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Weil heute ein besonderer Tag ist und so... direkt 2 Kapitel! Viel Spaß😽
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„Bleiben Sie liegen.", hält mich eine fremde Stimme davon ab, mich aufzusetzen. „Ich muss aufs Klo.", entgegne ich und will mich aufsetzen. Es ist ziemlich dunkel hier und ich liege auch nicht in dem Bett, in dem ich heute Morgen aufgewacht bin. Es ist um einiges ungemütlicher, trotzdem gemütlicher als mein Bett zu Hause. „Machen Sie bitte langsam. Ich helfe Ihnen." Ein Licht wird neben dem Bett angeschaltet, ehe ich eine junge Frau vor mir erkenne, die mich vorsichtig anlächelt.
„Wo bin ich hier?", frage ich und huste leicht. „Sie sind im Krankenflügel, Sir. Heute Morgen hat der Prinz Sie nach hier gebracht. Sie waren ohnmächtig und hatten einen asthmatischen Anfall.", erklärt sie und hält mich am Unterarm aufrecht, als ich stehe. „Ich vertrage keinen Käse. Ich hätte es wissen müssen, aber der ganze Stress hat mich abgelenkt.", erkläre ich und gehe neben ihr durch den Krankenflügel.
Irgendwie erinnert es mich hier an Harry Potter, nur dass es ein wenig freundlicher ist. Hellere Wände und schickere Einrichtung. Weniger gefährlich, sodass man sich geborgen fühlen muss. „Sie werden die nächsten Tage ruhig verbringen. Das ist Ansage des Kronprinzen." Schnaubend nicke ich und lasse mich von ihr zur Toilette führen. Ich kann ja wohl alleine auf mich aufpassen und entscheiden, ob ich hier bleibe oder mich in meinem Zimmer verschanze. Oder ob ich ganz normal so weitermache, wie zuvor.
Obwohl, vielleicht kann es auch schön sein, meine Zeit nicht mit den anderen Auserwählten zu verbringen. Immerhin mag mich der Großteil meiner Konkurrenten nicht, was auf Gegenseitigkeit beruht. Nur dass ich es mir nicht ganz so sehr anmerken lasse, wie die anderen es tun.
„Hier ist die Toilette. Schaffen Sie es alleine oder soll ich jemand männliches holen, der Ihnen hilft?" Ich lehne dankend ab und schließe die Toilettentür hinter mir, nachdem ich in den Raum getreten bin.
Was fällt dem Prinzen ein, über mein Wohlergehen zu bestimmen? Es kann ihm doch egal sein, ob ich verrecke oder nicht. Immerhin ist es dann ein Mann weniger, den er beschatten muss, damit niemand seiner Schwester zu böse kommt. Wieso er bei mir anfängt, weiß ich nicht. Vielleicht weil er mich als Opfer in der ganzen Geschichte sieht.
Immerhin wurde ich gestern mit Wein überschüttet, heute verrecke ich beinahe an einem Bissen meines Brotes. Was kommt als Nächstes? Jemand ruiniert meine Klamotten? Zerstört meine privaten Gegenstände? Erfährt mein dunkelstes Geheimnis und plaudert es aus? Dann bin ich schneller weg, als ich bis drei zählen kann. Selbst Dylan weiß es nicht, obwohl sie alles von mir und über mich weiß. Wirklich alles.
Als ich mir die Hände wasche, schaue ich mich in dem Spiegel an und seufze leise. Dicke Augenringe zieren die Haut unterhalb meiner Augen und jegliche Farbe hat mein Gesicht verlassen. Hoffentlich sieht es nach ein paar Stunden Schlaf wieder besser aus.
„Sir, Sie sollten wieder ins Bett.", hält mich die Krankenschwester auf, als ich in die andere Richtung gehen will und hält mich an meinem Ellenbogen bei sich. „Danke für Ihre Bemühungen, aber ich wurde jetzt gerne wieder auf mein Zimmer. Ich muss noch etwas erledigen.", bedanke ich mich bei ihr und gehe in die Richtung des Ausgangs. „Aber Sir, Sie-" Ich höre ihre Antwort nicht mehr, da ich die Tür hinter mir schließe und gerade aufatmen will, als ich plötzlich drei Augenpaare auf mir liegen sehe.
Die von Niall, von Prinzessin Charlotte und ihrem Bruder, der als erstes aufsteht, nachdem der Schock vergangen ist. „Wie geht es Ihnen? Sie sollten doch im Bett liegen bleiben.", fragt er mich und legt seine Hand auf meinen Oberarm. Jedoch entziehe ich ihm meinen Arm und trete einen Schritt von ihm weg. „Ich lasse mir von niemandem sagen, was ich machen soll. Selbst vom Prinzen nicht." Ich schaue kurz zu Prinzessin Charlotte, die ebenfalls aufgestanden ist und mich vorsichtig anlächelt.
„Ich würde jetzt gerne auf mein Zimmer, um mich dort noch ein wenig hinzulegen.", wende ich mich an sie und ignoriere den Prinzen neben mir. Es war falsch, gestern so zu tun, als wäre zwischen uns alles okay. Er schläft sich durchs halbe Königreich, ich muss mit niemandem befreundet sein, der einen Scheiß auf Gefühle gibt. Gerade, weil er der nächste König wird. Er sollte sich eine Frau suchen, die mit ihm den Thron besteigt, keine Mätresse.
„Ich begleite Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht.", entgegnet sie und klopft ihrem Bruder auf die Schulter. „Unterhalte dich doch solange mit Mister Horan. Dann ist er der stolze zweite Mann, der ein privates Gespräch mit seiner königlichen Hoheit, dem Prinzen hatte.", schlägt sie vor und küsst ihn auf die Wange. „Natürlich, Schwesterherz.", seufzt Prinz Louis nur und deutet Niall an, den Flur entlang zu gehen.
„Einen Moment noch." Niall dreht sich zu mir und lächelt mich traurig an. „Geht es dir besser?", fragt er und deutet auf meinen Hals. Ich nicke und ringe mir ein Lächeln ab. „Wir sehen uns morgen, viel Spaß." Er nickt und umarmt mich kurz, was mich lächeln lässt. „Erhol dich gut, es ist langweilig ohne dich. Oh und gute Besserung von Tadhg. Er hat noch was gesagt, aber das habe ich nicht verstanden.", lacht Niall und geht dann langsam zum Prinzen.
Ich bedanke mich noch, ehe ich mit Prinzessin Charlotte alleine bin und mich lächelnd zu ihr drehe. „Haben Sie sich schon gut eingelebt? Abgesehen von den Streitigkeiten zu den anderen Auserwählten?", fragt sie und hakt sich bei mir unter, als ich ihr meinen Arm anbiete. „Ja, ziemlich. Das Zimmer ist ziemlich groß, im Gegensatz zu dem zu Hause. Das Bett ist um einiges gemütlicher und der Kleiderschrank ist der Wahnsinn. Die ganzen Farben sind der Hammer. Die meisten kenne ich zwar nicht, trotzdem sind sie wunderschön.", bedanke ich mich und lasse mich von der Prinzessin zu meinem Zimmer begleiten.
„Wir haben gehofft, dass es Ihnen gefällt. Obwohl, dieses Outfit steht Ihnen auch." Sie kichert leicht, was mich schmunzeln lässt. „Danke, aber so langsam muss ich mich von dieser Schlafanzughose verabschieden. Die Nähte lösen sich so langsam und ich warte nur darauf, dass die Naht zwischen meinen Beinen reißt, wenn ich mich das nächste Mal hinsetze. Der Pulli ist von meiner Freundin.", erkläre ich und fahre über den weichen Stoff, der immer noch ein wenig nach Dylans Waschpulver riecht.
Irgendwann kam sie mit dem Pulli zu mir und meinte, ich solle ihn anziehen, sodass sie ihn mir abnehmen kann, wenn er nach mir riecht. Seitdem bekomme ich immer einen sauberen Pulli, den ich tragen muss, ehe sie ihn wieder bekommt. Das geht seit meinem ersten Semester so. Jeden Monat kriege ich ein kleines Paket mit dem Pulli, welches ich nach wenigen Tagen wieder zurückschicke. In den Ferien gebe ich ihr ihn immer zwischendurch, momentan gehört er mir.
„Sie haben eine Freundin?", will die Prinzessin nach einem Moment wissen und stockt kurz. „Oh, nein. Entschuldigt. Sie ist meine beste Freundin. Manchmal fühlt es sich nur so an, als wären wir zusammen. Nur ohne Intimitäten.", erkläre ich und werde etwas rot. Vielleicht war es nicht so sinnvoll, der Prinzessin von Dylan zu erzählen, wenn ich eigentlich ihr Herz für mich gewinnen sollte.
„Haben Sie Gefühle für Ihre Freundin?", will sie wissen und geht langsam neben mir her. „Ich liebe sie von ganzem Herzen, aber niemals, wie ich jemanden lieben würde, mit dem ich mein Leben verbringen wollen würde. Sie ist wie eine Schwester für mich.", entgegne ich und schaue die Prinzessin an.
„Eine Schwester oder einen Bruder zu haben, ist immer sehr erfrischend. Haben Sie Geschwister?" Abrupt bleibe ich stehen und lasse meinen Arm sinken. Prinzessin Charlotte schaut mich nur verwirrt an und legt eine Hand auf meinen Oberarm, als ich nach Worten suche. „Nein, nicht mehr.", bringe ich hervor und wende den Blick ab. Ich möchte gegenüber einer Prinzessin nicht als schwach wirken. Und erst recht nicht vor ihren Augen in Tränen ausbrechen, weil ich meine Schwester so sehr vermisse, dass es mir das Herz zerreißt.
Als ich meine Schwester verloren habe, war Dylan damals als einzige für mich da und hat sich die Nächte um die Ohren geschlagen, als ich tränenüberströmt zu ihr kam und erst wieder schlafen konnte, wenn ich in ihren Armen gelegen habe. „Das tut mir leid." Ich nicke und gehe wieder los, den Blick auf den Boden gerichtet. Zu Hause wird das Thema totgeschwiegen und bei Dylan kommt es einfach nie zu diesem Thema, weshalb es gerade sehr unerwartet kam. Wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre, wäre ich vielleicht nicht kurz davor, in Tränen auszubrechen.
„Was machen Sie beruflich?" Leise lache ich und schüttle den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich stehe nicht auf Smalltalk. Sicherlich gibt es hier eine Akte, die mehr über mich weiß, als ich selbst. Das hier ist der Palast, Wohnsitz des Königs. Ihr wisst sicherlich auch, was mit meiner Schwester passiert ist, also wieso werden mir diese Fragen gestellt? Um sicher zu gehen, dass ich die Wahrheit sage?" Ich schüttle den Kopf und löse ihre Hand vorsichtig von meinem Arm, bevor ich einen Kuss auf ihren Handrücken hauche.
„Glaubt mir, Eure königliche Hoheit, ich sage immer die Wahrheit. Aber ich habe keine Lust auf belanglosen Tratsch." Dann verbeuge ich mich und drehe ihr den Rücken zu, bevor ich etwas schneller zu meinem Zimmer gehe.
Liebend gerne würde ich hier alles zusammenpacken und in mein Wohnheimzimmer fliehen. Dorthin, wo alles normal ist und ich leben kann, wie es mir passt. Wo ich Dinge alleine entscheiden kann und nicht auf meine Eltern hören muss. Oder in diesem Fall auf die königliche Familie.
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All the love, Kim!
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