Zwei Tage vor Weihnachten packte Ginny ihre Sachen erneut, bat George, als moralische Unterstützung mitzukommen, und zwang sich dazu, ihr schwarzes Haarband im Manor zu lassen, da ihr Stilwechsel in der Familie wohl nicht unbemerkt bleiben würde. Statt einer Todesserrobe trug sie bei ihrer Abreise eine senffarbene Cordhose, Wanderstiefel und den letztjährigen Weasleypulli, der von allen Todesserin kritisch beäugt wurde.
„Der Inbegriff der Hellen Seite", hatte der Dunkle Lord trocken gemeint, als er ihre fröhliche Erscheinung begutachtet hatte.
Sie hatte darauf kryptisch erwidert: „Der Schein trügt."
Diese Äußerung hatte ihn amüsiert, obwohl sie bitter ernst gemeint gewesen war.
In den letzten Tagen hatte Ginny immer fleißig mit Narzissa Duellieren geübt und war so bestens auf Weihnachten im Orden vorbereitet. Trotzdem war sie extrem nervös, als sie das Feuer mit einem Flammengefrierzauber belegte, in die Asche trat, das Flohpulver durch die Finger rieseln ließ und laut und deutlich „Fuchsbau!" sagte.
Das letzte, was Ginny sah, bevor abertausende Kamine an ihr vorbeirauschten, war ein rotes Augenpaar, das eben eindeutig noch nicht dagewesen war. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann doppelt so schnell weiterzuhämmern.
***
Hustend stolperte Ginny im Wohnzimmer des Fuchsbaus aus dem Kamin und beförderte eine Menge Asche auf den Kaminvorleger.
„Ginny!", rief Molly, die ihren Kopf durch den offenen Durchgang zur Küche steckte und auch sogleich zu ihrer Tochter eilte, um sie in eine knochenbrechende Umarmung zu ziehen. „Es geht dir gut!", schluchzte sie immer wieder.
Das Mädchen kam sich furchtbar vor, doch es spielte seine Rolle: „Klar, Mum. Ich bin so froh, dich zu sehen!"
Gepolter war von der Treppe zu hören. Die Zwillinge, Remus und die schwangere Tonks liefen Ginny gefolgt von Arthur entgegen und begrüßten sie aufgeregt.
Tonks zwinkerte Ginny frech zu. „Hi, Ginny."
„Wir dachten, die bringen dich um!", schrie Fred neben George, der schief grinste.
Arthur schloss seine Tochter in die Arme und Lupin klopfte Ginny auf die Schulter.
Auf einmal runzelte letzterer die Stirn und Ginny schwante Böses: „Ich dachte, das Flohnetzwerk wird überwacht?" Er deutete auf die im Wohnzimmer verstreute Asche.
Alle verstummten und sahen zwischen der Weasley und dem Werwolf hin und her.
Ginnys Mund wurde trocken. „Ist ja von der Schule genehmigt", brachte die etwas lahm hervor.
Das fand Lupin wohl auch: „Mhm..."
Verdammt, das gab es doch gar nicht! In Hogwarts belog sie jeden nach Strich und Faden, ohne mit der Wimper zu zucken, und hier geriet sie bereits bei so einer einfachen Frage ins Straucheln.
Stell dir vor, du kennst die alle nicht, gab sie sich selbst einen Rat. Und immer schön fröhlich, dann fällt keinem was auf... Prompt setzte sie ein Lächeln auf.
***
Am nächsten Abend war eine Versammlung des Ordens des Phönix, und Ginny war es als Einzige untersagt, daran teilzunehmen, weil sie noch nicht volljährig war.
Aber da sie Informationen für die Dunkle Seite benötigte, spazierte sie kurzerhand ins Wohnzimmer und fragte, die Hände in die Hüften gestemmt: „Sagt mal, findet ihr es nicht ein wenig unfair, dass alle außer mir dabei sein dürfen?"
McGonagall, die offensichtlich für dieses Treffen Hogwarts verlassen hatte, antwortete ihr: „Das geht leider nicht anders. Du bist kein Mitglied des Ordens." Wie es aussah, hatte sie Dumbledores Platz eingenommen, doch so etwas störte Ginny nicht mehr so sehr.
Wohl aber ihre Aussage. „Dann macht mich zu einem!" Erwartungsvoll sah sie in die Runde.
Hinter Georges Stirn schien es zu arbeiten. Er wusste, warum sie das tat, wirkte jedoch nicht besonders glücklich darüber. Aber eher würde er sich selbst zu erkennen geben als seine kleine Schwester zu verraten: „Genau, Professor, warum denn nicht?"
Molly sah ihren Sohn entgeistert an. „Niemals, George!"
Fred sagte in einem vorwurfsvollen Ton: „Aber Mum, ich bin doch George!"
„Entschuldige bitte", erwiderte Molly ein wenig deprimiert.
„War 'n Scherz, Mum, ich bin Fred."
„Können wir bitte beim Thema bleiben?" Sie erdolchte Fred fast mit Blicken, während der halbe Orden schmunzeln musste. Immer der alte Witz.
„Exakt", mischte sich McGonagall in einem scharfen Ton wieder ein und erinnerte Ginny dabei ein wenig an Snape, was sie dazu brachte, ihre Okklumentikwälle zu stärken. „Ginny, du weißt, dass das nicht geht. Lässt du uns die Versammlung bitte fortführen?"
Die Rothaarige wirbelte frustriert herum und rannte in die Küche. Während sie sich ein Glas Wasser füllte und daraus trank, dachte sie fieberhaft nach. Schließlich rannte sie absichtlich laut die Treppe hoch, damit der Orden sie oben wähnte, ‚lieh' sich ein Langziehohr aus dem Vorrat der Zwillinge und lauschte.
***
Lieber T.,
der Orden hat absolut keine Ahnung, wo sich Harry momentan aufhält. Lupin hat gesagt, das Trio habe einige Zeit im Grimmauldplatz Nr.12 verbracht, glaubt jedoch nicht, dass sie so lange an einem Ort bleiben. George wird mir wohl einige Sachen vom Treffen erzählen müssen, denn mit Langziehohren bekommt man nicht alles mit.
Die Tür zu Ginnys Zimmer ging auf und die Rothaarige versteckte den Brief unter einigem anderen Geschreibsel auf ihrem Schreibtisch, atmete jedoch erleichtert auf, als es bloß ihr Todesser-Bruder war. „Ach, du bist es nur."
„Was heißt hier ‚nur'?", witzelte George und Ginny verdrehte die Augen.
„Nee, ich mein nur, weil ich gerade einen Brief an den D-" (George schloss gerade noch rechtzeitig die Tür und lehnte sich dagegen) „... unklen Lord schreibe, in dem ich ihm vom Ordenstreffen berichte. Da wär's schlecht, wenn zum Beispiel Mum reinschauen würde."
George wurde schlagartig ernst. „Das stimmt."
„Das ist von euch." Sie drückte ihm das Langziehohr in die Hand und er nahm es. „Erzähl mal, was haben die denn so besprochen?", fragte Ginny und holte das Pergament wieder hervor. Schreibbereit zückte sie ihre Feder.
„Lass mal, Ginny. Ich benachrichtige ihn selber", meinte George nur ausweichend.
Damit gab sie sich einigermaßen zufrieden und beendete den Brief:
Habe George gefragt, er sagt, dass er dir selber schreibt.
Bis hoffentlich Weihnachten, Ginny
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