EIGHT
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Dann sind der Prinz und ich allein in meinem Zimmer, während eine angespannte Stille entsteht. „Kann ich bei dem Sortieren helfen?", fragt er vorsichtig und deutet auf die vielen Blätter, für die ich womöglich Stunden brauchen werde, um sie wieder ordentlich zu haben. So, wie sie vorher sortiert waren.
Einerseits würde ich ihn liebend gerne aus dem Zimmer schmeißen, jedoch würde es mit seiner Hilfe wahrscheinlich viel schneller dauern. „Nur, wenn Ihr Zeit habt. Ich möchte Eure Zeit nicht verschwenden, indem wir hier rumsitzen und blöde Unterlagen sortieren.", entgegne ich und setze mich auf mein Bett.
„Nenn mich bitte Louis, wenn wir allein sind. Und einfach duzen. Es hört sich komisch an, wenn man in einem normalen Gespräch auf die Höflichkeitsfloskeln beharrt.", lächelt der Prinz und setzt sich mir gegenüber auf mein Bett.
Die Schuhe hat er sich von den Füßen gestrichen, sodass er jetzt nur noch mit Socken auf meinem Bett liegt. Mir ein Lachen verkneifend, als ich das Loch an seinem dicken Zeh bemerke, öffne ich meinen Laptop wieder und öffne das Inhaltsverzeichnis, welches ich zu Louis schiebe.
„In diese Reihenfolge muss das alles wieder. Ich habe nur Kapitelnummern, die einzelnen Seiten sind umnummeriert. Da muss man sich an die Reihenfolge auf dem Laptop halten. Also jede Seite einzeln durchgehen und so sortieren.", erkläre ich und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Louis hört mir schweigend zu, bevor er nickt und einen Stapel der Blätter und die Hand nimmt und die Zeilen überfliegt. „Das ist Teil fünf, hier." Ich tippe die Datei an und gehe dann auf den Chat mit Dylan.
Sie hier zu haben würde mich wahrscheinlich wieder normal werden lassen. So, wie ich eben mit dem König gesprochen habe, kenne ich mich gar nicht. Ich bin immer höflich, gehe mit meiner Meinung vorsichtig um und lege mir meine Worte eigentlich erst immer zurecht, ehe ich anfange zu sprechen.
„Wann kann die Person kommen?", frage ich Louis leise, bevor ich auf »Anrufen« klicke. Kurz hält er inne und scheint zu überlegen, ehe er seufzt. „Übermorgen. Gib mir später die Adresse mit und jemand wird losfahren.", entgegnet er und lächelt mich schmal an. Sofort nicke ich und starte den Anruf, während ich mich an das Handy in meiner Hand kralle.
„Harry! Du lebst ja! Darfst du überhaupt mit mir telefonieren?", begrüßt meine beste Freundin mich, während ich merke, wie sich ein klitzekleiner Stein von mir löst und ich wieder etwas besser atmen kann. Meine beste Freundin ist alles für mich und die haben wir uns für mehr als zwei Tage nicht gehört. Und jetzt bin ich schon seit einer Woche im Palast.
„Ich vermisse dich.", flüstere ich und fahre mir durch die Haare. „Ich dich doch auch, aber erzähl mir alles! Wie läuft es mit der Prinzessin? Hattet ihr schon ein Date? Wie ist sie? Ist Prinz Louis genau so hübsch wie auf den Fotos?", überhäuft sie mich mit Fragen, was mich lachen lässt. „Was hältst du davon, wenn ich dir die ganzen Fragen beantworte, wenn du mich besuchen kommst? Übermorgen?" Ich beiße mir auf die Lippe, als es in der Leitung plötzlich komplett still ist und will gerade schauen, ob Dylan nicht doch aufgelegt hat, als sie mir plötzlich ins Ohr schreit.
„Dad! Harry hat mich zu sich in den Palast eingeladen! Ich sehe ihn wieder!", kreischt sie so laut, dass auch Louis es mitbekommt und leicht schmunzelt. „Da freut sich aber einer, nach hier zu kommen.", gibt er dazu und widmet sich dann wieder den Papieren. Ich zucke nur mit den Achseln und lausche dem Gespräch zwischen meiner besten Freundin und ihrem Vater.
„Harry?", ertönt die Stimme ihres Vaters an meinem Ohr, worauf ich mich etwas aufrechter hinsetze. Wir beide sprechen eher selten, weshalb das hier gerade ziemlich unerwartet kommt. „Hey Dave.", begrüße ich ihn und knabbere an meinem Finger herum. Wenn er sagt, dass ich Dylan nicht sehen kann, stehe ich morgen Früh mit gepackten Koffern vor dem Palast und gehe im schlimmsten Fall auch nach Hause.
„Ich möchte Dylans Besuch keineswegs im Weg stehen, aber du bist dort, um um die Prinzessin zu werben, nicht um deine beste Freundin einzuladen. Ich weiß, das zwischen euch beiden ist etwas besonderes. Und genau das macht mir Sorgen. Ich weiß, ihr zwei sagt mir nicht die Wahrheit, aber man sieht, dass da mehr zwischen euch ist. Und dann ist da Prinzessin Charlotte. Harry, du spielst nicht mit fairen Karten.", erklärt er mir. Jedoch bin ich etwas abgelenkt, da Louis plötzlich seine Hand um meine Finger legt und sie von meinem Mund wegzieht.
Ohne etwas zu sagen, schüttelt er den Kopf und hält meine Hand eine Spur zu lang in seiner, weshalb ich sie nach einem Moment wegziehe. Seine blauen Augen schauen mich für einen Moment noch studierend an, ehe ich mich leise räuspere und den Blick senke.
Was war das denn gerade?
„Dave?", frage ich ins Telefon und bin schockiert, wie dünn sich meine Stimme gerade anhört. Dazu kommt das Kribbeln in meinen Fingern, welches nicht weggehen will, seitdem Louis diese berührt hat.
„Sie ist wie eine Schwester für mich. Ich liebe sie, natürlich tue ich das, aber nicht so, wie du denkst. Und... ich brauche sie hier. Bitte Dave.", flehe ich und kaue auf meiner Unterlippe herum, worauf Louis mich wieder tadelnd anschaut, ehe er leicht den Kopf schüttelt. „Wieso kommst du dann nicht einfach wieder nach hier? Wenn du das gar nicht willst, was machst du dann noch da?", fragt Dave und lacht leicht. „Es ist nicht so einfach. Da spielen so viele Faktoren und..." Ich will weitersprechen, als ich Dylan wieder höre.
„Ich packe meine Sachen. Wie komme ich zu dir?", will sie wissen und läuft die Treppen hoch, was mich lächeln lässt. „Dich holt ein Wagen ab.", entgegne ich und senke den Blick auf meinen Schoß.
„Super, ich freue mich auf übermorgen. Du musst mir alles erzählen!! Und ich will den Prinzen sehen! Meinst du, er küsst mich? Immerhin küsst er öfters Mädchen von der Straße.", kichert sie. Ich würde schmunzeln, wenn es jemand anderes wäre, aber nicht Louis. Niemals wird Louis meine beste Freundin auch nur anfassen. Keinen Handkuss, kein Händeschütteln und auch kein Wangenkuss. Bloß nicht!
„Denke ich nicht.", brumme ich. Wird er definitiv nicht. Dafür werde ich schon noch sorgen. Meine beste Freundin brummt nur und schließt eine Tür hinter sich. „Okay, ich werde dann mal auflegen. Du hörst dich müde an. Schlaf gut und träum was schönes.", verabschiedet sie sich und haucht einen Kuss ins Telefon. „Wir sehen uns.", entgegne ich und seufze leise. Ein Brummen kommt als Antwort, bevor ich nur noch ein Piepen in der Leitung höre.
Mein Handy lege ich auf die Matratze, ehe ich laut ausatme und mich auf den Rücken lege. „Alles okay?", fragt Louis vorsichtig und legt die Zettel auf Seite, bevor er ein Stück zu mir rückt. „Ja, es ist nur komisch. Nicht so wild." Ich zucke mit den Achseln und deute auf die vielen Papiere.
„Lass uns damit weitermachen. Ich möchte so schnell wie möglich fertig werden.", erkläre ich und schaue nur kurz zu Louis, der vorsichtig nickt und seine Krawatte lockert, bevor er sich auf den Bauch legt. Ich schnappe mir ebenfalls einen Stapel und drehe mich auf den Bauch, bevor ich damit weitermache, alles zu sortieren.
Von knapp fünfhundert Zetteln ist gerade mal ein Drittel wieder sortiert, als mir einfällt, dass ich mein Essay auf dem Laptop abgespeichert habe. Mir in Gedanken gegen die Stirn schlagend, räuspere ich mich leise und habe somit Louis' Aufmerksamkeit.
„Kann ich meinen Laptop kurz haben? Ich habe mein Essay als Datei abgespeichert. Wenn ich es dem Professor jetzt noch schicke, schaffe ich es noch.", erkläre ich und beiße mir grinsend auf die Lippe, als mir ein Stein vom Herzen fällt.
„Natürlich, es ist deiner." Kurz schaue ich ihn lächelnd an, bevor ich nicke und sofort die Datei öffne, als ich den Laptop zu mir ziehe.
Mit ein paar Klicks füge ich die Datei in einer Mail ein und schreibe noch ein paar Zeilen dazu, bevor ich die Mail abschicken möchte. „Hast du die Telefonnummer des Dekans deiner Uni? Ich rufe ihn morgen früh an und kläre das alles, wenn das in Ordnung für dich ist.", fragt Louis leise und verkneift sich ein Gähnen.
Ich nicke, schicke jedoch erst die Mail ab und suche in meinen Kontakten nach der Telefonnummer des Dekans. Diese und die Nummer des Sekretariats schreibe ich auf einen Post it und reiche ihm dann den Zettel. „Vielen Dank." Ich winke ab und stelle den Laptop mit der Übersicht der Kapitel wieder zwischen uns, um weiterzuarbeiten zu können.
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