Ungefragt
Max wusste nicht, wie lange er hier mit Bella saß. Sein Herz wummerte in der Brust. Über Steward und die Zeit bei der Armee, hatte er schon lange nicht mehr geredet. Zu lange war es her. Er war eine Zeit lang in Therapie gewesen, wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung, aber hatte in letzter Zeit einfach nicht die Kraft gehabt, dorthin zu gehen.
Es war anstrengend immer wieder durchzukauen, was passiert war, was schief gelaufen war. Auch wenn ihm jeder sagte, dass er nichts dafür konnte, so fühlte es sich für ihn anders an.
Die Medaillen hatte er nicht verdient. Er hatte sein Team nicht beschützt, er hatte seinen Kameraden verloren. Wie oft wachte er nachts schweißgebadet auf,...
Immer wieder sah er dieses Haus in die Luft gehen. Es war ein Einsatz, wie so viele andere gewesen,...
„Woran denkst du?"
Bella löste sich von ihm und sah ihn fragend an und holte ihn aus seinen Erinnerungen. Ihre Lippen waren geschwollen und noch nie hatte er Bella so strahlend gesehen, wie in diesem Augenblick. Sie schien förmlich zu glühen.
„Nur daran, welch ein Glück ich habe. Bella, du bist alles was ich will und brauche."
Er hatte zwar in dem Moment nicht wirklich daran gedacht, aber gelogen war es nicht. Bella war sein ein und alles geworden und das, innerhalb dieser kurzen Zeit und sie brachte ihn auf andere Gedanken.
Sanft strich sie ihm durch die Haare. Ihre Angst vor ihm und seiner Nähe, schien wie weggeblasen. Es fühlte sich schon fast normal an, wie sie hier saßen.
„Ich hatte Glück. Wenn ich überlege, was gewesen wäre, wenn du nicht in meinem Leben aufgetaucht wärst,..."
Ein trauriger Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht.
„Glaube mir Bella, dasselbe kann ich nur wiedergeben. Auch ich habe meine Päckchen zu tragen. Seitdem du da bist, wirkt alles so weit weg,...."
„Erzähl mir davon,... natürlich nur wenn du willst. Ich will dich nicht zu irgendwas drängen, wenn du nicht,..."
Lächelnd legte Max seine Hand auf ihren Mund und schüttelte den Kopf.
„Ich will, Bella glaube mir. Aber selbst nach all den Jahren, fällt es mir nicht einfach darüber zu reden."
Bella musterte ihn nachdenklich.
„Du hast alle Zeit der Welt, Max. Du sollst nur wissen, ich bin da für dich."
Max zog sie eng an sich und bettete seinen Kopf auf ihren Schopf.
„So, wie ich für dich, mein Goldkehlchen."
Sie so in den Armen zu halten war ihm ein größerer Trost, als jede Unterhaltung.
„Können wir heute hier schlafen?"
Bella hob fragend ihren Blick.
„Wenn du das möchtest? Wir können aber auch zu dir."
„Ich möchte. Ich würde mir gerne mehr Bilder ansehen. Außerdem habe ich das Gefühl, dich so ein wenig besser kennen zu lernen. Diese Wohnung ist immerhin ein Teil von dir."
Max lächelte warm.
„Möchtest du ein Glas Wein?"
Bella nickte und Max erhob sich mit Bella im
Arm. Ohne sie loszulassen lief er in die Küche und setzte sie auf die Theke ab. Neugierig glitt ihr Blick durch die Küche. Anerkennend pfiff sie.
„Die Wohnung ist ganz schön groß oder? Ist die nicht voll teuer?"
Max griff nach zwei Gläsern und zog eine Weißweinflasche aus dem Kühlschrank.
„Für meine Verhältnisse passt das. Aber ja, es gibt sicherlich billigere Wohnungen."
„Du arbeitest als Sicherheitschef, richtig? Verdient man da so viel?"
Max lächelte, Bella hatte wohl keinerlei Scham ihn nach seinem Verdienst zu fragen. Aber ihm gefiel das. Bella war definitiv nicht hinter seinem Geld her. Sie hatte keine Ahnung davon gehabt, wie reich er war.
„Ich verdiene ziemlich gut. Aber ich habe eine eigene Firma, die mehrere Aufträge hat. Samuel und Joshua sind nur ein kleiner Part der Aufträge. Die Firma läuft gut, ich beklage mich nicht."
Bella öffnete den Mund und schloss ihn überfordert wieder. Max reichte ihr ein Glas Wein.
„Wenn das mit der Karriere klappt, ich meine, ...wenn ich genug Geld damit verdiene, was ich ja noch nicht weiß. Aber wenn, bekommst du auch noch Geld für die letzten Wochen, du sollst das nicht umsonst,..."
Stirnrunzelnd schüttelte Max den Kopf und unterbrach ihr Gestammel.
„Auf keine Fall! Bella, ich mach das doch bei dir nicht für Geld! Wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass ich dafür Geld möchte, dann tut es mir leid."
„Nein! Hast du nicht, Max. Aber seit Wochen beschützt du mich und Liz. Ich kann das nicht von dir verlangen. Es ist dein Job, es ist das, wovon du lebst, womit du dein Geld verdienst. Wenn ich Geld habe, wirst du es bekommen, versprochen. Bitte, ich fühl mich damit wohler!"
Max nickte, auch wenn er kein Geld von ihr annehmen würde. Aber er wollte sich jetzt nicht mit ihr, über sowas unwichtiges, wie Geld es nun mal für ihn war, streiten.
„Wie bist du eigentlich aufgewachsen? Deine Eltern, auf dem Bild. Ihr saht darauf glücklich aus."
Neues Thema also, aber Max war der Themenwechsel nur recht, denn Bella sollte sich über Geld keinen Kopf machen.
Sie wirkte richtig aufgeregt. Ihr schien es zu gefallen, ihn etwas näher unter die Lupe nehmen zu können. Max gönnte es ihr. Immerhin hatte sie einen riesigen Schritt auf ihn zugemacht, indem sie ihm von Carter erzählt hatte, da konnte er ebenfalls ein paar Schritte auf sie zukommen.
„Das waren wir auch. Mein Vater war Farmer. Wir haben auf dem Land gewohnt. Ich habe als Kind immer geholfen die Ernte reinzuholen. Er starb vor einigen Jahren."
„Oh, das tut mir leid. Du hast ihn wohl sehr geliebt?"
„Ja! Er war mir immer ein guter Vater und Freund. Es hat ihn in den Wahnsinn getrieben, als ich mich dafür entschied, zur Armee zu gehen. Erst heute verstehe ich, warum er so reagiert hat. Wir haben vier Jahre kein Wort miteinander gewechselt. Er hat es mir damals übel genommen, dass ich nicht auf ihn gehört habe. Nach meinem Einsatz,... kurze Zeit später wurde er krank und starb."
Nachdenklich nahm Max einen Schluck Wein. Wie sehr er diesen Abschnitt seines Lebens hasste. Er hätte auf seinen Vater hören sollen. Vielleicht wäre es dann jetzt alles anders,...
„Und deine Mutter?"
Liebevoll lächelte Max. Seine Mama, war sein Anker!
„Sie wohnt noch auf der Farm. Jemand anderes bewirtschaftet diese jetzt, aber sie wollte nicht weg von zu Hause. Beizeiten wirst du sie kennenlernen und dir selbst ein Urteil bilden können. Ich bin voreingenommen. Sie ist schließlich meine Mutter."
„Du liebst sie."
Max nickte!
„Ja!"
„So sollte es wohl in einer Familie sein,..."
Traurig schwenkte Bella den Wein in ihrem Glas. Max stellte sein Glas zur Seite und stellte sich zwischen Bellas Beine. Sanft zog er sie in eine Umarmung.
„Es tut mir leid, Bella. Es tut mir leid, dass du das nicht erfahren durftest, dass du nicht so behütet aufgewachsen bist. Es tut mir leid, dass du deinen Vater so früh verloren hast. Es tut mir leid, dass dir so vieles widerfahren musste. Ich kann leider nichts davon ungeschehen machen, aber ich kann dir ein Versprechen geben. Ich werde dich hüten wie einen Schatz. Niemand soll dir jemals wieder etwas Böses anhaben können. Die Narben der Vergangenheit werden nie ganz verschwinden, aber ich möchte dafür sorgen, dass sie aufhören weh zu tun. Sie werden mit der Zeit verblassen."
Über Bellas Wange kullerte eine einzelne Träne.
„Ich weiß, du meinst es nur gut, Max, aber ich bezweifle, dass es jemals aufhört weh zu tun. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt beziehungsfähig bin. Was ist, wenn nicht? Was ist, wenn deine Bemühungen umsonst sind?"
„Nichts was mit dir zu tun hat, ist jemals umsonst. Bella. Du darfst so nicht denken! Wunden heilen, manche schneller, manche brauchen ihre Zeit. Wunden brennen und pochen anfangs, aber mit der Zeit bildet sich eine Kruste und irgendwann werden es Narben, die Ab und An mal jucken. Die Dämonen der Vergangenheit lauern überall, es ist anstrengend, ich weiß das,...
Aber du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Sieh mal, wo wir jetzt stehen. Du hast vor ein paar Wochen nicht einmal Nähe ertragen können und wir haben heute wie die Wilden geknutscht."
Sanft wischte er ihr die Tränen weg. Jede einzelne Träne schnitt ihm ins Herz. Er hätte ihr gerne die Traurigkeit weggenommen, aber außer für sie da zu sein, konnte er nicht viel tun. Ein leichtes Lächeln huschte, bei seinen letzten Worten, über ihr Gesicht.
„Warum?"
„Was warum, mein Goldkehlchen?"
Unruhig rutschte Bella auf der Arbeitsplätze hin und her.
„Warum tust du das alles? Warum ich?"
Max grinste.
„Ich mochte es noch nie einfach, Bella. Dinge für die man im Leben kämpfen muss, sind es meist auch wert! Die Liebe ist alles, nur nicht einfach! Und man sucht die Liebe nicht, sie findet einen,... ungefragt!"
Sanft hob er sie hoch, umschloss sie mit seinen Armen und hielt sie eng an sich gedrückt. Intuitiv schlang sie ihre Beine um ihn.
„Aber ich glaube alles hat einen Grund. Ich bin dir nicht nur einfach so in der Bar begegnet. Du,...
Mit dir fühle ich mich lebendig. Wir sind uns beide ähnlicher als du es glaubst. Wir müssen beide lernen, die Vergangenheit Vergangenheit werden zu lassen, nicht an ihr festzuhalten und nach vorne zu gucken, gemeinsam,..."
Sanft küsste er sie hinter dem Ohr.
„Das zählt für mich genauso, wie für dich! Nur gemeinsam haben wir eine Chance. Und ich will das! Ich will es versuchen,..."
Bewegt legte er sein Herz an ihre Brust.
„Ich brauche dich!"
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Hey ihr Süßen 😘 es hat was gedauert, aber dieses Kapitel hatte es in sich 🙈💋 ich hoffe ich konnte es richtig rüberbringen 🙈 dieses Kapitel lag mir sehr am Herzen, weil es die beiden näher zueinander bringt und so viel von Max zeigt,....
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