Der Kuss
Bella saß erschöpft im Tonstudio. Sie hatte die letzte Woche von morgens bis abends hier verbracht. Ihre Stimme ließ langsam aber sicher nach und sie hatte das Gefühl, nicht mehr wirklich voran zu kommen.
Steve war trotz allem sehr positiv und überschüttete sie mit Lob, aber Bella sah das alles nicht so positiv. In vier Wochen musste alles fertig sein. In vier Wochen würde sie ihren ersten Auftritt haben,...
„Hey, mach mal eine Pause."
Max's Stimme erklang hinter ihr und besorgt kniete er sich vor sie hin. Unwillkürlich musste Bella lächeln. Max,...
Nach dem Abend hatte sich alles verändert und doch war alles so geblieben wie es war. Sie konnte es nicht genau beschreiben. Es lag eine Spannung, so viel unausgesprochenes zwischen ihnen.
Am nächsten Morgen hatte Max sie zu den Tonstudioaufnahmen abgeholt. Sie war aufgeregt gewesen, wie es nach dem Abend sein würde. Aber er hatte so getan, als hätte es den Abend, den Kuss nie gegeben.
Bei der Begrüßung hatte er etwas unbeholfen gewirkt oder hatte sie sich das nur eingebildet? Verunsichert hatte sie seine Zurückhaltung zur Kenntnis genommen. Tat er das, weil er doch nichts von ihr wollte oder weil er sie das Tempo bestimmen lassen wollte? Er hatte es ja gesagt, aber sie zweifelte daran.
Niemand konnte ihre Vergangenheit einfach so akzeptieren. Nachdem er wusste, was sie getan hatte,... Er konnte sie nicht lieben!
Die Angst vor einer Abfuhr hatte sie gelähmt und sie hatte ebenfalls so getan, als wäre nichts passiert. Der Zauber des Vorabends, diese Nähe, die sich da entwickelt hatte, war verschwunden.
Ächzend erhob sich Max und stellte sich hinter sie. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern und massierten leicht die schmerzenden Stellen.
„Bella, es reicht. Seit Tagen arbeitest du wie eine Verrückte, isst kaum, schläfst wenig. Es bringt niemanden etwas, wenn du auf der Bühne umkippst."
Bella hatte die Augen geschlossen und genoss die kleine Massage.
„Ich habe nicht mehr viel Zeit. Max, es ist mein erstes Album. Es muss perfekt werden. Die Leute kennen mich noch nicht. Das erste Album muss einfach einschlagen wie eine Bombe, sonst wird das nichts."
„Nein, Bella. Dein Freund hat Recht. Ich habe hier noch niemanden gehabt, der so ehrgeizig ist, wie du es bist. Für so ein Album hat man normalerweise mehr Zeit, du hast schon wenig Zeit, aber die Zeit wirst du noch unterbieten, wenn du so weiter machst."
„Es geht schon. Hört auf euch Sorgen zu machen."
Sie spürte Max Hände, die sie hochhoben, als würde sie nichts wiegen. Erschrocken quietschte sie auf.
„Es reicht, Bella. Ich habe die letzten Tage zugesehen, aber ich werde bestimmt nicht dabei zusehen, wie du dich krank arbeitest. Steve, für heute ist sie fertig! Und morgen macht sie frei!"
„Max! Nein, lass mich runter! Das geht nicht!"
Erschöpft trommelte sie auf seinen Rücken und zappelte, damit er sie runter ließ. Doch Max reagierte gar nicht und trug sie durch das Gebäude zum Fahrstuhl. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf strömte.
Erst im Fahrstuhl angekommen, ließ er sie endlich runter. Böse blickte sie ihn an.
„Was soll das? Du kannst doch nicht einfach über meinen Kopf hinweg,..."
Max machte einen Schritt auf sie zu und drückte sich mit beiden Händen, seitlich an beiden Seiten ihres Kopfes, gegen die Wand.
Die Nähe ließ sie augenblicklich verstummen.
„Was kann ich nicht? Bella, ich habe lange genug still gehalten. Aber du kennst kein Maaß."
„Ich weiß durchaus, was ich mir zutrauen kann. Außerdem ist es nicht deine Aufgabe zu entscheiden,..."
Ohne Vorwarnung schnellte Max's Gesicht nach vorne und sie spürte seine Lippen auf ihren Mund. Es war nur ein Streifen, aber es ließ ihr Herz schneller schlagen und ließ sie verstummen. Mit großen Augen starrte sie ihn an.
Max zwinkerte ihr vergnügt zu und zog sich ein Stück zurück.
„So krieg ich dich also ruhig. Das muss ich mir merken."
Bella öffnete den Mund, aber kein Laut kam ihr über die Lippen. Er hatte sie geküsst! Ihre Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Seit Tagen war es zwischen ihnen angespannt gewesen, sie hatten nicht viel miteinander geredet und jetzt, jetzt küsste er sie?
Das Geräusch, des sich öffnenden Fahrstuhls ließ sie zusammen zucken und hastig schob sie sich an Max vorbei.
Ohne sich nach ihm umzudrehen, rannte sie nach draußen und versuchte Luft in ihre Lungen zu pumpen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte.
„Bella, warte! Mein Auto steht da!"
„Ich laufe nach Hause!"
Wütend fuhr sie herum. Das alles war ihr zu viel. Sie hatte Hunger, die Nächte hatte sie kaum geschlafen, denn auch wenn sie nichts mehr von Carter gehört oder gesehen hatte, so verfolgte er sie, in der Nacht und nicht zu wissen, wo sie beide standen, machten sie wahnsinnig.
Liz war Gott sei Dank auf Abschlussfahrt in Barcelona. Durch ihre guten Noten hatte sie dafür ein Stipendium von der Schule bekommen. Sonst hätte sie nicht mitfahren können. Auch wenn Bella versuchte ihr alles zu ermöglichen, war diese Fahrt einfach zu teuer gewesen. Um so mehr hatte sie sich für Liz gefreut, dass ihr Ehrgeiz so belohnt wurde.
Aber es kostete sie auch ihren Schlaf. Alleine in der Wohnung,...
Jede Nacht wachte sie schreiend auf. Es gab sogar Momente, wo sie Max wirklich vermisste. Irgendwie hatte es sie ruhiger schlafen lassen, zu wissen, dass er da war, dass er sie beschützte,...
„Bella, ich meine es doch nur gut."
Verzweiflung huschte über sein hübsches Gesicht. Bella seufzte.
„Ich weiß! Aber ich will nicht nach Hause."
Max runzelte die Stirn.
„Warum nicht?"
„Ich,... ich kann nicht schlafen. Klar kann ich schlafen, aber ich,... seitdem Liz weg ist,... ich. Du bist auch nicht mehr da,... ich,..."
Sanft fasste Max sie an ihren Armen und sah sie an.
„Was Bella?"
„Aus Panik vor meinen Träumen, schlaf ich nicht mehr. Ich bleibe so lange wach, wie es nur geht, damit,..."
Tröstend zog Max sie in seine Arme. Bella schmiegte sich an ihn. Wie sehr hatte sie seinen Geruch vermisst.
„Wieso sagst du denn nichts?"
„Ich, ich wollte dich nicht damit belasten. Du tust schon so viel, und,... und ich weiß nicht, wo wir stehen,... ich wollte nicht, dass du dich genötigt fühlst, etwas für mich zu tun."
Sie nuschelte nur, denn sie wollte nicht aus seinen Armen. Es war so warm und gemütlich. Seufzend spürte sie, wie Max sich von ihr löste. Sanft legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Kinn so an, dass sie ihn ansehen musste.
„Ich habe gedacht das mit uns wäre klar, Bella. Ich liebe dich!"
Bella schluckte und sah in Max's offenes Gesicht.
„Wieso hast du dann nach dem Abend,... wieso warst du so distanziert?"
„Glaubst du wirklich, dass mir das leicht gefallen ist? Bella, ich wollte doch nur alles richtig machen. Du solltest bestimmen können, wann du Nähe willst und brauchst. Wenn ich gewusst hätte, dass du es so interpretierst, hätte ich es anders gemacht."
Bella sah ihm unentwegt ins Gesicht. Seine Worte legten sich wie Balsam auf ihre Seele.
„Was hättest du denn anders gemacht?"
Sie flüsterte nur. Die Angst, dass sie sich das Gespräch nur einbildete, dass es nur ein Traum war, machte sich in ihr breit. Sie wollte seine Lippen spüren. Sie wollte keine Worte, sie wollte Taten. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sah sie, wie sein Gesicht näher kam.
Sanft legte er seine Lippen auf ihre Wange. Immer wieder spürte sie seinen sanften Küsse, die er über ihr ganzes Gesicht verteilte. Keinen Millimeter ließ er aus. Dabei legte er seine Hände an ihr Gesicht hielt sie ehrfürchtig fest.
Und endlich, endlich, spürte sie seine Lippen auf ihren Mund. Nur leicht übte Max Druck aus. Es war ein vorsichtiger und unglaublich sanfter Kuss. Überwältigt seufzte Bella an seinem Mund auf und spürte, wie seine Zunge über ihre geöffneten Lippen glitt. Sie spürte seinen fragenden Blick auf sich. Er bat um Einlass.
Bella legte ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn dichter zu sich heran. Ihre Zunge leckte nun vorsichtig über seine Lippen. Ihr ganzer Körper kribbelte und sie hatte das Gefühl auf Wolken zu schweben.
Ein leises, erleichtertes Stöhnen entrann ihrer Kehle, als seine Zunge auf ihre stieß. Es fühlte sich unglaublich an und die Zweifel der letzten Tage, waren wie weggeblasen. Sie hatte sich einen Kuss in ihrer Fantasie ausgemalt, aber ihre Fantasie, war nicht ansatzweise so gut wie die Realität.
Sie wusste nicht wie lange sie dort so standen. Die Welt, die Zeit blieb für sie in diesem Augenblick stehen. Eine unbekannte Ruhe überkam sie und doch stand diese im Gegensatz zu ihrem rasenden Herzen, das ihr fast aus der Brust sprang,...
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Hey ihr Süßen ❤️❤️🥰 ich hoffe alle haben die Weihnachtstage gut überstanden ❤️
Wie ihr seht, hätte ich Zeit zu schreiben... ich hoffe es gefällt euch...
der erste richtige Kuss 🤩🤩 irgendwie war ich nervös bei der Szene 🙈
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