Lichtblick
Max hob Bella aus dem Wagen, sie war weggenickt. Besorgt sah er auf ihr kleines Gesicht runter. Ohne etwas sagen zu müssen, legte Bella im Halbschlaf ihre Arme um ihn und schmiegte sich enger an ihn.
Sein Herz schlug dabei hart gegen seinen Brustkorb. Nichts war mehr von der ihrer Anspannung zu spüren. Nur kurz hatte die alte Bella wieder die Oberhand gewonnen. Als es darum ging, dass er sie nach Hause hatte bringen wollen. Irgendwas stimmte da nicht,...
Dankbar sah Max zu George rüber, der ihm grinsend zuzwinkerte.
„George, kannst du für mich eine Adresse und die darin wohnenden Personen überprüfen?"
George kam nun mit ernstem Gesichtsausdruck und einem Zettel, um das Auto herum. Max sah auf Bella runter, die immer noch schlief. Er gab ihm leise Bellas Adresse durch.
„Ich weiß nicht wer da noch wohnt. Sie hat eine Schwester, Liz, mehr weiß ich noch nicht. Überprüfe alle Personen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da was nicht stimmt."
George nickte und Max machte sich auf den Weg nach oben. Da er die Tür nicht aufbekam, mit Bella im Arm, musste er sie wecken.
„Hey, kleine Kellnerin. Wir sind da."
Bella brummte und schlang ihre dünnen Ärmchen noch enger um ihn. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sie nie wieder los gelassen, aber er konnte schlecht hier auf dem Flur mit ihr stehen bleiben.
„Ich weiß, ich bin unglaublich gemütlich, aber ich brauche eine Hand, um die Türe aufzuschließen."
Müde öffnete Bella die Augen. Fasziniert beobachtete Max, wie ihr Blick nach und nach klarer wurde. Er konnte genau sehen, wie sich eine Röte über ihre Wangen zog, als sie erkannte, dass er sie im Arm hatte.
Wie von der Tarantel gebissen, zappelte sie und Max ließ sie runter, bevor sie ihm oder sich selbst weh tat.
„Wieso hast du mich nicht geweckt?"
Max schüttelte belustigt den Kopf. Wieder fuhr sie ihre Stacheln aus.
„Du hast Dornröschen gespielt. Es hätte eine ganze Elefantenherde probieren können, dich zu wecken, es wäre nichts passiert. Du hattest den Schlaf anscheinend bitter nötig."
Müde ging sich Bella durch die Haare. Verwirrt blickte sie auf die Tür.
„Wo sind wir?"
Stirnrunzelnd sah Max auf sie runter. War sie wirklich so betrunken?
„Du wolltest nicht zu dir nach Hause, deshalb,..."
„Ich schlafe nicht bei dir!"
Entrüstet und mit großen Augen unterbrach sie ihn. Die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben.
Schmunzelnd hielt er ihr den Schlüssel hin.
„Das ist deine Wohnung, Bella. Erinnerst du dich?"
Er sah wie es Klick bei Bella machte und beschämt sah sie auf die Schlüssel.
„Sorry,... ich bin wohl etwas durch."
Mit zittrigen Fingern nahm Bella die Schlüssel und schloss die Tür auf. Max sah, wie sie den Lichtschalter betätigte, aber es tat sich nichts.
„Hmmm, kein Strom."
Überfordert sah sie über ihre Schulter zu ihm.
„Soll ich mal nach dem Stromkasten sehen? Ich gehe davon aus, dass nur die Sicherungen rausgemacht wurden."
Plötzlich schüchtern nickte Bella. Max schob sich an Bella vorbei und lief direkt zu dem Strommasten. Er war damals ab und an mal hier gewesen, als Mia noch hier gewohnt hatte.
Mit einigen Handgriffen hatte er alle Sicherungen drin und im Flur ging das Licht an. Bella sah sich mit großen Augen um. Immer noch wirkte sie leicht beschwipst und müde.
„Darf ich bitten, Fräulein? Hier sehen sie den Flur, inklusive der Garderobe. Klein aber praktisch."
Lächelnd ging er ein paar Schritte durch den Flur und blieb im angrenzenden Wohnzimmer stehen.
Bella folgte ihm stumm. Er konnte die Gefühle auf ihrem Gesicht kaum deuten. Er sah Freude und Aufregung, aber auch Sorge oder war es Angst?
Doch als Bella das Wohnzimmer sah, wichen alle Regungen aus ihrem Gesicht und nur ein Staunen war zu erkennen. Nachdem Kim hier eingezogen war, sie hatte ebenfalls die Wohnung eine zeitlang genutzt, war es sehr bunt. Jede Wand hatte eine andere Farbe und der Couchtisch war ebenfalls in allen möglichen Farben, die es so gab, angestrichen worden.
„Wow, ich wusste gar nicht, dass Mia es so bunt mag."
Staunend ließ Bella den Anblick auf sich wirken. Max schüttelte den Kopf.
„Das war nicht Mia. Das ist Kims Werk. Sie hat eine zeitlang ebenfalls in dieser Wohnung gelebt."
„Okay, zu Kim passt es."
Aufmerksam betrachtete Max sie. Fasziniert bestaunte sie jedes Möbelstück.
„Ist es denn auch dein Geschmack, Bella?"
Bella zuckte mit den Achseln.
„Vielleicht nicht ganz sooooo bunt, aber fürs erste völlig in Ordnung. Ich werde einfach nach und nach mein Ding raus machen. Wobei Liz wird es lieben, sie wird es genauso lassen wollen."
Aufgeregt lief sie in die Küche und strich andächtig über die Arbeitsplatte. Neugierig öffnete sie die Schränke und quietschte.
„Wow! Hier ist alles, was man zum kochen braucht. Max! Ich brauche nichts zusätzlich kaufen."
Freudig riss Bella nun alle Schränke auf und Max ging das Herz auf, als er die Freude in ihren Augen sah.
Ohne auf ihn zu achten lief Bella ins angrenzende Schlafzimmer. Max ließ sie und ging langsam hinterher. Er wusste nicht, ob sie ihn wirklich hier haben wollte.
„Das wird das Zimmer für Liz. Hier ist genug Platz für sie."
Sanft strich sie mit den Händen über das Bett. Max sah es glitzern in ihren Augen. Doch bevor es was sagen konnte, lief sie ins jetzige Arbeitszimmer, das wirklich sehr klein war.
Nachdenklich sah sich Bella um, schien den Raum mit den Augen genauestens abzumessen. Mittlerweile wirkte sie ein wenig klarer.
„Ich werde nur eine Schlafcouch kaufen müssen. Das wird dann mein Zimmer. Der Schreibtisch kommt rüber zu Liz, der passt noch ideal da rein, dann hab ich noch Platz für einen zweitürigen Kleiderschrank und sie kann in Ruhe in ihrem Zimmer für die Uni lernen."
Begeistert sah sich diese kleine Frau um. Fasziniert sah Max ihr dabei zu. Sie wirkte irgendwie gelöst und schien sich über diese winzige Wohnung riesig zu freuen. Bella ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich strahlend auf die Couch. Unbeholfen stand Max im Türrahmen. Er wusste nicht so recht wohin mit sich.
Bella krallte sich die Decke, die auf der einen Seite der Couch lag und kuschelte sich hinein.
Schweigend betrachtete er sie.
„Das wird toll. Ich muss morgen früh direkt Liz anrufen,... so viel zu tun..."
Sie murmelte nur noch vor sich hin. Im Kopf ging Max schon durch, woher er einen Wagen bekam, um Bella bei dem Umzug zu helfen, denn er ging nicht davon aus, dass sie ein Auto besaß.
„Wir sehen uns morgen, kleine Kellnerin."
Er sprach nur leise, er wollte sie nicht aus ihrer momentanen Entspannung holen. Doch Bella reagierte nicht. Leise ging er zur Couch und setzte sich auf den Tisch. Bella war eingeschlafen, innerhalb von Sekunden! Anscheinend war sie doch noch betrunkener gewesen, als er es gedacht hatte,...
Er betrachtete sie eine Weile. Wenn sie schlief wirkte sie so entspannt, so anders,... würde sie doch auch mal nüchtern in seiner Gegenwart so entspannt sein,... aber er hatte das Gefühl, dass das noch einiges an Zeit und an Geduld brauchen würde. Aber er sah, dass sie durchaus lachen konnte, entspannen konnte, das gab ihm Hoffnung, es war ein kleiner Lichtblick.
Leise seufzend stand er auf und nahm den Haustürschlüssel mit. Er würde erst mal in den Vierundzwanzigstunden Supermarkt gehen. Sie brauchte einen vollen Kühlschrank, Bella würde morgen einen heftigen Kater haben...
___
Hey meine treuen Suchtis! Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. ❤️❤️❤️
Mal sehen wie Bella morgen reagiert... 🙈🙈🙈
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro