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Alejandra schritt durch die engen Straßen des Marktes. In den dichten Menschenmassen untergetaucht war sie einer von ihnen, einer der dutzenden Bürger Madrids, die die Produkte der Händler begutachteten.
Sie näherte sich einem jungen Obsthändler und verbeugte sich freundlich.
"Buenas tardes, Alejandra." erwiderte der Verkäufer und reichte ihr eine Clementine.
"Dankeschön, Carlos. Buenas tardes. Wie geht es dir?" fragte sie ihn mit leicht kühlem Ton. Gewöhnlich für sie.
"Mir geht es sehr gut. Danke für die Nachfrage." Carlos seufzte und zog Alejandra näher zu sich heran. Er versuchte ihr Ohr zu erhaschen, ihr etwas zu sagen.
"Dein Vater ist in der Nähe. Er war vor ein paar Augenblicken hier. Ein halbes dutzend Männer sind ihm gefolgt. Etwas geht hier vor sich."
Alejandra stockte der Atem. Wenn dieser Obstverkäufer recht hatte, war ihr Vater Rafaél in heimliche Aktivitäten verwickelt, wenn sie nicht anwesend war.
Vielleicht waren ja die Aufgaben, die sie über den Tag bekam, nur Ablenkung?
"Carlos, wo ist er?! Sag es mir!" Sie ergiff seinen Arm und sah ihn mit durchdringendem Blick in die Augen.
"Die Straße runter, rechts, zweimal links und dann die Treppen hinab. Da habe ich die Spur verloren. Viel Glück, mi Amiga."
Alejandra nickte. "Gracias, Carlos. Adiós por ahora mi Amigo!" So hechtete sie die Straße entlang. In der einen Hand hielt sie die Clementine, in der anderen einen Zipfel des Roten Kleides, um nicht zu stolpern.
Mit Schwung bog sie um die Ecken, stürmte durch die Massen und drängelte sich an den anderen geschickt vorbei. Endlich entdeckte sie die Treppe nach unten und schlich die Stufen hinab.
Mit Vorsicht legte das Mädchen im Roten Kleid ihr Ohr an die dünnen Wände.
"Die Spanier fordern ihr Land zurück. Doch Napoleon ist der wahre Herr dieses Landes. Er vermag sich um dieses zu sorgen, es zu pflegen und ihm Wohlstand zu bringen."
Ein Schwall von freudigen Ausrufen und lautem pfeifen unterbrach die tiefe Stimme ihres Vaters. Allein dies bescherte Alejandra eine Gänsehaut und einen Hauch von Angst.
Warum unterstützte ihr Vater das eigene Land nicht?
"Möge Spanien den Templern zu Füßen liegen. Wir werden den Menschen Frieden und Ordnung bringen und es vor Verrätern verteidigen. Gott sei unser Zeuge!"
Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie hatte genug gehört.
Schnell rannte sie wieder die Treppen hinauf, verlor dabei die Clementine.
"Mierda!" Fluchte Alejandra leise. Sie durfte sich nicht erwischen lassen!
Gerade rechtzeitig war sie um die Ecken gebogen, als die Männer wieder auftauchten.
Einer von ihnen entdeckte die verräterische Frucht.
"Señor Moreno! Hier war jemand!"
Die Reaktion ihres Vaters wurde bereits von dem Treiben der Menschen übertönt.
Jedoch bemerkte Alejandra den Mann auf den Dächern nicht, der das Mädchen in Rot heimlich beobachtet hatte.
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