Funken Hoffnung
„Ich kann durchaus lachen und Spaß haben, Max. Aber ich suche mir gerne aus wann, wo und warum. Und nur weil ich bei dir nicht lache, heißt es nicht, dass ich ein Trauerkloß bin."
Mutiger als sie sich fühlte, fauchte sie ihn an. Dass ihr Herz laut geklopft hatte, bei der Umarmung, versuchte sie beiseite zu drücken. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass ihre Gefühle so verrückt spielten?
„Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, warum ich bei dir nicht lachen kann. War das ein Zufall, dass sich Mia ausgerechnet jetzt gemeldet hat?"
Wütend funkelte sie ihn an. Sie fühlte sich verraten. Wären sie alleine gewesen, wäre sie ihm an die Gurgel gesprungen. Hier im Club, zwischen all den anderen ging das nicht.
Max sah sie unschuldig an und zuckte mit den Achseln. Ihre Wut schien einfach an ihm abzuprallen.
„Ich habe nichts damit zu tun. Ich wusste zwar, dass sie dich anschreiben wollte und sie sich heute mit dir treffen wollte, aber ich habe sie sicherlich nicht dazu aufgefordert. Sie meinte nur, dass ihr euch lange nicht gesehen habt und es mal wieder Zeit wäre."
Bella sah rüber zu Mia, die eng mit ihrem Mann tanzte. Sie war hin und her gerissen. Sie hatte bis eben wirklich Spaß gehabt. Liz hatte ihr noch geschrieben, dass sie das Wochenende nicht nach Hause kommen würde, daher hatte sie es erst Recht nicht eilig nach Hause zu kommen.
Sie hatte sogar kurz mit dem Gedanken gespielt in einem Hotel zu schlafen, obwohl sie das Geld dafür nicht wirklich übrig hatte. Zwei Tage mal keine Angst haben müssen,..
Bella überlegte angestrengt was sie tun sollte. Sie brauchte das hier und eigentlich wollte sie noch nicht gehen. Sie zuckte mit den Achseln und drehte sich weg von ihm. Sollte er doch hier sein, sie musste ja nicht mit ihm reden.
Schnell lief sie zur Theke, sie brauchte noch einen Drink. Sie hatte das Gefühl, durch das plötzliche Auftauchen von Max, augenblicklich nüchtern geworden zu sein. Das musste sie ändern!
„Zwei Shots! Irgendwas starkes!"
Der Barkeeper nickte und stellte ihr irgendwas hin. Bella griff danach und exte den ersten runter. Sie verzog das Gesicht, weil es alles, nur nicht lecker war. Trotzdem, sie musste es einfach runterwürgen.
Sie setzte den zweiten an, als neben ihr eine nur allzu bekannte Stimme erklang.
„Soso. Du kannst ordentlich was wegstecken."
Bella erschrak sich so sehr, dass sie sich verschluckte. Röchelnd und hustend versuchte sie die brennende Flüssigkeit aus der falschen Röhre zu bekommen. Max kam ihr zur Hilfe und klopfte ihr auf den Rücken.
Keuchend versuchte sie ihre Lunge mit Sauerstoff zu füllen. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ohne darüber nachzudenken griff sie nach der Flasche Bier in Max's Hand. Wie eine Irre ließ sie das Bier ihre Kehle hinuntergleiten und spürte, wie der Hustenreiz nachließ.
Max sah mitleidig zu ihr runter. Bella konzentrierte sich nur darauf, dass ihr Atem wieder normal ging.
„Hör auf dich ständig anzuschleichen."
Ihre Stimme klang kratzig und immer noch atemlos.
„Ich habe mich nicht angeschlichen. Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Das wollte ich nicht."
Hilflos sah der große Mann sie an. Bella nickte ihm zu und bestellte sich noch ein Bier.
Mia und die anderen kamen auf die beiden
zugerannt und Bella atmete auf. Mit allen zusammen fühlte sie sich doch sicherer. Sie glaubte kurz den Ausdruck der Enttäuschung auf seinem Gesicht zu sehen.
„Na ihr zwei süßen, trinkt ihr etwa ohne uns? Los, der Abend fängt erst an! Und da ich nicht stillen kann, darf ich trinken!"
Joshua sah stirnrunzelnd auf Kim runter. Kims Körper war nach der Geburt so geschwächt gewesen, dass sie nicht genügend Milch produzieren konnte. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Bist du sicher, dass du dich,..."
„Joshua Fox! Sprich es nicht aus!"
Kim stellte sich mit funkelnden Augen vor dem Mann hin. Bella sah fasziniert dem Treiben der beiden zu. Noch nie hatte sie erlebt, dass ein Mann so liebevoll mit einer Frau umging und noch nie hatte sie eine Persönlichkeit wie Kim kennengelernt. Sie war so direkt!
„Es tut mir leid, mein kleiner Wildfang. Aber das ist meine Aufgabe als Ehemann, mir Sorgen um dich zu machen."
Schmollend sah der blonde Schönling zu der kleinen, aufbrausenden, blonden Frau runter. Bella war fasziniert. Sie wirkten perfekt füreinander. Hier traf das Sprichwort Deckel und Topf zu hundert Prozent zu.
Sie beobachtete wie Kims Wut verflog. Grinsend warf sie sich ihm an den Hals.
„Ist er nicht süß?"
Kim zwinkerte Bella zu und diese nickte mit rotem Gesicht.
Der Kellner stellte mehrere Shots auf ein Tablett und jeder nahm sich eins. Bella sah in die Runde. Mia wirkte so glücklich, sie wich kaum von Samuels Seite. Alle wirkten so glücklich,...wenn sie überlegte, wie Mia damals drauf war,.... vielleicht sollte sie die Hoffnung für sich selbst und ihr Leben doch noch nicht aufgeben?
Mia hatte damals große Schwierigkeiten gehabt. Sie war an Borderline erkrankt. Bella hatte sie eine Zeitlang mit dadurch begleitet, sie hatte Mia nicht anders kennengelernt und sie so akzeptiert, wie sie war. Warum sie sich selber verletzte hatte Mia ihr nie erzählt, dazu war ihre Freundschaft nicht eng genug gewesen. Aber wenn sie ihre schlechten Phasen hatte, hatte sie Mia bei Jake immer gedeckt und war für Mia eingesprungen.
Heute jedoch wirkte Mia wie eine völlig andere Frau. So selbstsicher und strahlend hatte sie ihre Freundin nie gesehen.
„Auf uns und einen wunderbaren Abend!"
Kim sah vergnügt in die Runde und alle prosteten sich zu. Bella sah nach oben, während sie mit Max anstieß und ihr Atem stockte, als sie sah, wie nahe er wieder bei ihr stand. Hastig setzte sie das Glas an die Lippen und ließ die brennende Flüssigkeit ihren Hals hinunter wandern.
Mia stellte sich neben Bella.
„Jetzt erzähl mal, was du so getrieben hast. Wie kommt es, dass du immer noch für Jake arbeitest?"
Bella schluckte die ekelige Flüssigkeit runter und setzte schnell die Flasche Bier an. Sie musste erst einmal den Geschmack weg bekommen. Lächelnd setzte sie sich neben Mia auf einen der Hocker.
„Es hat sich so ergeben. Das Studium läuft nach wie vor. Wobei ich überlegt habe, es abzubrechen,... ich hab da eventuell etwas anderes. In vier Wochen will ich mit Liz zusammen ausziehen. Dann ist sie fertig mit dem Abitur. Das Geld brauch ich für die neue Wohnung und auch wenn Jake ein Arschloch ist, verdiene ich da ganz gut."
„Habt ihr denn schon eine Wohnung?"
Bella schüttelte den Kopf.
„Nein, ich wollte jetzt anfangen zu suchen. Ich brauche etwas kleines für den Anfang, günstig muss es sein. Ich habe so viel wie möglich gespart, aber es wird eng."
Nachdenklich sah Mia sie an und grinste plötzlich breit.
„Ich hab da so eine Idee. Du kannst meine alte Wohnung haben. Sie steht die ganze Zeit leer. Samuel der alte Romantiker hat das Haus gekauft, nur weil ich da mal gewohnt habe. Die Wohnung haben wir die ganze Zeit nicht vermietet."
Überrascht zog Bella die Augenbrauen hoch.
„Ist sie nicht zu groß? Wie teuer ist sie denn?"
„Nein, es war eine kleine Wohnung. Ein kleines Schlafzimmer, Miniarbeitszimmer, wenn man es überhaupt so bezeichnen kann, eine ganz kleine Küche und ein Wohnzimmer. Alles sehr winzig, aber durchaus gemütlich. Wobei,... ich habe da alleine gewohnt, sie könnte für zwei Leute etwas eng sein."
„Nein! Nein! Das hört sich für den Anfang perfekt an. Und sie ist wirklich noch frei?"
Mia legte einen Arm um sie.
„Ja, ist sie und sogar noch möbliert, wenn du die alten Sachen gebrauchen kannst. Ich würde mich freuen, wenn du und Liz da einziehen würdet. Es war meine erste Wohnung und irgendwie fände ich es schön, sie in gute Hände zu wissen."
Bella schluckte. Das war zu viel Glück auf einmal, darauf war sie nicht vorbereitet. Sie könnte sofort dort einziehen, müsste keinen Monat mehr warten,... käme weg aus dieser Hölle.
„Ich habe damals nur zweihundertfünfzig Pfund bezahlt. Passt dir das? Ich kann sie auch günstiger,..."
„Nein, Mia! Das ist viel weniger als ich kalkuliert habe. Das hört sich einfach nur perfekt an."
Mia strich ihr liebevoll über den Rücken.
„Dann soll es so sein. Wenn du willst kannst du die Schlüssel heute noch haben. Ich lasse sie bringen."
Bewegt schluckte Bella. Sie war sprachlos.
„Bella,... und wenn du mal was hast, egal was, unsere Tür steht immer offen."
Sie spürte Mia mitfühlenden Blick.
„Du hat mir damals oft genug geholfen, wenn ich,... ich will einfach nur, dass du weißt, dass ich das zu schätzen wusste. Du bist mir sehr wichtig, auch wenn wir uns aus den Augen verloren haben."
Bella schlang ihre kleinen Arme um Mia.
„Du hilfst mir gerade mehr, als du vermutest. Danke!"
Bella spürte einen Funken Hoffnung in sich aufsteigen.
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Hey ihr Süßen, ein etwas längeres Kapitel ist es geworden 🤷♀️🙈 ich hoffe es ist nicht zu langweilig...
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