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15 | Überfordert

ETHAN

„Noah, ich muss gehen", sage ich bittend zu ihm.

Er hat seine schmalen Arme um mein Schienbein geschlungen und klammert sich an mir fest.

„Du sollst nicht gehen, Daddy", ruft er mit weinerlicher Stimme aus.

Ich reibe mir über die Stirn. Ich muss gehen, aber ich weiß auch, dass es seinen Grund hat, dass er immer öfters so reagiert. Früher war es nie ein großes Problem, wenn ich das Haus verlassen habe. Aber früher war ich nun mal auch viel mehr hier.

Ich gehe in die Hocke und stelle meine schwarze Laptoptasche neben mich. Seine Augen, die so sehr meinen ähneln, sehen mich hoffnungsvoll an. Das graugrün schimmert von den Tränen und es bricht mir das Herz, ihm wieder sagen zu müssen, dass ich nicht bleiben kann.

„Es wird nicht immer so sein", sage ich leise zu ihm. „Bald bin ich wieder mehr zuhause. Ich verspreche es dir."

Ein Versprechen, bei dem ich verdammt sicher sein sollte, es wahrzumachen. Leider habe ich aktuell keine Ahnung wie.

„Ich will aber, dass du jetzt hierbleibst!"

„Noah!", sage ich bestimmter. „Ich kann nicht! Ich muss arbeiten und du gehst in den Kindergarten."

Seine Unterlippe beginnt zu beben und ich bereue meinen Ton sofort. Scheiße! Ich spüre selbst, wie mein Geduldsfaden immer kürzer wird und die Überforderung mich droht zu überrollen. Jeden verdammten Abend gehe ich ins Bett, mit dem Gedanken, dass ich nicht weiß, wie ich das alles schaffen soll.

„Es tut mir leid, Buddy", sage ich und ziehe ihn in meine Arme. „Ich komme in der Mittagspause nach Hause. Dann bin ich hier, wenn du zurückkommst."

Er antwortet nicht, sondern krallt sich nur weiter in mein Jackett.

Daher schiebe ich hinterher: „Schau mal ... Anna ist schon da und will mit dir spielen. Und wenn du dann später aus dem Kindergarten kommst, bin ich schon wieder da."

Noah hebt seinen Kopf und sieht zur Seite, wo Anna etwas entfernt in der Küche steht. Wie immer hält sie sich dezent im Hintergrund, aber natürlich hat sie die ganze Szene mitbekommen. Insbesondere in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass auch ihr Blick von Tag zu Tag vorwurfsvoller wird und mir nur so entgegen schreit, was ich für ein mieser Vater bin. 

Nicht nur das. Ich bin auf dem Weg zu meinem eigenen Vater zu werden. Ich liebe meinen Dad, aber ich habe es gehasst, dass er nie da war. Es gab sogar Zeiten, da konnten wir kaum noch miteinander sprechen, weil ich es ihm nicht mehr verzeihen konnte, dass er schon wieder ein Eishockeyspiel von mir verpasst hat oder einfach nie da war, wenn ich ihn gebraucht habe. 

Doch wenn ich in der Firma kürzer trete, habe ich das Gefühl, meine Familie hängenzulassen. Wenn ich es nicht tue, lasse ich Noah hängen. Und obendrauf ist da noch diese ganze riesengroße Scheiße mit Grace, die mich diese Nacht kein Auge hat zu tun lassen.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich wirklich weiß, was damals geschehen ist. Fast sicher bin ich mir allerdings, dass das nicht die ganze Geschichte war. Aber ich bin es auch leid, weiter nachzubohren oder mir Gedanken darüber zu machen. Das habe ich bereits genug getan. Monatelang nachdem sie weg war, habe ich mir jeden Tag Vorwürfe gemacht und mich gefragt, was ich falsch gemacht habe und seit sie zurück ist, sind diese Gedanken zurückgekehrt.

Was das Gespräch gestern gezeigt hat, ist, dass sie noch immer nicht in der Lage ist, richtig mit mir zu sprechen. Eine Sache, die sich also in den letzten elf Jahren nicht geändert hat. Sie ist damals gegangen und auch wenn sie jetzt das Gespräch mit mir gesucht hat, war sie doch nicht richtig offen.

Aber vielleicht zeigt das auch einfach, wie instabil unsere Beziehung war und dass sie bis heute nicht in der Lage ist, mir zu vertrauen. Ich habe Grace wirklich geliebt und ihr Glück war mir wichtiger als mein eigenes. Damals dachte ich, dass sie mich auch liebt. Es war alles, was ich wollte, aber vielleicht war ich einfach naiv. Vielleicht war es nicht ihre Liebe, um die ich hätte kämpfen sollen, sondern ihr Vertrauen, von dem ich ziemlich schmerzhaft spüren musste, dass ich das nie hatte.

Anna kommt auf uns zu und geht ebenfalls in die Hocke. Sie ist seit Noahs Geburt bei uns und ich bin ihr unglaublich dankbar, was sie für Noah tut. Als ich sie damals eingestellt habe, war ich erst unsicher, ob sie die Richtige ist, aber sie hat mich sehr schnell eines Besseren belehrt. Außerdem hält sie mir immer wieder den Spiegel vor, wenn ich als Vater versage. Was in letzter Zeit leider mehr zur Gewohnheit als zur Ausnahme wird. 

Sie ist nur unwesentlich älter als ich und ich habe die Befürchtung, dass früher oder später der Moment kommen wird, an dem sie weiterzieht. Ich bezweifle, dass es ihr Ziel ist, immer Kindermädchen zu bleiben. Das war auch der Grund, warum ich damals erst nicht sicher war, ob ich mich für sie entscheiden soll. Ich würde es ihr gönnen, aber es wäre trotzdem ein harter Schlag. Insbesondere für Noah. 

Dadurch, dass man seine eigene Mutter nicht als Mutter bezeichnen kann, klammert er sich umso mehr an Anna. Sowohl Anna als auch ich versuchen, dem Einhalt zu gebieten, aber es gelingt uns nur bedingt. Sie ist nun mal die Person, die am meisten da ist. Ein Grund mehr, dass ich das ändern sollte.

„Hey Noah", sagt sie sanft zu ihm und setzt sich vor ihn in einen Schneidersitz. „Ich war schon ganz aufgeregt, weil wir doch heute mit dem Kindergarten den Ausflug in den Wald machen. Erinnerst du dich?"

Er sieht sie mit großen Augen an und nickt in Zeitlupe. „Du auch?"

„Ich komme auch mit", antwortet sie ihm und hält ihre Hand hin, damit er sie ergreifen kann. „Und wenn wir zurückkommen, ist Daddy wieder da."

Zu meiner Erleichterung ergreift Noah ihre Hand und lässt von mir ab.

Nachdem er sie umarmt hat, rennt Noah zur Küche und bevor Anna ihm folgt, sieht sie mich noch streng an: „Du bist besser da, wenn wir nach Hause kommen."

***

Im Büro wird es nicht besser. Selbst, wenn ich die Jalousien vorgefahren habe und die Tür geschlossen ist, bin ich mir viel zu sehr bewusst, dass Grace nur wenige Meter von mir entfernt sitzt. Als ich sie vorhin kurz gesehen habe, sah sie unglaublich müde aus. Sie ist noch immer bildhübsch – das ist sie immer –, aber die dunklen Schatten unter ihren Augen waren nicht zu übersehen. 

Ich darf mich nicht von ihr ablenken lassen. Ich muss meine Termine hinter mich bringen, die ich alle von Ella auf den Vormittag verlegen lassen habe, damit ich zur Mittagszeit in mein Homeoffice verschwinden kann. Das bedeutet aber auch, dass ich jetzt dauernd jemanden in meinem Büro sitzen habe, obwohl ich am liebsten nur für mich wäre. 

Gerade sitzt Rhett Cowen vor mir. Einer der Mitarbeiter aus dem Controlling und auch der Mann, den man scheinbar für den richtigen für Grace hält.

„Willst du mir etwa sagen, dass Claudia das nie hat auswerten lassen?", frage ich ihn fassungslos, als ich auf den Graphen sehe, der eindeutig anzeigt, wie die Kosten für den Aufsatz eines Vertriebsnetzes immer weiter explodiert sind, mit sogar fallendem Erfolg.

Rhett zuckt entschuldigend mit den Schultern und seine Augen weiten sich. Ich massiere ungläubig mit Daumen und Zeigefinger meinen Nasenrücken und starre auf das Desaster. Da allerdings der Mitarbeiter vor mir nichts dafür kann, reiße ich mich zusammen.

„Danke, Rhett. Das wäre dann alles. Bitte nimm die Auswertung in deinen wöchentlichen Report auf."

Er nickt und greift hektisch nach seinem iPad, das ihm dabei fast wieder aus der Hand gerutscht wäre. Ich ringe mir ein besänftigendes Lächeln ab. Er ist vermutlich ein netter Kerl und kann für alles nichts. Nichts hierfür und auch nichts dafür, dass er im Begriff ist, die Frau zu daten, die ich nie vergessen konnte.

Als Rhett die Tür hinter sich geschlossen hat, lehne ich mich erschöpft in meinem Schreibtischstuhl zurück. Meine Hände reibe ich über mein Gesicht. Allerdings bleibt mir nichts anderes übrig, als meinem Vater von dieser neuen Scheiße zu berichten.

Wie nicht anders zu erwarten, ist der wenig erfreut, als ich ihn nur wenig später am Hörer habe.

„Verdammt, Ethan! Warum fällt das jetzt erst auf?"

„Weil ich mich nicht aufteilen kann", schieße ich zurück,  erneut bemüht, die Fassung nicht zu verlieren.

„Ethan!", sagt er scharf. „Wir können uns nicht erlauben, dass diese Übernahme floppt. Du weißt, dass wir weiter expandieren wollen und wenn wir das Gefühl vermitteln, dass wir das nicht hinbekommen, wird man sich das Maul über uns zerreißen."

„Ich weiß, Dad. Du musst mir das nicht sagen. Ich kann aber auch nur so viel machen, wie eben geht. Dieser Laden ist ein einziges Chaos. Ich bin nur noch damit beschäftigt diese ganze Scheiße aufräumen, wenn ich eigentlich zuhause sein sollte, um mich um meinen Sohn zu kümmern! Jeden Tag frage ich mich, wie die Grand Haven-Hotels jemals zu so einem Erfolg werden konnten."

„Claudia wusste, wie man verkauft und sie war visionär."

Ich schnaube auf.

„Ethan", sagt mein Vater besorgt. „Bekommst du das hin?"

Ich stütze meinen Ellbogen auf den Schreibtisch und sehe vor mich hin. So sehr ich nein sagen will, bringe ich es nicht über mich. Ich will ihn nicht enttäuschen. Er hat mir das anvertraut, also muss ich es auch zu Ende bringen.

„Ja ... Ja, ich bekomme das hin. Keine Sorge."

„Gut. Warum kommst du am Wochenende nicht mit Noah vorbei? Deine Mom würde sich auch freuen."

„Ich ... Ich weiß noch nicht. Ich melde mich nochmal."

Es herrscht kurz Schweigen zwischen uns, bevor er fragt: „Bist du sicher, dass alles in Ordnung bei dir ist, Ethan?"

„Es ist alles gut." Es ist alles gut ...

***

Ich bin zu spät dran! Und mit jeder Minute, die vergeht, sinkt meine Chance auch nur annähernd zur versprochenen Uhrzeit zuhause zu sein. Das ist auch der Grund, warum ich Owen mehr oder weniger mitten im Satz abwürge und ihm grober, als ich es normalerweise tun würde, sage, dass ich mich jetzt nicht darum kümmern kann.

Nachdem er aus meinem Büro verschwunden ist, mit einem Gesichtsausdruck, der mir sagt, dass das gerade überhaupt nicht gut ankam, ziehe ich mein Jackett über, stopfe meinen Laptop in die Tasche und stürme aus dem Zimmer. Ich werde ihn später anrufen, aber jetzt kann ich mich nicht darum kümmern, sondern muss irgendwie dafür sorgen, in diesem Haus zu sein, bevor Noah auftaucht.

Vor den Aufzügen wäre ich fast mit Grace und Rhett zusammengestoßen, die gerade aus der Mittagspause zu kommen scheinen. Großartig! Grace sieht mich mit ihren großen, dunkelblauen Augen an. Ein Schatten legt sich über ihren Blick und Trauer spiegelt sich darin wider. Ihre Augen waren schon immer voller Gefühle, ob gute oder schlechte. Und ich habe es geliebt, wenn sie mich angesehen hat, als wäre ich ihre Welt. Innerlich schnaube ich auf. So viel dazu.

Ich nicke ihnen zu und verliere keine Zeit, um in den Aufzug zu steigen. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass Grace mich jetzt noch weiter durcheinander bringt, wenn ich sowieso schon kaum noch weiß, wo mir der Kopf steht.

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