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10 | No-Dating-Regel

GRACE

An normalen Tagen sehe ich in einer ungewöhnlichen Häufigkeit zu Ethans Büro – heute sehe ich in einer bedenklichen Häufigkeit zu Ethans Büro. 

Noch häufiger denke ich darüber nach, ob ich das Gespräch mit ihm suchen sollte. Ich will nicht, dass er denkt, dass ich ihn am Freitag mit Absicht belauscht habe. Okay, vielleicht habe ich das ein wenig – ich hätte weggehen können – aber ich konnte ja nicht ahnen, dass ich in so etwas hineinplatze.

„Grace?", spricht mich Ella an und bleibt vor meinem Schreibtisch stehen.

„Ja?"

„Ethan will dich sehen."

„Ethan will ... er will mich sehen?", stammle ich hervor.

Ella sieht mich schief an. Sie muss mich schon für bescheuert halten, weil ich jedes Mal total dämlich reagiere, wenn es um Ethan geht.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und sage: „Ich komme."

Will er mich rauswerfen? Oh Gott, ganz bestimmt will er das. Was mache ich dann? Ich kann nicht arbeitslos werden. Wie soll ich dann noch die Miete bezahlen, meine Studienkredite? Und wie wird das aussehen, wenn ich nach nicht einmal einem Monat wieder rausgeflogen bin? Bis auf ein paar Nebenjobs und Praktika habe ich keine Referenzen. Vielleicht kann ich Ethan dazu überreden, mir wenigstens eine Empfehlung zu schreiben.

Ella klopft an Ethans Bürotür und öffnet sie mir kurz darauf. Voller Anspannung trete ich in den Raum und Ethan sieht auf. Es erinnert mich an den Moment, als ich ihn zum ersten Mal wiedergesehen habe. Ethan saß auch hinter seinem Schreibtisch, nur sah er damals noch nicht so erschöpft aus.

Mit ihm allein zu sein, beschleunigt meinen Herzschlag und ich kann meine Augen einfach nicht von ihm nehmen. Es könnten hunderte Menschen in einem Raum sein und ich würde trotzdem nur ihn wahrnehmen.

Ethan räuspert sich und mein Blick schnellt von seiner breiten Brust, die sich unter seinem Hemd abzeichnet zurück zu seinem Gesicht.

„Setz dich doch", sagt er zu mir. 

Bilde ich es mir ein oder klingt seine Stimme kratzig? Lässt es ihn auch nicht kalt, wenn er mich sieht? Innerliche schelte ich mich. Das ist Quatsch. Alles, was Ethan in meiner Gegenwart spürt, ist vermutlich die Hoffnung, dass ich bald wieder aus seinem Leben verschwinde.

Anstelle mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen, platze ich heraus: „Bitte wirf mich nicht raus." Ethan zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen, doch ich brabble einfach weiter. „Bitte! Ich brauche diesen Job. Ich verspreche dir, so etwas wie am Freitag kommt nie wieder vor. Ich mache mich so unsichtbar wie möglich. Du wirst überhaupt nicht mehr merken, dass ich da bin. Ich muss meine Miete bezahlen, meinen Studienkredit. Wenn ich ... Kannst du mir wenigstens noch etwas Zeit geben, damit ich mir etwas Neues suchen kann?"

„Grace!", sagt Ethan bestimmt. „Setz dich!"

Ich presse meine Lippen aufeinander, damit ich nicht weiter auf ihn einrede, und setze mich auf den schwarzen, gepolsterten Stuhl.

Er hat sich in seinem Schreibtischstuhl zurückgelehnt und seine graugrünen Augen ruhen auf mir. „Ich habe nicht vor dich rauszuschmeißen und–"

„Nicht?", unterbreche ich ihn und beiße mir prompt auf die Zunge.

„Nein. Ich wollte mit dir wegen Samstag sprechen."

Samstag? Was war am Samstag? Ich war zuhause und später mit den anderen in der Bar. Hat er mich irgendwo gesehen? Habe ich etwas Unangemessenes getan? Nein, das kann es nicht sein. Ich habe nicht einmal wirklich etwas getrunken.

„Lynn hat mir von eurem ... Zusammenstoß erzählt und ich wollte mich dafür entschuldigen. Sie ist damit zu weit gegangen."

Lynn? Ja, natürlich ... Annalynn.

„Uh ... oh ...", stammle ich sinnlos vor mich hin.

„Es wird nicht wieder vorkommen."

„Schon okay?", erwidere ich mehr als Frage, als wirklich zu antworten.

Ethan sieht mich für einige Sekunden nachdenklich an und ich habe alle Mühe, seinem Blick standzuhalten. Er ist so intensiv und dort steht so viel drin, was ich nicht deuten kann, was ich nicht verstehe. Es macht mich verrückt. Alles an ihm macht mich verrückt. Insbesondere meine zwiespältigen Gefühle. Ich bin so wütend und enttäuscht, aber gleichzeitig kann ich ihn nicht loslassen.

„Vielleicht", beginnt er dann zögerlich, „sollten wir darüber reden."

„Über Annalynn?"

„Nein. Über ...", er stockt kurz, „uns."

„Oh", sage ich zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Unterhaltung. Doch nur bei dem Gedanken an so ein Gespräch zieht sich alles in mir zusammen. „Wir müssen nicht darüber reden."

„Ich denke schon. Es gab mal eine Zeit, in der ich dich ziemlich gut kannte, Grace. Deshalb weiß ich auch, dass du dich seltsam verhältst, sobald ich nur in der Nähe bin."

Ich will mich erst in Ausreden versuchen, entscheide mich dann aber doch dagegen. Er kennt die Wahrheit und ich kenne sie auch. „Es ist seltsam."

„Ja, ist es." Verwundert sehe ich ihn an. Ich hätte nicht gedacht, dass er das so frei heraus zugibt. „Deshalb sollten wir darüber reden", fügt er hinzu.

Alles in mir schreit, dass ich abhauen will, nur weg, mich nicht dem stellen müssen, wovor ich schon vor elf Jahren Angst hatte. Aber es ist elf Jahre her. Heute zu hören, dass es für ihn nichts bedeutet hat, sollte viel weniger wehtun. Außerdem hat er es mir eigentlich schon gesagt, direkt in unserem ersten Gespräch, als er von einer kleinen Affäre gesprochen hat.

„Worüber genau willst du reden?", frage ich ihn und bemühe mich, meine Stimme fest klingen zu lassen.

„Zum Beispiel, warum du dich nie gemeldet hast." 

Mir klappt der Mund auf und ich starre ihn an. Ist diese Frage wirklich sein Ernst? Die wahre Antwort wäre: Weil du ein manipulatives Arschloch warst und ich dich nie wieder sehen wollte.

Das wäre nur eher kein so guter Start für ein Gespräch, ihn direkt zu beleidigen. Mal ganz davon abgesehen, dass er egal, was wir tun, immer mein Boss ist und über mein berufliches Schicksal entscheiden kann, wodurch das Ganze irgendwie von Anfang an ziemlich unausgewogen ist.

„Wolltest du das denn?", frage ich ihn, statt einer Antwort und hoffe so, das Gespräch erst einmal zu ihm zu lenken.

Ich habe es immer gefürchtet, die ungeschönte Wahrheit aus seinem Mund zu hören, aber dann ist da wieder der Teil in mir, der sich danach sehnt, dass er es irgendwie besser macht. Dass ich ihm nicht so egal war, wie es gewirkt hat.

Ethan verzieht irritiert das Gesicht und setzt gerade zu einer Antwort an, da klopft es an der Tür.

„Ja?", fragt er genervt und Ella steckt ihren Kopf hinein.

„Dein Vater ist am Telefon. Er sagt, es sein dringend."

Ethan stöhnt auf. „Stell ihn durch."

Ich springe auf, unsicher, ob ich erleichtert sein soll, dass ich darum herum komme, dieses Gespräch führen zu müssen oder ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, all das Ungesagte einmal zu sagen.

„Grace", spricht Ethan mich noch einmal an und ich bleibe stehen. „Ich denke noch immer, dass wir reden sollten."

Ich nicke, weil ich tief in meinem Inneren weiß, dass er recht hat.

***

An meinem Schreibtisch werde ich mit einem besorgten Blick von Selena empfangen. „Alles in Ordnung?"

Ich zucke mit den Schultern, weil ich es selbst nicht sagen kann. „Lass uns zuhause darüber sprechen."

Selena sieht noch immer besorgt aus, lächelt mir aber aufmunternd zu. Auch wenn sie nicht viel weiß, weiß sie, dass es nicht einfach für mich ist, Ethan zu sehen.

Gemma taucht neben mir auf und flüstert mir zu: „Hast du mit Rhett gesprochen?"

Innerlich seufze ich auf, weil sie mir mittlerweile wirklich auf die Nerven geht. „Nein, wie ich schon sagte, ist es keine gute Idee, jemanden aus dem Büro zu daten."

„Ach das ist doch Quatsch", sagt sie lachend. „Weißt du wie viele große Liebesgeschichten am Arbeitsplatz entstehen?"

„Nein ...", erwidere ich langgezogen.

Kann sie nicht einfach damit aufhören? Ich glaube ihr, dass Rhett nett ist, aber ich will ihn wirklich nicht daten.

„Millionen!", sagt sie überzeugt.

„Gibt es da nicht so etwas wie eine No-Dating-Regel?", frage ich gequält.

Gemma zieht ihre Stirn in Falten. „Eine No-Dating-Regel?"

„Ja, dass man niemanden aus dem Unternehmen daten darf."

„Ist das legal? Das Grand Haven hat so etwas nicht. Ich hatte letztes Jahr für ein paar Monate eine Affäre mit Finn aus der Buchhaltung und jeder wusste davon."

„Vielleicht hat Tyrell so eine Regel", werfe ich ein.

„Ach Grace, wenn das deine Sorge ist, das kann ich für dich klären." Sie winkt und ruft über meinen Kopf: „Ethan, ich habe eine sehr wichtige Frage."

Ich wirble herum und reiße dabei meine Wasserflasche um, die krachend zu Boden fällt. Überfordert mit der Situation weiß ich nicht, auf was ich mich konzentrieren soll. Die Flasche rollt unter meinen Schreibtisch und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Ethan auf uns zukommt.

Ich höre noch Selena ein mahnendes „Gemma" zischen, worauf die aber überhaupt nicht reagiert.

Um Ethan nicht in die Augen sehen zu müssen, gehe ich in die Hocke, um meine Flasche aufzuheben, die mittlerweile irgendwo an der Stelle liegt, an der Selenas und mein Schreibtisch sich treffen. Leider komme ich so nicht ran und muss auf die Knie gehen, um darunter zu krabbeln.

Ethans schwarze Anzugsschuhe bleiben kurz vor meinem Schreibtisch stehen und ich höre Gemma fragen: „Ethan, gibt es bei Tyrell so etwas wie eine No-Dating-Regel am Arbeitsplatz?"

Hitze steigt mir den Nacken hoch und meine Ohren glühen. Gott, das kann nicht ihr Ernst sein!

Da ich mich allerdings nicht ewig unter dem Schreibtisch verstecken kann und ich vermutlich sowieso schon ein total dämliches Bild abgebe, komme ich langsam darunter hervor. Ethans Blick fällt auf mich und er zieht eine Augenbraue nach oben.

Ich halte die Wasserflasche nach oben. „Runtergefallen."

Ethan wendet seine Aufmerksamkeit wieder auf Gemma, aber ich komme nicht umhin zu denken, dass etwas seltsam ist. Er wirkt steifer als sonst und normalerweise verhält er sich auch seinen Mitarbeitenden gegenüber nicht so reserviert.

Als er Gemma antwortet, klingt er fast genervt: „Gemma, was du in deiner Freizeit mit wem tust, ist mir völlig egal und ich will es auch nicht wissen. Also nein, die gibt es nicht."

„Siehst du, Grace", sagt Gemma eifrig zu mir und ich lächle sie gequält an.

Ethans Blick wandert zu mir und er sieht mich fragend an, Lippen zu einer geraden Linie verzogen. Ich schüttle nur den Kopf. Ganz sicher werde ich ihm nichts von dieser ganzen Nummer erzäh–

„Wir sind dabei Grace und Rhett zu verkuppeln", teilt Gemma in diesem Moment Ethan eiskalt mit.

Mein Kopf läuft hochrot an und ich überlege, ob es Hoffnung gibt, dass ich mich nur verhört habe.

„Tatsächlich?", fragt Ethan trocken. „Na dann ... viel Erfolg." Die Missbilligung dringt durch seine Stimme und ich krümme mich innerlich vor Scham. Zum Glück scheint er absolut kein Interesse zu haben, dieses Bullshit-Gespräch fortzusetzen. „Wenn ihr mich dann entschuldigen würdet", sagt er auf eine Weise, die sowieso nichts Gegenteiliges zulassen würde und geht mit großen Schritten zu seinem Büro.

Ist er sauer? Er wirkt sauer. Aber vermutlich hatte er nur keine Lust, sich weiter an dieser lächerlichen Unterhaltung zu beteiligen.

In der Sekunde als sich die Tür hinter ihm schließt, fahre ich Gemma wütend an: „Was sollte das?"

„Was?", fragt sie lachend. „Ist doch alles kein Problem. Der Kerl ist ein unter dreißigjähriger Multimillionär. Außerdem ist er verdammt heiß. Der hat vermutlich jede Nacht ein neues Supermodel in seinem Bett, die versaute Dinge mit ihm tun. Da schockt ihn eine kleine Datingnummer zwischen zwei Kollegen ganz sicher nicht."

So richtig leiden konnte ich Gemma nie, aber in diesem Moment sinkt sie in meiner Achtung gleich mehrere Stufen nach unten. Mal abgesehen davon, dass sie absolut nicht merkt, wie unwohl ich mich fühle, hasse ich es immer mehr, auch nur Ethans Namen aus ihrem Mund zu hören. Vielleicht ist es auch, wie sie ihn ansieht, wie sie unnatürlich lacht, wenn er in der Nähe ist oder die Art wie sie über ihn spricht.

Zum Glück wird sie in diesem Moment von einer anderen Kollegin gerufen und verschwindet.

Ich merke erst, dass ich ihr wütend hinterher starre, als Selena mich anspricht. „Das war daneben, aber versuch es dir trotzdem nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen."

„Was war das? Wollte sie mich bloßstellen?", frage ich aufgebracht.

„Nein, ich denke, sie wollte eher seine Aufmerksamkeit."

„Ethans Aufmerksamkeit?"

Selena nickt. „Sie mag so tun, als wäre das alles nur Spaß, aber ich glaube, sie steht wirklich auf ihn."

Das macht es echt nicht besser.

Ich schneide eine Grimasse und nehme mir vor ab jetzt einen großen Bogen um sie zu machen. Es ist mir egal, wenn ich keinen Anschluss finde, auf sie kann ich definitiv verzichten.

„Mich nervt sie auch", sagt Selena. „Leider ist sie immer bei Ruth dabei und wir müssen hier miteinander auskommen."

„Das ist in der Tat ein Problem", murmle ich noch immer verärgert vor mich hin.

Doch mein viel größeres Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich mit Ethan darüber sprechen soll, was vor elf Jahren vorgefallen ist und wie sehr es mich zerstört hat.

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