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Kapitel 32 - Allein

Kylo

"Erzähl es mir nochmal!" forderte ich und griff nach der angebrochenen Whisky Flasche in der Mitte des Tisches, um mir nach zuschenken. Normalerweise trank ich nicht wirklich, denn ich zog es vor die absolute Kontrolle zu behalten. In letzter Zeit war der Alkohol allerdings zu einem meiner treusten Begleiter geworden. Mir war durchaus bewusst, dass dieser übermäßige Konsum mich kein Stück weiterbrachte, aber das war mir vollkommen gleichgültig. Das Einzige was ich momentan wollte, war zu vergessen.
"Also" setzte Revan an und führte sein Glas an den Mund, um einen großzügigen Schluck zu nehmen. Seit ich vor ein paar Wochen heraus gefunden hatte, dass er sich mit ähnlichen Problemen herum schlagen musste, leerten wir beinahe täglich zusammen eine Flasche in meinem Quartier. Heute hatte der Ritter es sogar vollbracht, einen von Huxs edlen Whiskys aufzutreiben.
"Sie hat sich auf ihren Speeder gesetzt und gedroht, dass sie mich umfährt." Ich prustete erneut los, während mein bester Freund frustriert sein Glas in einem Zug leerte. Es tat gut zu wissen, dass nicht nur ich komplett in der Frauenwelt versagte. Die durchsichtige Flüssigkeit brannte in meinem Hals, als ich meinen Inhalt ebenfalls hinunter kippte. Viel fehlte nicht mehr, um die Grenze zur Gleichgültigkeit zu überschreiten.
"Aber genug von meinem verkorksten Privatleben." setzte Revan hinterher und ich riss ihm die Flasche aus den Händen, um schnell mein Glas wieder aufzufüllen. Ich wusste genau, welches Thema er als nächstes anschneiden würde. Momentan gefiel mir der sturzbetrunkene Revan deutlich besser. Der stellte wenigstens keine nervigen Fragen.
"Hast du dich endlich bei Rey gemeldet?" Ich ließ mir ausgiebig Zeit meinen Becher zu leeren, bevor ich ihm antwortete. Letztendlich gab ich ihm die gleiche Antwort wie vor ein paar Tagen.
"Warum sollte ich?"
"Vielleicht weil sie dich nicht mit einem Speeder umfahren wollte? Nur so eine Vermutung." Mein bester Freund hob abwehrend seine Hände, als ich ihm einen genervten Blick schenkte. Der hatte leicht reden. Von mir aus hätte Rey gern zehn Versuche unternehmen können, mich mit dem Falken umzufliegen. Das wäre mir bei weitem nicht so nah gegangen wie ihre Worte.
"Seit wann bist du denn so ein Liebesexperte?" Mit zusammen gekniffenden Augen fixierte ich mein Gegenüber, was Revan die Gelegenheit gab, den Whiskey wieder unauffällig an sich zu reißen. Das schlimmste an der ganzen Situation war, dass ich nicht einmal wusste, was ich falsch gemacht hatte. Ehrlich gesagt dachte ich sogar, dass ich auf einem guten Weg wäre, der Mann zu werden, den sich Rey wünschte. Aber vielleicht lag es genau daran. Vielleicht war ich zu sehr auf sie fixiert gewesen, ohne darauf zu achten, was das ganze mit mir anstellte.
Ich wollte diesen Neuanfang mit Rey, keine Frage. Ich wollte den Rest meines Lebens in Freiheit verbringen, ohne irgendjemanden verpflichtet zu sein. Die Einzige an die mich für immer binden würde war Rey. Und vielleicht, ganz vielleicht wenn es das Schicksal es gut mit uns meinte, würden wir irgendwann unsere eigene Familie gründen.
Aber selbst diese blühende Zukunft war es nicht wert alles zu überstürzen. Ich musste mit mir ins Reine kommen, mit mir selbst Frieden schließen. Ansonsten würde ich die Vergangenheit niemals ruhen lassen können.
"Ich mein ja nur, Bro. Entschuldige dich lieber, bevor es zu spät ist." riss mich Revan aus meinen Gedanken.
"Wieso muss ich immer derjenige sein, hm? Ich habe es satt ihr andauernd hinterher zu laufen!" rief ich aus, bevor wir zeitgleich unsere Getränke exten. Revan schien diese Ladung endgültig die Kante gegeben zu haben, denn er ging nicht weiter auf meine Aussage ein. Das Gespräch entwickelte sich zu der vertrauten, unkontrollierten Unterhaltung, bei der es egal war was man wirklich sagte. Letztendlich lachten wir beide immer ausgelassen und ich genoss dieses Gefühl in vollen Zügen. Revan faselte irgendetwas über seltsame Piloten, mit denen er sich in irgendwelchen Kasinos besoffen hatte, während er auf Mission mit den anderen Rittern gewesen war. Das ganze ging soweit, dass er irgendwann zugab eine von Lukes Roben geklaut zu haben.
"Ich bin stolz auf dich, Revani." lallte ich und stand wackelig auf, um ihn für seine Heldentat zu umarmen. Nicht auszudenken, was man alles mit der Kleidung von meinem Onkel anstellen könnte. Sie würde auf jeden Fall guten Brennstoff für mein nächstes Lagerfeuer abgeben.
"Schon wieder die Spitznamen Nummer?" fragte mein persönlicher Held genervt, nur um im nächsten Moment bei meinem bösen Blick wieder in Lachen auszubrechen.
"Ich mach nur Spaß, Benny." Er erhob sich ebenfalls und wuschelte mit seiner Hand durch meine Haare, nur um im nächsten Moment zurück in seinen Stuhl zu fallen. Ohne den harten Alkohol hätte ich diese Geste niemals zugelassen. Zumindest nicht von Revan. Verdammt, wie viel musste ich denn noch trinken, um Rey aus meinen Gedanken zu verbannen?
"Gib mir die Flasche!" Ich machte eine fordernde Handbewegung in die Richtung meines besten Freundes, welcher sofort meiner Bitte nachkam. In den nächsten Minuten bekam ich genau zwei Dinge mit: Zum einen Revans verzweifelte Versuche ein paar Schritte durch den Raum zu gehen, ohne gleich umzukippen. Zum anderen wie immer mehr brennender Alkohol den Weg in meinem Magen fand. Das ganze Spektakel wäre wahrscheinlich noch ewig so weiter gegangen, hätte es nicht an der Tür geklopft. Ich biss ächzend meine Zähne aufeinander, als ich die Flasche von meinen Lippen absetzte, um zur Tür zu gehen. Aber Revan kam mir zuvor.
"Ich geh schon! Ich geh schon!" rief er aufgeregt und lag in der nächsten Sekunde der Länge nach auf dem Boden. Es folgte ein weiteres Klopfen, dieses Mal um einiges lauter. Der Ritter schnaufte laut.
"Ist ja gut! Nicht jeder ist so schnell wie du, du Clown!" schrie er die Tür an und richtete sich langsam wieder auf. Schritt für Schritt schleppte er sich torkelnd zur Tür, bevor er sie schwungvoll aufriss.
"Ich muss mit dem Obersten Anführer sprechen. Auf der Stelle!" Blitzartig griff ich erneut zu dem Whisky, sobald ich die nervige Stimme des General hörte. Die Meetings mit Hux waren schon eine Qual für alle Beteiligten, aber am schlimmsten waren seine privaten Vorträge, die er mir manchmal auch spät am Abend hielt. Obwohl Vorträge konnte man das gar nicht nennen. Es waren eher laute, lästige Monologe.
"Oh mein Gott, Benny! Wir haben einen Ehrengast!" wandte sich Revan begeistert an mich und bat Hux herein. Dieser Mann war einfach zu anständig, ich hätte den General eiskalt draußen stehen lassen. Betrunken hin oder her.
Hux rümpfte angewidert seine Nase bei dem Geruch von Alkohol und Schweiß, welcher sich im ganzen Zimmer ausgebreitet hatte. Beiläufig schob er dreckige Kleidungsstücke zur Seite, sehr darauf bedacht mit seinen glänzenden Stiefeln nicht in irgendeine Spirituosenpfütze zu treten.
"Oberster Anführer-" Ich stoppte sein Geschwafel augenblicklich mit meinem ausgestreckten Zeigefinger und trank die letzten Tropfen des berauschenden Whiskys. So viel Zeit musste sein, erst recht, wenn man es mit so einer Nervensäge wie Hux zu tun hatte. Wir zuckten beide beinahe gleichzeitig zusammen, als die Tür krachend zurück ins Schloss fiel und der Raum erzitterte.
"Sorry." grummelte Revan kleinlaut und taumelte zurück zu seinem Stuhl. Dabei musste er sich mehr als einmal an der Wand abstützen.
"Oberster Anführer, vor ein paar Stunden hat ein Meeting stattgefunden. Ihre Abwesenheit hat für ausreichend Gesprächsstoff gesorgt. Viele Offiziere haben Zweifel an Ihren Führungsqualitäten." sagte Hux todernst und für ein paar Sekunden war absolute Stille im Raum.
"Und nach mir hat niemand gefragt? Nicht einmal Quinn, den ich so gern zum Holoschach einlade? Das verletzt mich schon sehr!" seufzte Revan theatralisch, bevor wir beide in schallendes Gelächter ausbrachen. Tatsächlich hatte mein bester Freund den Offizier oft mit angeschleppt, aber er war die ganze Zeit so angespannt und nervös gewesen, dass er nicht einen vernünftigen Zug gesetzt hatte. General Hux war ebenfalls angespannt, aber nicht vor Angst, sondern vor Wut.
"Sie können gern auch mal kommen, General. Sie sind mein Lieblingsgeneral, wissen Sie? Diese außergewöhnlichen Haare." Verträumt streckte Revan seine Hand nach Hux Frisur aus, der augenblicklich ein paar Schritte nach hinten trat. Die Lippen hatte er fest zusammen gepresst und seine Hände zu Fäusten geballt.
"Danke, ich verzichte." sagte er kühl und musste sichtlich seine ganze Kraft aufbringen, nicht gleich einen Wutanfall zu erleiden. Sein Vorsatz war schnell vergessen, als er die leere Flasche auf dem Tisch hinter uns entdeckte.
"Ist das mein teurer Whisky? Das habt Ihr euch nicht ernsthaft getraut!" schrie er und hechtete nach vorn, um die Flasche an sich zu reißen. Ich beschloss noch eine Schippe drauf zu legen und griff sie vor seiner Nase weg.
"Ich muss schon sagen: Ihr habt einen exzellenten Geschmack, General. So einen Whisky bekommt man normalerweise nur in den teuersten Kasinos auf Canto Bight angeboten." führte ich aus und las nacheinander die einzelnen Inhaltsstoffe der Spirituose vor, während ich durch den Raum schwankte. Das Zeug hatte mich schon so weit aus der Fassung gebracht, dass ich Hux im Vorbeigehen leicht auf die Schulter klopfte, um ihn noch weiter provozieren.
"Ich will für euch beide hoffen, dass noch etwas übrig ist!" sagte Hux mit einem gefährlichen Unterton und sah abwechselnd zwischen Revan und mir hin und her. Da konnte er lange hoffen.
"Also was das angeht ähm..." Spätestens als der Ritter und ich uns vielsagende Blicke zuwarfen, konnte ich mein Feixen nicht mehr zurückhalten. Es rumste laut, als Revan von seinem Stuhl fiel und sich am Boden vor Lachen kugelte.
"Also ähm...Ich bedanke mich für das tolle Getränk und-"
"Und das nächste Mal kriegst du was ab, Huxilein! Also nicht traurig sein, ja?" beendete Revan meinen Satz und ich zeigte ihm einen Daumen nach oben. Besser hätte ich es nicht sagen können. Achtlos warf ich die Flasche hinter mich, wo sie vor Hux Füßen in tausend Teile zerbrach.
"Das wird Konsequenzen haben. Das alles. Sie sind eine Blamage und der grauenhafteste Anführer, den die Erste Ordnung je hatte!" brüllte der General zornig, was mich auf der Stelle stehen bleiben ließ. Langsam torkelte ich auf ihn zu und sah ihm tief in die Augen.
"Soweit ich mich erinnere, wurde ihre heilige Erste Ordnung vor mir von einem alten, schrumpeligen Mann regiert, der Sie als...Scheiße Revani, ich habe es vergessen!"
"Tollwütiger Köter! Tollwütiger Köter!" ertönte es von heiter hinten und Hux zuckte zusammen.
"Er hat Sie als tollwütiger Köter bezeichnet. Sehen Sie?" lallte ich und musste mich gezwungenermaßen an Hux Schulter festhalten, um nicht gleich umzukippen.
"Was soll ich sehen?" fragte der General ungeduldig und versuchte mich von sich wegzuschieben, jedoch ohne Erfolg.
"Es kann nur besser werden. Danke mein treuer Freund!" rief ich in Richtung von Revan, der sich daraufhin grinsend verbeugte. Was würde ich nur ohne ihn tun? Hux zog derweil ein Gesicht, als hätte man ihn in einen Raum mit zwei Verrückten eingesperrt. Er würde irgendwann schon merken, dass er als Einziger nicht klar bei Verstand war.
"Nicht traurig sein, General. Es gibt noch jemanden, der Sie mag, nämlich die BB-Einheit, die den Dreck jeden Tag aufsammelt." lachte ich laut und Revan stimmte mit ein. Mir verging das Lachen augenblicklich, als mein Magen laut rumorte und im nächsten Moment hatte ich den Geschmack von Erbrochenen im Mund. Hux schrie entsetzt auf, als ich den gesamten Inhalt meines Magens auf seine Stiefel spuckte.
"Guck Huxilein, du kriegst doch noch was ab." sagte Revan euphorisch, während der General, gleichermaßen fassungslos und angeekelt, abwechselnd seine ruinierten Schuhe und mich anstarrte.
"Das wars!" tobte er und stürmte aus dem Raum, wobei er eine breite, klebrige Spur an Erbrochenem hinterließ.

Rey

Zitternd holte ich mir meinen Teller bei der Essensausgabe ab. Ich war ungefähr drei mal kurz davor gewesen einfach auf mein Zimmer zu verschwinden. Doch irgendwie war ich dann trotzdem hierher gekommen. Weiter hinten entdeckte ich den Tisch meiner Freunde und ich ging zu ihnen, als Chewie mir freundlich zu grölte. Wenigstens einer. Ich nahm neben Finn platz, der mich kurz anlächelte, bevor er sich weiter mit Poe und Rose unterhielt.
"Poe, dein Manöver in der einen Kurve war der Hammer. Beim unserem nächsten Rennen auf Tatooine musst du mir das unbedingt beibringen!" sagte Finn begeistert. Ich schien unsichtbar für sie geworden zu sein, ansonsten hätten sie wohl kaum so offen über dieses Thema gesprochen. Ich versuchte mich gar nicht erst in das Gespräch mit einzubringen, obwohl ich gerade echt jemanden brauchte. Warum musste auch immer ich diejenige sein, welche die Initiative ergriff? War es nicht selbstverständlich, dass sie sich auch mal erkundigten, wie es mir ging? Das sie mich wenigstens versuchten in ihre Unterhaltung mit einzubinden? Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum und alles prasselte auf mich ein, was ich vor ein paar Tagen erfahren hatte.

"Sie sind schwanger. Herzlichen Glückwunsch!" Es dauerte ein paar Minuten, bis ich die Bedeutung dieser Nachricht realisierte. Bis ich begriff, dass sich mein Leben komplett verändern würde. Fassungslos schaute ich sie an und zitterte mehr als jemals zuvor. Das konnte doch einfach nicht wahr sein!
"Ähm da muss ei-ein Fehler vorliegen. Ich-ich kann nicht-" Der Kloß in meinem Hals ließ mich mitten im Satz verstummen. Tränen stiegen zusammen mit grenzenloser Angst in mir auf, als die Ärztin ihre Worte wiederholte. Ich war doch viel zu jung um Mutter zu werden. Und was war mit Ben? Würde er das Kind überhaupt wollen? Wollte ich es?
"Sie sind in der sechsten Woche Schwangerschaftswoche, das hat sowohl der Bluttest, als auch der Ultraschall ergeben. Die Schwangerschaft ist die Ursache für ihre Übelkeit." erklärte sie mir, während das Untersuchungszimmer immer mehr vor meinen Augen verschwamm. Keine Krankheit konnte schlimmer sein, als das hier. Ich war komplett mit meinen Nerven am Ende und wollte einfach nur noch weg. Doktor Kalonia drehte einen Bildschirm in meine Richtung und zeigte mit ihrem Finger auf einen herausstechenden, weißen Punkt.
"Das ist ihr Baby." Mein Gesicht wurde immer heißer von meinen Tränen, als ich realisierte, dass das gerade wirklich passierte. Es war nichts wovor ich einfach weg laufen konnte. Diese Tatsache reichte um mein Herz abermals zum Rasen zu bringen. Ich umarmte mich selbst und fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand an, in der Hoffnung zumindest etwas runter zu kommen. Aber es half alles nichts.
"Dem Kind geht es ausgezeichnet. Die Größe ist perfekt für die sechste Woche und auch alles andere sieht gut aus." sagte die Ärztin zufrieden, was ich kaum wahrnahm. Zu sehr war ich damit beschäftigt meine Panik in den Griff zu bekommen. Meine Atmung wurde gegen meinen Willen immer schneller. Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte mich einfach nicht beruhigen.
"Miss Rey, sind sie alleine hierher gekommen?" Doktor Kalonia blickte besorgt auf mich herab, ihre Hand lag tröstend auf meiner Schulter. Ich nickte nur wimmernd.
"Soll ich jemanden benachrichtigen? Eine Freundin vielleicht oder den Vater ihres Kindes?" fragte sie weiter, was mich nur noch mehr weinen ließ. Sie hatte mich soeben an den Fakt erinnert, dass ich alleine war. Vollkommen alleine. Meine Freunde beachteten mich kein Stück und Ben befand sich höchstwahrscheinlich Planeten von mir entfernt auf irgendeinem Schiff.
"Nein, ich-ich habe niemanden." schluchzte ich erstickt und der Streit mit Ben spielte sich erneut in meinem Kopf ab. Mit ihm hatte ich meine einzige Stütze verloren. Ich wollte das nicht mehr fühlen. Es war schlimmer, als damals auf Jakku. An meine Eltern konnte ich mich kaum erinnern, aber Ben und meine Freunde hatte ich ins Herz geschlossen. Ich dachte sie wären die Familie, welche ich niemals besaß. Umso mehr schmerzte es, dass ich wohl damit falsch lag.
"Ich kann mir vorstellen, dass das ein Schock für Sie gewesen sein muss. Sie sollten wissen, dass wir die Schwangerschaft noch beenden können. Niemand wird Sie zu irgendetwas zwingen, okay?" sagte sie einfühlsam, setzte sich zu mir auf die Liege und streichelte meinen Arm.
"Okay" schniefte ich und beruhigte mich zumindest etwas.
"Denken Sie in Ruhe darüber nach. Ich verspreche Ihnen, dass alles gut wird." unternahm die Ärztin einen weiteren Versuch mir Mut zu zusprechen, während meine Augen zurück zu dem Bildschirm wanderten. Nach wie vor ungläubig betrachtete ich den winzigen Punkt, welcher die unterschiedlichsten Gefühle in mir hervor rief. Es war allein meine Entscheidung, ob ich das Baby behielt oder nicht. Aber könnte ich es wirklich umbringen?

Automatisch fuhr meine Hand zu meiner Körpermitte. Es gab Momente, in denen empfand ich nichts als Glück darüber, dass es Bens Kind war. Doch diese währten meistens nur Sekunden und dann wurde ich mir wieder meiner Lage bewusst.
Wir befanden uns in einem offenen Krieg, mit dem Vater als Erzfeind. In einer Welt, die geprägt war von Zerstörung, Verlust, Terror. In welcher man jeden Tag hoffte, dass man noch nicht Abschied nehmen musste. Welche Gründe würden es verantworten, dass ich ein Kind in so eine Welt setzte? Mal abgesehen davon, dass ich viel zu jung war, konnte ich ihm nicht das Geringste bieten.
"Hey, Rey?"
"Ja?" schaute ich verwirrt zu Finn, der mich angesprochen hatte. Außerdem war Ben mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch noch nicht bereit dafür. Ich wusste doch zur genüge, wie es sich anfühlte ohne Vater aufzuwachsen. Niemand sollte so etwas erleben müssen.
"Ist alles in Ordnung?" bohrte Finn weiter nach und sah mir prüfend in die Augen. Woher kam auf einmal dieses Interesse? Entweder waren ihm die Gesprächsthemen mit seinen Freunden ausgegangen oder er wollte einfach nur sein Gewissen beruhigen.
"Ja, wieso?" sagte ich und nahm einen großen Löffel Suppe als Ausrede, erstmal nicht mehr auf seine Fragen eingehen zu müssen.
"Du bist so abweisend." murmelte er. Das war ihm ja früh aufgefallen. Trotzdem brachte mich meine Naivität dazu, kurz mit dem Gedanken zu spielen, mich meinem besten Freund anzuvertrauen. Zumindest bis Rose sich einmischte.
"Finn, wir müssen-"
"Jetzt nicht, Rose!" Böse betrachtete mich Finns Freundin aus dem Augenwinkel. Ich war der Meinung, dass wir in letzter Zeit mehr als genug Streit hatten.
"Ist schon in Ordnung. Geh." antwortete ich sofort und verbrannte mir meine Zunge an meinem heißen Mittagessen, als ich den Rest der Suppe eilig auslöffelte.
Gleich bist du ihn los und kannst alles heraus lassen. Er würde dich nicht verstehen. rief ich mir unaufhörlich ins Gedächtnis.
"Bist du sicher? Dir geht es gut?"
"Ja" Nein! Sah er das denn nicht? Ich war schwanger und wusste nicht wohin mit mir.
"Gut" lächelte Finn und ließ sich von Rose mit ziehen.
"Ich muss dann auch mal." murmelte Poe und ging einfach.
"Tschüss" rief ich ihm hinterher, doch da war er schon weg und ich war ganz alleine. Zum Glück war die Kantine fast leer, so konnte wenigstens niemand die Tränen sehen, die über meine Wangen rollten. Ich sehnte mich nach jemandem der mich hielt, der mir zuhörte. Doch es kam keiner, als meine Gedanken über mir zusammen brachen. Es kam keiner, als das Schluchzen, welches leise anfing, bald meinen ganzen Körper einnahm. Es kam keiner, als ich mein Gesicht in meinen Armen vergrub. War das denn zu viel verlangt? Ben war weg und meine Freunde beachteten mich kein Stück. Ich konnte das nicht alleine.

"Ich bin schwanger." offenbarte ich und sah unsicher zu dem schwarzhaarigen Mann hoch. Wie würde er reagieren?
Ben stand da wie eingefroren, der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Das kann doch nicht wahr sein." fluchte er vor sich hin, was meinem Herz einen Stich versetzte. Es trat genau das ein, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte.
"Doch...auf Naboo..." Ehe ich meinen Satz zu Ende führen konnte, wurde ich von dem Zischen seines Lichtschwertes unterbrochen. Die rote Klinge brannte sich durch alles hindurch, was sich ihr in den Weg stellte. So unter anderem durch einen Tisch in der Mitte des Raumes.
"Verdammte Scheiße!" Lautstark ließ er seinen ganzen Zorn an dem Tisch aus. Irgendwann verschwand die flackernde Klinge schließlich und er sah mich wieder an. Bei der Kälte in seinem Blick breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus.
"Wirst du es behalten?" fragte er.
"Ich weiß es nicht." hauchte ich, da unterbrach er mich abrupt.
"Ist das dein Ernst, Rey? Ich hatte dich für schlauer gehalten."
"Was meinst du damit?" entgegnete ich verwirrt. Obwohl ich fest mit seinen nächsten Worten gerechnet hatte, obwohl ich vorbereitet gewesen war, tat seine Ablehnung verdammt weh.
"Rey, wir stehen auf zwei völlig verschiedenen Seiten und ganz abgesehen davon, dass ich es nicht möchte kann ich dir auch kein Vater für das Kind sein." Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Er wollte das Kind nicht. Natürlich nicht.
"Treib es ab." Regungslos betrachtete er meine Körpermitte. Er war nicht einmal bereit dem Kind eine Chance zu geben. Egal welche Entscheidung ich traf, ich würde eine wichtige Person in meinem Leben verlieren.
"Aber es ist doch unschuldig. Es lebt doch schon." wandte ich wimmernd ein, in der Hoffnung ihn umzustimmen. Es musste eine andere Lösung geben, die nicht automatisch den Tod beinhaltete.
"Dieses Ding ist nicht größer, als eine Bohne! Es hat kein Gehirn, Organe oder geschweige denn Gefühle und es ist völliger Unsinn dafür alles aufs Spiel zu setzen! Es muss weg!" schrie er wutentbrannt, als er endgültig die Fassung verlor. Es waren Worte, die ich nie wieder vergessen würde, egal welche Bemühungen er unternahm, um sie rückgängig zu machen. Ein kräftiger Schlag ins Gesicht hätte bei weitem nicht so weh getan.
"Das ist immer noch meine Entscheidung!" würgte ich unter Tränen hervor und schlang meine Arme schützend um meinen Oberkörper. Ich konnte nicht glauben, wie sehr ich mich getäuscht hatte. War das wirklich Ben? Der Mann, den ich liebte? Er schien gänzlich fort zu sein und durch ein Monster ersetzt worden. Oder vielleicht war das Monster Kylo Ren auch nie wirklich weg gewesen. Hatte an der Oberfläche geschlummert, nur um im entscheidenden Moment zu zuschlagen.
Meine letzte Hoffnung, dass er seine Aussage bitter bereuen und um Vergebung bitten würde, erlosch spätestens bei seinen nächsten Worten.
"Meinetwegen, aber komm bloß nicht wieder bei mir an. Ich will damit nichts zu tun haben, ich will dieses Kind nicht!" spuckte er mich geradezu verächtlich an, bevor er neben dem Raum auch seinen besonderen Platz in meinem Herzen verließ.

Schweißgebadet schreckte ich hoch und konnte den lauten Schrei nicht zurückhalten, der sich in meiner Kehle aufgebaut hatte. Mein Herz schlug rasend gegen meine Brust, als ich nach dem Lichtschalter tastete.
"Ben?" Es war ein reiner Instinkt. Nach zahlreichen Monaten hatte ich mich daran gewöhnt mein Bett zu teilen. Ich hatte mich an seine starken Arme, seine tröstenden Worte, seine beruhigende Stimme an meinem Ohr gewöhnt, welche mich sicher durch jede Nacht gebracht hatten. Jetzt glich das Bett einem Meer aus Leere, Einsamkeit und Kälte. Ich rief erneut seinen Namen, während meine Finger immer nervöser die Wand absuchten. Wo war nur dieser verdammte Schalter?
"Ben? Ben, bitte! Bitte lass mich nicht alleine!" schrie ich panisch. Ohne ihn ertrank ich in der Dunkelheit. Jede Nacht zog sie mich ein Stück mehr mit sich. An keinem Ort, zu keiner Zeit kam ich zur Ruhe. Ich wusste nicht wie oft ich diese Albträume noch durchleben konnte.
Kaum hatten meine Finger endlich die unförmige Oberfläche des Schalters ertastet, wünschte ich mir sofort die Dunkelheit zurück. Denn mit dem spärlichen Licht der Zimmerlampe kam auch die endgültige Gewissheit: Ben war nicht hier und das hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Die ganze Situation war allein meine Schuld.
Aber das Schicksal fand wohl, dass ich noch nicht genug gelitten hatte. Anders konnte ich mir das brennende Ziehen in meinem Unterleib nicht erklären. Vor Schmerzen gekrümmt sank ich zurück auf die harte Matratze, die Finger fest um die Bettkante gekrallt. Verzweifelt versuchte ich mir einzureden, dass es gleich vorbei war und ich mir bestimmt nur den Magen verdorben hatte.
"Du machst auch nur Probleme oder?" zischte ich in die Richtung meines Bauches, als das Ziehen entgegen meiner Hoffnungen zunahm und sich in lang andauernde Krämpfe verwandelte. Ich bereute meine Worte sofort, nachdem ich sie ausgesprochen hatte. Was war ich nur für ein furchtbarer Mensch? Das Baby konnte nicht das geringste dafür und musste trotzdem so leiden. Nur wegen mir. Dieser Vorfall zeigte doch wieder, dass ich überhaupt nicht dazu geeignet war Mutter zu sein.
"Oh Gott, es tut mir so leid." Tränen stiegen erneut in meine Augen, während ich vorsichtig meine Hand auf meinen Bauch legte. Noch einmal zogen alle Bilder meines Traumes an mir vorbei, während die Schmerzen unerträglich wurden. War ich nicht genauso herzlos wie der Ben aus meinem Traum? Würde Ben wirklich so reagieren? Sollte ich das Kind behalten oder nicht? Könnte ich wirklich mit dem Gedanken leben, es getötet zu haben? Immer mehr Fragen kamen in mir hoch und drohten mich zu erdrücken, da ich keine einzige von ihnen beantworten konnte. Irgendwann lag ich nur noch weinend da, sowohl körperlich als auch seelisch völlig am Ende. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und das einzigste was ich registrierte, waren die allmählich abklingenden Bauchschmerzen. Die Krämpfe hatten meinem Körper jegliche Kraft gekostet, die noch nicht durch die geringe Nahrungsaufnahme und den Schlafmangel verloren gegangen war. Als ich erschöpft meine Augen schloss sank ich deswegen augenblicklich in einen unruhigen Schlaf.

"Hm" Doktor Kalonia sah kritisch auf den Bildschirm. Ich war schon sehr früh am Morgen zur Krankenstation gegangen, da ich sowieso nicht mehr schlafen konnte. Außerdem war das Risiko, dass ich meinen Freunde hier begegnete so auch viel geringer.
"Was ist? Stimmt etwas nicht?" fragte ich verunsichert. Die Ärztin fuhr weiter mit dem Gerät über meinen Bauch, bis sie sich schließlich an mich wandte.
"Ihr Kind ist sehr klein für die siebte Woche."
"Was?"
"Es ist nichts schlimmes Miss Rey, zumindest bis jetzt. Wir müssen beobachten wie sich das entwickelt. Dann sehen wir weiter." versuchte sie den Ernst der Lage herunter zuspielen. Glaubte sie etwa ich hörte diesen beunruhigten Unterton nicht? Traurig betrachtete ich den weißen Punkt auf dem Bildschirm. Das dieses kleine Lebewesen wegen mir so kämpfen musste hatte ich nie gewollt.
"Schlafen und essen Sie genug?"
"Ja, meistens zumindest." sagte ich, was allerdings nur halb der Wahrheit entsprach. Die Ärztin schien meine Lüge zu durchschauen, denn sie entgegnete:
"Es ist wirklich wichtig, dass Ihr genug Schlaf bekommen und ausreichend Nahrung zu euch nehmt, okay? Sonst -" Ein Klopfen an der Tür unterbrach Doktor Kalonia in ihrem Redefluss. Natürlich hatte sie Recht, aber es war nicht so einfach, wie sie sich das vorstellte.
"Herein." sagte die schwarzhaarige Ärztin und gab mir ein Tuch, damit ich mir das Gel abwischen konnte.
"Doktor Kalonia, ich habe die Röntgenbilder von dem Patienten Carter noch einmal überprüft und dabei ist mir aufgefallen, dass...Rey?" Geschockt hob ich meinen Kopf und Doktor Kalonia schob den Bildschirm aus Connix Sichtfeld. Aber es war längst zu spät, dass verriet mir ihr überraschter Gesichtsausdruck. Ich hatte so gehofft , dass ich es noch lange geheim halten konnte. Doch nun hatte sie mich gesehen und bald würden es bestimmt alle anderen wissen.
"Connix, warte doch schon mal draußen. Ich komme gleich." wies meine Ärztin sie an, dass Zimmer auf der Stelle zu verlassen.
"Gab es sonst irgendwelche Besonderheiten?" fragte sie weiter und tat so, als wäre gerade nicht die Stellvertreterin unseres Generals in das Untersuchungszimmer geplatzt. Ich entschied fürs erste mir ebenfalls nichts anmerken zu lassen.
"Ja, ich hatte Krämpfe letzte Nacht." gab ich zu. Vielleicht konnte sie mir etwas dagegen geben, denn ich war nicht besonders scharf darauf, dass in Zukunft jede Nacht so verlief.
"Mit Blutungen?" Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Wenn welche dazu kommen, dann geben Sie mir bitte auf der Stelle Bescheid." Verwirrt nickte ich. Warum war sie aufeinmal so ernst? Doktor Kalonia erhob sich von ihrem Stuhl und räumte die Geräte beiseite, bevor sie sich auf den Weg zum nächsten Patienten machte. An der Tür hielt sie kurz inne.
"Soll ich jemandem Bescheid sagen? In diesem Zustand lasse ich Sie eher ungern allein gehen."
"Nein, ich schaffe das schon." wehrte ich ab und richtete mich langsam von der Liege auf.

Das erste Mal seit Tagen betrat ich die Kantine, obwohl ich keinen Hunger hatte. Aber ich musste mal wieder etwas essen, schließlich brauchte das Baby auch etwas. Ich hatte die weißen, kahlen Wände mit dem rustikalen Tischen fast vergessen. Als ich meinen Teller mit reichlich Obst und etwas Brot beladen hatte, suchte ich den Raum nach dem Tisch meiner Freunde ab. Doch als ich ankam war kein Stuhl mehr frei.
"Hi" begrüßte ich die anderen und Finn grüßte mich sogleich zurück. Innerlich war ich ihm gerade sehr dankbar, denn ich konnte mich heute auf rein gar nichts konzentrieren. Zu meinem Bedauern gab es seit der Mission auf Csilla nicht wirklich viel zu tun, geschweige denn Auseinandersetzungen mit der Ersten Ordnung. Andererseits war ich so nicht gezwungen Ben über den Weg zu laufen.
"Hi, Rey! Warte ich hole dir einen Stuhl." bot er an, da fiel ihm Rose ins Wort.
"Ich glaube, dass kann sie auch selber oder bist du ihr Butler? Außerdem passt hier doch niemand mehr hin." Sie hatte Recht. Die ganze Tafel war voll. Wirklich alle waren da und unterhielten sich angeregt miteinander: Lando, Chewie, Connix und Poe. Da passte ich mit meiner schlechten Laune wirklich nicht dazu und außerdem wollte ich Finn sein Glück nicht kaputt machen.
"Rose was-" fing Finn verwirrt an, da unterbrach ich ihn.
"Schon gut, es gibt ja noch genug andere Plätze." lenkte ich ein und zog eines von Lukes Büchern hervor.
"Das wollte ich sowieso lesen" sagte ich und Finn nickte.
"Na dann." sagte er und wandte sich wieder seinem Essen zu, während ich mich langsam an einen der daneben liegenden Tische sinken ließ. Ich schlug das Buch irgendwo mitten drin auf und begann zu lesen. Oder versuchte es zumindest. Ich hörte wie meine Freunde nacheinander von ihren Plätzen aufsprangen und die Kantine verließen, ohne sich bei mir zu verabschieden. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und es kostete mich meine ganze Mühe ein Exemplar der Früchte in Stücken hinunter zu schlucken. Das letzte Mal als ich mich so allein gefühlt hatte, war eine Ewigkeit her. Ich las immer und immer wieder denselben Satz ohne ihn zu verstehen, während meine Tränen auf das Buch fielen und das Papier wellig machten. Und dann brach alles wie ein Kartenhaus zusammen. Die Tatsache, dass es meinem Kind nicht gut ging. Das meine Freunde anscheinend besseres zu tun hatten, als sich mit mir abzugeben. Und das Ben nicht hier war. Ich sehnte mich so sehr nach ihm. Schluchzend würgte ich das ganze Fruchtfleisch wieder hoch, direkt auf das Buch. Meine Seele war zerfressen von Schuld und Verzweiflung. Ich sah keinen Ausweg, kein Licht am anderen Ende des dunklen Tunnels, in dem ich mich befand. Das Einzige was ich sicher wusste war, dass ich es nicht anders verdient hatte.
"Rey?" Ich zuckte zusammen, als ich eine warme Hand an meiner Schulter spürte und sah auf. Es war Connix, welche mich sorgenvoll musterte. Auch das noch. Warum musste gerade sie mich so finden?
Ein lautes Quietschen erfüllte den leeren Saal, als Connix einen Stuhl weg zog, um sich neben mich zu setzen.
"Trink erstmal was." sagte sie mit einem Blick auf das durchweichte Buch und hielt mir ein Glas Wasser hin. Zum Glück hatte die Übelkeit inzwischen nach gelassen. Zaghaft nahm ich ein paar Schlucke, während ich fieberhaft nach einer Ausrede suchte. Nur war das in Connix Fall zwecklos. Sie wusste bereits zu viel.
"Willst du darüber reden?"
"Es ist nichts." Allein ihre einfühlsame Stimme trieb mir neue Tränen in die Augen. Sie zeichneten die alten Bahnen auf meinem Gesicht nach. Wem machte ich hier eigentlich etwas vor?
"Das sieht für mich anders aus. Rey, ich weiß was ich gesehen habe und ich verspreche dir, dass ich niemanden davon erzählen werde. Ich möchte dir nur helfen." Ich hätte mir denken können, dass Connix nicht so einfach locker ließ. Allerdings beruhigte mich der Gedanke etwas, dass sie mein Geheimnis für sich behalten würde.
"Ich bin einfach nur überfordert." murmelte ich kaum hörbar. Ich schaffte es kaum ihr in die Augen zu sehen.
"Ich weiß, aber du musst wenigstens etwas essen, Rey." gab sie zu bedenken, griff nach meinem Teller, der immer noch gefüllt war und stand auf.
"Ich hole dir mal etwas leckeres." Ehe ich mich versah war sie auch schon verschwunden, nur um ein paar Minuten später mit einem dampfenden Auflauf wieder zukommen. Seit Monaten hatte ich so etwas köstliches nicht mehr gesehen, da das Essen im Krieg nun mal mit an hinterster Stelle stand.
"Wo hast du das her?" schniefte ich erstaunt.
"Eines der ranghöchsten Mitglieder beim Widerstand zu sein bringt so manche Vorteile mit sich." lächelte Connix wissend und reichte mir meinen Teller. Ich fragte nicht weiter nach, denn mir war es inzwischen völlig egal, wo sie dieses Essen her hatte.
"Wir essen natürlich das Gleiche wie ihr auch, aber für alle Fälle hat Poe trotzdem noch etwas eingelagert." erzählte sie weiter, während ich die ersten Bissen tätigte. Ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken, als die erste gut schmeckende und warme Mahlzeit seit langer Zeit den Weg in meinen Magen fand. Trotzdem ließ ich über die Hälfte liegen, ich bekam einfach nicht mehr herunter.
"Hast du wirklich nicht mehr Hunger? Denk dran, du isst jetzt für zwei." gab Connix zu bedenken. Warum musste sie mich immer wieder daran erinnern? Durfte ich nicht wenigstens einmal für ein paar Minuten in der Illusion leben, dass alles wäre nicht passiert? Das ich immer noch mit Ben auf einer Wiese in Naboo lag, fernab von jeglichen Problemen? Was würde ich dafür geben jetzt dort zu sein.
"Du verstehst das nicht. Keiner von euch versteht mich. Das habt ihr nie. Nur er." sagte ich mit brüchiger Stimme.
"Er? Du meinst den Vater des Kindes?" Ich bejahte ihre Frage zögerlich.
"Weiß er es?"
"Nein und ich glaube auch nicht, dass er das Kind wollen würde. Es ist kompliziert." Das war noch untertrieben. Ich hatte mich auf eine Beziehung mit dem Obersten Anführer der Ersten Ordnung, unserem Erzfeind eingelassen, gegen den Poe gerade den nächsten Vergeltungsschlag plante, und erwartete obendrein noch sein Kind. Aber ansonsten war alles gut. Connix lehnte sich ein wenig vor, um ihre Hand tröstend auf meinen Rücken zu legen.
"Rede doch erstmal mit ihm. Vielleicht reagiert er ja anders, als du denkst."
"Selbst wenn, ich weiß doch nicht mal selbst, ob ich das Baby will oder nicht. Vielleicht wäre es für alle das Beste, wenn ich es einfach beende!" brach es aus mir heraus, bevor ich ruckartig aufstand. Alles was ich wollte war Verständnis und stattdessen wurde ich weiter mit Fragen bombardiert. Ich musste hier weg und zwar dringend.
Poes Stellvertreterin holte mich bereits nach wenigen Schritten ein.
"Rey, überlege dir das gut. Und vor allem sprich mit dem Vater vorher darüber. Er hat ein Recht darauf es zu wissen. Oder sprich mit uns, wir sind für dich da." Ein bitteres Lachen entwich mir, als ich mich der blondhaarigen Frau zu wandte, die einen guten Kopf kleiner war als ich. Das war doch gerade ein Scherz oder? Meine Freunde waren bestimmt vieles, aber zuverlässig mit Sicherheit nicht.
"Ach ja? Ich glaube kaum, dass ihr die langweilige, nervige Rey bei euren Wettrennen auf Tatooine dabeihaben wollt." Connix war schlagartig verstummt. Perplex starrte sie mich an und zerstörte den letzten Funken Hoffnung in mir, dass ich falsch lag. Das es einen anderen Grund gab, warum sie mich nie einluden ihnen Gesellschaft zu leisten. Das ich ausnahmsweise nicht das Problem war. Aber genau das war ich. Erst hatte ich meine Eltern vergrault, dann Ben und jetzt auch noch meine Freunde.
"Dann ist ja alles gesagt." Wer hätte gedacht, dass es mir nach diesem Gespräch noch elender gehen würde? Das vertraute Ziehen flammte erneut in meinem Unterleib auf, als ich aus der Kantine zu meinem Quartier rannte. Ich schaffte es gerade mal die Tür hinter mir zu schließen, bevor meine Beine nachgaben. Wimmernd drückte ich meinen Kopf gegen den Türrahmen, während die Schmerzen kein Ende nahmen. Das konnte beim besten Willen nicht normal sein.
Rey
Ich hielt den Atem an, als ich meinen Namen aus seinem Mund hörte und für einen Moment waren alle Vorsätze ihn zu ignorieren vergessen. Für einen Moment fühlte es sich so an, als wären wir nie von Naboo weggegangen. War unser Band durch die Macht vorher schon stark gewesen, war es nun durch unser Kind untrennbar. Wieso sollte ich noch weiter gegen ihn ankämpfen?
Ben
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, nur um wieder zu verblassen, als ein neues Stechen durch meinen Bauch fuhr und mich daran erinnerte wie es wirklich um uns stand. Mein ganzer Körper zitterte unter der Kraftanstrengung meine Gedanken abzuschirmen und gleichzeitig mit den Schmerzen fertig zu werden.
Rey, was ist los? Lass mich zu dir kommen. Bitte!
Eigentlich hätte mich die Tatsache glücklich machen müssen, dass er sich weiterhin um mein Wohlergehen sorgte. Das er mich immer noch in seinem Leben haben wollte, denn sonst hätte er erst gar nicht Kontakt zu mir aufgenommen. Allerdings machte das alles auch viel schwerer für mich.
Verschwinde. Sofort!
Ich durfte mich nicht zu etwas hinreißen lassen, was ich später bereuen würde. Wenn ich Glück hatte, würde er es niemals herausfinden. Aber war das wirklich der richtige Weg? Ben hatte als Vater schließlich ein Recht darauf zu wissen, dass ich sein Kind erwartete.
Rey, bitte. Ich spüre jeden einzelnen Schmerz, den du ertragen musst. Hör auf mich von dir zu stoßen!
Er ließ einfach nicht locker und lange konnte ich ihn und vor allem mich selbst nicht mehr belügen. Ich brauchte ihn jetzt mehr denn je an meiner Seite, aber zu groß war die Angst vor den Kopf gestoßen zu werden. Wieder einmal verlassen zu werden. Es ihm nicht zu sagen, ließ die Möglichkeit eines guten Endes offen, welches definitiv nicht eintreten würde. So oft hatte er mir das Versprechen gegeben der Ersten Ordnung den Rücken zu zukehren, doch es war nie passiert. Ich war zu wenig gewesen und auch das Baby würde daran nichts ändern. Der Gedanke, dass mein Kind ohne liebevollen Vater in einer Kriegsruine aufwachsen würde, reichte um mein Herz erneut brechen zu lassen. Alles kam wieder hoch, was ich erfolgreich verdrängt hatte. Aber dieses Mal überwog eine Erkenntnis jegliche Panik und Angst. Die Erkenntnis, dass ich das Kind unmöglich bekommen konnte.
Verschwinde endlich!
Meine Worte waren es nicht, sondern ein Klopfen an meiner Zimmertür, welches Ben schließlich dazu brachte meiner Aufforderung nachzukommen. Connix stürzte in mein Zimmer, setzte sich neben mich und versuchte mit mir zu sprechen, während sich unendliche Leere in mir breit machte. Und wenn ich ihn jetzt nie wieder sah?
Als der Verlust von jeglicher Kraft, jeglichen Lebenswillen und Halt meinen Körper in sich zusammen fallen ließ, sank ich weinend in Connix Arme.

Nach tausenden Jahren melde ich mich auch mal wieder. Es tut mir so unendlich leid, dass es so lange gedauert hat, aber dafür ist das Kapitel extra lang!
Was für Folgen denkt ihr, hat Ben und Revans Verhalten? Und wird Rey Ben bald von ihrer Schwangerschaft erzählen oder nicht?

Eure starline20002 :)

Ps: Seid ihr auch schon so sehr in Weihnachtsstimmung wie ich? 🥺

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