Kapitel 14
Songempfehlung: Novo Amor - Anchor
Im Dunkeln starrte ich an eine Zimmerdecke, von der ich wusste, dass sie nicht zu meinem Dorm im Jonathan Edwards gehörte. Nein, sie gehörte zu einem Gästezimmer. Julians Gästezimmer, um genau zu sein.
Es mochten Minuten vergangen sein. Stunden. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Alles, was ich noch wahrnahm, waren die salzigen, getrockneten Tränen auf meinen Wangen und meinen eigenen Herzschlag, der schwermütig unter meiner Handfläche pochte, als wäre jeder einzelne Schlag davon eine Qual.
Eins zwei.
Eins zwei.
Eins zwei.
Ich konnte nicht schlafen.
Die wohltuende, erholsame Leere des Schlafes wollte mich einfach nicht einholen. Oder besser gesagt - ich wollte nicht, dass sie mich einholte. Denn ich hatte Angst. Angst davor, die Augen zu schließen und in einem Albtraum aufzuwachen, der ein Gleichnis meiner eigenen, ganz persönlichen Hölle darstellte. Es war ein Albtraum, der mich beinahe Nacht für Nacht heimsuchte. Ein Albtraum, in dem ich auf dem kalten Boden eines Vorlesungssaals lag und starb. Ich spürte, wie mein Herz allmählich den Dienst niederlegte. Wie es mit jedem weiteren Schlag an Kraft verlor, bis es schließlich verstummte - und genau dann wachte ich jedes Mal schreiend auf.
Meine Psychiaterin, Mrs Jenkins, nannte die Ursache hierfür posttraumatischen Stress. Ich nannte es jedoch einfach nur ein großes Übel, das mir den Schlaf raubte. Mrs Jenkins hatte mir erklärt, dass eine Beinahetoderfahrung auf manche Menschen belebend wirkte. Offenbarend. Dass es die Macht besaß, Menschen wachzurütteln und sie das Leben danach bewusster genossen. Bei manchen wiederum hatte es die gegenteilige Wirkung und sie stürzten in eine tiefe Depression. Ich war mir noch immer nicht so sicher, welcher Kategorie ich angehörte, jedoch sah ich mich aktuell wohl eher in letzterer.
Jenkins war zudem der Auffassung, dass ich mich noch nicht mit dem Tod abgefunden hätte. Nein, sie war der Meinung, dass ich noch immer Angst vor dem endgültigen Ende des Lebens besaß, auch wenn sie es mir gegenüber niemals erwähnen würde - denn Psychologen sollten schließlich um Himmels Willen nicht wertend sein. Aber es war auch nicht notwendig, dass sie es aussprach. Ich war schließlich nicht von gestern. Ich erkannte es an der Art und Weise, wie sie mich wie ein Schweizer Käse mit Fragen löcherte. Wie sie mich mit ihren Argusaugen musterte und wie sie mich dahingehend Dinge hinterfragen ließ. Ja, Jenkins war gut in dem was sie tat. Deshalb wusste sie auch, dass es noch etwas gab, vor dem ich mehr Angst hatte, als vor meinem bevorstehenden Tod: Die Angst vor dem Leben.
Sicherlich fragte man sich nun, wie jemand gleichzeitig Angst vor dem Tod und dem Leben haben konnte. Nun ja, eine berechtigte Frage, auf die ich selbst noch keine Antwort wusste. Allerdings stand eindeutig fest, dass der Zustand, in dem ich mich aktuell befand, kein spaßiger war. Nein, es fühlte sich eher an, als hinge ich in der Schwebe, unwissend darüber, ob ich jemals wieder festen Boden unter den Füßen spüren oder in eine gähnende Leere stürzen würde.
Es war furchtbar.
Seufzend rollte ich mich hin und her. Die Tatsache, dass Julian nur ein Zimmer weiter schlief, machte das Ganze nicht besser. Im Gegenteil. Die Versuchung, einfach aufzustehen, mich zu ihm zu schleichen und mich an ihn zu kuscheln, war ungemein groß. Oh ja, es war reizvoll. Verlockend. Und das, obwohl Julian die Ursache für meine Schlaflosigkeit und mein eigenes, ganz persönlich Trauma war. Doch paradoxerweise war ich mir absolut sicher, dass ich in seinen Armen schlummern würde, wie ein Baby.
Tja, die Wege des Herzens waren unergründlich - oder so Ähnlich.
Ich starrte noch ein paar Sekunden lang an die Zimmerdecke, ehe ich fluchend die Bettdecke zurückschlug, die Beine über das Bett schwang und aufstand. Nicht, um auf leisen Sohlen zu Julian zu schleichen, was ich definitiv lieber getan hätte, sondern um zum Badezimmer zu gehen und meine Notdurft zu verrichten. Leider gehörte ich zu der Sorte Mensch, die zwanghaft hundert Mal zur Toilette marschierten, ehe sie sich wirklich schlafen legten. Ob dieser Zwang aus der Angst heraus geboren war, in ein fremdes Bett zu nässen, nachdem ich im Alter von acht bei einer Pyjamaparty auf die Matratze meiner damaligen besten Kindheitsfreundin Sarah gepinkelt hatte? Gut möglich! Zu meiner Verteidigung hatte ich jedoch geträumt, auf einer Toilette zu sitzen! Das interessierte Sarah jedoch herzlich wenig. Denn danach waren wir jedenfalls keine besten Freundinnen mehr.
Ich schob die Gedanken an Kindheitstagen beiseite und wusch mir die Hände. Dann trat ich den Rückweg an. Doch kurz bevor ich zurück ins Gästezimmer ging, fiel mein Blick auf die angelehnte Tür am Ende des Flurs.
Julians Zimmer.
Ein schwaches Licht fiel durch den schmalen Streifen und verriet, dass Julian wohl auch noch wach war. Oder aber er war mit Licht eingeschlafen. Ich schluckte schwer und eine geschlagene Minute lang starrte ich zu seiner geöffneten Zimmertür. Die Versuchung, einen kurzen Blick hinein zu wagen, war immens groß und ehe ich mich davon abhalten konnte, trugen meine Füße mich wie von selbst immer näher zur Schwelle seines Zimmers. Mit jedem Schritt, den ich tat, begann auch mein Herz schneller zu schlagen.
Ich würde nur einen kurzen Blick hinein riskieren. Nur ganz kurz nachschauen, ob er bereits schlief und vielleicht das Licht ausschalten. Genau, das war meine einzige Intention, sonst nichts. Ehrlich.
An der Tür angekommen, spähte ich durch den schmalen Schlitz und entdeckte Julian sofort. Er saß auf seinem Bett, angelehnt an die Rückenlehne, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt. Er war wach. In den Händen hielt er etwas, das verdächtig nach einem Foto aussah und auch vor ihm auf dem Bett lag eine umgeleerte Kiste mit unzähligen Bildern.
Julians Augen waren auf den Fotoabzug in seinen Händen gerichtet und ein seltsam melancholischer Ausdruck beherrschte sein Gesicht. Ein Ausdruck, der gezeichnet schien von unüberwindbarem Weltschmerz.
Augenblicklich fühlte ich mich schuldig, weil ich ihn in einem solch intimen Moment ungefragt beobachtete. Das war nicht richtig.
Ich war bereits im Begriff, mich zurückzuziehen, als Julian just in diesem Moment den Blick hob und in Richtung der Tür sah. Direkt zu mir. Als hätten meine Gedanken mich an ihn verraten.
Kurz erwog ich, einfach die Beine in die Hand zu nehmen und mich schleunigst vom Acker zu machen, aber das wäre sinnlos. Er hatte mich definitiv entdeckt, wie das Zucken eines seiner Mundwinkel nun verriet. Auch, wenn er den Blick wieder abwandte und in aller Seelenruhe das Foto zur Seite legte, als hätte er mich nicht gesehen. Doch die Worte, die kurz darauf seinen Mund verließen, sprachen für sich selbst.
»Das Spionieren, scheint's, ist eine Lust, Laney«, seine kräftige Stimme drang durch den Raum, als er Goethe rezitierte. Sie erklang bis hin zu der Stelle, wo ich wie festgewachsen und mit wild pochendem Herzen stand. Ertappt. Schuldbewusst.
Einen tiefen Atemzug später ergab ich mich meinem Schicksal und öffnete die Tür. Sie schwang auf und verschwunden war die letzte Schutzmauer, die mich noch davor bewahrt hatte, in Julians Schlafzimmer zu treten.
Selbstbewusst, als wäre ich mir keiner Schuld bewusst, reckte ich das Kinn nach vorn.
»Spionieren ist eine schöne Sache, man verschafft sich die Genüsse des Diebes und bleibt dabei ein ehrlicher Mann«, hielt ich dagegen, ehe ich mir nachdenklich ans Kinn tippte. »Oder in meinem Fall eine ehrliche Frau.«
Julians Lippen verzogen sich bei Johann Nestorys Worte zu einem schiefen Lächeln, das mir beinahe den Boden unter den Füßen wegriss. Er schüttelte amüsiert den Kopf, dann hob er endlich den Blick und sah mich an. Julian war absolut umwerfend. Alles an ihm. Die Art, wie er auf seinem Bett saß, einen Arm lässig auf dem Knie abgestützt, der andere locker an seiner Seite. Aber sein Lächeln, Himmel, sein Lächeln! Und dieses Funkeln in seinen grünen Augen... Fuck. Wie sollte ich mit diesem Mann jemals nur Freunde sein, wenn ein einziger Blick ausreichte, um meine Knie in Wackelpudding zu verwandeln?
»Nur wenn man es richtig anstellt, Laney.«
Ich spürte wie mir unter seinem glühenden Blick die Röte ins Gesicht schoss.
Geflissentlich ignorierte ich die Reaktion, die er meinem Körper entlockte und deutete mit einem Nicken auf die Fotos, die über sein gesamtes Bett verstreut lagen.
»Scheint, als wäre ich nicht die Einzige, die nicht schlafen kann.«
Julian folgte meinem Blick zu den Fotos und ein kurzer Anflug von Unsicherheit flackerte auf seinem Gesicht auf.
»Es war ein anstrengender Tag«, erwiderte er ausweichend, als wüsste er nicht so recht, ob er die Bilder vor mir verstecken sollte oder nicht.
Ich wusste, dass es nichts Gutes verhieß, Julian ausgerechnet jetzt zu dieser späten Stunde aufzusuchen. Besonders dann nicht, wenn wir gerade vor wenigen Stunden beschlossen hatten, vorerst nur Freunde zu sein. Und mit der Aussage, dass ich schauen wollte, wohin das Ganze mit uns führte, hatte ich ganz bestimmt nicht sein Schlafzimmer gemeint. Vor allem nicht sein Bett. Nun ja, jedenfalls nicht sofort. Aber trotzdem verselbstständigte sich mein Körper und trug mich noch weiter in den Raum hinein, bis ich schließlich vor ihm zum Stehen kam.
Neugierig blickte ich hinab auf die Fotos.
»Was schaust du dir an?«
Julian hob das Gesicht und sah unschlüssig zu mir hoch. Er wirkte um ein Haar verlegen - etwas, das man selten an ihm zu sehen bekam. Es verlieh ihm ein fast schon jungenhaftes Aussehen.
Er räusperte sich leise, ehe er den Blick wieder abwandte, nach dem Foto griff, das er sich soeben noch angesehen hatte und es mir reichte.
Nach einem letzten, forschenden Blick in seine Richtung, senkte ich die Augen auf das Bild. Ein Bild, auf dem mir zwei Jungs entgegenblickten. Beide mit braunem Haar und giftgrünen Augen. Der eine konnte nicht älter als fünf Jahre sein, der andere vielleicht höchstens zehn. Es war nicht schwer zu erraten, um wen es sich handelte. Beide Jungs grinsten breit und spitzbübisch in die Kamera, während der Ältere dem Jüngeren einen Streich spielte, indem er ihm heimlich zwei Finger an den Hinterkopf hielt, die wohl zwei Hasenohren symbolisieren sollten.
Ich lächelte und sah über das Foto hinweg zu Julian.
»Jacob und du, nicht wahr?«
Julian erwiderte mein Lächeln nicht, aber er nickte vorsichtig.
»Ihr seht euch unglaublich ähnlich.«
»Mom sagte immer, wenn wir beide älter wären, würden wir sicher als Zwillinge durchgehen«, Julian schluckte schwer und sein Adamsapfel hüpfte aufgeregt. »Schätze das werden wir nun niemals rausfinden.«
In diesem Moment brach mein Herz für Julian.
Mit einem resignierten Seufzen ließ ich mich neben ihm aufs Bett sinken und instinktiv rückte Julian ein Stück zur Seite, um mir Platz zu machen.
»Du vermisst ihn sehr, oder?«, hakte ich vorsichtig nach und griff nach dem nächsten Foto. Ich spürte Julian neben mir nicken.
»Wie war er so? Jacob?«, fragte ich und entdeckte ein weiteres Bild von Julians Bruder, auf dem er aus dem Fenster eines roten Baumhauses in die Kamera winkte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Julian meine Frage beantwortete, aber ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um mir von seinem kleinen Bruder zu erzählen.
»Jacob war... schüchtern. Er war schon immer sehr zurückhaltend gewesen. Hat sich hinter mir versteckt. Im Kindergarten und in der Schule wurde er oft von seinen Mitschülern gehänselt und konnte nicht für sich einstehen. Das haben dann Misha und ich übernommen«, Julian lächelte, während er in Erinnerungen schwelgte. »Einmal wurden wir fast der Schule verwiesen, weil wir seinen Mitschülern Hundekot in den Spind geworfen hatten.«
»Hundekot?«, ich prustete laut los. »Das ist ja ekelhaft!«
»Das Verhalten seiner Mitschüler war genauso ekelhaft«, belehrte er mich mit strengem Blick und verzog grimmig das Gesicht. »Sie hatten eine kleine Lektion verdient und meine Idee mit dem Hundekot war weitaus humaner, als Mishas Vorschlag, der von Abführmittel im Mittagessen handelte. Weiter muss ich das wohl nicht ausführen.«
»Misha sagst du?«, hakte ich nach und erinnerte mich an meine bisherigen Begegnungen mit Julians ehemals besten Freund. »Kennt ihr euch denn schon so lange?«
Erstaunen machte sich in mir breit. Ich wusste ja, dass die beiden bereits seit der High School befreundet waren. Aber wie weit ihre Freundschaft wirklich zurückreichte, davon hatte ich keinen Schimmer.
Julian nickte. Seine Augen glitten über den Berg an Fotos und er fischte eines davon heraus, ehe er es mir in die Hand drückte. Es war ein Foto, auf dem mir vier Kinder entgegenblickten.
Es musste in einem Garten entstanden sein, denn im Hintergrund erhob sich eine grüne Wiese mit einer roten Hollywoodschaukel und in weiter Ferne konnte man sogar ein Baumhaus erkennen. Doch all das war es nicht, was meine Aufmerksamkeit fesselte. Nein, es waren die drei Jungs und das Mädchen, die breit grinsend in die Kamera blickten.
Julian und Jacob waren wie immer unverkennbar mit ihren stechend grünen Augen. Doch in ihrer Mitte stand noch ein weiterer Junge mit weißblondem Haar und einem frechen Grinsen auf den Lippen. Sicherlich Misha.
Am meisten fesselte mich allerdings das Mädchen, das vor den Dreien stand und grimmig in die Kamera starrte, als hätte man ihr gerade ihr liebstes Spielzeug abgenommen. Reya. Sie war unverkennbar mit der schwarzen Mähne und den dunklen Augen. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Schmollmund und ihre Arme waren demonstrativ vor der Brust verschränkt. Ihr verbissener Gesichtsausdruck rührte jedoch sicherlich daher, dass Julian ihr, wie bei Jacob auf dem vorherigen Foto, zwei Finger hinter den Kopf hielt, um sie zu ärgern, während Misha ihr von hinten in die Pausbacke kniff. Instinktiv musste ich laut lachen, da Reyas Gesicht einfach urkomisch aussah. Allein dieses Bild reichte aus, um zu wissen, dass sie von ihren Brüdern damals wohl oft geärgert wurde.
Mein Blick glitt erneut über Reya hinweg. Ihr langes Haar war zu zwei Zöpfen geflochten, die so gar nicht zu dem viel zu großen Football Trikot passten, in dem sie beinahe ertrank und das definitiv nicht ihr gehörte. Sie konnte kaum älter als fünf oder sechs Jahre gewesen sein, während die Jungs hinter ihr schon waschechte Teenager waren. Nur Jacob schien auch noch jünger zu sein, als Julian und Misha.
Während ich das Bild betrachtete, erzählte Julian mir von seiner Kindheit. Davon, dass Misha ohne elterliche Liebe aufgewachsen war. Sowohl seine Mutter, als auch sein Vater waren beide Alkoholiker, vertranken ihr gesamtes Einkommen und sorgten sich nicht um ihn. Julian erzählte auch, dass er Misha seiner Mutter Lydia bereits im Kindergarten vorgestellt hatte. Sie nahm sich dem kleinen, verwahrlosten Jungen schließlich an und entpuppte sich zu einer Art Ersatzmutter für ihn. Jedes Mal, wenn es bei Misha Zuhause Ärger gab - was so gut wie jeden Tag vorkam - fand er Zuflucht bei den Wrights. Misha verbrachte demnach einen Großteil seiner Kindheit bei ihnen, wurde gewissermaßen von Lydia und Joseph großgezogen und war für Julian, Jacob und Reya wie ein Bruder. Oder zumindest war er das gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, als Julian ihn in seiner Küche mit Daphne erwischt hatte. Julian zeigte mir sogar ein Bild von Daphne, Misha und sich auf der High School. Alle drei sahen noch unglaublich jung aus. Jung und gut aussehend. Daphne stand in der Mitte in ihrem Cheerleading Kostüm - natürlich war sie Cheerleaderin, wie sollte es auch anders gewesen sein? - und hatte jeweils einen Arm um Mishas und Julians Schultern geschlungen. Das Foto musste wohl kurz vor einem Spiel entstanden sein, denn sowohl Misha als auch Julian trugen Football Ausrüstung. Die drei lächelten ausgelassen in die Kamera und wirkten wie die besten Freunde. Nun waren sie die engsten Feinde... Traurig aber wahr.
Erst jetzt, als Julian mir davon erzählte, wie nahe er und Misha sich wirklich gestanden hatten, begriff ich, wie tief Mishas Verrat für ihn gewesen sein musste.
Unwillkürlich spürte ich eine unbändige Wut in meinem Bauch. Wut auf Daphne, weil sie so egoistisch gewesen war und Julians Herz gebrochen hatte. Wut auf Misha, weil er Schuld daran trug, dass Julian nicht nur einen, sondern gleich zwei Brüder verloren hatte. Und Wut auf mich, weil ich die nächste sein würde, die er früher oder später verlieren würde.
Dieser Gedanke erschütterte mich zutiefst. So sehr, dass meine linke Hand zu zittern begann.
Verflucht.
Julian entging das Zittern natürlich nicht.
Ich räusperte mich verlegen und legte hastig das Foto aus der Hand, um sie unter mein Bein zu schieben und das Zittern somit vor seinen Augen zu verbergen.
»Ich werde mir niemals verzeihen, dass ich dafür verantwortlich bin«, hörte ich ihn plötzlich flüstern. Ich sah zu ihm rüber und entdeckte, dass er noch immer auf meine Hand starrte, die ich nun unter meinem Bein versteckte.
Ich spürte einen Kloß im Hals, da dieses Thema auch für mich nicht leicht war.
»Es ist nicht deine Schuld, Julian«, brachte ich bemüht hervor. »Du hast getan, was du für richtig hieltest.«
»Ja«, flüsterte er leise. »Und habe dich damit für immer verloren. Aber egal wie ich gehandelt hätte, ich hätte dich so oder so verloren, nicht wahr?«
Der Schmerz, der sich hinter seinen Worten verbarg, raubte mir beinahe die Luft zum Atmen.
»Julian«, meine Stimme klang wehmütig und nach kurzem Zögern zog ich meine noch immer zitternde Hand wieder unter dem Bein hervor und legte sie auf seine. »Du hast mich nicht verloren. Ich bin hier. Ich lebe noch.«
Wie von selbst schloss sich Julians Hand um meine und er senkte die Augen auf unsere ineinander verschlungenen Hände. Seltsamerweise schwanden die Myoklonien in dem Moment, als Julians Hand sich um meine schloss. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Ein Gefühl, das mich mit Haut und Haaren zu verschlingen drohte.
»Nein«, sagte er. »Das tust du nicht.«
Ich sog scharf die Luft ein.
Wir wussten beide, was er damit meinte.
Julian bemerkte, dass er sich auf dünnem Eis bewegte und sofort entzog er mir seine Hand und räusperte sich lautstark.
»Es ist schon spät. Wir sollten schlafen gehen, Laney.«
Ich nickte, noch immer gleichermaßen benommen und entsetzt über seine Worte. Ich wollte aufstehen, aber meine Beine gehorchten mir nicht. Stattdessen blieb ich einfach stumm sitzen, während Julian darauf wartete, dass ich wohl wieder zurück in das Gästezimmer ging. Was ich nicht tat.
Stattdessen hob ich den Blick und sah ihn an.
»Ich kann nicht schlafen, weil ich schreckliche Albträume habe. Seit Wochen. Ich träume immer wieder von dem Moment im Vorlesungssaal. Davon, wie ich sterbe, wie mein Herz aufhört zu schlagen. Und ich habe Angst davor, die Augen zu schließen, weil ich befürchte, dass der Traum wiederkehrt.«
Es waren die ehrlichsten, aufrichtigsten Worte, die ich seit einer ganzen Weile zustande brachte. Und es kostete mich eine mords Überwindung, sie auszusprechen.
Julians Augen weiteten sich. Die Schuld, die mein Geständnis in ihm auslöste, stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Er fühlte sich für mein Trauma verantwortlich. Genauso, wie er sich für die Nervenstörung in meiner Hand verantwortlich fühlte. Und für den Tod seines Bruders. Und vielleicht sogar auch ein bisschen dafür, dass seine Ehe in die Brüche gegangen war. Aber das war nur eine Vermutung...
Doch selbstlos wie er war, stellte er seine Gefühle hinten an, denn er begriff, dass es in diesem Moment nicht um irgendwelche Schuldzuweisungen ging, sondern darum, dass ich Hilfe brauchte.
»Was kann ich tun?«, fragte er leise und seine grünen Augen glühten regelrecht vor Mitgefühl und Bedauern. Instinktiv wusste ich, dass er die ganze Last der Welt auf seine Schultern nehmen würde, wenn es mir dadurch auch nur für eine einzige Sekunde besser ginge. Und dafür liebte... mochte ich ihn. Ich mochte ihn. Von Liebe konnte schließlich noch nicht die Rede sein.
»Ich...«, unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und sah mich in dem Raum um, in dem ich schon einige Mal geschlafen hatte. Der Raum, in dem wir uns geliebt hatten, in dem ich mich so unendlich wohl und geborgen gefühlt hatte...
»Kann ich...«, setzte ich an und lugte vorsichtig zu ihm rüber. »Kann ich vielleicht bei dir schlafen? Hier?«
Julian riss entsetzt die Augen auf und sah mich mit einer Mischung aus Bestürzung und Überraschung an. Scharf sog er die Luft ein, ehe er zu sprechen begann.
»Laney... Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Du wolltest es langsam angehen. Ich dachte«, er schluckte hörbar. »Ich dachte du wolltest, dass wir vorerst nur Freunde sind?«
»Freunde schlafen manchmal auch beieinander«, hielt ich vehement dagegen. »Pyjamapartys und so.« Ich lächelte verlegen, was Julian mit dem skeptischen Heben einer Braue quittierte.
Ich konnte seine unausgesprochenen Worte förmlich in meinem Kopf hören.
Pyjamapartys, ernsthaft?
Julian schien nach wie vor alles andere als begeistert zu sein von dieser - ich weiß, überaus blöden - Ideen.
»Ich weiß nicht...«, äußerte er seine Bedenken.
»Bitte«, flehte ich und wischte seine Zweifel zur Seite, wie eine lästige Fliege. »Nur als Freunde. Ich will nicht...«, ich stockte kurz und dachte wieder an die Albträume. »Ich will nicht alleine sein.«
Julian sah mir tief in die Augen. Eine ganze Weile verging, in der er mit sich zu hadern schien.
»Na schön«, lenkte er mit einem tiefen Seufzen ein und schlug schließlich die Decke neben sich zurück. Ohne groß darüber nachzudenken, dass es womöglich ein fataler Fehler sein könnte, schlüpfte ich darunter.
Eine vertraute Wärme umgab mich. Eine Wärme, die ich schon ein paar Mal gespürt hatte und die ich schrecklich vermisst hatte.
»Wir sollten aber wirklich schlafen, es ist schon spät.«
Ich nickte zustimmend, während Julian begann, die Fotos wegzuräumen und sie in seinem Nachtschränkchen verstaute. Dann knippste er das Licht aus und eine gähnende Schwärze umfing uns. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte und die Lichtverschmutzung der Stadt, die durch das Fenster fiel, Sorge trug, schemenhafte Umrisse erkennen zu können.
Noch immer wollte mich die Müdigkeit nicht einholen, aber das Wissen, dass Julian direkt neben mir lag und die regelmäßigen Geräusche seines Atems ließen mich allmählich zur Ruhe kommen. Seufzend rollte ich mich herum, als sich unsere Arme plötzlich berührten.
Ich konnte spüren, wie Julian sich neben mir anspannte.
Die Berührung, so keusch sie auch war, schien ihn alles andere als kalt zu lassen und auch mir erging es nicht anders. Obwohl ich wusste, dass es falsch war, dass das, was ich im Begriff war zu tun, vollkommen verwerflich schien, konnte ich nicht widerstehen.
Das Gefühl seiner Nähe war zu schön. Zu vertraut. Zu berauschend.
Und so rückte ich noch ein Stückchen weiter an ihn heran, bis mein Oberkörper sich an seine Seite schmiegte, mein Kopf sich an seiner nackten Schulter anlehnte und mir sein herber, unverfänglicher Duft in die Nase stieg. Ich atmete ihn tief ein und genoss das Gefühl seines Körpers an meinem. Genoss die Empfindungen, die mich fluteten.
Wärme. Verbundenheit. Zuneigung.
Gott, ich hatte schon immer geliebt, wie ich auf Julian reagierte. Nicht nur auf seine Seele, sondern auch auf seinen Körper. Und das war auch dieses Mal keine Ausnahme.
Mein Bein stieß gegen den weichen Stoff seiner Schlafhose und schlang sich über das seine, während meine Hand sich auf seinen nackten Bauch legte.
Julians Atem stockte.
Seine Haut unter meiner Handfläche glühte und die Muskeln waren fest und zuckten unter meiner Berührung leicht. Himmel, Julian fühlte sich so so gut an!
Ich wollte meine Hand auf Wanderschaft schicken, doch in eben diesem Moment spritzte Julian wie von der Tarantel gestochen hoch und ich fiel zurück in die Kissen.
»Oh Gott, Laney, bitte hör auf!«,
Völlig verdutzt blickte ich vom Bett zu ihm auf.
»W-was?«
»Ich kann nicht neben dir liegen, ohne dich berühren zu dürfen... und du... du kannst dich nicht einfach an mich kuscheln und von mir verlangen, dass ich nur dein Freund bin. Du... Du treibst mich in den Wahnsinn, weißt du das? Das ist unfair... ich kann das nicht... du solltest wieder in das Gästezimmer gehen.«
Julian rieb sich mit zwei Fingern über die Nasenwurzel und kniff dabei so fest die Augen zusammen, als bereitete ihm all das schreckliche Kopfschmerzen. Ich unterdessen stockte und versuchte seine Worte zu verarbeiten.
Ich brauchte jedoch nicht lange, um zu begreifen, dass ich zu weit gegangen war. Himmel Herrgott, war ich von allen guten Geistern verlassen? Ich kam hierher und teilte Julian mit, dass ich noch nicht bereit war, ihm zu verzeihen und vorerst mit ihm befreundet sein wollte, um mich ihm dann im Bett an den Hals zu werfen?
Das war verdammt nochmal unfair.
Und wie!
Es war erbärmlich. Armselig. Schäbig.
Ich spielte mit seinen Gefühlen, auch wenn ich es nicht mit Absicht getan hatte.
Ich schluckte schwer und senkte reumütig den Blick.
»Du hast Recht. Es tut mir leid. Ich wollte...«, geriet ich kurz ins Stocken. »Ich wollte nicht unfair werden. Nur. bitte... bitte schick mich nicht weg. Ich verspreche, dass ich Abstand halte.«
Julian seufzte laut und fuhr sich resigniert mit beiden Händen übers Gesicht. Er wirkte absolut gestresst, als stünde er vor einer Aufgabe, die er unmöglich zu lösen wusste.
Er haderte mit sich.
»Wir können auch eine Grenze ziehen?«, schlug ich verzweifelt vor und begann sogleich in der Mitte des Bettes ein paar Kissen zu positionieren. Julian folgte meinem Tun skeptisch mit den Augen.
»Ich verspreche, dass ich meine Hände bei mir behalte und...«
»Laney«, hielt er plötzlich dagegen und sah mir fest in die Augen. »Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich es schaffe, meine Hände bei mir zu behalten.«
Augenblicklich wurde mir siedend heiß und ich schaffte es nicht, meinen Blick von diesen glühend, grünen Augen abzuwenden.
Oh Himmel Herrgott, was tat ich hier nur?
Ich beschloss, seine Aussage einfach gekonnt zu ignorieren.
»Ich... ich will einfach nur nicht alleine sein«, gestand ich kleinlaut und senkte betrübt den Kopf.
Wieder hörte ich ihn laut seufzen. Dann gab die Matratze unter seinem Gewicht wieder nach und überrascht hob ich den Kopf.
»Du weißt genau, dass ich dir nichts abschlagen kann, oder?«, seine Worte waren ernst gemein, wenngleich ein Hauch Amüsement mitschwang.
Ich lächelte, während Julian zurück ins Bett kam und es sich gemütlich machte.
»Die Kissenwand bleibt!«, befahl er mit strengem Blick und gerunzelter Stirn.
»Ist gut«, kommentierte ich und gab mein tunlichstes, auf meiner Seite des Bettes zu verharren.
Wieder lagen wir eine ganze Weile schweigend da, während ich mich hin und her wälzte, ohne dass mich die wohltuende Leere des Schlafes überkommen wollte. Meine Unruhe schien auch Julian vom Schlafen abzuhalten, denn irgendwann ergriff er plötzlich wieder das Wort und fragte: »Weißt du, was mir oft hilft, wenn ich nicht schlafen kann?«
»Was denn?«
Statt einer Antwort griff er zu seinem Nachttisch und förderte etwas zutage, das ich nicht erkennen konnte. Er richtete sich auf und beugte sich über die Kissenwand. Ich setzte bereits zum Protest an, da er seine eigene Regel missachtete, als er erst mir, dann sich selbst einen AirPod ins Ohr steckte.
»Musik«, sagte er und im nächsten Moment umschmeichelte eine sanfte Melodie meine Ohren. Es war ein ruhiges, langsames Lied, das eine absolut vereinnahmende und beruhigende Wirkung auf mich ausübte.
Ich spürte, wie mein gesamter Körper sich entspannte und nahm einen tiefen Atemzug.
»Ein schönes Lied«, flüsterte ich in das dunkle Zimmer und drehte mich in Julians Richtung. »Wie heißt es?«
»Anchor«, antwortete Julian und drehte den Kopf in meine Richtung. »Von Novo Amor.«
Das Grün seiner Augen leuchtete beinahe in dem Halbdunkel des Zimmers. Ich konnte sehen, wie seine Lippen den Anflug eines Lächelns andeuteten.
Ich erwiderte es und lauschte noch ein paar Sekunden den wunderschönen Klängen des Liedes, ehe ich mich erneut in Julians Richtung drehte.
»Julian?«
»Ja?«
Ich schluckte schwer.
»Darf ich... Darf ich deine Hand halten?«, fragte ich vorsichtig und legte zaghaft meine eigene auf unsere Kissengrenze in der Mitte des Bettes. Ich wusste, dass ich das aufgrund Julians Ausbruch eben nicht hätte verlangen dürfen, aber... ich wollt ihm einfach nur nahe sein. Nahe sein, ohne dass es direkt einen sexuellen oder leidenschaftlichen Kontext beinhaltete.
Julians Blick fiel auf meine Hand, dann richteten sich seine Augen auf meine.
Ohne ein weiteres Wort griff er nach meiner Hand und verflocht unsere Finger miteinander. Ein warmes Prickeln suchte meine Hand auf, breitete sich in meinem gesamten Körper aus und beschwor längst vergessene Glücksgefühle in mir herauf. Es fühlte sich an, wie ein Bad in der Sonne. Als würde nach einer langen Regenperiode endlich die Wolkendecke aufbrechen. Oder als würde ich nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen.
Julian fühlte sich nach Heimat an.
Er war meine Heimat.
Mein Bauch kribbelte heftig bei dieser Erkenntnis. Unwillkürlich erinnerte ich mich daran, wie wir gemeinsam in diesem Bett lagen, kurz nachdem wir an dem Monument zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Ich hatte wieder einmal meinem Herzschlag gehorcht und ihn mit dem Julians verglichen.
»Warum machst du das immer?«, unterbrach mich Julians Stimme plötzlich. Ertappt hob ich den Kopf, um ihn anzuschauen.
Das Grün seiner Augen leuchtete im Dunkeln.
»Was meinst du?«
»Du legst immer eine Hand auf deine Brust«, Julian zog die Brauen zu einer schmalen Linie zusammen. »Als wolltest du sichergehen, dass dein Herz noch schlägt.«
»Ja«, ich lächelte verlegen. »Ich zähle meinen Herzschlag. Das beruhigt mich irgendwie, weißt du?«
Julian sah mich einen ganzen Augenblick lang nachdenklich an. Dann hob er seine Hand und schob meine beiseite, um seine eigene auf meine Brust zu legen.
Er fühlte meinen Herzschlag.
Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Seine Berührung rief eine Flut an Gefühlen in mir hervor. Lust. Verlangen. Zuneigung. Aber auch tiefe tiefe tiefe Vertrautheit.
»Hast du Angst davor, zu sterben?«, fragte er mich wie aus dem Nichts, als sei es das Normalste der Welt, mir mitten in der Nacht eine solch intime Frage zu stellen.
Ich hielt einen kurzen Moment inne, überlegte, ehe ich ihm eine Gegenfrage stellte.
»Kennst du Antoine de Saint-Exupèry?«
Es handelte sich um einen französischen Schriftsteller, der große Bekanntheit durch sein Werk Der kleine Prinz erhielt. Der kleine Prinz galt als literarische Umsetzung des moralischen Denkens und als Kritik an einem Werteverfall der Gesellschaft. Bei dem Werk handelte sich um ein modernes Kunstmärchen, das fast immer als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit interpretiert wurde.
»Machst du Witze?«, Julian lächelte. »Der kleine Prinz war mein Lieblingsbuch als Kind.«
»Ja«, sagte ich und erwiderte sein Lächeln. »Meins auch.«
Dann begann ich zu zitieren.
»"Hast du Angst vor dem Tod?" fragte der kleine Prinz die Rose.
Darauf antwortete sie:
„Aber nein.
Ich habe ja gelebt,
ich habe geliebt,
ich habe geblüht
und meine Kräfte eingesetzt
so viel ich konnte.
Und Liebe
tausendfach verschenkt,
kehrt wieder zurück zu dem,
der sie gegeben.
So will ich warten
auf das Leben
und ohne Angst
und Verzagen verblühen."«
Ich endete mein Zitat und ohne Julian anzusehen, sprach ich unbeirrt weiter.
»Ich habe keine Angst davor, zu sterben. Ich habe nur Angst davor, nicht gelebt zu haben.«
»Verstehe«, sagte Julian schließlich. Unerwartet beugte er sich vor, bis sein Gesicht so nahe an meinem war, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Er lehnte seine Stirn an meine und sah mir so tief in die Augen, dass es mir die Kehle zuschnürte.
»Wovor hast du Angst?«, flüsterte ich leise und neugierig in die Dunkelheit.
Ich hörte Julians Atem. Spürte seinen gleichmäßigen Herzschlag unter meiner Hand, ebenso, wie Julian meinen Herzschlag unter seiner Hand spürte...
Aber statt einer Antwort lächelte er nur traurig, blickte zu seiner Hand, die auf meiner Brust verharrte und sagte etwas, von dem wir beide wussten, dass es eine Lüge war.
»Ich werde nicht zulassen, dass es aufhört zu schlagen.«
Die Erinnerung verblasste und ließ mich mit wild klopfendem Herzen und einem dicken Kloß im Hals zurück.
»Danke, Julian«, flüsterte ich, während meine nächsten Worte mir Tränen in die Augen trieben. »Danke, dass du nicht zugelassen hast, dass es aufhört zu schlagen.«
Ich sprach so leise, dass ich fürchtete, er könnte es nicht gehört haben.
Ein paar Sekunden herrschte Stille und ich glaubte bereits, er wäre eingeschlafen, als er plötzlich meine Hand losließ und sie auf meine Brust legte, direkt über meinem Herzen.
»Niemals«, versprach er. »Ich werde es niemals zulassen.
Wie von selbst legte sich meine Hand wiederum auf sein Herz, das kräftig, regelmäßig und stark schlug. Anders als meins.
»Ich weiß.«
Hello meine Lieben!
Ein sehr emotionales Kapitel, oder? Ich liebe die zwei einfach so sehr :') Bin schon gespannt auf eure Meinungen bezüglich des Kapitels und freue mich auf eure Kommis!
Außerdem wollte ich euch allen noch ein ganz wundervolles und besinnliches Weihnachtsfest wünschen! Genießt die Feiertage und lasst euch reich beschenken!
Ganz viel Liebe an euch!
Eure Lora <3
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