VII
Währenddessen in der Zentrale von Ridercorp...
„SAGEN SIE DAS NOCHMAL!“, zeterte der dunkelhaarige Mann und schlug mit der Faust auf den Tisch seiner Sekretärin. Sie, eine zierliche Frau mit blonden Strähnen, antwortete zaghaft: „Es tut mir Leid, aber es ist so...“ Er schloss kurz die Augen, musste nachdenken. Nach einer Weile beugte er sich vor und zischte durch die Zähne: „Wenn sie ihn nicht SOFORT entwickeln, wird es dramatische Folgen für ihre Familie haben, verstanden?“ Sie nickte hastig und flüchtete aus dem Raum, er rieb sich die Hände. Hämisch grinsend schaltete er den Laptop ein, übertrug den Screen auf den riesigen Monitor im Zimmer. Aufnahmen von verschiedenen Tagen erschienen auf dem Schirm, verfolgten jeden Schritt der beiden Rider. Die Tatsache, dass nun ein dritter hinzu gestoßen war, erfüllte ihn mit Zorn, er musste sie alle in die Finger kriegen. Noch war sich dieser Jay Samuelz nicht bewusst, über welche Macht er nun verfügte, doch würde schnell dazu lernen - und das musste er unbedingt verhindern. Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an, dieselbe, die er seiner Sekretärin zur Aufgabe gegeben hatte. Aber wie immer musste er alles selbst machen. „Die DNA ist bereit, Sir!“, stotterte die Frau, sie trug ein Klemmbrett unter dem Arm. Er grinste breit und schnippte sich einen imaginären Fussel vom Anzug: „Gut, dann folgen sie mir!“ Er ging zum Aufzug und drückte den Knopf zum Keller, sie quetschte sich neben ihn. Unten roch es muffig und nach einigen anderen Chemikalien, er trat zu einem kleinen Behälter. „Sehen sie zu und lernen sie!“, wisperte er bedrohlich und ließ einige Tropfen der durchsichtigen Flüssigkeit auf den marmornen Boden fallen. Augenblicklich verfestigte sich die Substanz und formte eine menschliche Zelle, diese schob er vorsichtig in einen Bottich mit Eis. Kleine Blitze zuckten aus dem Gerät und Dampf quoll hervor, er fröstelte. Die Art, Lebewesen zu erschaffen, die wiederum nur aus totem Material bestanden, konnte er nicht leiden, aber es gab nun mal keinen anderen Weg. Als der Dunst sich verzogen hatte, lag eine Gestalt in dem Tank...eine Gestalt, die einer mehr als vertrauten Person ähnlich war. Ihr kalkweißes Gesicht und die milchigen Augen ähnelten eher einem Vampir als jener junge Youtuber. „Du weißt, was du zu tun hast?“, begrüßte der Geschäftsführer den Klon, dieser entgegnete mit noch eisiger Stimme: „Ehrlich gesagt, nein! Jedoch wird es mir eine Ehre sein, für sie zu arbeiten! Was soll ich tun?“ Sein Gegenüber holte ein Foto aus seiner Manteltasche und hielt es ihm hin. „Zwei Worte: Finden, aber nicht gleich umbringen! Ich will ihn und seine Gefährten lebend!“ Das Abbild runzelte die Stirn, dann hellten sich seine Züge auf: „Mit Vergnügen, Meister!“
Meine Gedanken fuhren Achterbahn, ich konnte es immer noch nicht glauben. Eben hatte mir mein bester Freund weis gemacht, dass er ein waschechter Superheld war und zusammen mit unserem Homie seit geraumer Zeit gegen dunkle Mächte kämpfte? Das wäre guter Stoff für einen neuen Kurzfilm, aber durfte er sein Geheimnis überhaupt publik machen, wenn diese Organisation hinter ihm her war? Und was hatte ich mit dem Ganzen zu tun, so viele Fragen waren noch zu klären... „Erde an Jay Samuelz!“, riss mich Aryas Stimme aus meinen Überlegungen und ich zuckte zusammen: „Was, hab ich was verpasst?“ Wir waren am Alexanderplatz angekommen und er richtete seine Hand auf den Brunnen, eine Wassersäule formte sich aus dem Nichts. Für einige Sekunden schien sie unter seiner Kontrolle, dann fiel sie auch schon wieder in sich zusammen, als ob nichts gewesen wäre. „Holy Crap, Bro!“, stammelte ich und riss ungläubig die Augen auf, Arya schüttelte den Kopf: „Das war noch gar nichts!“ Und ehe ich mich versah, hatte er mich gepackt und schoss mit übermenschlicher Geschwindigkeit in den allmählich heller werdenden Himmel empor. „BIST DU WAHNSINNIG?“, brüllte ich vor Schreck. „WAS, WENN ICH HERUNTER FALLE?“ Mein Kollege verdrehte die Augen: „Sehr witzig, meinst du, dir passiert irgendwas? Und außerdem musst du deine Kräfte auch noch trainieren, bevor es ernst wird!“
Lustlos klimperte Ju auf einer Gitarre herum, die er zufällig in einer Ecke des Appartements gefunden hatte. Seit Tagen schwirrte ihm eine Melodie für einen neuen Song im Kopf herum, tat sich aber schwer, den dazugehörigen Text zu komponieren. Es sollte eine Collab mit den beiden werden, wo er Jay einen Rap - Part versprochen hatte, wollte seinen Fans aber vorerst noch nichts verraten. Leise begann er zu summen und schließlich kamen ihm die richtigen Worte von selbst in den Sinn:
Everybody has a secret,
everybody has a clue,
everybody has this problems
going through his mind, yeah.
But what if some people
get to know yours?
What if they can't keep it
for so long.
Then you just can...
Go on with your life,
as normal as possible.
Don't look down your feet,
look at the stars above your head,
all the wonders of the universe are just...
a picture of infinity!
Zufrieden legte Ju das Instrument beiseite und griff nach einem Blatt Papier, nun flossen die restlichen Zeilen nur so aus seinen Gedanken. Nachdem er fertig war, verstaute er den Text in seiner Jeans und kündigte auf YouTube an, dass er bald wieder etwas Großes mit der Crew geplant hatte und man sich überraschen lassen sollte. Auf Dauer schlauchte sein Doppelleben nämlich total...
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