Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, kann ich sagen, dass der Mai 2016 der schlimmste Monat war.
Die Erinnerungen sind verschwommen und grau, doch eine Szene weiß ich noch sehr gut.

Ich bin mit meiner Familie im Urlaub, es ist Abend. Die 3 anderen gehen in den Wellnessbereich des Hotels, ich bleibe auf dem Zimmer.
So schlecht wie an diesem Abend habe ich mich noch nie gefühlt. Alles scheint grau und leer. Ich sitze auf dem Doppelbett, das ich mir mit meinem Bruder teile. Auf der rechten Seite.
Ich greife nach dem linierten Din-A4-Heft, das ich mir extra für Geschichten gekauft habe. Oder war es doch die Mutter, die es für die Schule besorgte?
Es spielt keine Rolle.
Stift, Heft und Musik. "Requiem for a dream" - den ganzen Abend lang.
Und es geht los.
Ich nannte diese Geschichte damals "hidden tears", soweit ich mich erinnern kann.
Die Hauptfigur würde sich umbringen, ohne dass es jemals ein Mensch erfahren würde. Man würde es nicht glauben, doch in diesem Moment wollte ich so wahnsinnig gerne diese Hauptfigur sein und meinem Leben entfliehen können - doch ich konnte nicht.

An diesem Abend hatte ich das erste Mal Suizidgedanken. Und es würde auch nicht dabei bleiben.
Doch im Moment war es nur der Gedanke, der sich in meinem Kopf festsetzte und mich seitdem nie mehr richtig loslassen würde.