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Kapitel 24

Songempfehlung: Chris Brown & Rihanna - Loveeeeeee No One Else (Mashup)

Zum wiederholten Mal betätigte ich die Klingel, die unter dem goldenen Namensschild prangte und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

Sams lautes Bellen erklang hinter der Haustür und war Beweis dafür, dass Julian die Klingel nicht hatte überhören können.

Seufzend drehte ich mich um und warf einen Blick auf den schwarzen Dodge, der in der Einfahrt stand. Julian musste Zuhause sein. Ich hatte ihn erst vor zwanzig Minuten unmittelbar vor dem Book Trader in sein Auto steigen und mit quietschenden Reifen davonfahren sehen. Charlotte, mit der ich eigentlich zum Lernen verabredet war, hatte mich daraufhin mit ihrem Auto nach East Rock gefahren und vor Julians Haus abgesetzt.

Nun stand ich schon seit geschlagenen drei Minuten vor der Haustür und klingelte Sturm.

Entweder wollte Julian niemanden sehen oder er war wirklich nicht zu Hause. Vielleicht war er ja zu Fuß unterwegs oder aber mit dem Motorrad weggefahren, um etwas Dampf abzulassen?

Der Gedanke, dass er sich in seinem aufgebrachten Zustand auf ein Bike setzen könnte, versetzte mich in Schrecken. Hastig schob ich diesen Gedanken beiseite und fischte mein iPhone aus der Tasche, um ihn anzurufen.

In dem Moment, in dem das Freizeichen erklang, regte sich etwas hinter der Haustür.

Mein Herz machte einen Sprung und eine Sekunde später schwang die Tür auf.

Langsam ließ ich das Handy von meinem Ohr sinken und richtete meinen Blick auf Julian, der vor mir im Türrahmen aufragte.

Er trug nicht mehr dieselbe Kleidung wie zuvor im Café. Stattdessen steckte sein Körper in einer olivgrünen Cargohose und einem schwarzen, eng anliegenden Shirt, das sich wie eine zweite Haut um seinen Oberkörper legte. Wäre ich nicht so beunruhigt gewesen von der Tatsache, dass er seinen Motorradhelm in der einen und seine Motorradjacke in der anderen Hand hielt, hätte ich mir die Zeit genommen, seinen anbetungswürdigen Körper angemessen zu bewundern. Doch das ungute Gefühl in meinem Bauch wuchs.

Nachdem ich Sam ebenfalls ausgiebig begrüßt hatte, hob ich den Blick, um ihm in die tiefgrünen Augen zu sehen. Augen, die vor Emotionen regelrecht zu brodeln schienen. Wut. Enttäuschung. Ärger. Sehnsucht. Angst. Genau der Zustand, in dem man sich besser nicht auf ein Motorrad setzen sollte. Der Zustand, in dem man unkonzentriert war und Fehler machte. Fehler, die fatale Folgen haben könnten.

»In diesem Zustand wirst du definitiv nicht auf dein Motorrad steigen«, hörte ich mich selbst sagen. Julian hob beim Klang meiner bevormundenden Stimme eine Braue und der Zug um seinen Mund verhärtete sich.

»Ich brauche Ablenkung, Laney«, murmelte er. »Bitte geh mir aus dem Weg.«

Ich spürte einen Stich in meinem Herzen, gab jedoch mein Bestes, seine Worte nicht persönlich zu nehmen. Ich schluckte schwer. Statt ihm Platz zu machen, verschränkte ich demonstrativ die Arme vor der Brust und sah herausfordernd zu ihm hoch.

»Nein.«

Julian sah mich eine Weile lang an. Dann seufzte er resigniert.

»Laney, bitte...«

»Ich sagte nein«, erwiderte ich, um meiner Aussage mehr Nachdruck zu verleihen. »Soll ich es dir buchstabieren? N - E - I - N«, ich trat einen Schritt auf ihn zu, ignorierte die vereinnahmende Wirkung, die seine Nähe auf mich hatte und nahm ihm Helm und Jacke aus der Hand.

Er ließ es widerstandslos geschehen.

Dann lief ich an ihm vorbei ins Haus, legte seine Motorradmontur bei der Garderobe ab, ehe ich mich wieder zu ihm drehte. Sam unterdessen huschte an mir vorbei ins Wohnzimmer, von wo aus sie nach draußen in den Garten tapste.

Julian stand noch immer an der Haustür, seine Hände zu beiden Seiten zu Fäusten geballt, als koste es ihn unglaublich viel Beherrschung, keinen Streit vom Zaun zu brechen. Als ich ihn dort stehen sah, so einsam und verloren, tat er mir fast ein bisschen leid.

Aber nur fast.

Denn Julian hatte richtigen Mist gebaut - und das wusste er auch.

Nicht nur, dass er vor unzähligen Studenten jemand anderen geschlagen hatte, wobei er doch als Professor und Doktor einer Elite Universität als glänzendes Beispiel vorangehen sollte, nein, er war auch noch mit mir gesehen worden. Jeder hatte beobachten können, wie vertraut wir miteinander umgegangen waren. Vertrauter, als es ein Professor und seine Forschungsassistentin sein sollten.

Jeder, der eins und eins zusammenzählen konnte, würde sich denken können, dass es bei der Auseinandersetzung zwischen Julian und Misha um mich gegangen war. Dass Julian mich hatte verteidigen wollen. Wie lange würde es wohl dauern, bis sich dieser Vorfall auf dem Campus herumsprach? Bis jeder wusste, dass Professor Dr. Julian Wright und seine Studentin Laney Taylor mehr als nur Professor und Studentin waren?

Bei dem Gedanke wurde mir übel.

»Du hast richtigen Mist gebaut, Julian. Das weißt du, oder?«

Julian nahm einen tiefen Atemzug und schloss angestrengt die Augen, als müsse er sich selbst zur Ruhe zwingen. Seine Hände zitterten.

»Wenn du nur hergekommen bist, um mir Vorwürfe zu machen, dann war es umsonst. Die mache ich mir bereits selbst, Laney«, seine Stimme war leise. Berechnend. Er wusste, dass wir bis zum Hals in Schwierigkeiten steckten. Wusste, dass er mit seinem Handeln möglicherweise alles zerstört hatte. Seine Zukunft in Yale. Meine Zukunft. So kurz sie auch sein mochte ...

»War es das wert gewesen?«, fragte ich, bemüht um eine ruhige Stimme. »War es deinen Hass auf Misha wert gewesen?«

Bei der Erwähnung seines ehemals besten Freundes zuckte Julian kaum merklich zusammen.

»Ich will nicht über ihn sprechen«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Nun war ich es, die vor Zorn die Hände zu Fäusten ballte. Mit zwei schnellen Schritten überwand ich die Distanz zwischen uns und stand unmittelbar vor ihm.

Ich bohrte ihm anklagend einen Finger in die Brust.

»Oh doch. Das wirst du! Und zwar hier und jetzt«, ich erdolchte ihn mit Blicken. »Ich lasse nicht zu, dass du dir in deinem Hass auf ihn alles kaputt machst. Du musst darüber hinwegkommen, Julian, oder der Hass wird dich verschlingen. Das ist nicht gesund. Er war dir einmal wichtig und ich weiß, dass er es immer noch ist. Er war dir wir ein Bruder.«

»Brüder hintergehen einander nicht«, spie er mir entgegen und seine Augen blitzten vor Ärger auf. Vor Wut. Vor unendlicher Enttäuschung.

Unwillkürlich erinnerte ich mich an Mishas Worte zuvor im Book Trader.

Die Wahrheit ist, dass deine Kleine mich nicht interessiert und das wissen wir beide. Aber rede dir das nur weiter ein. Du suchst lediglich einen Grund, um mich immer noch zu hassen, nicht wahr? Um dich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen zu müssen. Scheiße Mann, du wusstest, dass ich sie liebe. Du wusstest es! Was hätte ich an deiner Stelle denn tun sollen?

»Und du hast ihn nicht hintergangen?«, fragte ich spitz. Mir war deutlich bewusst, dass ich mich mit dieser Frage weit aus dem Fenster lehnte, doch es gab Wahrheiten, die ausgesprochen werden mussten. Wahrheiten, die weh taten und Wunden, die dadurch möglicherweise aufrissen. Doch vielleicht musste genau das geschehen. Vielleicht musste die Vergangenheit neu aufgerollt werden, die Wunde erneut geöffnet werden, sodass sie dieses Mal richtig verheilen konnte.

Julians Augen verengten sich und sein Gesicht erstarrte. Dann spannte sich sein Kiefer an und begann zu mahlen.

»Was willst du damit andeuten, Laney?«, Julians Stimme schnitt durch die Luft zwischen uns wie ein Pfeil. Es schien als wüsste er bereits, was ich damit hatte sagen wollen. Er hatte zwischen den Zeilen gelesen.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, ehe ich meine nächste Frage aussprach.

»Wusstest du es?«, ernst schaute ich zu ihm hoch. »Wusstest du, dass Misha in Daphne verliebt war?«

Julian sog scharf die Luft ein und für einen kurzen Moment entglitten ihm die Gesichtszüge. Ein Moment, der mehr sagte, als tausend Worte.

Ich schloss gequält die Augen.

»Sag mir nicht, du wusstest dass dein bester Freund in die Frau verliebt war, mit der du zusammengekommen und die du geheiratet hast.«

»Ich...«, Julian stockte. Senkte den Blick. Sah mich wieder an. »Ich wusste es nicht. Aber ich...«, er schüttelte den Kopf und Reue verzerrte sein Gesicht. »Ich habe es geahnt.«

»Wann?«, ich konnte den Argwohn in meiner Stimme nicht verstecken und Julian wusste haargenau, worauf ich mit meiner Frage hinaus wollte. Reglos stand er vor mir und sah mich stumm an. Doch innerlich, so wusste ich, musste er sich winden, wie ein Fisch am Haken.

Dann sprach er die Worte aus, die ich bereits befürchtet hatte.

»Bevor ich mit Daphne zusammengekommen bin. In der High School.«

Ich nahm einen tiefen Atemzug, während die Worte, die er soeben ausgesprochen hatte langsam aber sicher in meinen Verstand vordrangen - und zum ersten Mal, empfand ich so etwas wie Mitleid mit Misha. Ich wusste aus erster Hand, wie schmerzhaft ein gebrochenes Herz sein konnte. Wusste, wie furchtbar der Stich der Eifersucht sich anfühlen konnte. Wie sich dieses Gefühl durch dein Inneres fraß, wie ein Gift, an dem man zu ersticken drohte.

All die Zeit mitansehen zu müssen, wie die Liebe seines Lebens mit einem anderen Mann zusammen war, bei dem es sich auch noch um seinen besten Freund handelte, musste furchtbar gewesen sein für Misha...

Zwar gab ihm das selbstverständlich noch lange nicht das Recht, eine Ehe zu zerstören, aber mit einem Mal konnte ich ihn ein kleines bisschen besser verstehen.

»Julian...«, fassungslos schüttelte ich den Kopf. »Er war dein bester Freund! Du... Du bist nie auf die Idee gekommen, mit ihm darüber zu sprechen?«

Julians Adamsapfel hüpfte nervös.

»Ich... Ich war jung, naiv und verliebt. Ich...«, hastig trat er einen Schritt auf mich zu und griff nach meiner Hand. »Es tut mir leid, Laney.«

Enttäuscht blickte ich auf unsere verschlungenen Hände, bevor ich den Blick hob und ihm ernst in die Augen schaute. »Ich bin nicht diejenige, bei der du dich entschuldigen solltest.«

Der Ausdruck auf Julians Gesicht verhärtete sich wieder.

»Er hat meine Ehe zerstört.«

»Und du hast die Frau geheiratet, von der du wusstest, dass dein bester Freund sie liebt. Du hast ihn genauso verletzt.«

»Was hätte ich denn tun sollen?«, aufgebracht warf er die Hände in die Luft. »Hätte ich seinetwegen auf mein Glück verzichten sollen? Ich hatte sie auch geliebt. Es ist nicht meine Schuld, dass sie sich für mir entschieden hatte.«

Ich unterdrückte den kurzen Stich von Eifersucht, der mich bei seinen Worten überkam und schob meine eigenen Gefühle beiseite. Julian hatte eine Vergangenheit mit Daphne. Eine Vergangenheit, die vollkommen normal war und die auch ich zu akzeptieren hatte.

»Ich sage nicht, dass du auf dein Glück hättest verzichten sollen. Aber du hättest in dem Moment mit ihm sprechen müssen, in dem du bemerktest, dass er Gefühle für Daphne hatte.«

Meine Worte trafen voll ins Schwarze. Erneut spannte Julians Körper sich an. Er stand so sehr unter Strom, dass ich fürchtete, seine Anspannung könnte sich jeden Moment auf höchst explosive Weise entladen. Gehetzt fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar, über sein Gesicht, während er sich langsam von mir abwandte und ein paar Schritte rückwärts wich. Er holte tief Luft und im nächsten Moment krachte seine Faust mit voller Wucht gegen die Wand. Gips bröckelte herunter und ein kleines Loch entstand in der grauen Wand.

Der Aufprall hallte durch den Flur und ich zuckte erschrocken zusammen.

Julian verlor die Fassung.

Er blieb stehen, die Stirn gegen die kühle Wand gelehnt, während seine Schultern unregelmäßig bebten. Seine Atmung war schwer und schnell, als kämpfte er darum, die Kontrolle über sich selbst zurückzugewinnen. Für ein paar Sekunden beobachtete ich ihn geschockt aus der Ferne, bevor sich mein Körper wie von selbst in Bewegung setzte und ich mich ihm näherte. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seinen Rücken, dessen Muskeln sich unter meiner Berührung verkrampften. Ich spürte die Spannung und den Schmerz, die durch seinen Körper strömten. Mit der anderen umfasste ich zärtlich seine Faust, deren Knöchel zwar gerötet waren, aber immerhin keine schlimmeren Verletzungen aufwiesen.

»Julian«, sagte ich sanft, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Du hast schon einmal einen Bruder verloren. Lass nicht zu, noch einen zu verlieren.«

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Julian sich unter meiner Berührung endlich entspannte und seine Atmung wieder ruhiger wurde.

»Es tut mir leid, dass ich vorhin im Café so ausgerastet bin«, murmelte er plötzlich, so leise, dass ich mich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. »Ich... ich habe dich nur mit ihm gesehen und in mir ist eine Sicherung durchgebrannt.«

Langsam drehte er sich zu mir um, seine Augen funkelten in einem tiefen Grün, das vor Emotionen nur so loderte. »Ich konnte nur noch an dieses Gefühl denken. Dieses Gefühl von Betrug. Verrat. Eifersucht«, er schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, als versuche er die bloße Erinnerung an diese Empfindungen abzuschütteln.

Ich sah ihn mitfühlend an und trat näher an ihn heran.

Dann nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihn eindringlich an. »Du wirst bei mir nie einen Grund haben, eifersüchtig zu sein«, flüsterte ich.

Julian öffnete die Augen wieder und sah mich an. Seine Augen ein Schlachtfeld aus Emotionen. Schließlich nickte er jedoch.

»Vielleicht hast du recht«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Vielleicht hätte ich damals den Mut haben sollen, mit Misha zu reden. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich hatte Angst, dass ich sie verlieren würde.«

Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen, wie schwierig es für Julian sein musste, diese Worte auszusprechen und sich einzugestehen, dass auch er einen Fehler begangen hatte.

Ich seufzte leise und ließ meine Hand in seinen Nacken wandern. »Es ist nie zu spät, Julian. Vielleicht solltest du jetzt versuchen, die Dinge mit Misha zu klären. Es ist an der Zeit, alte Wunden zu heilen.«

Julian sah zu Boden und starrte auf den fleckigen Teppich im Flur, auf dem vereinzelte Pfotenabdrücke von Sam zu sehen waren. »Und wenn es schon zu spät ist? Wenn wir uns für immer verloren haben?«

Julians Worte brachen mir beinahe das Herz, denn sie waren der lebhafte Beweis dafür, dass Misha ihm noch immer unendlich wichtig war.

»Das weißt du nicht, solange du es nicht versuchst«, erwiderte ich sanft. »Manchmal sind wir überrascht, wie viel Heilung möglich ist, wenn wir bereit sind, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nach vorne zu schauen.«

Julian seufzte tief und lehnte sich zurück gegen die Wand. »Du hast immer so viel Weisheit in dir, Laney. Manchmal frage ich mich, wie du das machst.«

Ich zuckte mit den Schultern und ein trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. »Vielleicht, weil ich weiß, dass das Leben zu kurz ist, um es mit ungelösten Konflikten und alten Feindseligkeiten zu verbringen.«

Ein schwaches Lächeln huschte nun auch über sein Gesicht, und er schüttelte leicht den Kopf.

»Du hast recht. Ich werde versuchen, mit ihm zu reden. Auch wenn es schwer wird.«

Erneut spürte ich eine warme Welle des Mitgefühls für Julian. Es war nicht leicht für ihn, sich seinen Fehlern und Ängsten zu stellen. Doch in diesem Moment sah ich die Entschlossenheit in seinen Augen, die Bereitschaft, etwas zu ändern. Und das ließ mein Herz beinahe überquellen vor Freude.

»Ich bin stolz auf dich«, sagte ich leise und legte eine Hand auf seine Schulter. »Das ist ein großer Schritt.«

Ich schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln. »Lass uns einen Weg finden, wie wir das gemeinsam durchstehen können.«

Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns, die nur von den entfernten Geräuschen der Straße unterbrochen wurde. Julian umfasste schließlich mein Gesicht und sah aus intensiven Augen auf mich herab.

»Es tut mir leid, dass ich heute so durcheinander war«, sagte er schließlich leise. »Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst.«

»Ich mache mir immer Sorgen um dich«, antwortete ich benommen. »Weil ich will, dass du glücklich bist.«

Sein Griff um mein Gesicht wurde fester und er fuhr mit seinem Daumen sanft über meine Wange. Ich spürte, wie sich die Anspannung in seinem Körper allmählich löste. »Ich werde daran arbeiten«, murmelte er. »Für uns beide.«

Ich nickte zufrieden und schloss die Augen, während ich seine Berührung genoss. Das Gefühl, das nur er in mir heraufbeschwören konnte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch. Das Prickeln auf meiner Haut. Die Wärme in meinem Herzen ... In diesem Moment schien alles möglich zu sein, und die Welt war ein bisschen heller.

»Ich werde bei dir bleiben, Laney«, sagte Julian leise. »Egal, was kommt.«

»Ich weiß«, flüsterte ich zurück. »Ich weiß.«

Es war ein Versprechen, das zwischen uns hing, stärker als jede Angst oder Zweifel, die uns zuvor geplagt hatten. Und während wir dort standen, mitten in Julians Flur und uns in den Armen hielten, spürte ich, dass wir auf dem richtigen Weg waren, egal wie ungewiss die Zukunft auch sein mochte.

Plötzlich sah Julian mich an, und etwas in seinem Blick veränderte sich. In seinen Augen lag eine Ernsthaftigkeit, die mich tief berührte und die mir den Atem stocken ließ.

»Ich liebe dich, Laney.«

Ich erstarrte.

Für einen kurzen Augenblick blieb mir die Luft weg und fassungslos starrte ich zu ihm hoch. Es war das erste Mal, dass Julian diese drei Worte benutzte. Zwar hatte er mir schon einmal gestanden, dass er in mich verliebt sei, doch das hier? Das hier war etwas ganz anderes. Verliebtsein war wie ein Feuerwerk. Es war aufregend, intensiv und voller strahlender Farben. Farben, die jedoch schnell verblassten. Liebe hingegen? Liebe war wie ein ruhiges, stetig brennendes Lagerfeuer, das Wärme und Geborgenheit bot und mit Geduld und Pflege über lange Zeit hinweg bestehen blieb. Während Verliebtsein die Flamme entfachte, war es die Liebe, die das Feuer am Leben erhielt.

Augenblicklich durchzuckte mich ein Schauder der Angst und ich trat einen Schritt zurück.

»Julian... nicht«, erwiderte ich kopfschüttelnd und versuchte mich von ihm loszumachen.

»Warum nicht?«, aus großen Augen sah er mich an und ich konnte an seinem Gesicht ablesen, dass ich ihn vor den Kopf stieß. Dass meine Reaktion ihn zutiefst verletzte.

Meine Kehle war wie zugeschnürt.

Ich wusste selbst nicht einmal, warum ich derart auf sein Liebesgeständnis reagierte. Vermutlich, weil der Tod noch immer wie eine dunkle Gewitterwolke über mir schwebte. Weil meine Entscheidung noch immer nicht gefallen war. Weil ich nicht wusste, ob ich mich den anstrengenden Strapazen einer Herztransplantation unterziehen wollte. Weil ich nicht einmal wusste, ob mir überhaupt noch so viel Zeit blieb, eine Entscheidung zu treffen ...

Was, wenn ich starb?
Was, wenn ich Julian alleine zurücklassen würde?
Wenn ich ihm das Herz brechen würde?

Ich schluckte schwer.

»Sag das nicht, wenn du dir nicht hundert Prozent sicher bist. Du weißt, dass ich höchstwahrscheinlich sterben werde, ich ...«

»Und du weißt, dass ich das nicht zulassen werde«, unterbrach er mich, seine Stimme so fest wie ein Fels in der Brandung.

»Du kannst es nicht verhindern, Julian. Niemand kann das«, meine Stimme klang brüchig.

»Laney...«

»Nein, Julian, du verstehst nicht! Ich bin krank. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich es nicht überlebe, ist verdammt hoch. Mein Herz ist so schwach, dass ich irgendwo an der Schwelle zwischen Leben und Tod schwebe. Und irgendwann werde ich wahrscheinlich nicht mehr da sein. Und ich werde dir weh tun. Sag nicht, dass du mich liebst, wenn du dir dessen nicht bewusst bist.«

»Laney«, er kam näher, seine Stimme fest. »Ich liebe dich. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Ich kann in einer Welt ohne dich nicht mehr sein. Es ist mir egal, ob dein Herz schwach ist. Dann ist meins für dich stark. Ich werde bei dir bleiben. Ich werde mit dir an der Schwelle zwischen Leben und Tod sein und für dich kämpfen.«

Ich sog scharf die Luft ein und seine Worte trieben mir Tränen in die Augen. Stumm liefen sie mir über die Wange.

Julians Blick unterdessen war so glühend, dass er mich jeden Moment in Brand hätte setzen können.

Langsam näherte sich sein Gesicht dem meinen und er lehnte seine Stirn an meine.

»Ich liebe dich«, murmelte er, während seine Hände sanft meine Arme hinauf und hinunter glitten. Seine Worte wiederholten sich leise, wie ein Mantra: »Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.«

Ein wohliger Schauer überlief meinen Körper und seine Stimme umgab mich wie eine warme Umarmung. Eine gewaltige Gänsehaut überfiel mich.

Behutsam hob Julian eine Hand und wischte mit dem Daumen die Tränen von meiner Wange. Der zarte Druck seiner Berührung ließ mich erzittern und eine Welle von Geborgenheit durchflutete meinen Körper.

Sein Blick hielt den meinen fest und in diesem Moment schien die Welt stillzustehen. Vorsichtig neigte er seinen Kopf und seine Lippen trafen meine in einem Kuss, der voller Versprechen war, voller unausgesprochener Worte und der tiefen Verbindung, die uns miteinander verband. Ich fühlte, wie meine Zweifel und Ängste langsam in den Hintergrund traten, ersetzt durch das sichere Gefühl seiner Liebe.

Seine Hände glitten über meine Schultern zu meinem Rücken und zogen mich näher an ihn heran, als wollte er die Distanz zwischen uns gänzlich überwinden. Das Gefühl seines festen Körpers an meinem, verschlug mir die Sprache und weckte eine so tiefe, ungeahnte Sehnsucht, wie ich sie noch nie erlebt hatte.

Ich wollte ihn.
Ich brauchte ihn.
Jetzt.
Sofort.

Mein Herz schlug im Takt seiner Berührungen, während ich meine Hände in sein Haar schob, ihn näher zu mir zog und die Welt um uns herum vergaß. Die Intensität des Moments ließ meine Haut kribbeln und als seine Lippen meinen Hals hinunterwanderten, entwich mir ein leises Stöhnen.

»Julian«, flüsterte ich und er antwortete mit einem leisen Lächeln, das ich auf meiner Haut spürte. Er zog sich einen Schritt zurück und hob mich mühelosen hoch in seine Arme. Wie von selbst schlangen sich meine Beine um seine Hüften.

Er hob den Blick zu mir und das Grün seiner Augen war verschleiert von einer Leidenschaft, die in mir ihr Echo fand.

Sein Blick wanderten zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her, als wollte er mich verschlingen. Für einen Moment schien er unschlüssig, ob er mich für alle Ewigkeit küssen oder den nächsten Schritt wagen und mich zu seinem Schlafzimmer tragen sollte.

Schließlich entschied er sich und mit festen Schritten trug er mich die Treppe hinauf. Mein Herz hämmerte vor Aufregung wild in meiner Brust und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.  Mit dem Fuß stieß er die Tür zu seinem Schlafzimmer auf und das warme, goldene Licht, das durch die Vorhänge fiel, tauchte den Raum in ein Gefühl der Vollkommenheit.

Julian legte mich sanft auf dem Bett ab und starrte auf mich hinab.

Der Blick aus seinen Augen verschlug mir abermals die Sprache. Pures Verlang stand ihm ins Gesicht geschrieben. Eine Sekunde später beugte er sich vor und küsste mich erneut, tiefer diesmal, als wollte er in diesem Moment alles ausdrücken, was er mir mit Worten nicht sagen konnte. Mit diesem Kuss besiegelte er das Vorhaben, das wir im Begriff waren zu tun. Nur dass uns dieses Mal niemand aufhalten konnte. Nicht unsere Familien. Nicht die Universität, verdammt, nicht einmal meine Krankheit. Nein, dieser Augenblick gehörte nur uns. Uns alleine.

Seine Zunge strich verführerisch über meine Lippen und bat um Einlass, den ich ihm nur allzu gern gewährte. Er begann, meinen Mund zu erforschen und ich unterdrückte ein Stöhnen, als seine Hände über meinen Körper glitten. Auf Wanderschaft gingen. Mich überall berührten. Sie entfachten ein Feuer, das in mir loderte und mich gleichermaßen zu verschlingen, wie auch beruhigen schien.

Langsam glitten seine Finger zum Saum meines Shirts und er machte Anstalten, es mir auszuziehen. Kurz hielt er jedoch inne, um meinen Blick zu suchen.

»Darf ich?«, fragte er atemlos und ich nickte ungeduldig. Bei jedem Kleidungsstück, das er mir auszog, hielt er kurz inne, fragte nach meinem Einverständnis und wartete auf mein Nicken, bevor er weitermachte. Es brachte mich beinahe um den Verstand und um ein Haar hätte ich ihn angefleht, mit dieser süßen Folter endlich aufzuhören und mich besinnungslos zu vögeln. Dennoch war es eine Abfolge aus Vertrauen und Hingabe, ein Ausdruck seiner unerschütterlichen Liebe zu mir - und ich vergötterte ihn dafür. Dafür, dass er mich ansah und behandelte, als sei ich das Kostbarste, was er je in den Händen hatte halten dürfen.

Als ich schließlich nackt unter ihm lag, richtete sich sein Blick auf das DNR-Armband an meinem Handgelenk, das ich noch immer trug und welches lebensverlängernde Maßnahmen untersagte. Einen Moment lang hielt er inne, sah mir tief in die Augen und seine Stimme war ernst und eindringlich.

»Darf ich dir das auch ausziehen?« fragte er leise.

Ich schluckte schwer, das Gewicht dieser Entscheidung lag schwer auf meiner Brust. Doch in seinen Augen fand ich die Sicherheit und die Liebe, die ich brauchte. Also nickte ich schließlich, ein stilles Einverständnis. Behutsam löste er das Armband von meinem Handgelenk und legte es zur Seite auf den Nachttisch.

Mit einem Mal fühlte sich mein Arm gleichermaßen federleicht und doch so unendlich nackt an. Es war ein seltsames Gefühl, das Armband abzulegen. Mir war durchaus bewusst, dass diese Geste einen tieferen Sinn innehatte. Auch wenn meine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen war, so war dieser Augenblick bedeutungsvoll; voller unausgesprochener Worte und Gefühle, die unsere Verbindung nur noch stärker machten.

Seine Hände erkundeten weiter meinen Körper, fuhren über mein Dekolleté und hinterließen eine Feuerspur auf meiner Haut. Dann umfasste seine Hand meine Brust, während die andere über meinen Bauch strich, weiter hinab, bis er meine empfindsamsten Stelle fand.

Ich keuchte laut.

Seine Finger begannen, mich in kreisenden Bewegungen zu verwöhnen. Im Bruchteil einer Sekunde stand mein gesamter Körper unter Strom. Seine Berührung war sinnlich, elektrisierend, betörend. Sie raubte mir den Verstand und wir verloren uns in diesem Spiel, einander ermutigend, einander ergebend.

Auf der Suche nach Halt, gruben sich meine Hände in seine Schultern. Unter halb gesenkten Lidern sah ich zu ihm hoch. Julian ragte über mir auf. Er erwiderte meinen Blick, die Wangen gerötet, während er mich an den Rand des Wahnsinns trieb. Noch nie hatte ich etwas Erotischeres gesehen als Julian, während er mich dabei beobachtete, wie ich geradewegs auf meinen Höhepunkt zusteuerte.

Als er schließlich einen Finger in mich schob, zerbrach ich um ihn herum. Lautes Stöhnen stahl sich über meine Lippen und mein gesamter Körper verkrampfte, während die Welt um mich herum in ihre Einzelteile zerbarst.

»Fuck, Laney«, hörte ich Julian an meinem Ohr murmeln. Er lehnte seine Stirn an meine. »Du bringst mich um.«

Während ich mich allmählich von meinem Orgasmus erholte, begann ich, mich an Julians Kleidung zu schaffen zu machen. Er half mir nur allzu gern und zog sich in einer flüssigen Bewegung das Shirt über den Kopf. Dann erhob er sich vom Bett, um seine Hose abzustreifen.

Meine Augen glitten über ihn hinweg.

Verdammt.

Er war perfekt. Alles an ihm war perfekt. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen anderen Menschen so sehr begehrt, wie ich ihn begehrte.

»Du bist wunderschön«, raunte Julian, während seine Augen über meinen nackten Körper glitten. Wir verschlangen und gegenseitig mit den Augen, während Vorfreude und Ungeduld die Luft zwischen uns erfüllten.

Auffordernd streckte ich die Hand nach ihm aus. Julian trat näher, ergriff sie und kam zurück aufs Bett. Er drängte meine Beine auseinander und positionierte sich über mir, seine Hände rechts und links neben meinem Kopf auf der Matratze abgestützt.

Eine Sekunde später spürte ich seine Härte an meiner Mitte. Eine unendliche Hitze entstand zwischen meinen Schenkeln und ich rollte meine Hüfte gegen seine, um ihn noch intensiver zu spüren.

Wir stöhnten gleichzeitig auf.

Er ließ sich auf mich hinabsinken und blickte mir tief in die Augen. Unser Atem kam nur noch abgehackt über unsere Lippen.

»Du weißt gar nicht, wie oft ich mir das hier in den letzten Monaten vorgestellt habe«, flüsterte er, brachte sich in Position und einen Augenblick später spürte ich, wie er langsam in mich eindrang. »Oh fuck.«

Auch ich keuchte laut auf, überwältigt von dem Gefühl, vollkommen ausgefüllt zu sein.

Meine Arme schlangen sich um seinen Oberkörper und ich hielt mich fest, krallte meine Finger in seinen Rücken, während er still in mir verharrte, als brauche er einen Augenblick, um sich zu sammeln. Um sich an dieses unglaubliche Gefühl der Vereinigung zu gewöhnen. Dann begann er sich in mir zu bewegen.

Pure Ekstase flutete mich wie eine Welle.

Julian zog sich zurück und stieß erneut zu. Ein verzückter Laut stahl sich über meine Lippen und ich grub meine Nägel tiefer in seine Schultern. Wir verfielen in einen gleichmäßigen, leidenschaftlichen Rhythmus. Genau wie unsere Münder, die in derselben Sekunde aufeinander trafen. Unsere Zungen umkreisten sich, spielten miteinander, neckten sich in einem Duett, das uns beide geradewegs ins Paradies beförderte.

Die Lust in mir wuchs um ein Vielfaches an.

Schließlich wanderten seine Lippen meinen Hals hinab, bis hin zu meinem Dekolleté. Er küsste meine Narbe und mir wurde so warm ums Herz, dass ich fürchtete es könnte jeden Moment vor Glück zerbersten.

Julian richtete sich schließlich auf, griff nach meinem Bein und schlang es sich über die Schulter, während seine andere Hand sich besitzergreifend um meine Kehle legte. Die Botschaft kam klar und deutlich an.

Du gehörst mir.

Aus diesem Winkel drang er noch tiefer in mich ein und ich keuchte laut. Meine Hände fielen von seinen Schultern und glitten hinab über seine definierte Brust, seinen Bauch. Meine Augen folgten dem Tun meiner Finger und verschlangen Julian mit Haut und Haar. Die Art und Weise wie er sich bewegte, wie er unter dichten, schwarzen Wimpern auf mich hinabblickte, sein Gesicht gerötet und lustverzerrt - dieser Anblick war beinahe schon obszön.

Nach und nach nahmen Julians Stöße einen schnelleren, ungestümeren Rhythmus an. In meinem Bauch entstand langsam aber sicher eine altbekannte bekannte Hitze.

»Ich liebe dich, Laney«, flüsterte Julian.

Immer und immer wieder.

Seine Worte waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mein Körper begann zu beben und ich zog mich um ihn zusammen. Erneut brachen die Wellen der Lust über mir ein, rissen mich mit sich in tiefe, fremde Gewässer und ich ertrank. Ich ertrank in Julian. Ertrank in seinen Augen. In seinen Berührungen. In seiner Liebe.

»Ich liebe dich auch, Julian«, murmelte ich schwer atmend und jagte den wertvollen Sekunden hinter, bis dieses wundervolle Gefühl abklang. Und als wären dies die Worte, die Julian zu hören gebraucht hatte, fand auch er seine Erlösung und kam mit einem lauten Stöhnen in mir zum Höhepunkt. Unser hektischer Atem vermischte sich. Zwischen flüsternden Küssen und sanften Berührungen verloren wir uns schließlich ganz im jeweils anderen. Sowohl unsere Körper als auch unsere Seelen waren in diesem schicksalshaften Augenblick miteinander vereint, in einem Tanz der Leidenschaft, der uns beide atemlos zurückließ.

Als die Nacht fortschritt und wir nebeneinander lagen, die Atemzüge langsam und gleichmäßig, wusste ich, dass dies ein Moment war, der die Zeit überdauern würde. Es war die Gewissheit, dass wir, ungeachtet der Unsicherheiten, der Krankheit und der Furcht, die unser täglicher, treuer Begleiter waren, etwas Kostbares gefunden hatten: Einander.

So ihr Lieben!
Es hat nun doch wieder etwas länger gedauert, aber ich habe es geschafft! Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Wahrscheinlich werde ich erst wieder irgendwann nach dem siebten September updaten, da mir an diesem Tag die mündliche Verteidigung der Bachelor Thesis bevorsteht. Bis dahin muss ich noch vieeel Lernen und mich gut vorbereiten. Aber dann ist das Studium endlich geschafft und ich kann mich voll und ganz dem Schreiben widmen.
Fühlt euch alle gedrückt!
Eure Lora <3

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