XVI
Für die Zurechtlegung eines Plans blieb uns keine Zeit mehr, denn im nächsten Moment erschien der Geschäftsführer in der Kellertür. „Na na, was muss ich sehen?", rief er, während er fies lächelnd eine Pistole auf unsere Mitstreiter richtete. „Ihr helft unseren Feinden, die ich seit Jahren versuche dran zu kriegen? Wie jämmerlich, so tief seid ihr also gesunken? Ich dachte wirklich, dass ich euch vertrauen könnte..." Jay 2.0 trat vor und blickte seinem Schöpfer tief in die Augen: „Ist das so? Dann sage ich dir jetzt mal was: Ich bin es satt, ständig herum kommandiert oder für böse Zwecke missbraucht zu werden! Was hindert mich also daran, auf ihre Seite zu wechseln, unser kleines Gespräch von eben habe ich nicht vergessen! Ich wurde zwar von dir geschaffen, bin aber dennoch ein Mensch, ich verdiene ein Leben außerhalb dieser Mauern...falls du es nicht verstehen willst, ist es dein Problem!" Das Grinsen des Mannes wurde von einem zornigen Ausdruck überschattet, woraufhin er die Waffe noch fester umklammerte. „Zwing mich nicht, den Abzug zu drücken!", giftete er. „Und sieze mich gefälligst!" Mein Abbild schüttelte nur den Kopf und rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht, wollte mit uns durch die Tür entwischen. Sein Kollege versperrte uns jedoch den Weg: „Oh nein, so schnell kommt ihr nicht davon!" Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen, er war offenbar wieder ganz der Alte. „Ich kann und werde mich auch nicht von solchen Leuten wie euch hinreißen lassen, ich wurde mit einem Auftrag geboren, schon vergessen?" Jay 2.0 zischte: „Lass uns durch, verdammt...insgeheim willst du doch auch ein besseres Leben..." Arya II. zog ein Messer hervor und deutete damit auf sein Herz. „Ein Leben in der Hölle vielleicht!", fuhr er fort. „Ich schwöre dir, egal wie das hier enden mag, ich werde nicht zu euch zurück kehren! Meinetwegen, schließ dich ihnen an, aber du wirst nie erfahren, was mein Job wert ist...der Weg in eine glänzende Zukunft steht kurz bevor!" Ich blickte zwischen den beiden hin und her, es war ein Kräftemessen der besonderen Art. Selbst, wenn einer von ihnen vorher nur ein willenloses Dasein geführt hatte und jetzt alles aufgab, nur um unsere Ehre zu verteidigen, verdiente er trotzdem die Freiheit. Ich bemerkte nicht, wie sein ehemaliger Boss langsam wieder auf die Beine kam und - skrupellos, wie er war - doch noch den Abzug der Waffe betätigte. Aus der Mündung schoss eine einzelne Kugel, die wie in Zeitlupe direkt auf Jay 2.0 zu flog...und gerade noch rechtzeitig von Arya abgeblockt wurde. Alarmiert drehte sich der Klon um und starrte hasserfüllt auf die Visage seines Schöpfers. „Ich kann mich jederzeit gegen dich wenden!“, murmelte er, ein zynischer Unterton lag in seiner Stimme. „Und heute ist ausgerechnet so ein Tag, wo am Ende entschieden wird, wer lebt oder stirbt...hab ich nicht Recht?“ Niemand sagte etwas, beobachtete angespannt die Szenerie. Jay 2.0 wiederholte den Satz, diesmal lauter: „HAB ICH NICHT RECHT? DIESER MANN IST VERANTWORTLICH AM TOD VON TAUSEND RIDERN, MACHTGIERIG UND FEIGE...GENAU, FEIGE! ER WILL VOR DEN MEDIEN NICHT EINMAL ZUGEBEN, DASS ER UNSCHULDIGE MENSCHEN EINFACH SO IHRER GABE BERAUBT UND SIE ANSCHLIEßEND KALTBLÜTIG UMGEBRACHT HAT, DAS IST GRAUSAM! UND WENN IHR FINDET, DASS DIESER FEIGLING GENAU HEUTE ZUR RECHENSCHAFT GEZOGEN WERDEN SOLL, FÜR ALL DIE NEGATIVEN TATEN, DIE ER VOLLBRACHT HAT...DANN KÄMPFT MIT MIR BIS ZUM LETZTEN! FÜR DIE FREIHEIT, LASST UNS UNSER ALLER RUF WIEDER HERSTELLEN!“ Was glaubt der, wer er ist? Er ist kein Richter, die Polizei soll sich mit diesem Mörder befassen...los, sag es ihm, ich traue ihm immer noch nicht so ganz!, meldete sich eine alte Bekannte zu Wort, wie sehr hatte ich sie vermisst...nicht. Wann würde sie mich endlich in Ruhe lassen? Über diese Frage konnte ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, ein Röcheln entschlüpfte der Kehle meines Abbildes und es ruderte hastig mit dem Armen. Nach der Ursache musste ich nicht lange suchen, Arya stand mit gespreizten Fingern neben ihm und wirkte äußerst amüsiert. „Hör auf, Selbstjustiz zu üben, du machst es nur noch schlimmer!“, zischte er und gab ihn schließlich frei, keuchend griff sich Jay 2.0 an den Hals. „Das ist eine Sache zwischen uns beiden und nur zwischen uns beiden, verstanden?“ Prüfend schaute er jeden Einzelnen an, meine Augen trafen auf seine. Ich muss das tun, schien er mir zu zu flüstern. Sonst gehen wir alle drauf. Zur Verstärkung seiner Rede beförderte er mit einem energischen Schwenk seines Kinns Ju, sein und mein Abbild und mich selbst an die raue Wand, benommen lag ich nun da. Der Geschäftsführer lächelte belustigt: „Endlich sind sie zur Vernunft gekommen, Mr. Lee! Ich wünsche ihnen viel Spaß bei ihrem Untergang!“ Er feuerte erneut, Ju warf sich dazwischen und verfehlte ihn selbst und Arya nur um Haaresbreite. „Sorry, ich kann nicht zulassen, dass dir nochmal etwas passiert!“, wisperte er, sein Kumpel drängte ihn beiseite: „Was habe ich eben gesagt? Vergiss nicht, ich bin der Stärkste von uns dreien, ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“ An die anderen gerichtet rief er: „Lauft zum Helikopter, ich komme nach, sobald ich kann! Bringt euch in Sicherheit, ich regle das!“ Wir ließen uns das nicht zweimal sagen und flohen aus dem Keller, als der Ausgang vor uns auftauchte, blickte ich nochmal zurück. Bitte komm heil zurück, dieser Arya ist nicht der, den ich mir wünsche. Du weißt nicht, was du tust.
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