Chapter 27
Alles hatte sie versucht, keine Möglichkeit ausgelassen, doch sie hatte sich nicht befreien können. Der Ladenbesitzer, den Bellatrix unter den Imperius gestellt hatte, stand vor der Tür. An ein Entkommen war also nicht wirklich zu denken.
Hermine wollte nicht weinen, wirklich nicht. Aber sie hatte furchtbare Angst. Vor Bellatrix und fast genauso sehr vor Ginny, die bald wiederkommen müssten. Vorausgesetzt, Lestrange konnte die Dunkle Lady überzeugen mitzukommen. Momentan war da ja eher dicke Luft. Andererseits war Ginny nie sonderlich nachtragend gewesen... Außerdem könnte es sich genauso gut nur um einen hormonbedingten Ausraster gehandelt haben, der einen Streit provoziert hatte. Wie auch immer. Alles, was Hermine wusste, war dass Ginny vor Rodolphus' Verhaftung sehr wütend aus dem Versteck gestürmt war. Das könnte alles geheißen haben.
Immerhin eines hatte Hermines Aktion erreicht: Das Quartett war um eine weitere Person geschwächt worden. Rodolphus Lestrange war inzwischen sicherlich hinter Gitter, verwahrt im Ministerium. Jetzt waren nur noch die zwei Frauen des Teams da, die – wenn man George Glauben schenken konnte, und das tat sie – riesengroße Streithähne waren. Meist war es eine winzige Aktion von Ginny, die durch Bellatrix' Einmischung ausartete.
Das erinnerte Hermine irgendwie an Kingsley Shacklebolt. Er stand immer noch unter ihrem Imperius. Vielleicht konnte sie ihn so erreichen? Sie versuchte es, auch wenn die Erfolgschancen ohne Zauberstab wirklich niedrig standen.
Nichts.
Was hatte sie auch erwartet? Sie hatte nie zauberstablose Magie erlernt.
Nach ein paar weiteren Stunden, in denen Hermines Anspannung nur noch weiter anstieg, vernahm sie Geräusche im Laden. Das mussten dann wohl die Dunkle Lady samt Voldemorts ergebenster Anhängerin sein. Ihr drehte sich der Magen um.
Die Tür zum Hinterzimmer, in dem sie eingesperrt worden war, wurde geöffnet. Ginny sah herein. „Hallo, Mine." Sie klang sehr kontrolliert, auf gezwungene Art und Weise freundlich. Doch dies ließ sie nur noch furchteinflößender wirken. Denn hinter der Kontrolle steckte Hass.
Hermine verkniff sich jegliche Reaktion und starrte stumm geradeaus.
„Es gibt drei Dinge, die ich absolut nicht ausstehen kann, weißt du?", sagte Ginny ausdruckslos. Kein Gefühl war ihrer Stimme zu entnehmen. Um ihre eigentliche Verfassung zu erkennen, hätte Hermine sie ansehen müssen. „Leute, die mir nicht den gebührenden Respekt entgegenbringen. Wie Bellatrix, zum Beispiel. Selbstgerechte Menschen – wie du. Und nicht zuletzt... ignoriert zu werden." Bei den letzten Worten war die Dunkle Lady vorgeschnellt, hatte Hermine beim Kinn gefasst und ihren Kopf gewaltsam in ihre Richtung gedreht. „So geht das! Wenn ich mit dir rede, siehst du mich an!", befahl sie aggressiv.
Verschreckt starrte Hermine ihre ehemals beste Freundin an. In den Augen der Rothaarigen schimmerte es rötlich. Nie hatte Hermine etwas gesehen, das sie mehr entsetzt hatte. Ginny sah aus wie der Teufel höchstpersönlich.
Nur war das Voldemort, dem sie gerade ins Gesicht sah. Und jetzt sprach er zu ihr: „Das Granger-Mädchen. Harry Potters Begleiterin. Meinst du, sie gehen auf einen Tausch ein? Oder lassen sie dich hier? Wer ist ihnen wohl mehr wert? Potter oder du?"
„Der Orden kann ihn nicht ausliefern", wisperte sie kraftlos. „Das würde Massenproteste auslösen."
„Dann tut mir das leid für dich." Jetzt war es wieder Ginny, die vor Hermines zusammengesunkenen Gestalt kniete und auf sie heruntersah. „Ich werde dich heute töten. Außer du begleitest uns zu einer aufständischen Todessergruppe. Du bist doch Kingsleys Assistentin, da müsstest du doch wissen, wo wir so eine finden."
„Du willst eine Armee", erkannte Hermine, der das Grauen durch die Adern strömte. Sollte es so bald noch einmal zu einem Krieg kommen? Das könnte sie nicht ertragen. Das könnte niemand ertragen.
„Richtig", sagte Ginny mit absurder Begeisterung und grinste breit. „Ich sehe, wir verstehen uns. Und sobald wir eine angemessene Anzahl von treuen Todesserin gefunden haben, können wir nochmal über einen Austausch reden. Vielleicht kann man das Ministerium ja überzeugen, Rod und Greyback freizulassen? Wenn sich das nicht ohnehin schon erübrigt... Ich habe da einige Vorkehrungen getroffen."
Hermine wurde blass. „Was meinst du?"
„Wirst du sehen." Als Ginny aufstand, schwankte sie leicht und musste sich abstützen.
Hermine beobachtete das mit verstecktem Interesse. Lag dieser Schwächeanfall in der Schwangerschaft begründet? Oder an... Voldemort? Er entzog ihr Energie! Sie wusste noch nicht genau, wie sie das nutzen würde, aber sie hatte da ein paar Ideen.
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