FOURTY-NINE
Ich wollte das Kapitel nicht hochladen... aber irgendwie auch schon... live reactions?
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„Tante Jane! Schön dich zu sehen!", begrüße ich die Schwester meiner Mutter und werde von ihr in eine kräftige Umarmung gezogen. „Ach Schätzchen, so groß bist du geworden.", begrüßt sie mich. Dass ich seit dem letzten Mal nicht mehr gewachsen bin, sage ich nicht und lasse mich weiter von ihr zerdrücken. „Hör mal, benutzt du ein anderes Parfüm? Nein, du hast aufgehört, deine Lunge mit dem Rauchen zu zerstören! Guter Junge, ich wusste, aus dir kann mal was werden.", reflektiert sie selbst und tätschelt meine Wange.
„Ich kam in letzter Zeit nicht dazu, viel zu rauchen. Aber toll, dass es dir aufgefallen ist.", lächle ich und begrüße meinen Onkel mit einer wesentlich kürzeren Umarmung. Er distanziert sich ziemlich von Berührungen in allen Richtungen, was ich nachvollziehen kann. Ich kuschle auch nicht gerne mit jedem. „Wieso? Hast du endlich eine Frau gefunden, die es hasst, dich rauchen zu sehen? Schätzchen, ist sie hier? Ich muss sie kennenlernen." Tante Jane scheint Feuer und Flamme zu sein, was die Verkupplungsversuche meinerseits angeht. Immer von ihr ausgehend.
„Tante Jane, ich bin schwul. Du weißt schon, wenn ein Mann einen Mann liebt?" Eigentlich weiß sie es schon seit Jahren, aber ich habe das Gefühl, dass sie es nicht wahrhaben möchte. „Ach, dann hast du einen Mann gefunden? Ist er denn hier?" Sie dreht sich um und sucht nach meinem Freund Ausschau. „Ja, ist er. Aber kommt erstmal an, dann stelle ich euch gegenseitig vor." Lächelnd nickt Tante Jane und hakt sich bei ihrem Mann ein, der mir nur knapp zunickt, bevor sich die beiden von mir entfernen.
Dass ich keine Ahnung habe, wo Harry steckt, lasse ich lieber niemanden wissen. Vor einer Stunde, als der Ball begonnen hat, war Harry noch bei mir, bis ich meine ersten Verwandten begrüßt habe. Er wollte sich nur kurz frisch machen, seitdem ist er nicht mehr zu mir gekommen und hat hoffentlich Anschluss bei meinen Cousinen oder Cousins gefunden, die ihn wahrscheinlich ausquetschen werden. Meine Rettung naht, sobald ich ihn gefunden habe.
Mit Tante Jane und Onkel Philip sollten alle Gäste da sein, weshalb ich mich vom Eingang entferne und ziemlich schnell Pete finde, der an der Bar steht und sich einen kurzen zubereiten lässt. „Na", begrüße ich ihn und klopfe auf seine Schulter, als er sich zu mir dreht. „Wo hast du Harry gelassen?", entgegnet er nach einer kurzen Begrüßung und nimmt das Glas entgegen. „Das gleiche kann ich dich mit deinem Mann fragen. Konnte er sich drücken oder läuft er hier irgendwo herum?" Pete verdreht die Augen und kippt sich seinen Drink in einem Schluck herunter, was mich das Gesicht verziehen lässt.
„Mein herzallerliebster Mann hat mich heute morgen windelweich geschlagen, als ich ihm eine Reise in die Schweiz geschenkt habe. Und was war der Grund? Weil es nicht Frankreich war. Und das, obwohl das Ferienhaus nur drei Minuten von der Grenze entfernt ist.", seufzt er und richtet sich sein Jackett.
Grinsend klopfe ich ihm auf den Oberarm und bedanke mich beim Barkeeper, als er mit ein Glas Sekt reicht. „Schon mal drüber nachgedacht, dass er schwanger sein könnte? Hatte das Gefühl auch bei Harry. Aber es war nur der Alkohol vom Vortag.", seufze ich und nippe von dem Glas. „Uhm Louis? Ich bin mit einem Mann verheiratet. Ein Mann hat keine Gebärmutter.", will er mir klarmachen, doch ich nicke nur und drehe mich wieder in den Saal, um die Leute zu beobachten. Getanzt wird noch nicht, hoffentlich wird sich das bald ändern. Anfangen möchte ich nämlich nicht, aber mit Harry tanzen möchte ich trotzdem. Vor meinen ganzen Verwandten, von denen ein Großteil nichts von meiner Sexualität weiß.
„Ich weiß, aber... ach egal. Vielleicht hat LeRoy einfach keinen guten Tag und morgen freut er sich über das ganze. Mit Harry möchte ich im Sommer in den Süden fliegen, um dort ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen. So als Paar, verstehst du?" Pete nickt nur und deutet in eine Ecke hinter einer der großen Säulen. „Gibt es da war umsonst?" Augenverdrehend folge ich ihm zu der kleinen Traube voller Menschen unter achtzehn, die anscheinend auf etwas warten.
„Wieso stehen wir alle hier?", frage ich den Neffen der Frau meines Onkels. Er ist nicht älter als zehn, aber scheint ziemlich gespannt auf das alles zu sein. „Wir lernen den neuen kennen. Er kann flechten.", erklärt er, worauf ich verwirrt zu Pete schaue, der sich ein Grinsen verkneift und amüsiert den Kopf schüttelt.
Und dann sehe ich Harry, wie er hinter meiner Großgroßgroßcousine sitzt und ihr einen Zopf flechtet. Neben ihm seine Notizen aus dem Studium, in die er die letzten Tage nicht eine Sekunde geschaut hat.
Er lacht mit den ganzen Mädchen und hört sich Geschichten über irgendwelche Vorfälle an, die ein Kind zum Totlachen findet. Ich eher weniger, aber dafür bin ich auch mindestens zehn Jahre zu alt. Gott, noch drei Jahre, dann bin ich dreißig.
„So, Bitteschön.", sagt Harry, als er fertig mit seiner Flechtfrisur ist und sich ein paar blonde Haare von den Oberschenkeln streicht. Und dann wird mir so langsam klar, dass Harry mich wahrscheinlich nie betrügen wird. Lieber sitzt er mit einem Dutzend Kindern in einer Ecke eines Ballsaals und flechtet ihnen nacheinander die Haare. „Dürfen wir euren Flecht-Meister entfüren? Ich habe von den Elfen gehört, dass er jetzt mit seinem Traumprinzen tanzen wird. Wie in Barbie, ihr kennt doch alle Barbie!", schaltet Pete sich ein und klopft mir auf den Rücken, bevor ihm beinahe alle Mädchen hinterher rennen, als er von uns weg geht.
Die anderen verscheuche ich und lächle Harry an, der langsam aufsteht und versucht, seine Unterlagen zu verstecken. „Ich habe sie schon gesehen, mach dir keinen Stress.", beruhige ich ihn und ziehe ihn an den Hüften zu mir, als ich ihm gegenüber stehe. „Ich wollte wirklich nicht lernen, aber das Staatsexamen ist so verdammt wichtig für mich und dieser Ball ist es absolut nicht. Nimm es nicht persönlich, aber ich kenne hier nur LeRoy, der sich auf Klo eingesperrt hat und mit niemandem sprechen will. Und du, du bist die ganze Zeit bei irgendwelchen Gästen, die mich verängstigen.", murmelt er und richtet meinen Hemdkragen.
„Er ist enttäuscht, weil es nicht nach Frankreich, sondern in die Schweiz in den Urlaub geht. Das geht vorüber. Ich will dich auch gar nicht von deinem neuen Job oder dem Lernen abhalten, aber würdest du mit mir tanzen?", frage ich etwas nervös und halte eine Hand nach ihm aus, nachdem ich einen Schritt zurückgegangen bin.
Für einen Moment schaut er mich schweigend an, bevor er sich umdreht und seine Unterlagen betrachtet. „Du kannst danach wieder lernen. Von mir aus auch in der Bibliothek oder in meinem Zimmer, aber erst ein Tanz, ja?" Unsicher nickt Harry und greift dann nach meiner Hand. Lächelnd mustere ich meinen Freund in hellblauem Anzug und etwas dunklerem, hellblauen Hemd, der zum Anbeißen aussieht. Wenn hier nicht hunderte meiner Verwandten wären, hätte ich schon längst unzüchtige Dinge mit Harry angestellt. Hätte ich ihn nicht eben verloren. „Danke. Und bleib du selbst, verbieg dich nicht, weil die anderen dich komisch anschauen. Sie werden mich anglotzen. Den Thronfolger, der gerade mit einem Mann tanzt und ihn dann küsst." Viel scheint es bei Harry nicht zu bringen, trotzdem lässt er sich von mir in den Saal ziehen, wo immer noch keiner tanzt. Dann liegt es wohl an mir.
„Achso, Pete!" Ich stoppe mit Harry neben ihm und lege eine Hand auf seinen Oberarm. „LeRoy ist auf Toilette und will mit niemandem sprechen. Vielleicht ist es besser, wenn ihr euch für diese Nacht ein Zimmer nehmt und morgen früh mit uns frühstückt.", schlage ich vor und werde überraschend in eine Umarmung gezogen, wobei ich Harrys Hand aus meiner lösen muss. „Ihr kriegt das schon wieder hin. Ich habe gehört, Sex soll helfen. Aber bitte nur im Bett, ich will mich noch vernünftig im Palast aufhalten, ohne an eure Hinterlassenschaften denken zu müssen." Auch, wenn es sich falsch anhört, lasse ich es so stehen und ziehe Harry auf die Tanzfläche.
„Gott, das ist unangenehm, Louis.", murmelt Harry, als ich stehenbleibe und meine Hände auf seine Hüften lege. „Das ist nicht unangenehm. Wir tanzen, weil wir ein Paar sind." Seufzend drapiere ich Harrys Arme um meinen Nacken und drücke sein Kinn hoch, damit er mich anschaut. „Guck mich an, alles andere ist unwichtig. Nur ich zähle, okay?" Harry nickt und tritt noch einen Schritt näher auf mich zu, sodass sich unsere Fußspitzen beinahe berühren sollten. „Und jetzt noch ein wenig entspannter... hilft ein Kuss?" Harry unterdrückt sich ein Grinsen, nickt aber und schließt seine Augen, als ich noch näher auf ihn zu trete und mit meinen Händen unter das Sakko schlüpfe.
Dann treffen unsere Lippen aufeinander, während Harrys Hand sich an meinen Hinterkopf legt und mich so bei sich hält. Mein Griff verstärkt sich etwas, während ich ihn so an mich ziehe und seinen Körper an meinen gepresst spüre. „Hier sind Kinder, Snuggles.", nuschle ich gegen seine Lippen und schiebe ihn etwas von mir, als Harry sich in dem Kuss verlieren will. Würde ich wahrscheinlich auch gern, aber nicht, wenn meine Familie im gleichen Raum ist. „Sorry." Ich lächle nur und hauche ihm einen letzten Kuss auf die etwas geschwollenen Lippen, bevor er sein Kinn auf meiner Schulter ablegt.
„Oh, du kannst ja richtig romantisch sein.", grinse ich und fange an, mich etwas zu bewegen, was man in etwa als tanzen beschreiben kann. Mehr oder weniger zumindest. Immerhin bewegen wir uns so, dass wir nicht stehen und auf der Tanzfläche herum wackeln. „Halt die Klappe, Louis." Schnaubend stimme ich zu und schließe meine Augen, um den Moment mit Harry genießen zu können. Tanzend, inmitten von vielen Leuten, die wahrscheinlich nicht mehr aus dem Staunen herauskommen. Aber das ist es mir wert. Ein Stückchen Normalität, welches ich gemeinsam mit meinem Freund genießen kann.
Lächelnd hebt Harry seinen Kopf, als das Lied wechselt und von einem einfachen Geigenspiel zu einer höheren Tonart wechselt. Nicht mehr so friedlich, sondern als würde ein Sturm aufziehen. Seine Augen sind leicht geweitet, aber nicht zu weit oder dass ich mir Sorgen machen müsste. Er sieht vollkommen und glücklich aus, so wie ich ihn gestern das letzte Mal gesehen haben, als wir auf dem Weihnachtsmarkt waren. Sonst strahlt er auch, aber das hier ist anders. Es ist echter, erfüllter.
„Vertraust du mir?", frage ich ganz plötzlich und bin selbst erstaunt, dass mein Hirn so schnell von meinen Gedanken in die Wirklichkeit gesprungen ist. „Natürlich vertraue ich dir.", entgegnet Harry keine Sekunde später und fährt mit dem Daumen über meinen Mundwinkel, bevor er seine Lippen auf meine legt.
Lächelnd schaue ich ihn für einen Moment an und wiege ab, was für Konsequenzen meine nächsten Schritte mit sich tragen werden. „Gehst du deine Unterlagen holen? Hast du eine Tasche dabei?" Verwirrt nickt Harry und dreht sich sofort um, um in die Ecke zu gehen, in welcher er seine Mitschriften und Unterlagen gelassen hat, um gleich eigentlich weiter zu lernen. Aber das kann er auch von woanders machen. Nicht vom Ballsaal aus, in dem wir Weihnachten feiern.
„Du hast ihn gerade vor all deinen Verwandten geküsst. Mehr als das, du bist so tot.", kommt Zayn auf mich zu, als ich mich gerade umdrehen wollte, um zu meinem Vater zu gelangen. „Zayn, du musst mir jetzt ganz genau zuhören, ja?" Verwirrt nickt er und richtet seinen Anzug, in dem er erschreckend gut aussieht. Aber noch nichtmal halb so gut wie Harry. Und dann fange ich an, ihm die Kurzversion meines Planes zu erzählen, während er mich nur geschockt ansieht.
Zu einer Antwort lasse ich ihn jedoch nicht kommen und ziehe ihn in eine feste Umarmung, bevor ich auf dem Absatz kehrt mache und zu meinem Vater gehe, der neben Mutter und seinem Bruder steht.
Dieser schaut nicht sonderlich erfreut, aber das könnte mir in diesem Moment nicht egaler sein. „Louis, ich glaube, ich habe mich da doch gerade verguckt, nicht wahr? Das war doch ganz sicher eine attraktive Frau mit ziemlich kurzen Haaren, mit der du da gerade getanzt hast, nicht?" Zuhören tue ich ihm nicht wirklich und schaue eher zu meinen Eltern, die sich plötzlich an den Händen halten und nervös aussehen.
„Ich liebe euch und ich kann euch nicht genug danken, für das, was ihr mir die letzten siebenundzwanzig Jahre alles gegeben habt, aber..." Ich streife den Ring von meinem Finger und gebe ihm meinem Vater zurück. „... ich liebe Harry womöglich mehr als alles andere und möchte mich nicht verstecken. Es tut mir so verdammt leid." Ich ziehe die beiden in eine Umarmung, die sofort erwidert wird und ich meine Mutter schluchzen höre. „Du hast so einen verdammten Dickschädel. Aber mir war es klar, ich habe es kommen sehen. Und es tut mir leid, dass wir dir nichts besseres bieten konnten.", will sie sich entschuldigen, doch ich schüttle den Kopf und löse mich von den beiden.
„Lotties Sohn wird perfekt dafür gemacht sein. Hoffentlich wird er nicht auch schwul.", lache ich den Tränen nahe und trete immer weiter zurück. Weg von meinen Eltern, weg von der Monarchie. Und hin zu Harry und hin zur Freiheit. Zu einem normalen Leben, welches nicht einfach wird. Aber ich habe Harry. Hoffentlich auch noch, wenn er erfahren wird, was ich hier gerade gemacht habe.
Ich ignoriere alle Gäste und gehe auf den Ausgang des Saals zu, wo Harry und Zayn schon auf mich warten. Zayn mit Tränen in den Augen und Harry mehr als nur verwirrt. „Auf drei laufen wir, okay?" Ich bedeute Harry, sich seinen Rucksack aufzusetzen, bevor ich seine Hand in meine nehme und tief durchatme. Womöglich begehe ich gerade den Fehler meines Lebens, aber ich werde ihn wahrscheinlich nicht bereuen. Hoffentlich.
„Louis, was geht hier vor sich? Zayn hat Tränen in den Augen und wieso schauen alle im Saal so zu uns?", will Harry wissen. Gerade will ich antworten, als ein Tumult im Ballsaal ausbricht. „Drei!" Ich laufe los und ziehe Harry wohl oder übel hinter mir her. „Passt auf euch auf!", ruft Zayn noch, jedoch bleibt keine Zeit, sich umzudrehen. „Louis, was ist hier los? Willst du irgendwen überfallen? Ich studiere Strafrecht, ich könnte dich über jegliche Rechte und Paragrafen aufklären.", fragt Harry, während ich ihn um eine Ecke ziehe und etwas zu doll gegen eine Wand drücke.
„Fuck, sorry!" Ich ziehe ihn wieder etwas näher an mich und fahre über seinen Hinterkopf, bevor ich versuche, diesen zu pusten. Doch dass Harry mich jetzt an die Wand drückt, damit habe ich nicht gerechnet. „Ich vertraue dir, Louis. Aber wen hast du umgebracht, dass wir so überstürzt flüchten? Und das wahrscheinlich nicht in dein Zimmer, sondern irgendwo hin, wo uns niemand finden wird.", will er wissen und drängt mich so an die Wand, dass ich gar nicht flüchten kann. Wollte ich auch gar nicht. Zumindest nicht vor Harry. Nur mit ihm.
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