XV
• L A I L A •
Immer wieder fielen mir die Augen zu, während ich gelangweilt zur Tafel sah. Herr Laslo erklärte gerade irgendetwas über die Entdeckung Amerikas und war darin so vertieft, dass er sich nicht einmal umdrehte. Stattdessen schrieb er eisern an die Tafel und quietschte unangenehm mit dem Stift.
„Irgendwie ist mir der Kerl suspekt", murmelte David neben mir und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab.
Krampfhaft unterdrückte ich ein Gähnen. „Wieso?"
„Weiß auch nicht, er hat so ne komische Aura", erklärte er nachdenklich und musterte unseren neuen Lehrer.
Als hätte dieser das geahnt, drehte er sich plötzlich um. „Akshara, wenn sie hinter meinem Rücken lästern wollen, dann können sie dies gerne während des Nachsitzens machen", meinte er mit bedrohlicher Stimme und betonte dabei Davids Familiennamen seltsam.
„Aber-"
„Wir sehen uns heute zur siebten und achten Stunde." Damit grinste er David noch einmal an und drehte sich wieder zur Tafel. Beide sahen wir uns perplex an, sogar Sara drehte sich kurz zu uns nach hinten und tippte sich an die Stirn. Der Typ war doch nicht mehr ganz dicht. Und überhaupt, wie hatte er das hören können? So vertieft wie der war, würde er doch nicht einmal den Weltuntergang bemerken.
„Vielleicht hat er nur einen schlechten Tag", merkte ich an und sah David besänftigend an.
„Und sie, White, können gleich mitkommen", sprach Herr Laslo weiter. Mir klappte die Kinnlade runter.
Dieser Laslo war schon vom ersten Tage an komisch. Auch schien er irgendwie etwas gegen uns zu haben. Er bewertete unsere Tests strenger, schickte David des Öfteren vor die Tür und mich ließ er nie während der Stunde aufs Klo gehen. Als hätten wir ihm etwas getan. Seitdem er an unsere Schule kam, waren schon mehrere Wochen vergangen und mittlerweile war es Herbst. Zum Glück. Als es noch nicht so kalt war, hatte er uns im Sportunterricht immer draußen in der Hitze gequält. Für jeden noch so kleinen Scheiß durften wir Extrarunden laufen. Vielleicht hatte er ja private Probleme? Darryl wusste von alle dem jedenfalls nichts, das würde nur wieder mehr Ärger geben.
Seufzend ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Beschweren konnten wir uns schlecht. Das war auch einer der Gründe, weswegen ich einfach nur hoffte, dass der Schultag schnell vorübergehen würde. Doch auch, als wir in der Pause in der Schulkantine standen und David sich sein Essen holen wollte, ließ er uns nicht in Ruhe.
„Mach mal Platz, Kleiner", keifte er David an und drängelte sich unsanft vor.
Sauer drehte David ihn zu sich herum. „Nur, weil sie Lehrer sind, heißt das noch lange nicht, dass sie sich alles erlauben können."
„Oh doch, dass kann ich", grinste er amüsiert. Dann wurde sein Blick härter. „Kleine Waldmenschen wie du haben in unserer Gesellschaft nämlich keine Rechte."
Schockiert machte David einen Schritt nach hinten und Herr Laslo lief in der Reihe weiter nach vorn. „Woher weiß er das?", fragte er entgeistert und sah ihm hinterher.
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber eins ist klar. Ein Freund ist er schon mal nicht und wir sollten uns von ihm möglichst fernhalten."
„Ja toll", lachte mein Nebenmann. „Wie denn? Er ist unser Lehrer, falls du das vergessen hast und wir dürfen heute bei ihm nachsitzen." Natürlich hatte David recht. Einfach würde das im Schulgebäude nicht werden. Andererseits würde Laslo hier auch nichts tun, was uns schaden könnte. Zu viele Zuschauer.
„Na, was gibt's heute so?", fragte Sara euphorisch, die einen Platz für uns reserviert hatte und nun auf ihr Essen wartete, welches ich ihr mitbrachte. Doch als sie auf die spärliche Suppe sah, verzog sie das Gesicht. „Die wissen aber schon, dass wir eine Schule sind und kein Tierheim?"
Mir entwich ein Lachen. „Anscheinend nicht."
„Hm, die brauchen dringend neue Köche, oder einen neuen Lieferdienst." Unmotiviert rührte sie mit ihrem Löffel darin herum. „Was war das eigentlich vorhin mit Herrn Laslo? Habt ihr euch um den Platz gezankt, oder was?"
„So in etwa", brummte David mit gesenktem Blick.
Kurz sah ich mich nach ihm um und wandte dann meinen Blick zu Sara. „Er weiß irgendwas."
„Schon klar, er ist ja Lehrer", entgegnete sie und schob sich die Suppe in den Mund, wobei sie sich erst einmal die Zunge verbrannte und fluchend die Augen aufriss. David schob ihr ganz gentlemanlike sein Wasser rüber.
„So mein ich das nicht." Eindringlich beugte ich mich etwas weiter vor. „Er weiß von uns. Also von Darryls Clan. Zumindest hat er so eine Andeutung gemacht."
Als Sara sich beruhigt hatte, zog sie die Stirn einfach nur kraus. „Vielleicht gehört er ja auch zu einem Clan."
„Du meinst zu einem Rivalisierendem?", hakte ich ungläubig nach.
„Worüber sollen die sich denn streiten, über die Beute im Wald wie Wölfe, oder was meinst du?", wollte Sara belustigt wissen und ich verdrehte die Augen. Sie konnte auch echt gar nichts ernst nehmen. „Laila, wir sind hier nicht in einem Film. Rivalisierende Clans, ernsthaft?"
Gerade wollte ich antworten, da fiel mir David ins Wort. „Das kann schon sein. Der Wald und das Gelände wurde damals an die Fürsten aufgeteilt und weitervererbt, bis die größten Teile an den Staat gingen. Nur kleinere private Abschnitte blieben den Familien erhalten. Vielleicht gehört er ja wirklich einem anderen Clan an und sie wollen ihr Eigentum vergrößern."
„Da hat aber einer in Geschichte aufgepasst", sagte Sara unbeeindruckt und lehnte sich zurück. „Das ist doch alles Spinnerei! Wir hatten den ganzen Stress erst mit Ihnen und jetzt soll wieder ein neuer Clan auf dem Radar sein? Ihr habt noch nicht einmal Beweise."
„Sie waren auch ein Clan", warf David ein. „Okay, vielleicht eher eine kriminelle Sekte, aber-"
„Aber die sind weg", unterbrach ihn Sara. „Hoff ich zumindest." Damit stand sie auf und nahm ihren Teller mit. „Ich will einfach die Schule fertig machen und will in solche Sachen, sollte es denn wirklich so sein, nicht erneut mit hineingezogen werden."
Sprachlos sahen wir ihr hinter. Sara hatte scheinbar wirklich die Schnauze voll von den ganzen alten Streitigkeiten. „Schön. Und was machen wir jetzt?"
„Wir müssen doch heute nachsitzen", fing David an. „Vielleicht ergibt sich ja mal noch ein Gespräch, oder wir finden was in seiner Tasche."
„Die er natürlich unbeobachtet irgendwo stehen lassen wird", meinte ich sarkastisch.
Beleidigt verschränkte David die Arme vor der Brust. „Hast du ne bessere Idee?"
„Wie wärs, wenn wir einfach mal Darryl fragen und ihn endlich einweihen?", fragte ich und wusste jetzt schon, dass David davon nicht begeistert war.
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Hey, ich bin im Moment am überlegen, wie lang der zweite Band in etwa werden soll. Was meint ihr? Geht euch die Handlung eher zu langsam oder eher zu schnell?💗
Schreibt es in die Kommentare und habt noch einen schönen Tag❣️
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