FIFTY-SEVEN
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Gelangweilt sitze ich in meinem Wohnheimzimmer und bin kurz davor, aufzuräumen, jedoch fehlt mir dafür jegliche Motivation. Ich muss meine Sachen in einer Woche sowieso packen, da bringt es nichts, heute aufzuräumen.
Mit Quinn kann ich meine Zeit auch nicht verbringen, da er seit Neujahr nur mit seinem besten Freund unterwegs ist. Wahrscheinlich sind sie die Zeit über in seinem Zimmer. Einerseits schön für mich, dass ich die beiden nicht hören muss, wenn sie ihren Spaß haben, aber andererseits fühle ich mich deshalb auch ein wenig verloren.
Sprechen darf niemand mehr mit mir, weil es zu gefährlich wäre, seitdem die Beziehung mit Louis öffentlich ist. Dementsprechend tingelt sich seit knapp drei Wochen beinahe durchgehend ein Bodyguard vor meiner Tür herum, der auf mich aufpassen soll. Und wenn ich mein Zimmer verlasse, werde ich ebenfalls auf Schritt und Tritt verfolgt, was es noch nerviger macht. Deshalb bleibe ich einfach in meinem Bett liegen und warte, bis die Entlassungsfeier stattfindet.
Unterricht habe ich keinen mehr, da ich mein Staatsexamen am letzten Freitag geschrieben habe. Aber zurück zu Louis kann ich auch nicht, da es immer noch so sein kann, dass irgendwas mit dem Studium ist. Und wenn ich dann in London bin, wird es ein wenig problematisch.
Im nächsten Moment hebe ich mein Handy von der Matratze und entsperre es, um Louis' Nummer zu wählen. Nach einem Moment hebt er ab, schaltet jedoch sofort seine Kamera aus, was mich seufzen lässt. „Hallo Snuggles. Du siehst gestresst aus, alles okay?", begrüßt er mich. „Hey, nein, also mir geht es gut. Mir ist langweilig. Quinn habe ich Weihnachten das letzte Mal gesehen und alle anderen reden nicht mehr mit mir weil der neue Bodyguard keinen an mich ran lässt. Deswegen bin ich die ganze Zeit in meinem Zimmer, so ich nicht die ganze Zeit beobachtet werde. Ich vermisse dich." Da er mich noch sieht, merkt er wahrscheinlich meinen Gesichtsausdruck, welcher schonmal freudiger aussah.
„Ich vermisse dich auch. Kann ich dich in einer halben Stunde zurückrufen? Hier ist es gerade ein wenig stressig." Ich nicke sofort und hauche einen Kuss in die Kamera. „Ich liebe dich, bis gleich." - „Ich liebe dich auch, Snuggles. Wir sehen uns." Lächelnd nicke ich und lege mein Handy wieder neben mich, als der Anruf beendet ist. Und dann bin ich wieder allein.
Seufzend drehe ich mich auf die Seite und lege die Decke über mich, um etwas zu schlafen. Vielleicht gehe ich mir heute Abend noch etwas zu essen holen, dann war es das aber auch schon.
Glücklicherweise schlafe ich relativ schnell ein und entkomme somit der langweiligen Realität um nich herum, welche mich immer mehr zu erdrücken scheint.
*
Mit meinem Anhängsel als Bodyguard betrete ich am frühen Abend ein kleines Restaurant, in welchem ich letztes Jahr mit Dylan essen war, als sie mich im Frühjahr besucht hat. Und das ist schon wieder knapp ein Jahr her. „Können Sie mich nicht für eine halbe Stunde allein lassen?", frage ich und drehe mich zu Mister Hops um und verschränke die Arme vor der Brust. „Mir wurde angewiesen, Sie zu begleiten, wohin Sie auch immer hingehen. Ich mache nur meinen Job, mehr nicht.", seufzt er und schaut sich im Restaurant um.
„Sie können sich in irgendeine Ecke setzen, aber bitte lassen Sie mich einfach in Ruhe. Ich brauche keinen Babysitter mehr.", bitte ich ihn und deute hinter mich. „Ich weiß, dass Sie keinen Babysitter mehr brauchen, aber das ist mein Job." Ich verdrehe die Augen und drehe mich um, bevor ich zur Theke gehe und mit mit den Ellenbogen auf diese stütze.
„Einen Moment." Dann dreht sich ein junger Mann zu mir um, dessen Augen sich weiten, als er mich sieht. „Du- Sie sind der Freund des Prinzen.", stottert er und schaut sich schnell um. „Der bin ich. Könnte ich etwas bestellen? Gerne zum hier essen.", wechsle ich das Thema und atme laut aus. „Natürlich. Sie haben freie Platzwahl. Was hätten Sie gerne?" Er sieht zu seinem Tablett, während er meine Bestellung abwartet. „Gebratene Nudeln mit gebratenem Hühnchen. Könnte ich dazu etwas Süß saure Soße haben?" Er nickt und gibt alles ein. „Etwas zu trinken?" Ich schaue auf die Anzeige über ihm und wähle ein alkoholfreies Bier und ein Glas Wasser.
Dann wende ich mich von ihm ab und suche mir einen Tisch am Fenster, von welchem ich auf die beleuchtete Straße schauen und die Leute beobachten kann, welche dort entlang gehen. Das Buch, welches ich mitgenommen habe, lege ich auf den Tisch, genau so wie mein Handy, ehe mein Blick auf den Ring an meinem Ringfinger fällt.
Sofort muss ich lächeln und drehe ihn ein wenig hin und her, während ich meinen Blick auf den dünnen, schwarzen Streifen gerichtet halte.
„Schöner Ring, von wem ist er?", werde ich plötzlich angesprochen und hebe meinen Kopf abrupt, um im nächsten Moment in das strahlende Gesicht von Louis zu schauen. Einen Moment brauche ich, bis ich verstehe was hier los ist. Louis, mein Verlobter, ist an meiner Uni. In dem Restaurant, in dem ich allein mein Abendessen zu mir nehmen wollte.
„Was machst du hier?", will ich wissen und stehe von meinem Stuhl auf, um Louis zu umarmen. „Meinen Verlobten sehen. Ich habe gehört, dass du allein in deinem Zimmer bist und wollte schauen, wie du hier so lebst. Wie das Leben außerhalb des Palastes ist.", erklärt er mir und fährt über meinen Hinterkopf, während ich seinen unvergesslichen Duft einatme. „Ich liebe dich.", flüstere ich und lächle ihn an. „Ich liebe dich auch. Du siehst gut aus." Er deutet auf meine Jeans und den Hoodie, den ich von Louis geklaut habe. „Es ist dein Hoodie, natürlich sehe ich gut aus.", kichere ich und schließe die Augen, als er mich am Nacken zu sich zieht und seine Lippen auf meine legt.
Vorsichtig bewegt er seine Lippen gegen meinen und fängt an, meinen Nacken zu kraulen, worauf ich mich entspanne und über seine Wangen streiche. Nur kurz danach lösen wir uns voneinander, bevor Louis einen letzten Kuss auf meine Stirn haucht und einen Schritt zurück macht.
„Ich wollte gerade etwas essen. Soll ich dir noch etwas dazu bestellen?" Louis schüttelt den Kopf und setzt sich mir gegenüber an den kleinen Tisch, bevor er aus dem Fenster schaut. Aber nur für einen Moment, da er im nächsten Moment wieder mich anschaut und nach meiner Hand greift.
Erst dann setze ich mich wieder hin und schaue auf unsere Hände. „Sir Andrew hat mir noch etwas bestellt. Er isst etwas mit Mister Hops, während wir ein wenig Zeit für uns haben.", erklärt er und deutet auf mein Buch. „Du wolltest lesen?" Ich zucke mit den Schultern und schiebe das Buch an den Rand des Tisches. „Ich hätte nicht gedacht, heute noch mit jemandem hier zu sitzen und mich zu unterhalten. Aber das Buch kann ich auch wann anders lesen. Wenn du wieder weg bist und ich meine Abende damit verbringe, allein zu sein, habe ich genug Zeit." Er nickt und schaut auf, als sich jemand neben uns stellt.
Es ist der junge Mann von der Theke, der uns unsere Teller vor die Nasen stellt und dann schnell wieder geht. Grinsend schaut Louis ihm hinterher und schaut dann wieder zu mir. „Es ist anders, mit dir hier zu sitzen. Aber ganz ehrlich? Ich liebe es.", lächelt er und schaut sich erneut um.
Für einen Moment schaue ich meinen Verlobten schwärmend an, bis ich mich leise räuspere und auf meinen Teller schaue. „Ich finde es auch schön, so mit dir gesehen zu werden. Wir haben uns gerade in der Öffentlichkeit geküsst. Jeder weiß, dass es wir sind. Das ist gut. Du musst dich nicht hinter einem Schal und einer Mütze verstecken, sondern stehst hier in einem Pullover und einer Jeanshose. Wir sind frei.", lächle ich und erröte, als Louis einen Kuss auf meinen Handrücken haucht.
„Wie lange bleibst du?", will ich wissen, während wir anfangen zu essen. „Weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich erstmal ein paar Tage, es kommt drauf an, wann Quinn wieder zurück kommt. Ich habe die Woche nur geplant, mit meinem Verlobten zusammen zu sein. Du könntest mir ein wenig die Umgebung zeigen.", schlägt er vor, was mich lächeln lässt. „Wir könnten an den Strand, wenn du etwas warmes dabei hast. Der Pier ist wunderschön.", fällt mir zwischen zwei Bissen ein.
Louis nickt und spießt sich ein Stück Fleisch von mir auf, was mich grinsen lässt. „Du kannst ruhig etwas von mir haben.", kichere ich, als er mich ertappt anschaut und schiebe ihm meinen Teller hin. „Sir Lewis hat einen Wagen dabei, er fährt uns sicherlich." Ich nicke und schaue für einen Moment in seine Richtung. Wirklich reden tut er mit meinem Bodyguard nicht, was ich absolut verstehe. Würde ich auch nicht machen.
„Wie geht es deiner Schwester?", frage ich leise und beuge mich ein wenig über den Tisch, um nicht so laut zu sein. Immerhin weiß niemand von der Schwangerschaft. „Ganz gut, schätze ich. Sie übergibt sich öfters, aber zum Glück habe ich damit nicht viel zu tun. Ihr Freund war die letzten Tage auf irgendeinem Seminar, da hat sie bei mir geschlafen." Ich nicke und trinke von meinem Glas. Prickelnd finde ich es nicht gerade, dass Louis mit ihr in einem Bett geschlafen hat, aber sie sind Geschwister. Also verbieten kann ich es keinem von beiden.
„Bestellst du ihr liebe Grüße?" Louis nickt sofort und klaut ein weiteres Stück Fleisch von mir. „Mache ich, wenn ich wieder in London bin." Nach seiner Antwort verfallen wir in ein angenehmes Schweigen, während wir essen und uns immer wieder verstohlene Blicke zuwerfen. Oder sie in einem Starr-Wettbewerb enden lassen.
„Ich wollte nächstes Wochenende zu Dylan fahren, meinen Geburtstag feiern. Hast du vielleicht Lust, mitzukommen?", frage ich nervös und schiebe die Reste auf meinem Teller hin und her. So richtig konnte ich mit Dylan noch gar nicht über Louis' und meine Beziehung reden. Die Verlobung hat sie ebenfalls durch die Medien erfahren, aber mich selbst dazu äußern konnte ich mich gar nicht richtig. Ihr Job als Kindergärtnerin nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch und wenn sie dann mal Zeit hatte, ging es bei mir nicht. Und in anderthalb Wochen sehen wir uns, um meinen Geburtstag zu feiern. Mit meinen Freunden, die ich alle über ein halbes Jahr nicht mehr gesehen habe, weil ich nicht mehr bei meinen Pflegeeltern lebe.
Dylan habe ich nach ihrem Besuch im Palast letzten Sommer im Herbst gesehen und Anfang Dezember. Danach nicht mehr. Und dass ich sie vermisse, ist untertrieben. Sie ist meine Beste Freundin, so lang waren wir noch nie getrennt.
„Snuggles?" Brummend hebe ich den Kopf und schaue in Louis' belustigtes Gesicht. „Wo warst du mit deinen Gedanken?", will er wissen, jedoch schüttle ich nur den Kopf und räuspere mich leise. „Sorry." Er tut es mit einer Handgeste ab und nimmt meinen Teller, um ihn auf seinen leeren zu stellen. Anscheinend ist er auch fertig. „Ich würde gerne mitkommen. Dann lerne ich deine anderen Freunde auch mal kennen." Ich nicke und trinke einen Schluck. Was besseres fällt mir in dem Moment nicht ein. Dann ist es beschlossene Sache. Louis wird mich nächste Woche zu Dylan begleiten und dort alle Personen kennenlernen, die mir wichtig waren, bis ich ihn kennengelernt habe. Und es immer noch sind.
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