
Kapitel 30
Um in Tylers Zimmer zu kommen, musste ich die Höhle des Löwen betreten: das Haus der Bennets. Noch vor wenigen Wochen war das mein zweites Zuhause, jetzt konnte ich mir nichts unangenehmeres vorstellen.
Ich klingelte an der Tür und Jason öffnete.
"Janine. Dich haben wir schon vermisst."
"Hey, Jason. Marcus sieht das bestimmt anders." sagte ich und trat ein.
"Ach, der kommt schon drüber weg. Der soll mal nicht rumheulen. War zwar nicht korrekt von dir, aber ich habe gehört, der hat dich geschlagen, also...steht er grade nicht sehr hoch auf der Liste meiner Favorite-People."
Mich wunderte es, dass er mehr als 2 Sätze mit mir wechselte, aber ich war froh darüber. Aber noch mehr wunderte es mich, dass er davon gehört hatte, was auf dem College los war.
"Woher hast du davon gehört? Hat Tyler...?"
"Nee. Das steht auf Facebook, Twitter, Instagram,... Eigentlich überall. Ich bin doch immer auf dem laufenden, das weißt du doch." lachte er.
"Oh, das habe ich gar nicht gesehen." Aber es war eigentlich logisch, wenn es eh schon die Hälfte gefilmt hat.
"Ich schon. Und ich muss sagen, ich bin froh, dass Tyler sich für dich eingesetzt hat. Frauen schlägt man nicht, das müsste sogar Marcus wissen. Ich hoffe, dir geht es gut?"
"Ja, danke. Ich bin OK."
"Gut. Und, was ich dir noch sagen wollte...ich werde dich unterstützen. Falls Marcus mal wieder rumzickt, meine ich."
"Danke, Jason. Das ist lieb von dir."
Jason nickte, nahm sein Handy aus der Hosentasche und ging zum Wohnzimmer.
Ein paar Sekunden stand ich wie angewurzelt da, dann ging ich einige Schritte vor in Richtung Treppe, dann stand ich plötzlich vor Rob.
"Janine." sagte er nur.
Oje, dachte ich mir. Entweder er beschimpft mich, oder er wirft mich gleich aus dem Haus raus.
"Hallo, Rob. Ich wollte nur..."
"...zu Tyler. Schon klar." Seine Stimme war kühl, mir blieben die Worte weg.
Ich schluckte und nickte.
"Hör mal Rob... Ich wollte das alles nicht. Aber es ist passiert. Und..."
"Ich weiß." unterbrach er mich.
"Und ich wollte dir auch nur sagen...bis vor wenigen Stunden stand ich auf der Seite von Marcus. Aber ich habe gehört und sogar auf YouTube gesehen, was Marcus getan hat und jetzt bin ich froh, dass du ihn verlassen hast. Wir haben ihn zu sehr verzogen, er denkt, er könnte sich alles erlauben, aber da hat er sich getäuscht. Zwar bin ich nicht unbedingt erfreut mit deiner neuen Wahl, aber es hat immerhin zwei positive Punkte. Erstens, du gehörst irgendwie zur Familie und so haben wir dich weiterhin darin. Und zweitens...ich wollte es erst gar nicht wahrhaben, aber es stimmt...du machst Tyler glücklich. So habe ich ihn schon seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen und ich bin dir dankbarer, als ich je wütend sein könnte, also... Danke, Janine. Und du wirst hier immer willkommen sein."
Ich starrte ihn nur an und fand die Sprache nicht.
"Danke." brachte ich dann schließlich doch heraus. Rob nickte nur noch als Bestätigung und ging dann ebenfalls ins Wohnzimmer und machte mir so den Weg frei.
Das war der Berg, den ich überwinden musste, aber jetzt war das schlimmste geschafft. Die Bennets hatten nichts mehr gegen mich und Marcus würde mich schon irgendwann nicht mehr fertig machen. Ich war sehr zuversichtlich, dass es jetzt für die Familie und auch für Tyler und mich besser werden würde.
Also ging ich hoch in Tylers Zimmer und legte mich auf sein Bett und wartete wie versprochen auf ihn. Doch je länger ich an die Decke starrte wurde ich schläfriger und schlief dann völlig ein.
Ich wachte erst wieder auf, als sich Tyler auf das Bett setzte und er mir sanft über den Kopf streichelte.
Als ich ihn müde ansah, lächelte er.
"Kann ich mich dazu legen oder ist der Platz belegt?" grinste er und wartete keine Antwort ab, da legte er sich schon dazu.
Sofort kuschelte ich mich an ihn.
"Da bist du ja."
"Denkst du, ich lasse dich hier mit den Gestörten alleine?" fragte er und küsste mich. Das war das abslute Highlight von diesem Tag.
"Sie waren eigentlich sehr nett und verständnisvoll. Du solltest etwas auf sie zugehen, dann hat eure Familie vielleicht wieder eine Chance. Marcus hat jetzt sowieso die Arschkarte, weil ihn jeder auf YouTube gesehen hat. Aber wie war es mit deiner Mom?"
Tyler sah mich nur an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber ich wusste, dass ich es mochte, so von ihm angesehen zu werden.
"Was du alles für mich tust...das kann ich nie wieder gut machen. Du tust alles für mich und meine Familie. Womit habe ich das nur verdient?"
Ich lächelte.
"Ich will nur, dass du glücklich bist und dass nichts mehr zwischen uns steht. Apropos, wie lief es mit deiner Mom?"
"Ich kenne jetzt die ganze Wahrheit. Und ich muss sagen, jetzt ergibt wirklich alles einen Sinn. Sie hat erzählt, dass du sie mehr oder weniger dazu...gebracht hast, mir die Wahrheit zu erzählen und dass ich mich mit meinem Vater vertragen sollte... Das einzige, was ich dazu sagen kann, ist...ich liebe dich Janine. Und ich werde dich nie wieder los lassen."
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