Chapter 6
Am Esstisch des Fuchsbaus hatte sich der Orden versammelt. In den Grimmauldplatz würden sie sich nicht zurück wagen, denn Ginny war bestens über diesen informiert, das mussten selbst ihre Eltern einsehen.
Dieses Mal waren alle überpünktlich eingetroffen, was ihnen einen skeptischen Blick von McGonagall eingetragen hatte. Beim letzten Treffen hatten sich viele so lange wie nur irgend möglich drücken wollen – und jetzt waren sie sogar zu früh? Musste sie das nachvollziehen können?
Die verzauberte Standuhr gab einen leisen Gong von sich. Die Sitzung begann. Das Thema „Dunkle Lady" wurde zu Anfang gemieden, da Molly heute besonders apathisch wirkte. Die Schulleiterin sah immer wieder besorgt zu ihrer engsten Freundin, sagte aber nichts zu ihrer Geistesabwesenheit.
„Wir sollten die Leute für den Prozess der Malfoys zuteilen", meinte Hermine auf einmal. Sie lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen neben Ron an der Wand hinter den in einem Halbkreis aufgestellten Stühlen, wo die anderen Mitglieder saßen. „Also, wer wäre am besten geeignet, um zu patrouillieren, und wer ist verpflichtet, im Publikum zu sitzen?"
Alle sahen kurz zu Andromeda. Diese lächelte freudlos. „Ich werde nicht auf die Zeugenbank gehen. Tut mir leid, Harry, aber dazu bestünde kein Anlass. Du hast meine Schwester in den letzten Jahren öfter zu Gesicht bekommen als ich. Ich könnte ohne zu lügen nicht beurteilen, ob sie sich geändert hat oder nicht."
Harry nickte knapp. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sie hatte ja recht.
Teddys Großmutter betrachtete ihre im Schoß gefalteten Hände, dann blickte sie in die Runde. „Aber ich gehe ins Publikum. Sie ist nach wie vor meine kleine Schwester und ich werde ihr alles Glück wünschen, das ihr zusteht." Sie wirkte entschlossen.
„Dann fällt Andromeda für die Patrouille aus", fasste Kingsley zusammen. „Ich würde mich ja gerne anbieten, aber ich muss den Prozess leiten."
„Ich gehe freiwillig", kam es auf einmal von Hermine. Alle sahen zu ihr, aber niemand war überrascht.
Nun sah sich Ron gezwungen, sie zu begleiten; vermutlich wollte er sich nicht außen vor gelassen fühlen. „Dann komm ich mit."
Coline Descard, der französische Neuzugang aus der Aurorenzentrale, meldete sich ebenfalls. In wenigen Minuten war das Team zusammengestellt.
„Nun", sagte McGonagall überrascht, „das ging erschreckend schnell."
Kingsley bleckte seine weißen Zähne. „Wir wollen halt alle das Quartett fangen. Dafür sind uns ein paar Opfer nicht zu schade."
Eine Träne rollte über Mollys Wange, als sie das hörte. Ihre Tochter wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt, dabei war es nicht einmal bewiesen, dass sie wirklich etwas getan hatte, was gegen die Gesetze verstieß.
„Haben wir alles beredet, was dessen bedarf?", fragte McGonagall schnell in die Runde.
Es wunderte sie, dass es ausgerechnet Molly war, die die Hand hob und mit fester Stimme sagte: „Weshalb wurden wir nicht darüber informiert, dass Ginny Ende letzten Jahres entführt wurde?"
McGonagall sah beschämt zu Boden. „Jegliche Korrespondenz wurde sehr streng kontrolliert. Ich hatte keine Möglichkeit dazu. Und wenn wir uns persönlich sahen, konnte ich mich nicht dazu überwinden, es euch sagen, weil ich nicht wollte, dass ihr euch Sorgen macht. Und nach den Weihnachtsferien war sie ja wieder da. ... Und ich dachte, euch würde auffallen, dass sie zu Weihnachten nicht nach Hause kam." Vorsichtig sah sie zu Molly und Arthur.
„Du hast es uns einfach nicht gesagt, in der Hoffnung, sie würde von selbst wieder auftauchen?", hakte Molly fassungslos nach, während ihr Mann die Frage beantwortete: „Sie hatte uns geschrieben, dass sie in Hogwarts bleiben würde."
George betrachtete seine Hände ein wenig zu intensiv, als dass es niemandem aufgefallen wäre. So war er schon die ganze Zeit über und sowohl McGonagall als auch Kingsley hatten ihn keine Minute aus den Augen gelassen.
***
„Etwas stimmt nicht mit George", sagte McGonagall kaum hörbar zum Zaubereiminister, als alle gerade nach Hause gingen und sie für einige Momente alleine in der Diele waren. „Denken Sie, er weiß etwas?"
„Das ist nicht auszuschließen", antwortete Kingsley ebenso leise. „Er hatte mehr mit Ginny zu tun als alle anderen ihrer Geschwister. Es wäre denkbar, dass sie ihm einiges erzählt oder geschrieben hat."
Die Schulleiterin runzelte die Stirn. „Aber warum teilt er uns das dann nicht mit? Damit rückt er sich selbst in ein völlig falsches Licht."
„Er will seine Schwester beschützen, egal, ob sie nun eine Verbrecherin ist oder nicht", meinte Kingsley. „Das ist nicht so ungewöhnlich, Minerva."
„Wir sollten ihm sagen, dass ihm nichts angelastet wird, wenn er uns sagt, was er bisher verheimlicht hat", schlug McGonagall vor und sah den großen Mann fragend an.
„Nein", sagte dieser entschlossen. „Das wäre Bestechung, wenn er doch mehr damit zu tun hat als wir gerade angenommen haben."
„Wenn er auch zu Voldemort gehört, meinen Sie?", hakte sie nach, in der Hoffnung, sich verhört zu haben.
Doch diese wurde in der nächsten Sekunde bereits zerstört, als Kingsley sich kurz umsah, ob auch wirklich sonst niemand zuhörte und sie dann wieder ernst musterte. „Ja. Wir sollten Hermines Ratschlag befolgen. Wir dürfen niemanden so beurteilen, wie wir es tun würden, wenn wir berücksichtigen, dass wir ihn schon seit vielen Jahren kennen. Damit haben wir uns bereits einmal ein Bein gestellt – und sind hingefallen."
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