caput quartum - von Sonntagen, Pascal und 2017
Schönen guten Abend. Vielleicht auch Morgen oder Mittag, ich jedoch verfasse diese Zeilen zur späten Abendstund, genau zu sein um 22:22 am 02.02.2020.
Ein historischer Tag heute, nicht? der letzte war vor 909 Jahren, am 01.01.1010. Das ist ein sogenanntes Palindrom, das bedeutet nichts anderes, als dass man das Datum von vorne wie von hinten in allen Datumsschreibweisen der Welt lesen kann und es den zweiten Februar beschreibt. Toll, nicht? Ich mag Palindrome. Zum Beispiel Leseesel. Das ist ein historisches Gestell zum Sitzen vor einem Schreibpult.
(Pst: Dass ich das gerade im Internetz nachgelesen habe, behaltet ihr aber für euch, nicht? Trotzdem werde ich mir das Wort merken, ich finde es lustig.)
Heute ist Sonntag. Ich mag Sonntage irgendwie nicht, da ich in meiner Kindheit sonntags meist irgendwo mithingeschleppt wurde, wo ich nicht hinwollte (Fahrradtour nach xy, auf die Supermoto, Spazieren von x nach y, Verwandschaft...). Und meistens ist auch Sonntags das Wetter schlecht oder man kommt morgens nicht in die Gänge, man hat ja den ganzen Tag noch Zeit und muss das Wochenende genießen. Dann plötzlich ist es 12 Uhr, dann gibt's ja auch bald schon Essen und dann ist es wieder 16 Uhr, dann hat sowieso keiner mehr Lust auf irgendwas, es ist zu spät für wohin und man kann ja auch nirgendswo hin. Und man wollte doch noch so viel machen, im Endeffekt ist aber nichts dabei rumgekommen.
Und sowieso muss man am nächsten Tag wieder früh raus, das ist ja allemal das Schlimmste.
An sich bin ich aber an manchen Sonntagen sehr gut gelaunt, nur kommt das eben selten vor.
Ich bin auch, wenn ich mich so erinnere (und die Erinnerung stimmt) meistens sonntags krank geworden, habe die ersten Symptome verspürt. Ich aber bin so jemand, ich werde mit Coronavirus in die Schule geschickt, "dann kriegt dein Krebs halt Aids, schaffst du schon... Wenn's nicht geht, ruf an." Und dann hat man angerufen und dann kommen tausend Ausreden und sowieso kann meine Mutti mir immer ein sehr sehr schlechtes Gewissen in allem machen, sodass es mir am Ende noch schlechter ging und ich meistens Donnerstags zuhause bleiben durfte. Juhu.
Mal genug von meinen Krankheitsgeschichten.
Sonntags gibt's auch nie so leckeres Essen hab ich das Gefühl. Entweder so was mastiges, fettiges, was, was Aufwand ist und mir nicht schmeckt (meistens mit Rind), aber man muss ja mal wieder zusammen kochen und das schmeckt bestimmt suuuuuper und am Ende esse ich alle Pommes frittes alleine und bekomme Bauchschmerzen.
Mimimimi. Aber ich muss das einfach mal loswerden.
Ich hasse Sonntage. Ein bestimmter Mensch, den ich einfach mal Pascal nenne, auch wenn er so nicht heißt, sein Name nicht im Entferntesten an Pascal erinnert, der hat mich sonntags besucht. Von den vier Malen, an denen wir uns getroffen haben, war er zwei Mal sonntags hier und einmal hat er mich an einem Sonntag sitzen lassen, ist aber am Montag darauf vorbeigekommen. Seitdem war er nicht mehr hier.
Und sowieso assoziiere ich so verdammt alles mit dieser Person, ich will damit sofort aufhören und muss es auch, denn ich steigere mich wie sooft nur in eine lächerliche Farce hinein und komme am Ende nicht mehr hinaus.
Aber wisst ihr, wenn wir schon bei einem so traurigen Thema wie Sonntage sind, dann kann ich auch gerade etwas loswerden:
Im letzten Eintrag erwähnte ich einen gewissen XY Chromosomträger.
Der ist eine feige Sau. (Gut, dass er nicht Marty McFly heißt, sonst wäre ich jetzt tot.)
Ich weißt ja nicht, wie ihr das seht, aber ich glaube, es ist nicht verständlich, wenn man beteuert, dass man jemanden mag, mit der Person kuschelt, sich dann plötzlich zwei Tage später für zwei Tage nicht mehr über Social Media meldet, aber wenn man sich sieht, kurz mit einem redet (und einen umarmt!!), um einen Tag später feige über Whatsapp folgendes zu schwafeln:
"Ich hoffe, ich habe beim Kuscheln keine falschen Signale gesendet"
Da fragt man sich ja schon, was für falsche Signale bitte? Und ob er dabei sei, einen Korb zu geben?
"So in etwa", er habe das Gefühl, ich würde mir so sehr Hoffnungen machen, kann aber sein, dass er das überinterprätiert und er wolle mich nich verletzen.
Na vielen Dank! :-D
Nicht, als wäre ich verliebt gewesen, igitt igitt, nein.
Aber ich habe das nicht als platonische Freundschaft angesehen, ist ja klar, nach den Anspielungen, ähem.
Ich wollte Zeit, Zeit um dich kennenzulernen, Zeit, um herauszufinden, ob ich dir in meinem Leben einen etwas festeren Platz geben könnte. Zeit, um mit dir ein paar schöne Mittage zu haben, ein paar tolle Abende und weiß Gott was zu unternehmen. Zeit, mit dir zu philosophieren, Rick and Morty zu gucken und einfach mal herauszukriegen, wer du so bist. Denn ich kenne dich nicht.
Du mich um ehrlich zu sein aber auch nicht.
Es ist echt mies und feige, sich so schnell "umzuentscheiden" und nicht einmal eine Chance für mehr zu geben. Ich hatte das Kuscheln nie erwartet. Mir ging das persönlich etwas zu schnell, ich konnte nicht mehr schlafen vor lauter Aufregung. Gleichzeitig aber auch nicht schnell genug, du schienst vielversprechend, zwar ein wenig klein geraten, aber geistig dafür in einer anderen Höhe.
Weißt du, ich hatte nie viel Kontakt mit Jungs, die mich als potentiellen Partner angesehen hätten, dazu war ich immer zu pummelig, zu streberhaft, zu cringe, zu alman, zu mädchenhaft, nicht mädchenhaft genug, zu schüchtern und zu wenig selbstbewusst.
Die Tatsache, dass von sich aus ein nun volljähriger, zum Tatzeizpunkt 17jähriger nach einer Veranstaltung zielstrebig auf mich zukam, mit mir zu quatschen begann, darf man nicht außer Acht lassen. Du bist auf mich gekommen, nicht umgekehrt; ohne deine Initiative wärst du für mich ein namenloses Gesicht eines zwar hübschen, aber etwas kleinen 12er gewesen, das ich wieder verdrängt hätte.
So aber hast du dir einen Namen gemacht, mich angeschrieben, mich nach meiner Nummer gefragt, bist zu mir nach Hause gefahren, hast mit mir Tee getrunken, meine Katzen gestreichelt, sogar meine Eltern hast du kennengelernt (naja, du hattest keine andere Wahl, hätte ich lieber auch verschoben) und bist bis in mein Zimmer gekommen. Ich wollte anfangs gar nicht, dass du hier rein kommst, aus Angst, du würdest mich für irgendetwas verurteilen. Hast du aber nicht. Du warst so nett, aufrichtig, ehrlich und offen, hast über alles und jeden mit mir geredet, aber zu jeder Zeit schienst du du selbst zu sein.
Die Tatsache, dass du mir manchmal ewig nicht antwortetest, war ich bereit, als deine Charaktereigenschaft zu akzeptieren, denn fucking SocialMedia ist nicht unser Leben.
Nun ja, scheinbar habe ich mich echt in dir getäuscht, das hätte der Anfang eines netten Kapitels sein können. Und die Tatsache, dass ich mich so grundlegend getäuscht haben soll, setzt mir mehr zu als du selbst, der Verlust von dir. Denn noch einmal: Ich kenne dich zu wenig, irgendwelche Aussagen machen zu können, die eine Zukunft unsererseits hätten betreffen können.
An dieser Stelle muss ich anknüpfen an das Jahr 2017. Eigentlich zählt das Ende 2016 noch dazu, aber 2017 ist für mich das schlimmste Jahr überhaupt gewesen. Jetzt fragt man sich sicher: wie kommst du von Pascal hierhin? Kanntest du ihn da schon? Nein.
2017 war das schlimmste und zugleich lehrreichste Jahr für mich, zumindest glaube ich das.
Ich war, durch Verwicklungen, auf welche einzugehen hier nicht genug Raum ist, ziemlich alleine. Einsam, wenn man so will. Zwar ein paar Kumpels, aber keine Freunde. Zwar in einer "Beziehung", aber er ist (und war) ein Arschloch, das mich wie Dreck behandelt hat.
Beste Freundin eine Klasse über mir und selten Zeit, generell war irgendwie etwas Funkstille.
Durch Zufall bin ich in der Pause an drei junge Herren geraten aus meiner Parallelklasse, ich nenne sie einfach mal Ben, Jim und Paul. Paul spielt ab einem gewissen Zeitpunkt keine Rolle, er ist nervig und hat irgendwann kaum noch bei uns gestanden. Ben und Jim jedoch, besonders Ben, hat gaaaaanz viel mit mir geredet. Und Jim, mit dem habe ich gerschrieben und immer eeeewig telefoniert.
Ich habe Jim als super Freund bekommen und mich echt in Ben verknallt. Dann aber ist was dummes passiert: Bei einem Telefonat mit Jim habe ich ausversehen aufgelegt und was war der Anfang vom Ende. Er hat nicht mehr mit mir geredet, nicht geantwortet, mich beim Telefonieren abgelehnt. Zuerst dachte ich, er scherzt, aber nach zwei Wochen, in denen er vor mir in der Schule "geflohen" ist, war klar, das war kein Scherz.
Ich bat Ben, mir zu helfen und klärend zu vermitteln. Da Ben aber ein egozentrischer, oberflächlicher Mistkerl ist, hat er nicht bemerkt, wie schlecht es mir ging. Hat nicht bemerkt, dass ich in der Pause ganz alleine dastand. Hat nicht bemerkt, dass ich leiser und leiser geworden bin. Ich dachte, er wusste, dass er und Jim gerade meine besten und einzigen aktiven Freunde waren.
Dann, am 14.1.17 ist es eskaliert. Ich hatte noch einmal mit Jim geschrieben, irgendwie, um es endlich zu klären und mir meinen Freund zurückzuholen, als er mir erzählte, dass er sich geritzt hat. Ich muss gestehen, wie es genau weiterging und wie wir überhaupt in diese Situation kamen, verschwimmt alles bei mir. Jedenfalls an dem Abend habe ich es aus Verzweiflung auch getan, um ihm zu zeigen, wie wichtig er mir ist. (Sehr dämlich im Nachhinein...)
Es hat ihn nicht interessiert.
Ben hat es nicht interessiert, selbst als ich ihm das mit dem Verletzen gesagt habe, ihn bat, nichts zu erzählen.
Jim schrieb noch einige Dinge wie "geh dich doch umbringen" und dass die ganze Freundschaft nie existiert hätte, er habe mich von vorne bis hinten angelogen und alles was er je gesagt habe stimmt nicht, er könne mich nicht leiden und fände mich echt zum kotzen.
Ben, naja, der, den hats nicht gejuckt, er war nämlich damit beschäftigt, alles rumzuerzählen. Ja genau, richtig gehört. Und es gibt nunmal Leute, die mich hassen; es gibt Menschen, die mir Schaden zufügen wollen und es damals aktiv getan haben. Weil ich es zugelassen habe. Weil ich mich als wertloses Stück gefühlt und angefangen zu sehen habe. Erst durch Jim und Ben habe ich nachgedacht und überlegt: was, wenn ich hier das schwarze Schaf bin? was, wenn alles besser wäre ohne mich? was, wenn ich hier die Missgeburt bin, wäre doch eine Erklärung für den Schund. Und siehe da, ich habe es mir mit meinem Taschenmesser unter die Haut geschlitzt.
Habe mir eingeimpft, dass ich nichts wert bin, es nie sein werde.
Mit Mühe, einer "Therapie", und vor allem Zeit sind die Wunden geheilt, die Narben noch da. Der Selbsthass ist zu Selbstzweifeln geworden, eine Verbesserung, aber wer sich nicht liebt, kann niemand anderen lieben.
Ich habe mir geschworen, mich nie wieder so in jemandem zu täuschen, jemanden so nahe an mich ran und so viel in mir zerstören zu lassen. Ich bin misstrauisch geworden, höre noch mehr auf mein Bauchgefühl als vorher (das meistens richtig liegt, nur damals bei Jim und Ben nicht), habe mir vorgenommen, dass das nie mehr passiert.
Aber ich habe es nicht geschafft. Mein Bauchgefühl ist zu keinem eindeutigen Schluss gekommen, zu viele Fragen und Aufforderungen waren in meinem Bauch, als ich Pascal getroffen habe. Endlich mal jemand, der dich anspricht, kannste den ja nicht wegschicken, wo du sonst immer jammerst, dich kenne keiner. Musst doch auch eine Chance geben, mal gucken. Am Ende ist das eine riesen Chance und du bist zu misstrauisch und verklemmt, traust dich nicht. Trau dich!
Und ich habe mich getraut. Und habe bezahlt.
Und ich weiß, das war nicht das letzte mal in meinem Leben, ich weiß, Körbe muss man ertragen können aber es war einfach schwer zu schlucken, dass ich, die ich mich als unwürdig eines jeden männlichen Wesen gegenüber gesehen hat, eine Zukunft als Katzenmami geplant war, plötzlich doch ein Licht sieht, eine Tür aufgehalten bekommt und zu spüren kriegt: Du hattest Unrecht, du siehst nicht schlecht aus, bist nicht dumm, klar habe ich Interesse, wie kannst du nur vom Gegenteil ausgehen?
Das war Medizin für die immer noch offenen Wunden, das war Anti-Narben-Creme. Ich war dabei, besser zu mir zu sein, mich nicht immer als das Schlechteste zu sehen.
Aber scheinbar bin doch nicht auszuhalten, hatte doch recht:
'Definetely going to find a way to ruin this'
Mit diesen Worten noch einen schönen Abend.
-lu
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