Du, Ich und der Wald
Der Wind peitschte ihr ins Gesicht, während sie tief über den Besen gebeugt war und einfach fort vom Geschehen flog. Disqualifikation. Im letzten Jahr hatte ihr Kapitän sie disqualifiziert.
Im Sturzflug schoss sie auf die Baumwipfel zu, um die Wut aus ihren Körper zu treiben. Doch auch als die kleinen Äste ihr ins Gesicht schlugen ebbte das Gefühl nicht ab. Sie riss den Besen nach oben, um nicht als Brei auf den Boden zu landen, bevor sie ihren Flug abbremste und langsam Richtung Boden schwebte.
Sie sprang vom Besen, ließ ihn zu Boden fallen und zog ihren Zauberstab. Disqualifiziert ... Wütend schoss ein roter Lichtblitz gegen den nächstbesten Baum. Die Rinde zerbarst mit einem lauten Knacken, ehe sie einen weiteren Fluch auf den nächsten Baum abfeuerte. "Scheiße!", rief sie aus, feuerte den dritten Fluch ab, bevor sie in den Himmel blickte, ihre Wut hinaus kreischte: "AAAAAHHHHH!"
Es war nicht fair. Während sie bestraft wurde, bekam wahrscheinlich Alex Bolt ihren Platz im Quidditchteam. Dabei war er so unfähig wie ein Stück Brot!
Wütend pfefferte sie einen silbernen Blitz auf einen weiteren Baum. "Dieses Arschgesicht!", brüllte sie, um ihren Ärger Luft zu machen. Kleine Rauchfäden hüllten die Lichtung ein.
Ein Knacken hinter ihr ließ sie mit gezücktem Zauberstab herumwirbeln. "Wohoho!" Sirius hob beschwichtigend seine Hände. "Ich möchte nicht Teil des Schlachtfeldes sein." Schweißgebadet und schnaufend ließ Laura langsam ihren Zauberstab sinken. Sie funkelte ihn an. "Was willst du?", knurrte sie ihn an. Sie hatte nun wirklich nicht das Bedürfnis von ihm zurechtgewiesen zu werden. "Hör Mal, James hat's nicht so gemeint", begann Sirius, was Laura jedoch nur ihren Kopf in den Nacken legen und sarkastisch lachen ließ. "Natürlich nicht!", brüllte sie ihn dann an, "Es ist ja auch absolut nicht meine Schuld, dass Steve jetzt einen gebrochenen Arm hat!" - "Den kriegt Madam Pomfrey schon wieder hin", beteuerte er, bevor er einen Schritt auf sie zu machte. Doch sie wich zurück, hob wieder ihren Zauberstab und richtete ihn auf Sirius. "Bleib mir vom Leib", zischte sie mit gefährlich bebender Stimme. Ihre Augen funkelten ihn an, als wäre er Schuld an dem Fiasko.
Er hielt inne, immer noch mit gehobenen Händen. Sie blieb jedoch in derselben Position, behielt ihn genau im Blick. Sie funkelten sich an, lieferten sich ein Blickduell. Keiner von beiden war bereit aufzugeben.
Sie wären vermutlich länger so stehen geblieben, wenn nicht ein weiteres Knacken der Äste ihre Aufmerksamkeit erregte. Laura zuckte zusammen, ihr Herz begann zu rasen, als sie sich in die Richtung des Geräusches drehte. Ein weiteres Knacken ließ sie zusammenfahren. "Hast du das auch gehört?", fragte sie leise. "Nein, was denn?", antwortete Sirius. Er war näher an sie heran getreten. Ein Rascheln war zu vernehmen. eine Gänsehaut schlich sich auf Lauras Haut, gepaart mit einem unheimlichen Gefühl in der Magengegend.
Als das Knacken näher kam, packte Sirius sie am Arm, zog sie hinter sich und zückte gleichzeitig seinen Zauberstab. "Bleib hinter mich", zischte er ihr zu. Perplex tat sie, was er sagte. Sie starrte auf seinen Hinterkopf, unfähig, klar zu denken. Wollte er sie etwa ... Beschützen?!
Ihre Hand krallte sich in seine Schulter, während die Rechte noch immer ihren Zauberstab umklammert hielt.
Etwas großes drückte sich aus dem Gebüsch heraus, etwas mit nacktem Oberkörper. Lauras spitzer Schrei wurde von Sirius kräftiger Stimme übertönt, doch nichts davon ließ den Zentauren vor ihnen umkehren. "Menschenkinder", sprach er in ruhigem Tonfall. Er blickte sich auf der Lichtung um, begutachtete die qualmenden Bäume, bevor er die beiden Schüler fixierte. "Dieser Wald ist für euch verboten." Sein Oberkörper beugte sich vor, sein riesiges Gesicht schwebte wie ein riesiges Mahnmal über ihnen. "Verschwindet von hier", sprach er zornig weiter. Laura schluckte, zog Sirius an der Schulter, doch er ließ sich nicht beirren. "Verschwinde du", erwiderte er. "Sirius", ermahnte Laura ihn, "mach keinen Scheiß. Zentauren sind magische Kreaturen, die -" - "KREATUREN?" Die Stimme des Zentauren ließ die Bäume erzittern. Laura rutschte ihr Herz in die Hose. "N-Nein", wisperte sie, "N-nicht Kreaturen. Wesen", korrigierte sie sich, doch der Zentaur bäumte sich auf seine Hinterläufe auf und ließ seine Vorderhufe umher wirbeln. Sirius streckte seinen Arm aus, um Laura zu schützen, baute sich vor ihr auf. "Sirius, komm schon, lass uns von hier verschwinden!", raunte sie ihm zu. Langsam wich Sirius zurück, doch sein Zauberstab war noch immer auf den wütenden Zentauren gerichtet. "Bei ihnen wirken keine Schockzauber! Jetzt komm schon!" Sie zupfte an seinem Umhang.
Als die Hufe auf den Boden krachten, zerbarsten die Besen unter dem Gewicht des Zentauren. Seine braunen Haare erinnerten an das Fell eines Bibers, doch seine Miene glich eher die eines Trolls. "Verschwindet!", blaffte der Zentaur sie an - und endlich ließ Sirius sich überzeugen. Gemeinsam wichen sie zurück, ehe sie sich umdrehten und davon stürmten.
Laura lief vorweg, sprang über die Wurzeln der Bäume, hatte ihren Arm gehoben, um ihr Gesicht vor weiteren Zweigen zu schützen. Ihr Atem ging flach, ihre Lunge brannte, ihr Herz schlug wild gegen ihre Rippen. Laura strauchelte, stolperte und blieb schließlich stehen. Sie stütze sich keuchend auf ihren Knien ab.
Sirius kam schlitternd neben ihr zum Stehen. Er schnaufte, ehe er sie grinsend ansah. Verwirrt blickte Laura zurück, richtete sich auf, um besser Luft zu bekommen und stütze ihre Hände an ihre Nieren. "Was?", stieß sie zwischen zwei Atemzügen hervor. "Das ... War ... Irre!", bekam Sirius heraus, bevor ein irres Lachen aus seiner Kehle drang. Sein Lachen steckte an. Sie streckte ihre Hand aus, um Sirius am Oberarm zu greifen.
Gemeinsam ließen sie sich an einen Baumstamm sinken. Laura stieß ihren Atem aus, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. So saßen sie noch eine Weile da. Vollkommene Stille umgab sie, die Dunkelheit hatte sich über das Gelände gelegt. Nur schwach konnte der leuchtende Mond die Finsternis durchdringen. Lauras Hand strich über Sirius nackten Arm, der eine Gänsehaut aufwies. Kurz schloss sie ihre Augen. Unwillkürlich musste sie an das fünfte Jahr denken. An den Moment, in dem sie sich so Nahe gekommen waren ... Ein Ruck ging durch ihren Körper, sie ließ von ihm ab, rutschte fort. Er war nur ein Freund, rief sie sich in Erinnerung. Nur ein Freund.
Laura stand auf. "Danke", brachte sie ernst hervor. "Ähm ... Gern geschehen", gab Sirius zurück und Laura konnte seine Verwirrung hören. Sie drehte sich nicht zu ihm um, hielt sich mit ihrer linken Hand ihren rechten Oberarm, den Zauberstab hatte sie noch immer in ihrer rechten Hand. "Wir sollten langsam zurück zum Schloss." Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Sie hätte sich nicht an ihn lehnen sollen, hätte nicht ...
"Laura?" Sie spürte, wie er sie an der Schulter packte, sie herum drehte. Sie sah ihn in seine großen Augen, spürte seinen Atem an ihren Lippen. Wie in Trance sah sie ihn an, während er ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht strich. Sie lehnte sich vor, bereit, ihre Lippen auf seine zu pressen ...
Ein lautes Knacken ließ sie aufschrecken, aus ihrer Trance reißen. Reflexartig schubste sie ihn weg. "Entschuldige", flüsterte sie, wusste nicht, ob er es hören würde. "Ich wollte nicht ... Ich wollte nur ...", hörte sie ihn stammeln, doch sie sah an ihn vorbei, auf das Gebüsch hinter ihm. Die Blätter bewegten sich, es knackte unheilvoll. Sofort musste Laura an den Zentauren denken. Sie wich zurück, stolperte dabei über eine Wurzel und fiel rücklings ins Gebüsch.
Das erste, was sie spürte, waren kleine Finger mit sehr scharfen Fingernägeln an ihren Beinen. Als Laura hinunter sah konnte sie nur dünne Äste ausmachen. Dünne, sich bewegende Äste.
Bowtruckles.
Laura sprang schreiend auf, während sie auf die kleinen Geschöpfe einschlug, die zu flink waren. Sie schlängelten sich an ihr hoch, zogen ihr an den Haaren, zogen ihr an den Ohren, zerkratzten ihre Haut. Laura stampfte, zappelte und hüpfte auf und ab, doch die kleinen Mistviecher waren schlau. Sie hielten sich an ihrer Kleidung fest. Sie schüttelte sich, schlug um sich, doch egal wie sehr sie versuchte sie loszuwerden - sie blieben standhaft. Flehend blickte sie zu ihrem Freund. "Sirius!", rief sie verzweifelt, "Hilf mir doch!"
Ein bellendes Lachen hallte durch den Wald, während Laura noch immer verzweifelt versuchte die Bowtruckles abzuschütteln. "SIRIUS", brüllte Laura ihn an, schüttelte dabei ihr rechtes Bein - verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings zu Boden. Unsanft landete sie auf ihrem Gesäß, was zwei weitere Bowtruckles dazu veranlassten sich an ihrem Shirt fest zu klammern. "Verdammt, hilf mir!" Mit ihrem Zauberstab schubste sie eine der Kreaturen von ihren Arm - bis ihr einfiel, dass sie ja einen Zauberstab in der Hand hielt.
Am Liebsten hätte sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn geschlagen. Sie war eine Hexe. Doch ihr wollte beim besten Willen nicht einfallen, wie der richtige Fluch zum Abwehren der Bowtruckles war, weshalb sie es vorerst mit einem Schockzauber probierte. Sie war so dermaßen in der Unterzahl, dass das eine Geschöpf, das auf den Boden fiel, nichts an ihrer Situation änderte - im Gegenteil, die Bowtruckles schienen nur noch wütender zu werden. Hektisch hangelten sie sich nun zu Lauras Zauberstabhand - ihr Gewicht lag auf einer Körperhälfte, was es ihr erschwerte das Gleichgewicht zu halten. Schwankend blickte sie zu Sirius, der nun endlich seinen Zauberstab auf sie richtete. Er gluckste noch immer, während er mit einem Schwenker seines Zauberstabes die Baumwichtel erstarren ließ. Nun, da sie sich nicht mehr halten konnten, purzelten sie zu Boden - und Laura war endlich frei. Rasch stürzte sie aus dem Gebüsch, hinein in Sirius ausgebreitete Arme.
"Da würde ich nicht lang gehen", schnaufte sie. Sirius sah sie grinsend an, was sie mit einem Schlag auf seinen Oberarm quittierte. "Lass uns endlich aus diesem schrecklichen Wald raus", murmelte sie zähneknirschend. "Ach, komm, so schrecklich war das jetzt auch nicht!", gab Sirius zurück, zwinkerte ihr zu, "immerhin bist du in bester Gesellschaft." Laura ließ ein leises Lachen hören, ehe sie sich von ihm löste. "wo müssen wir eigentlich lang?" Laura drehte sich einmal im Kreis, in der Hoffnung ihre Orientierung so wiederfinden zu können - doch sie war absolut ratlos. Sirius jedoch blickte nur kurz zum Himmel, bestimmte dann den Weg. Auf Lauras fragendem Gesichtsausdruck deutete Sirius gen Himmel. "Der Nordstern", erklärte er achselzuckend.
Laura starrte ihn an. Sie bemerkte erst jetzt, was für ein begabter Zauberer er doch war. Sie musste zugeben, dass sie ihn nie so kennen gelernt hatte wie an diesem Abend. Seit der Fünften hatte sie ihn nicht mehr in diesem Licht gesehen. Sie erzitterte, eine Gänsehaut legte sich auf ihre Haut - doch sie hatte nichts mit der frischen Luft zu tun.
Sein Gesicht war vom Mondlicht erhellt, während seine Augen sie anfunkelten. Er war so ... STOP!, schalt sie sich in Gedanken, schüttelte dabei ihren Kopf. Sirius Black ist lediglich ein guter Freund. Er benutzt uns Mädchen nur! Gerade Du solltest das am Besten wissen!
Laura zwang sich an die Nacht zurück zu denken. Ein wohliger Schauer fuhr durch ihren Körper, während ihre Wangen einen Hauch Rosa aufwiesen. Wieder schüttelte sie den Kopf, diesmal energischer, um ihre Gedanken ein für alle Mal an die richtige Situation denken zu lassen.
"Ist alles okay?" Sirius Stimme riss sie aus ihren inneren Kampf. Laura nickte nur. Ein leises Lachen drang aus seiner Kehle. Es erinnerte ganz an ... STOP! Lass das!
Nun, da sie bereits angefangen hatte, über den Tag in der Fünften zu denken, konnte sie nicht aufhören, seine Nähe zu vermissen. Sie erwischte sich dabei, wie sie sich wünschte, seinen Arm um ihre Schulter zu legen, seine Lippen auf ihren zu spüren ...
Verzweifelt suchte sie nach einer geeigneten Ablenkung. Irgendetwas, was das unbändige Verlangen nach ihm erlöschen könnte. Und dann fiel es ihr ein: Quidditch!
Sie sah ihn in seine forschenden Augen. "Denkst du, ich schaff's wieder zurück?", fragte sie leise. Sirius seufzte, während er sich Richtung schloss drehte und den ersten Schritt setzte. Laura folgte ihm. "Ich glaube nicht", gestand er leise. Laura blickte zu Boden. "Wenn du magst, kann ich mal mit Steve reden", bot er schließlich an. Laura kurz ihre Augen, atmete tief durch. "Wenn das hilft ...", erwiderte sie. Eine unendliche Traurigkeit flammte in ihrer Brust auf. Ihre Lippen bebten und stumme Tränen begannen über ihre Wangen zu laufen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen legte Sirius seinen Arm um seine Schulter. Laura zuckte zusammen, ließ ihn jedoch gewähren. Im Gleichschritt traten sie aus dem verbotenen Wald hinaus, schweigend liefen sie über die Wiese, bevor sie an den Mauern des Schlosses anhielten. Sirius drehte sie zu sich, sodass sie ihn ansehen musste. "Hör mal", begann er, bevor er sich verlegen am Nacken kratzte, "Du kannst unser Team ja trotzdem anfeuern kommen." Laura legte ihre Stirn in Falten. "Klar könnte ich das", gab sie zurück, bevor sie sich ihre Tränen von ihren Wangen wischte, "Aber es würde weh tun."
Sirius sah ihr noch eine Weile ins Gesicht. Laura war nicht zum Reden zumute. Sie würde sich am Liebsten einfach nur auf den Boden zusammen rollen, ihre Knie an ihre Brust ziehen und so ausharren, bis sie wieder zurück ins Team durfte.
Aber sie war kein bockiges Kleinkind. Sie war fast erwachsen. Laura straffte ihre Schultern, warf ihre Haare zurück und blickte Sirius dann ernst an. "Lass uns gehen." Ihre Stimme war leise, bedrückt. Sie drückte die Traurigkeit aus, die Laura spürte.
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