Chapter 36
„Ihre Freunde sind ja nicht besonders eifrig, wenn es darum geht, Sie zu finden." Die Frau, die vor der Tür seiner Zelle stand, sah an der Zeitung vorbei, die sie eben noch gelesen hatte, spöttisch zu ihm herunter. Sie trug vollkommen unironisch einen violetten Spitzhut und war so zweifelsfrei als Hexe einzuordnen. Um ehrlich zu sein, war er überrascht, dass sie ihn ansprach, denn normalerweise waren seine Bewacher überaus schweigsam. John Major hatte keine Ahnung, wie lange diese Leute ihn nun schon gefangen hielten. Mit jeder sich wechselnden Schicht der Wächter war ihm das Zeitgefühl zunehmend abhanden gekommen.
„Hören Sie mir überhaupt zu?", fragte die Hexe verärgert.
Hastig nickte er. „Ja, ja, natürlich. Was gibt es?" Anscheinend wollte diese Frau ihm ja etwas aus der Zeitung mit dem Titel Der Tagesprophet erzählen. Er erinnerte sich, dass Kingsley Shacklebolt ihm Fotos aus dieser Zeitung gebracht hatte. Es hatte sich um die Bilder der Terroristen gehandelt, die in den letzten Jahren die Zaubererwelt, und teils auch die der Muggel, in Atem gehalten hatte.
„Hier." Die Hexe pikte mit einem manikürten Nagel auf eine Stelle im Tagespropheten. Obwohl sie die Zeitung durchaus in seine Richtung gekehrt hielt, war es ihm aus dieser Entfernung unmöglich, auch nur ein Wort zu entziffern. Sich etwas unwohl dabei fühlend, stand er auf und trat an die Zellentür heran. Nun konnte er lesen, was sie so amüsiert hatte.
Muggelminister nach wie vor vermisst – Orden des Phönix steht unter heftiger Kritik
Soweit Major wusste, war Kingsley ein Mitglied dieser Organisation. Er überflog den Text und blieb an einer Stelle hängen: „Erst kürzlich ist uns von einer anonymen Quelle zugetragen worden, dass der Orden des Phönix, gegründet von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, sich seit geraumer Zeit nicht nicht mehr an der Suchaktion nach dem Minister der Muggel beteiligt." Major schluckte die Bitternis herunter, die sich in seinem Mund breitgemacht hatte. „Danke für diese Information, schätze ich. Aber immerhin sucht das Zaubereiministerium immer noch nach mir, das sollte auch genügen." Er war sich nicht ganz sicher, wen er hier überhaupt überzeugen wollte; sein Gegenüber oder sich selbst.
Die Hexe lachte gellend auf. „Das Zaubereiministerium?" Sie bemerkte seinen irritierten Blick und seufzte. „Bei Merlin, Sie wissen aber wirklich gar nichts!" Geduldig erklärte sie: „Sie befinden sich in einer Zelle des Zaubereiministeriums. Ich bin Aurorin, also für die Bekämpfung des Verbrechens in der Zaubererwelt zuständig."
Wie konnte das sein? Das machte alles keinen Sinn. Er hatte die Puzzleteile, aber sie schienen nicht zueinander zu passen. „Und was mache ich dann hier? Ich bin weder ein... Zauberer" – das Wort klang seltsam, in diesem Kontext von ihm verwendet – „noch ein Verbrecher!"
Das brachte ihm ein Augenrollen seitens der Hexe ein. „Na, und?"
„Mr Shacklebolt würde das hier nicht gutheißen", beharrte Major. „Er ist doch Ihr Chef, warum bin ich also in dieser Situation?"
Der Blick der Frau wurde düster. Sie faltete die Zeitung in einer unterstreichenden Geste zusammen. „Mr Shacklebolt hat hiermit nichts am Hut. Soweit wir das beurteilen können, steht er momentan unter dem Imperiusfluch durch jemanden, dessen Handeln wir gutheißen."
Obwohl es ihm eine echte Erleichterung war, dass Kingsley nicht an seiner Misere schuld war, hatte John Major keine Ahnung, was ein Imperiusfluch ausrichtete, und er wagte nicht zu fragen.
Die Hexe fuhr fort: „Wir haben gerade erst einen Krieg hinter uns, da werden wir die Muggelwelt nicht einfach sich selbst überlassen. Wir wollen jemanden aus unserer Gesellschaft auf Ihrer Position."
Major wurde nervös. „Also wird mein Amt momentan von einem Zauberer geführt?" Das klang so absurd wie beunruhigend. Die Koalition zwischen der Zaubererwelt und der Muggelwelt war wichtig, um die Bildung eines größeren Machtmonopols zu vermeiden.
„Nein", sagte die Hexe. „Ehrlich gesagt hat es sich um ein Missverständnis gehandelt, als wir Sie hierhin brachten. Sie hätten erst viel später entführt werden sollen. Also hat momentan Ihr normaler Vertreter Ihr Amt inne. Aber bald werden wir Ihr Amt endlich neu besetzen können. Bisher hatten wir noch nicht den Eindruck, dass die Person, die wir dafür im Blick hatten, dafür bereit wäre. Doch sehr bald wird dem so sein, und dann wird sie entscheiden, was mit Ihnen geschehen soll."
Seine Gedärme fühlten sich plötzlich eiskalt an. Wer auch immer diese Person war, von der andauernd gesprochen wurde, sie konnte eine ernsthafte Gefahr für sein körperliches Wohl darstellen.
Plötzlich waren Stimmen aus dem Gang hinter dem Flur, in dem sie sich befanden, zu hören: „Mr Weasley, hier entlang bitte."
„Ich weiß, wo sich der Gefangene aufhält, danke", kam es schnippisch zurück. „Sie können mich nun alleine weiter lassen, ich habe das hier immerhin ursprünglich veranlasst. Husch!"
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