Kreisende Gedanken
Bella tanzte mit den anderen auf der Tanzfläche. Sie hatte den Vertrag unterschrieben! Sie würde beruflich Musik machen. Ihr sehnlichster Wunsch wurde tatsächlich Realität! Immer noch konnte sie es nicht glauben.
Da es heute ins Wochenende ging, unglaublich wie die letzten Tage an ihr vorbeigezogen waren, hatten sie beschlossen, feiern zu gehen. Lizzy hatte nur noch eine knappe Stunde, dann würde sie volljährig werden.
Liebevoll sah Bella zu Liz rüber. Ein paar ihrer Klassenkameraden waren ebenfalls gekommen. Bella sah wie in einem Film, die kleine Lizzy, die laufen lernte, die das erste mal auf dem Fahrrad saß, während sie neben ihr her rannte und aufpasste, dass sie sich nicht weh tat. Sie sah, wie sie ihr die Haare flocht, an ihrem ersten Schultag, wie sie mit Lizzy das erste mal Tampons kaufte und ihr erklärte, was mit ihren wunderbaren Körper passierte. Wie sie ihr die Tränen wegwischte, bei ihrem ersten Liebeskummer.
Unglaublich, dass das alles schon so lange her war. Lizzy war so schnell groß geworden,...
sie verspürte einen bisschen Wehmut, aber auch Dankbarkeit darüber, dass Liz so vernünftig war.
In der Pubertät hatte Liz kaum Probleme gemacht. Die Schule und ihre Malerei waren ihr immer wichtiger gewesen, als Party zu machen oder sich viel mit Jungs einzulassen. So blieben die ganz großen Dramen aus, den ersten Liebeskummer nicht mitgezählt.
Bella spürte wie ihr der Schweiß über den Rücken lief, sie wollte aber nicht aufhören zu tanzen. Der Tag war befreiend und doch so konfus zugleich gewesen. Endlich würde sie ein Leben führen können, endlich würde sie ein sicheres Einkommen haben. Zumindest für zwei Jahre,...
Ihr Blick huschte kurz zu Max. Sie hatte heute nicht viel mit ihm geredet. Bei den Verhandlungen hatte sie ihn reden lassen, denn er hatte genau gewusst, was er da tat. Auf alle Forderungen war das Plattenlabel eingegangen. Danach hatte die ganze Gruppe vor dem Gebäude auf sie gewartet. Sogar die Kinder von Mia, Samuel, Kim und Joshua waren anfangs dabei gewesen.
Erst waren sie Essen gegangen und nachdem sie die Kinder, bei den Großeltern ins Bett gebracht hatten, waren sie weiter in den Club gezogen. Die Großeltern hatten Bella und Liz herzlich in ihre Arme geschlossen. Bella war so viel Liebe und Wärme gar nicht gewohnt. Aber für eine Augenblick hatte sie es sogar genießen können, denn diese Herzlichkeit wirkte ehrlich.
Fasziniert hatte Bella Joshua, Kim, Mia und Samuel mit ihren Kindern beobachtet. Sie brachten so viel Geduld und Liebe auf, dass es Bella ganz warm ums Herz geworden war. So sah es also aus, wenn man eine intakte Familie hatte,...
Wieder glitt ihr Blick zu Max, der mit den Männern an der Theke stand und sich angeregt zu unterhalten schien. Immer wieder dachte sie an die Zeilen zurück. Die Zeilen, die sie heute morgen, nachdem sie hundemüde aufgestanden war, auf einem Zettel, an ihrem Spiegel vorgefunden hatte.
Die Zeilen die ihr nicht mehr aus dem Kopf gingen und die sie verunsicherten. Sie hatte darauf geachtet, nie alleine in seiner Nähe zu sein. Denn sie wusste nicht, ob er eine Antwort erwartete,... was er überhaupt von ihr erwartete.
Bella,
Ich habe Geduld,...
Ich habe Geduld darauf zu warten, dass du mir vertraust. Dein Vertrauen muss man sich erarbeiten, dass habe ich erkannt.
Aber sei dir Gewiss, ich habe Zeit und ich habe ein langen Geduldsfaden. Denn wenn ich etwas gelernt habe, ist es sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Und mein Ziel ist es, dich wieder glücklich zu sehen,... egal was es kostet!
Die Vergangenheit können du und ich leider nicht mehr ändern! Aber was wir ändern können, ist es, was es mit uns tut, wieviel Macht wir der Vergangenheit über unsere Gegenwart und Zukunft geben!
Dein Bulldozer
P.S. In der Küche wartet dein Kaffee!
Immer wieder hatte Bella diese Zeilen gelesen. Ihre Gefühle waren zwiegespalten gewesen, als sie diese Worte las.
Einerseits hatten diese ihr Herz höher schlagen lassen, anderseits hatte sie vor Angst Tränen vergossen.
Max war ein toller Mann. Die letzten Tage hatte er ihr unglaublich zur Seite gestanden und doch hatte sie Angst. Angst davor, dass er sah, wer sie wirklich war. Angst davor, dass er rausbekam, was sie getan hatte. Angst davor, dass er sie danach nicht mehr so ansah, wie er es jetzt tat.
Denn auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, genoss sie seine Aufmerksamkeiten. Noch nie hatte sich jemand so darum bemüht ihr Freund zu sein. Aber sie wusste auch, dass er vielleicht mehr wollte. Er hatte es ihr gesagt oder nicht? Bildete sie es sich nur ein? Interpretierte sie zu viel ihn seine Gesten und Worte hinein?
Trotzdem stimmte es sie traurig, dass sie ihm das nicht geben konnte, wenn er es wollen würde. Denn die Zeile war treffend gewesen. Die Vergangenheit bestimmte jeden verschissenen Tag von ihr.
Jeden Tag wurde sie daran erinnert, was sie getan hatte. Jede Berührung, jedes Wort machte ihr Angst. Jede Nacht wachte sie schreiend auf, mit der Angst wieder zurück in ihrer Hölle zu sein. Immer noch nicht war es in ihrem Kopf angekommen, dass es vorbei war,... dass sie keine Angst mehr haben brauchte.
Ob es jemals vorbei sein würde?
Ob sie jemals so unbeschwert wie die anderen oder wie Liz sein würde?
Schnell exte sie das Glas in ihrer Hand weg. Sie musste den Kopf abschalten, sonst würde sie irgendwann noch wahnsinnig werden. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und sie würde auf keine Antwort kommen. Nicht heute, nicht jetzt,...
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Hey ihr Süßen, ein etwas kürzeres Kapitel, aber doch sehr wichtig🙈 ich hoffe es gefällt euch... und nachdem ich jetzt des Öfteren gefragt wurde,... werde ich bald eine Lesenacht veranstalten ❤️ ich weiß noch nicht genau wann, da Weihnachten vor der Tür steht und ihr sicherlich alle viel zu tun habt... vielleicht das Wochenende vor Silvester? Was denkt ihr? Andere Vorschläge?
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