Kapitel 34 - Entscheidung
Finn
"Verdammt, was war das gerade?" fluchte Poe und sprach damit das aus, was vermutlich in jedem von uns vorging. Ich fühlte den Schock bis tief in meine Knochen. Rey so zu sehen, hätte ich nie zu glauben gewagt. Ich hatte sie als selbstbewusste und mutige Frau kennengelernt und jetzt...Was war nur mit ihr los?
Wirklich jeder, der die Nachricht bekommen hatte, war zur Krankenstation geeilt. Connix, Rose, Lando, Chewie und sogar die Droiden. Während BB-8 und R2-D2 nur bedrückte Piepser von sich gaben, wurde C-3PO mal wieder hysterisch.
"Hoffentlich geht es Miss Rey gut, auf diesem Planeten wimmelt es doch nur so von Krankheiten! Überall Wasser und tropische Pflanzen und vermutlich auch noch giftige Arten! Ich hab es ja sofort gewusst, aber keiner wollte auf mich hören!" jammerte er ununterbrochen vor sich hin, bis BB-8 kräftig gegen ihn rollte. Insgeheim waren wir alle Poes treuen Begleiter dafür dankbar. "Das ist aber nicht nett. Ich mache mir doch nur Sorgen!" schimpfte der weitaus größere, goldene Protokolldroide den kleinen Astromech, welcher sich längst wieder mit gesenkten Kopf zurück zu R2-D2 begeben hatte.
"Die machen wir uns alle, Dreipeo. Aber dein hysterisches Geschrei hilft uns auch kein Stück weiter." versuchte ich ihm behutsam klar zu machen.
"Hysterisch? Ich?" rief der Droide empört und Poe stöhnte genervt. Er würde es nie lernen.
"Sei einfach ruhig, okay?" mischte sich Rose ein und C-3PO verstummte endlich. Dankbar nickte ich meiner Freundin zu, bevor sich dieselbe nervös an Connix wandte.
"Kannst du nochmal die Ärztin fragen? Das dauert doch schon viel zu lange."
"Rose, hab ein bisschen mehr Vertrauen. Umso öfter ich frage, umso länger dauert es. Wir sollten sie einfach ihren Job machen lassen und warten." entgegnete Poes Stellvertreterin, womit sie leider Recht hatte. Die Einzigen, die Rey helfen konnten, befanden sich mit ihr in einem Untersuchungsraum. Trotz dieses Wissens brachte mich die Warterei fast um und ein Blick in die Gesichter meiner Freunde verriet mir, dass es ihnen keineswegs anders ging. Immer wieder eilten verschiedene Ärzte auf den Gängen umher, auf dem Weg zu neuen Patienten, aber niemand konnte uns etwas zu Reys Zustand sagen.
Nach gefühlten Stunden öffnete sich endlich eine der weißen Türen und Rey wurde in einem langen Krankenbett an uns vorbei geschoben. Ihre Augen waren weiterhin geschlossen und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ihr blasses, ausgezerrtes Gesicht sah. Die behandelnde Ärztin, die neben dem Bett lief, nickte den Schwestern noch kurz zu, bevor diese Rey in ein Zimmer brachten. Dann wandte sie sich uns zu.
"Und? Was hat sie?" drängte Poe sofort ungeduldig.
"Sie sind der Vater des Kindes nicht wahr?" Geschockt und verwirrt sahen wir uns an, nur Connix schien keineswegs überrascht zu sein. Kind? Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Rey war schwanger?
"Kind? Was für...was für ein Kind?" stammelte mein bester Freund und sah genauso durch den Wind aus, wie ich mich fühlte.
"Die Patientin ist schwanger. Zumindest noch. Wir wissen nicht, ob das so bleibt, dazu müssen wir die nächsten Stunden abwarten. Sie hatte zu viel psychischen Stress, der sich natürlich auch auf das Baby auswirkt." antwortete ihm die Ärztin. Ich fühlte mich, als hätte man mir von der einen auf die andere Sekunde den Boden unter den Füßen weggerissen. Uns hätte auffallen müssen wie abwesend Rey uns gegenüber war. Ich hätte mehr und hartnäckiger nachfragen müssen, ob wirklich alles okay mit ihr ist. Stattdessen war ich in meinen Gedanken immer nur bei Rose oder unseren Ausflügen auf Tatooine gewesen. Manchmal hatte ich meine beste Freundin mehrere Tage lang nicht gesehen und mich nicht einmal gefragt, wie es ihr gerade ging oder wo sie war. Ich hatte als bester Freund vollkommen versagt.
"Poe, das hat sie vorhin gemeint mit 'Es geht ihm nicht gut.'" Meine Stimme klang sichtlich mitgenommen.
"Sie hatte wahnsinniges Glück und braucht jetzt absolute Ruhe! Einer darf jetzt zu ihr." fügte die Ärztin noch hinzu, bevor sie zum nächsten Notfall musste. Ein paar Minuten sagte niemand etwas. Wir mussten alle mit diesen Neuigkeiten erst einmal klar kommen.
"Connix, du wusstest davon, oder?" brach ich schließlich das Schweigen und ging langsam auf die blondhaarige Frau zu. Ihr Verhalten war mehr als auffällig.
"Ja, ich wusste es. Und?" sagte sie in einem herausfordernden Ton und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
"Und? Das kann unmöglich dein Ernst sein. Wieso hast du uns nichts gesagt?" fragte ich aufgebracht weiter, aber Connix lachte nur bitter. Nach Unterstützung suchend schaute ich zu Poe, der aussah, als hätte man ihn gerade höchstpersönlich mit dem Millennium Falken um geflogen. Konnte es sein, dass...nein, das hätte er mir längst erzählt. Oder vielleicht doch? Es war unübersehbar, dass Poe für Rey Gefühle hegte, aber ich dachte immer sie hätte ihn abgewiesen.
"Da fragst du noch? Euch war es doch vollkommen gleichgültig, wie es ihr ging, so wie ihr euch benommen habt! Außerdem habe ich es auch nur durch Zufall erfahren." wies sie meine Anschuldigung gekonnt zurück.
"Stopp, mal kurz! Rey ist unsere Freundin und uns deswegen ganz bestimmt nicht gleichgültig. Was redest du denn da?" wandte Poe ein, der sich anscheinend wieder gefangen hatte.
"Ach bitte, seht der Wahrheit doch einfach mal ins Gesicht. Wir müssen uns doch nur das Mittagessen vor ein paar Tagen ansehen. Erst sagt Rose, dass Rey nicht mehr an den Tisch passt, ihr redet sowieso nur über eure blöden Rennen auf Tatooine und keiner bemerkt, dass sie völlig zusammen gesunken am Tisch sitzt und überhaupt nichts isst. Und das bei jeder einzelnen Mahlzeit!"
"Hey, so habe ich das aber nicht gemeint!" mischte sich jetzt auch noch Rose in unsere verbale Auseinandersetzung ein. Nur die Droiden, Lando und Chewie hielten sich raus.
"Ach Nein? 'Ich glaube, dass kann sie auch selber oder bist du ihr Butler? Außerdem passt hier doch niemand mehr hin.' Du warst ziemlich deutlich, Rose." Kaum das Connix zu Ende gesprochen hatte, wich Rose mehrere Schritte nach hinten zurück und Tränen traten ihr in die Augen, was sofort meinen Beschützerinstinkt in mir hervor rief.
"Kannst du mal aufhören so mit ihr zu reden? Du siehst doch, wie sehr deine Worte ihr zusetzen!" sagte ich gereizt und trat neben meine Freundin.
"Ach bitte! Wer liegt denn bewusstlos auf der Krankenstation? Sie oder Rey? Ich sage nur die Wahrheit."
"Sie hat Recht, Finn." murmelte Rose niedergeschlagen, bevor ich auch nur irgendetwas einzuwenden vermochte. Und was sie danach sagte brachte mich endgültig aus der Fassung.
"Ehrlich gesagt war ich in den letzten Wochen ziemlich eifersüchtig auf Rey. Du hast immer nur über sie gesprochen und ihr wirktet so vertraut. Erst jetzt merke ich wie lächerlich ich mich verhalten habe." Rose war schon öfters argwöhnisch gewesen was das Verhältnis zwischen Rey und mir anging, aber ich dachte eigentlich diese Zeiten hätten wir längst hinter uns gelassen. Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden?
"Rose, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass Rey und ich nur gute Freunde sind? Sie war zwar die Erste, bei der ich sein konnte wie ich bin, aber du bist meine Zukunft. Hör bitte auf dir Sorgen zu machen, okay?" Rose nickte sichtlich erleichtert und gerührt, während ich sie in eine kurze Umarmung zog.
"So, da wir uns jetzt alle beruhigt haben, schlage ich vor, dass jemand Rey einen Besuch abstattet. Sie sollte in ihrem Zustand nicht allein sein, das war sie lange genug. Und sobald es ihr besser geht, werden wir uns alle bei ihr entschuldigen." schlug Lando vor und meldete sich damit das erste Mal zu Wort, seit Reys Vorfall.
"Das ist eine fabelhafte Idee, General Calrissian." sagte C-3PO begeistert und sprach damit definitiv für uns alle. Wir hatten uns wirklich lange genug gestritten für wieder und wieder nichts.
"Geh du" sagte Poe, "Ich halte hier draußen die Stellung." Auch die anderen nickten mir aufmunternd zu. Behutsam öffnete ich die Tür und setzte mich an Reys Bett, welche immer noch tief und fest schlief. Unglaublich, was sie in sich trug. Doch wir würden das schaffen, wir würden alle ausnahmslos für sie da sein. Wahrscheinlich waren wir das viel zu lange nicht gewesen. Doch eine Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wer war bloß der Vater?
Eine Hand an meiner Schulter ließ mich aus meinem dösigen Schlaf schrecken. Erst dachte ich es wäre Rey, aber sie lag nach wie vor unberührt in ihrem Bett. Nein es war Rose, die jetzt neben mich trat.
"Finn, meinst du nicht, dass du mal eine Pause machen solltest?" fragte sie vorsichtig.
"Auf keinen Fall! Ich muss doch hier sein, wenn sie aufwacht!" Sie hatte genug durch gemacht und in so einer Situation sollte sie nicht allein sein.
"Das verstehe ich, aber ihr geht es weitestgehend gut. Sie haben ihr wahrscheinlich eine ganze Welle von Beruhigungsmitteln gegeben, damit sie sich mal ausschläft und dasselbe solltest du auch tun." gab sie zu bedenken und ihr Blick fiel auf die Schläuche, welche in Reys Hand steckten. Ich schüttelte lediglich mit dem Kopf. Ich wusste sie meinte es nur gut, aber es fühlte sich falsch an einfach zu gehen.
Plötzlich piepte Roses Komlink und ihr Gesicht verdüsterte sich.
"Ich muss zur Kommandozentrale. Du bleibst hier!" wies sie mich an und war schon verschwunden.
"Was anderes hatte ich doch auch gar nicht vor..." murmelte ich verwirrt vor mich hin, als ich plötzlich ein leichtes Stöhnen neben mir wahrnahm.
"Rey? Rey, kannst du mich hören?" Sie blinzelte ein paar Mal, dann schlug sie ihre Augen auf und begegnete direkt meinen Blick. Verwirrt schaute mich Rey einige Sekunden lang an, bis sie sich zu erinnern schien. Hektisch schlug sie die Bettdecke zurück und betrachte ihre Körpermitte.
"Finn was ist passiert? Ist-" Ihre Stimme brach.
"Hey, es ist alles in Ordnung. Euch beiden geht es gut." Ich wollte sie nicht verunsichern. Tränen der Erleichterung bildeten sich in ihren Augen und sie sank in ihr Kissen zurück.
"Seit wann weißt du es?" fragte ich behutsam nach. Es musste einen Grund geben, warum sie es uns verschwiegen hatte.
"Seit zwei Wochen...es tut mir leid, ich war so verzweifelt. Ich wusste nicht wohin mit mir und das weiß ich auch jetzt noch nicht. Aber ich will das Baby, das ist mir jetzt klar geworden. Ich möchte ihm die Mutter sein, die ich gern gehabt hätte." Ihre Stimme war von Schmerz durchzogen und traurig schaute sie die gegenüberliegende Wand an. Das war nicht die mutige Rey, die immer wieder neue Hoffnung und Kraft fand, egal wie aussichtslos die Situation schien. Es war eine Seite an ihr, die ich bisher nicht kannte.
"Also hast du deine Eltern gefunden?" Wieso hatte sie mir nie davon erzählt? Zugegebenermaßen hatte Rey und ich über viele Dinge noch nicht gesprochen. Beispielsweise wie sie es geschafft hatte Snoke zu töten oder wie ihr Training bei Luke Skywalker höchstpersönlich verlaufen war. Schon bei unserem Wiedersehen auf Crait war mir aufgefallen, dass sich Rey verändert hatte.
"Wenn du damit meinst, dass ich sie persönlich getroffen habe, dann liegst du falsch. Ich habe lediglich die Wahrheit herausgefunden. Die Wahrheit darüber, dass sie mich an Unkar Plutt verkauft haben, um ihren Alkohol zu finanzieren." Ich hatte mit vielen Antworten gerechnet, aber nicht mit dieser. Niemand hatte so etwas verdient, am allerwenigsten Rey. Sie stellte das Wohl anderer stets über ihr eigenes und galt nicht ohne Grund, als Hoffnung des Widerstandes. Sie war die letzte Jedi, verkörperte eine Religion, die für Frieden und Gerechtigkeit stand. Diese Bürde machte sie aber keinesfalls arrogant, nur noch gutherziger und selbstloser, jedoch auch nachdenklicher. Sie gab ihren Freunden all das, was ihre Eltern ihr nie gegeben hatten.
"Das tut mir leid für dich." sagte ich betroffen und nahm ihre Hand. Es war ein schwacher Trost, der ihren Schmerz nicht lindern konnte. Wahrscheinlich würde diese Wunde nie ganz heilen. "Wenn ich dich und BB-8 nicht getroffen hätte, dann hätte ich mein gesamtes Leben auf sie gewartet. Auf Leute, die ihre eigene Tochter nur als Ballast und Abfall betrachtet haben." Und schon wieder trat diese schreckliche Leere in ihre Augen. Keiner hätte übersehen können welche Zweifel durch die Handlung ihrer Eltern in Rey hervor gerufen wurden. War das der Grund, warum sie so mit der Entscheidung gerungen hatte, das Kind zu behalten? Weil sie dachte, sie würde genauso versagen wie ihre Eltern? Vielleicht, aber bestimmt nicht der Einzige.
"Wir werden alle für dich da sein, Rey. Wir kriegen das schon hin und außerdem solltest du dich freuen. Ein Kind ist doch etwas schönes, auch wenn der Zeitpunkt ein bisschen ungünstig ist." kam ich zurück auf das eigentliche Thema und dieser Ablenkungsversuch gelang mir tatsächlich.
"Danke, Finn." antwortete sie gerührt und lächelte. Die Frage nach dem Vater behielt ich erst einmal für mich. Der Zeitpunkt würde kommen, um danach zu fragen, aber der war definitiv nicht jetzt. Wir redeten noch lange, über alle möglichen Sachen, bis sie wieder friedlich eingeschlafen war. Keine Sekunde zu früh, denn jetzt blinkte auch mein Komlink. Es musste etwas Ernstes sein, sonst würde Poe nicht alle von uns kontaktieren.
Ich begab mich wie Rose schon vor mir in die Kommandozentrale, wo ich ernsten und besorgten Blicken begegnete. Poe war mit Connix und zwei weiteren ranghohen Mitgliedern des Widerstandes in ein Gespräch vertieft und auch die anderen wirkten ausgesprochen nervös.
"Was ist los?" wandte ich mich verwirrt an Rose, die mit Chewie und Lando zusammen stand.
"Die Chiss haben die Erste Ordnung angegriffen. Von der Steadfast ist lediglich ein Haufen Schrott übrig." klärte sie mich ohne zu zögern auf.
"Bitte was? Wir reden hier schon von derselben Steadfast, oder? Dem großen Schlachtschiff, dass noch gigantischer ist als die Supremacy von Snoke? Es derartig zu zerstören ist nahezu unmöglich, schon allein wegen der riesigen Flotte der Ersten Ordnung." Chewie gröllte sofort verneinend und da entdeckte auch ich die von einem Monitor projizierten Bilder in der Mitte des Raumes. Das Schiff war in der Mitte auseinander gebrochen, ein paar Flammen verkohlten die letzten umher treibenden Teile und inmitten dieses Chaos steuerten mehrere Rettungskapseln auf den nächst gelegenen Planeten zu. Solange zumindest bis fremde Schlachtschiffe Kurs auf sie nahmen und eine Bombe die Kapseln in einem Zug untergehen ließ.
"Anscheinend gibt es in dieser Galaxis noch viel gefährlichere Gegner." sagte Rose bedrückt und lehnte sich bereitwillig an mich, als ich sie zu mir zog. Wenn schon die Erste Ordnung dieser neue Bedrohung nichts entgegenzusetzen vermochte, dann standen unsere Chancen im Falle eines Angriffes verdammt schlecht. Was bedeutete das jetzt für uns, den Widerstand, den Krieg? Genau diese Fragen musste uns Poe nun beantworten, als die Beratungen ein Ende fanden und er vor die Menge trat.
"Ich denke jedem Einzelnen hier ist klar, wie beunruhigend diese neue Entwicklungen sind. Die neuen Gegner haben keine Stunde gebraucht, um das beste Schlachtschiff der Ersten Ordnung zu zerstören und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir ihr nächstes Ziel sein werden. Ich möchte ehrlich zu euch sein: Es sieht verdammt schlecht aus. Wir wissen weder wie sich die Erste Ordnung nach diesem Angriff verhalten wird, noch haben wir irgendwelche nützlichen Informationen über die Armee der Chiss oder ihre Beweggründe." verkündete uns der General sichtlich mitgenommen und übergab das Wort an seine Stellvertreterin.
"Unsere Basis zu verlegen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und wäre in dieser Situation sehr riskant. Die Chiss kennen vermutlich unseren Aufenthaltsort noch nicht und bei einer Flucht könnten wir in einen verlustreichen Kampf verwickelt werden. Deswegen haben wir uns einstimmig dafür entschieden, die unterirdisch gelegenen Bunker soweit auszubauen, sodass wir uns dort im Falle eines Angriffes zurückziehen können." weihte uns Connix in den Plan ein, der mir überhaupt nicht zusagte. Anscheinend war ich nicht der Einzige, dem diese Entscheidung missfiel, denn lautes Getuschel brach im Raum aus.
"Wir sollen uns also wie Feiglinge unter Wasser verstecken und einfach darauf hoffen, dass wir dabei nicht drauf gehen? Poe, das könnt ihr doch nicht ernst meinen!" rief ich, während ich auf ihn zuschritt. Dicht gefolgt von Rose, die erfolglos versuchte mich zu beruhigen.
"Finn, er versucht doch schon sein Bestes." wandte meine Freundin immer und immer wieder ein.
"Da muss ich Rose zustimmen. Wir sind uns sehr wohl darüber bewusst, dass das keine Dauerlösung ist, aber im Moment bleibt uns nichts anderes übrig." sagte Connix und stellte sich mir den Weg, bevor ich Poe erreichen konnte. Ihren Worten keinerlei Beachtung schenkend, schob ich mich an ihr vorbei. Es gab sicherlich einen besseren Weg.
"Poe, bitte! Dieser Plan ist doch total unsinnig. Eine Flucht mag zwar riskant sein, aber ist doch alle Mal besser, als wie auf dem Präsentierteller zu warten, dass sie zuschlagen." redete ich sofort darauf los, als ich ihn erreicht hatte und Poe seufzte tief.
"Finn, man kann nicht immer den Helden spielen. Glaub mir, auch ich musste das damals lernen unter dem Kommando von Holdo und ihr Plan ist schlussendlich aufgegangen."
"Aber Poe-" wollte ich abermals einwenden, als ich von einem der Commander unterbrochen wurde.
"General?" Beinahe gleichzeitig drehten wir uns um.
"Ein einzelner TIE Fighter nähert sich unserer Station." Er hatte noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da stürzte ich auch schon zu der riesigen Fensterfront an der Vorderseite der Kommandozentrale. Ungläubig betrachtete ich den schwarzen Punkt im klaren Abendhimmel Alogas. Er kam stetig näher und manifestierte sich schrittweise zu dem Schiff, welches bei jeder einzelnen Mission Grauen und Schrecken ankündigte. Fragen über Fragen schossen durch meinen Kopf. Wieso feuerte er nicht schon längst? Und wo hatte er den Rest seines Gesindels gelassen?
"Das ist Kylo Rens Schiff." waren die einzigen Worte, die ich hervorbrachte.
Kylo
Der Bordcomputer gab laute Signaltöne von sich, während ich Kurs auf den tropischen Planeten Aloga nahm. Eine mehr als eindeutige Warnung, dass das Schiff kurz davor stand zu kollabieren, sollte ich meine Geschwindigkeit beibehalten. Ich musste wohl oder übel nachgeben und das Tempo drosseln, selbst wenn das bedeutete später die Widerstandsbasis zu erreichen. Sie zu erreichen. Beinahe krampfhaft umklammerten meine Finger die Kontrollhebel, als erneut die Bilder ihren Weg in mein Bewusstsein fanden. Sie hatten sich eingebrannt, waren mit jedem weiteren Mal schwieriger zu ertragen und warfen immer mehr Fragen auf. Rey, die sich vor Schmerzen krümmte. Ausgezerrt, blass, panisch. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Seit Wochen ging sie mir aus dem Weg, hatte ihre Gedanken, fast ihr ganzes Sein vor mir abgeschirmt. Und ich war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass mehr dahinter stecken musste, als unser Streit. Ich hatte wieder einmal nur an mich selbst gedacht, wie es mir am besten mit dieser Situation ging. Anstatt weiterhin zu versuchen mit ihr zu reden, hatte ich mich betrunken, meinen Stolz Überhand nehmen lassen. Und jetzt war es vielleicht für immer zu spät.
Rey, bitte!
Ein weiteres Flehen, das unerhört bleiben sollte. Unsere Verbindung war ungewöhnlich schwach, fast so wie damals, bevor wir uns auf Takodana begegneten. Fast so, als hätte es all diese Erinnerungen, diese gemeinsame Zeit nie gegeben. Das Einzige was mir einen Funken Hoffnung gab, war die Tatsache, dass Reys Machtenergie heller leuchtete, als jemals zuvor. Ich konnte mir nicht erklären, was sich an ihr verändert hatte. Vor ein paar Wochen hatte ich es zum ersten Mal wahrgenommen. Rey war gerade zu überflutet von Licht. Es musste einfach etwas Gutes bedeuten, keine andere Option würde ich akzeptieren. Jahrelang hatte ich es geschafft ohne sie zu leben. Egal wie oft ich verletzt, abgelehnt, verachtet worden war, ich schaffte es immer meinen Hass in Schach zu halten. Meinen Hass auf mich selbst. Aber wenn sie jetzt ging, wie so viele vor ihr, dann würde er mich gnadenlos mit sich in den Abgrund ziehen.
In den vergangenen Monaten hatte ich Fortschritte gemacht. Mein Großvater zeigte mir eine andere Perspektive der Vergangenheit auf. Revan war nach so vielen Jahren immer noch der gleiche treue Freund, wie aus Kindertagen. Und Rey füllte meine dunkle Seele mit ihrer Liebe. Ich hatte mir nicht verziehen, dass würde ich wahrscheinlich nie, aber ich hatte angefangen Hoffnung zu schöpfen. Hoffnung auf eine bessere Zukunft zusammen mit Rey. Ich vermisste den Geruch ihrer Haut. Ihr Lachen. Das Funkeln ihrer Augen, wenn sie mich erblickte. Das Gefühl sie in meinen Armen zu halten und dabei ihren gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen. Den Geschmack ihrer Lippen.
Ich würde alles tun für eine weitere Stunde, einen weiteren Tag, einen weiteren Monat gemeinsamer Zeit. Sie war jetzt mein Leben, nicht die Erste Ordnung, Machtansprüche, Kriegspläne oder irgendwelche Herrschertitel. Diese Ideale waren zusammen mit der Steadfast endgültig in Flammen aufgegangen.
In dem Moment, wo ihr tränenüberströmtes Gesicht meiner Sicht entglitt und mich mit den unterschiedlichsten Gefühlen zurück ließ, wurde mein Handeln nur noch von diesem einen Gedanken vorangetrieben: Ich musste zu ihr. Koste es was es wolle. So viele Wochen hatte ich Rey um Zeit und Verständnis gebeten. So sehr ich auch der Ersten Ordnung den Rücken kehren wollte, irgendetwas hielt mich trotzdem immer davon ab. Vielleicht war es die Angst gewesen, wieder enttäuscht zu werden, obwohl ich wusste, dass Rey es meiner Familie nicht gleich tun würde. Oder die letzten Jahre, in denen ich unter einem falschen Namen in der Dunkelheit gefangen war. Einen Namen, der wie meine Vergangenheit immer ein Teil von mir sein würde. Vielleicht war es aber auch einfach die Tatsache, dass Rey jemand besseren verdiente. Jemanden der kein instabiles Wrack war und jahrelang als Snokes grausamer Vollstrecker unverzeihliche Taten begangen hatte.
Aber jetzt waren alle Zweifel schlagartig verschwunden. Ich blendete aus, dass ich den Widerstand nach wie vor verabscheute und es reiner Selbstmord war, dort einfach aufzukreuzen. Ich entschied mich in diesem Moment für keine Seite, keine Fraktion, sondern für das Wichtigste in meinem Leben. Für Rey.
Überwältigt von dem Bedürfnis bei ihr zu sein, stürzte ich los, doch weit kam ich nicht. Noch ehe ich die Tür meines Quartiers erreicht hatte, verloren meine Stiefel jeglichen Halt und ich wurde gegen die nächste Wand geschleudert. Fluchend stemmte ich mich schnellstmöglich wieder hoch und warf einen Blick aus dem mir gegenüberliegenden Fenster. Ein mir unbekannter Fighter zischte surrend vorbei und feuerte erneut ein paar Schüsse ab. Das konnte unmöglich der Widerstand sein, über solche hohe Technologie verfügten sie nicht.
Auf den Gängen herrschte pures Chaos. Sturmtruppler rannten in alle möglichen Richtungen, begleitet von Captain Cannadys gebrüllten Anweisungen, welche durch den gesamten Schiffstrakt hallten. Wer auch immer für dieses Manöver verantwortlich war, er hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Mein Verschwinden würde niemand bemerken und selbst wenn hatte die Erste Ordnung gerade viel größere Probleme. Ich zog mir die Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht, bevor ich mich unter die Soldaten mischte, die in Richtung Hangar liefen. Dabei fing ich immer wieder einzelne Gesprächsfetzen auf. Angriff. Die Chiss. Krieg.
Die Chiss waren für all das verantwortlich? Ich hätte wissen müssen, dass man ihnen nicht trauen konnte. Hoffentlich steckte Revan in keinen Schwierigkeiten. Ich hätte sagen können was ich wollte, es hätte ihn nicht aufgehalten. Wenn es um eine besondere Frau ging, waren wir uns ziemlich ähnlich.
Ich erreichte mein Schiff genau in dem Moment, wo die ersten blauhäutigen Kämpfer den Weg in den Hangar fanden. Ihre Rüstungen und Waffen ließen keinen Raum für Spekulationen. Diese Auseinandersetzung würde in einem Blutbad enden. Normalerweise hätte ich jetzt mein Schwert gezogen und sie niedergestreckt. Stattdessen entzog ich mich ihrer Schusslinie und rannte schnurstracks zu meinem Schiff.
Im galaktischen Raum über Ziost offenbarte sich mir das wahre Schlachtfeld. Ein tosendes Feuerwerk aus TIE Fightern und gegnerischen Schiffen hatte sich über der Steadfast zusammen gebraut, deren Ende so gut wie besiegelt war. Diese Niederlage schienen die hinterbliebenen Offiziere und Generäle auch langsam hinzunehmen, denn immer mehr Rettungskapseln nabelten sich von der Steadfast ab. Ich riss mein Geschwader scharf nach rechts, als der Himmel von tausenden Kanonen erhellt wurde. Ein Schwarm TIE-Jäger zischte mit dem Ton einer kreischenden Bestie vorbei und bahnte sich seinen Weg durch die umher treibenden Trümmer und feindlichen weißen Klauenjäger. Ich hatte schon viel über die Angriffsflotte der Chiss gehört, aber bis gerade eben waren das nur Erzählungen für mich gewesen.
Nachdem ich das Schiff auf der Landeplattform des Stützpunktes zum Stehen gebracht hatte, verweilte ich noch kurz im Cockpit. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Noch einen. Und noch einen, begleitet von der Hoffnung, den in mir tobenden Krieg auf diese Weise ein Stück weit in Schach halten zu können. Eigentlich hatte ich nie vorgehabt den Widerstand aufzusuchen, außer es ging darum ihn zu unterwerfen. Oder sollte ich besser sagen: Sie zu unterwerfen? Obwohl meine Mutter vor etlichen Monaten in die Macht übergegangen war, lebte ein Teil von ihr in der rebellischen Organisation weiter. Ihr Ersatzkind handelte immer noch nach ihren Idealen und verkörperte damit den Sohn, welchen ich Leia Organa nicht sein konnte. Der Widerstand war ihr als Einziges geblieben. Politik war ihr schon immer wichtiger, als Familie. Und genau dafür wollte ich sie all die Jahre büßen lassen. So oft hatte mich der Gedanke gequält, wie es wäre Snoke den Rücken zu zukehren und meine Mutter um eine zweite Chance zu bitten. Aber ich hatte nie die Kraft und den Mut dafür aufbringen können und mit ihrem Tod schien sich die Sache erledigt zu haben. Bis jetzt, denn für Rey würde ich stark genug sein. Ich musste für den Augenblick mein Leid, meine Reue und meinen Hass vergessen. Mir blieb keine andere Wahl.
Meine Landung war nicht unbemerkt geblieben. Ein Bataillon Widerstandskämpfer erwartete mich bereits, angeführt von dem dummen Piloten. Ich kam gerade einmal bis zum Rand der Rampe, bevor sie ihre Waffen wie auf ein Kommando gleichzeitig hoch rissen. Trotzdem konnten sie nicht verbergen, wie überfordert sie mit der Situation waren. Der Verräter, FN2187, drängte sich an Dameron vorbei und erhob das Wort.
"Gib mir nur einen guten Grund, dich nicht auf der Stelle zu erschießen, Ren!" Seine Stimme kochte vor Wut und der Blaster vibrierte in seinen Händen, als er sich näher vorwagte. Ich musste meine ganze Beherrschung aufbringen ihn kein zweites Mal ins Koma zu befördern, denn diese Tat hätte mir Rey niemals verziehen.
"Ich bin im Besitz wertvoller Informationen, die ihr anscheinend gut gebrauchen könntet." Mein Blick fiel auf das heruntergekommene Basisgebäude. Wahrscheinlich hatte es jahrelang keine Menschenseele mehr hierher verschlagen. Einem Angriff der Chiss wären sie ebenso wenig gewappnet, wie die Erste Ordnung.
"Nicht gut genug. Keine Information rechtfertigt es, dass ein kaltblütiger Mörder wie du am Leben bleibt!" knurrte der Verräter und nahm mich ins Visier. Oh, sie ahnten ja nicht zu was ich im Stande war. Bei dieser Menge an Kämpfern würden mich vielleicht einige Blasterschüsse treffen, aber niemals ernsthafte Wunden hinterlassen.
"Auch keine über die Flotte von Csilla, die gerade mein gesamtes Schlachtschiff zerlegt hat?" fragte ich herausfordernd. Es gab eine Sache in der Galaxis, die einen höheren Wert hatte, als Geld: Wissen. FN2187 wirkte hin- und hergerissen. Die Luft war zum zerschneiden dick.
"Leg deine Waffe nieder und ich werde darüber nachdenken!" ging Dameron schließlich dazwischen. Die Rolle eines bedachten Anführers schien die Zeiten seines draufgängerischen Piloten Daseins abgelöst zu haben.
Als Zeichen meiner Kapitulation warf ich mein Lichtschwert einige Meter von mir weg in den Sand und hob meine Hände hoch.
"Poe, er hat abertausende Unschuldige auf dem Gewissen! Er hat mitgeholfen ganze Planetensysteme zu zerstören, Han Solo und Luke Skywalker getötet und-"
"Ich weiß was er getan hat. Und glaub mir, er wird dafür bezahlen. Aber genau in diesem Moment wütet am anderen Ende der Galaxis ein neuer Krieg und Ren ist nun mal der einzige Zeuge, den wir haben!" schrie der General zurück und gab einigen seiner Männer den Befehl mir Handschellen anzulegen. Zögerlich näherten sie sich mir. Der Schmächtigste von ihnen wurde nach vorn gestoßen, während sich die anderen mit angezogenen Blastern hinter ihm postierten. Die Hände des jungen Mannes zitterten, als er das schneidende Metall um meine Handgelenke schloss. Er traute sich nicht einmal mir in die Augen zu sehen.
"Bringt ihn in den untersten Bunker, den ihr finden könnt. Finn, du begleitest sie."
"Aber Poe-" warf der Verräter abermals ein.
"Das war ein Befehl!" bellte Dameron, bevor er sich mir zu wandte.
"Wir reden später, Ren. Ich werde schon herausfinden, was du im Schilde führst."
"Ich kann es kaum erwarten, Pilot." erwiderte ich mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen, dann wurde ich abgeführt. Selten war ich in so einer miserablen Situation gewesen.
Ich habe es auch mal endlich mal wieder geschafft ein Kapitel hochzuladen! Ich hoffe, ihr müsst auf die nächsten Kapitel nicht wieder so lange warten, aber versprechen kann ich nichts...Denkt ihr Ben hat der Ersten Ordnung jetzt endgültig den Rücken gekehrt?
Eure starline20002 :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro