da draußen stirbt, werden wir alle als Zeugen aussagen müssen!« Er kommt näher und flüstert mit zusammen gebissenen Zähnen: »Mein Ausweis, das Koks bei dir! Wir sind am Arsch, wenn die uns filzen, Alter.«
Genervt wende ich mich von ihm ab und sage: »Geh schonmal vor, ich komm nach, sobald ich sie gefunden habe.« Versprochen! Warte am Auto, ich komm, sobald ich sie gesprochen habe.
Widerwillig und mit einem mahnenden Blick setzt er sich in Bewegung und verschwindet im nächsten Augenblick um die Ecke.
Ich mache mich weiter auf die Suche, die meisten sind schon draußen auf der Veranda, sodass ich fast alleine im Haus bin. Ich rede mir selbst ein, dass ich sie bestimmt im oberen Stockwerk finden werde. Auf dem Weg zu den Treppen laufe ich an der Küche vorbei und sehe gerade ein Mädchen durch die Hintertür rausgehen. Jenny!
Ich sprinte vor zur Tür. Mein Blick folgt ihr durch das Küchenfenster. Angespannt versuche ich den Blickkontakt nicht zu verlieren.
Hektisch reiße ich die Tür auf und rufe: »Jenny! Warte!« Aufatmend bleibe ich im Türrahmen stehen und sehe sie erwartungsvoll an. Sie dreht sich um. Sieht mich an. Aber wendet sofort ihren Blick wieder von mir ab.
»Wo willst du hin? Warum bist du nicht zurück zu uns gekommen?« Hake ich schnell nach.
»Nate. Ich muss los. Ich kann nicht mehr bleiben.«
»Ja, lass uns zusammen gehen. Ich nehme dich mit. Na los!«
»Nein... Nate. Du verstehst nicht. Ich muss jetzt gehen. Alleine.«
Stirnrunzelnd laufe ich auf sie zu. »Okay. Dann gib mir deine Nummer, dann können wir uns mal treffen.« Sie seufzt. Sie sieht mich noch immer nicht an. Den Blick starr auf einen Punkt am Boden gerichtet redet sie weiter: »Hör zu Nate. Es ist besser wenn wir es hierbei belassen. Glaub mir. Das wäre das Beste für dich.« Kaum ausgesprochen blickt sie kurz zu mir auf. Sie sieht verängstigt aus. Im Schein der Laternen, die in die Dunkelheit Licht bringen sehe ich mir ihr kreidebleiches Gesicht an. Sie sieht krank aus. Dunkle Augenringe zieren ihre grünen Augen und ihre Wangenknochen stehen hervor. Das war mir drinnen im gedimmten Licht und im Rausch gar nicht aufgefallen. Da stand sie jetzt vor mir, dünn und mit einem hilflosen Blick, den ich nicht verstand.
»Was ist mit dir?« Hakte ich nach. Ich konnte sie so nicht sehen. Ich wende meinen Blick von ihr ab. Meine Hände stopfe ich in die Hintertaschen meiner Jeans und laufe einen Schritt auf sie zu.
Die Sirenen des Krankenwagens brechen die Stille zwischen uns. Im Vorgarten wird es lauter, alle schreien durcheinander. Einige fahren weg oder machen dem Krankenwagen Platz. Im Haus ist niemand mehr zu sehen. Auch im hinteren Teil des Gartens stehen nur wir. Ich versuche, ihren Blick zu deuten.
Hektisch dreht sie ihren Kopf in Richtung der Sirenen. Schüttelt energisch den Kopf, als würde sie sich selbst eine Frage beantworten, die sie sich gestellt hat. »Ich muss gehen. Tut mir leid.« Sie wendet sich ab und läuft in schnellen Schritten Richtung Veranda. Um das Haus herum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Perplex stehe ich da. Ich sehe ihr nach, wie sie sich von mir entfernt und kann nicht begreifen, was mit ihr ist.
Hat sie ein Freund? War auch das der Grund, weshalb sie mich nicht küssen wollte?
Oder war ich einfach nicht ihr Typ? Gefangen in meinen eigenen Gedanken stehe ich da, hinter dem Haus, wie bestellt und nicht abgeholt.
Was war los mit mir?
Warum hatte sie mich so eiskalt abserviert?
Warum sah sie so krank aus? War sie es?
Warum um Himmels willen war ich wie besessen von Ihr?
Noch nie war ich einem Mädchen so hinterher wegen einem Date. Meistens liefen sie mir nach und ich hatte die Qual der Wahl, mir eine für ein Date auszusuchen. Sie ging mir nicht aus dem Kopf und der Gedanke, dass sie mich nicht an sich ran ließ trieb mich in den Wahnsinn. Jetzt war sie weg. Ich Idiot. Hatte nichts unternommen sie doch davon zu überzeugen, mir ihre Nummer zu geben. »Scheiße!« Verärgert über mich selbst laufe ich zurück zu meinem Van und kicke an jede Tonne, die mir auf dem weg dorthin im Weg steht.
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