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Morgendunst und Eichhornschweif entfernten sich vom Heilerbau. Morgendunst lief nervös auf und ab. "Hoffentlich geht alles gut." murmelte sie.
"Bestimmt." merkte Eichhornschweif an und streckte sich. "Ich führe meine Nachtwache weiter, viel Glück deinem Bruder und seiner Gefährtin." verabschiedete sie sich und ging zurück zum Hauptlager.
Mittlerweile waren die meisten Katzen wieder in ihren Bauen, aber noch immer zuckten Blitze über den Himmel. Der Donner grollte entfernter und Eichhornschweif seufzte erleichtert, als sie einen Streifen dunkelblauen Himmel hinter alle den Wolken erkennen konnte. Das Unwetter zog weiter und schon bald würde es verschwunden sein.
Gelangweilt lief sie auf und ab. Wann war diese Nacht endlich vorüber? Sie beschloss, nach Distelzweig, Gischtherz und Hahnenschrei zu sehen und machte sich auf den Weg zum Heilerbau.
Dort war keine Katze zu sehen. "Hallo?" fragte Eichhornschweif. "Kann ich reinkommen?"
"Ja." antwortete ihre Schwester, sie erkannte sie an der Stimme. Eichhornschweif betrat den Bau. Sogleich sah sie Hahnenschrei, Gischtherz, Mogendunst und ein Junges. Und Blut.
Hahnenschrei stand neben seiner Gefährtin, den Kopf gesenkt. Distelzweig kümmerte sich um das kleine schildpattfarbene Junge und Morgendunst stand hilflos daneben. Gischtherz ist tot! Betroffen sah Eichhornschweif Hahnenschrei an.
"Es braucht einen Namen." sagte Morgendunst schließlich. "Hat jemand einen Vorschlag?" Die Frage war auch an Hahnenschrei gerichtet, der aber nicht reagierte. Eichhornschweif stupste ihn an. "Hahnenschrei? Hast du eine Idee, wie dein Junges heißen kann?" fragte sie freundlich.
Hahnenschrei zuckte zusammen. "Gischtherz sagte, wenn es gesprenkelt ist, soll es Tüpfeljunges heißen." antwortete er.
"Gut, dann haben wir schon mal einen Namen." Distelzweig hob ein Kräuterbündel auf und räumte es in eine kühle Mulde.
Eichhornschweif durchzuckte ein Gedanke. Noch bevor sie ihn aussprechen konnte, ergriff Morgendunst das Wort, die offenbar an das selbe Problem gedacht hatte.
"Was ist mit dem Jungen? Wir haben keine säugenden Königinnen, wer soll es ernähren?" fragte sie leise, um Hahnenschrei nicht zu stören. Der wirkte wieder völlig apathisch, als würde es ihn alles nichts angehen.
"Ich weiß es nicht." ernst sah Distelzweig die rostrote Kätzin an. "Glücksherz ist die einzige im Clan, die trächtig ist, aber ihre Jungen kommen wahrscheinlich erst in einer Woche oder später."
Du lügst! fuhr es Eichhornschweif durch den Kopf. Nicht nur eine Kätzin ist trächtig, du bist es auch...aber das würde trotzdem nichts bringen.
"Wir finden eine Lösung. Ganz sicher." machte Distelzweig Morgendunst Mut. "Eichhornschweif, du solltest besser schlafen gehen, die Sonne geht bald auf." fügte sie hinzu. Ihre Schwester nickte und ging an ihr vorbei, um den Bau zu verlassen.
Müde ließ sie sich in ihr Nest fallen, konnte aber nicht einschlafen. Sie starrte den mittlerweile wieder klaren Sternenhimmel an, beobachtete, wie die Sterne und der Mond langsam ihre Bahnen zogen und dachte nach. Einmal hörte sie Morgendunst, die sich leise von Distelzweig verabschiedete, um die restliche Nacht mit Hahnenschrei die Totenwache für Gichtherz zu halten.
Irgendwann umhüllte der Schlaf sie und ihre bleischweren Glieder und sie glitt in die Dunkelheit der Träume.
Sie sah ihre Mutter.
Sie hatte keine Ahnung, was sie bisher geträumt hatte, ob sie überhaupt einen Traum hatte oder ob die Sonne schon aufging.
"Mutter? Was machst du hier?" verwirrt sah Eichhornschweif die schimmernde Kätzin an. Diese erwiderte ihren Blick liebevoll.
"Kannst du dich noch erinnern, was das Gesetz der Krieger beinhaltet?" fragte sie sanft. Sie hatte ihrer Tochter viel über die fremden Clans und deren Gesetz erzählt.
Eichhornschweif legte den Kopf schief. "Soll ich das jetzt alles aufzählen?" zischte sie genervt.
"Nein, natürlich nicht. Aber es gibt einen Absatz, der nicht in das Gesetz der Clans aufgenommen wurde, aber von Bedeutung ist. Er lautet: Ein Krieger darf ein Junges in Not oder Gefahr niemals im Stich lassen, selbst wenn es zu einem fremden Clan gehört."
Dann verblasste der Traum und Eichhornschweif fand sich in der Realität wieder.
War das die Lösung? "Ein Krieger darf ein Junges in Not oder Gefahr niemals im Stich lassen, selbst wenn es zu einem fremden Clan gehört." Sollten sie Tüpfeljunges zu einem anderem Clan bringen? War sie in Not? Ja. Ohne Nahrung würde sie verhungern. Aber der LaubClan ist nicht gerade beliebt und der Absatz gehört nicht zum offiziellen Gesetz...Aber Schwarzstern kannte ihn. Wir müssen zum SchattenClan!
Eichhornschweif sprang auf und machte sich auf die Suche nach Morgendunst. Sie hatte zwar keine Ahnung, warum sie sich überhaupt mit Gischtherz' Jungen, Hahnenschrei und seiner Schwester beschäftigte, aber es fühlte sich gut an, etwas zu tun und den beiden beizustehen. Sie hatte Gischtherz auch lange gekannt und schätzte sie sehr.
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