Kapitel 9
Hicks Sicht:
Ich rieb meine Augen wach und linste in die ersten Sonnenstrahlen des Tages hinein. Etwas bewegte sich auf meinem Schoß. Ich nahm die Decke hoch und sah Ohnezahn,der seinen Oberkörper hob und senkte. Er wachte auf und blickte mich mit großen Augen an. "Jaja,du bekommst gleich was.",kicherte ich. Wieso haben Drachen nur immer so einen Hunger? Als ich mich umsah,merkte ich,dass Astrid schon weg war. Eigentlich schade.. Ich wollte sie wecken. Aber wer weiß,vielleicht macht sie gerade ein Frühstück für mich? Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen,als ich daran dachte. Gestern Abend hatte sie nichts dagegen,dass ich bei ihr bleibe und auch als ich meine Hand an ihre Wange legte nicht. Aus einem Grund,den ich nur allzu gut kenne,wünschte ich,ich hätte sie geküsst,aber wie wir alle wissen,kann ich das nicht machen. Ich bin wie besessen von Astrid. Dauernd muss ich an sie denken. Ohnezahn stupste mich von der Seite an und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ich stand lachend auf und holte etwas Fisch vom Vortag,der überraschender Weise noch ziemlich frisch von den kalten Temperaturen nachts war. Er verschlang ihn gierig und ich beschloss,noch eine Weile im Stall zu bleiben. Allerdings kam Astrid nicht. Schließlich stand ich auf,weil mein Magen sich auch meldete und sagte seufzend zu Ohnezahn,der es sich inzwischen wieder auf dem Boden bequem gemacht hatte:"Komm mein Freund,wir schauen mal nach ihr.". Zuerst ging ich ins Klubhaus. Dort war aber nur Rotzbakke,der verschlafen an seinem Brot nagte. Ich wollte ihn nicht nach Astrid fragen,sonst bekomme ich noch so ein doofe Bemerkung an den Kopf geworfen. Also setzte ich mich wortlos zu ihm hin und aß etwas. "Wo sind denn die anderen?",fragte ich,als wir fertig waren. "Die nerven Fischbein bei der Herstellung von den neuen Rüstungen. Ich wollte gerade zu ihnen.". Ich verdrehte die Augen,folgte ihm und wir flogen zur Arena. Dort angekommen überrannte mich Fischbein:"Hicks! Kannst du denen bitte mal sagen,dass sie nicht dauernd um Engelchen herumschwirren sollen,das macht sie nervös und wenn sie nervös ist bekomme ich kein richtiges Metall aus ihr heraus!" - "Ganz ruhig Fischbein. Ich dachte wir wollten das zusammen machen?". Raffnuss und Taffnuss standen um Fleischklops herum und feuerten sie an,was auch immer zu tun. "Ja ich weiß,aber ich konnte es nicht erwarten..",gab er verlegen zurück. "Können wir uns eigentlich auch eine Rüstung zulegen? Wäre doch hilfreich für den Kampf,oder was meinst du Schwesterchen?",fragte Taff und drehte den Kopf zu seiner Schwester. Die fing an zu grinsen und nickte energisch mit dem Kopf. Etwas abwesend antwortete ich:"Warum denn nicht,keine schlechte Idee.. Warte,was? Nein,natürlich könnt ihr das nicht!". Raffnuss hielt sich einige Klumpen von Fehlversuchen an die Brust und lachte. "Wäre doch cool,hehe. Die Feinde würden sicher Augen machen.". Werden die denn nie müde? "Hört auf damit. Wir haben schon lang genug gebraucht,um sie alle zu finden. Wir können keine Steine verschwenden.",befahl Fischbein,aber die zwei hörten nicht auf ihn und spielten weiter mit ihnen herum. "Wo ist eigentlich unsere jähzornige Kriegerin?",lachte Rotzbakke. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu,zuckte aber darauf die Achseln. "Das letzte Mal,als ich sie sah war gestern Nacht,hier",ergänzte Fischbein. Die Zwillinge hörten auf,sich zu schlagen und alle richteten ihr Blicke auf mich. "Was nein! Sie hat wieder bei Sturmpfeil geschlafen. Als ich heute morgen nach ihr schauen wollte,war sie weg. Mensch Leute!". Ich zog eine Augenbrauen hoch und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. "Wir meinen ja nur.." - "Heißt das,ihr habt sie heute noch nicht gesehen?". Alle schüttelten ihre Köpfe. "Dann werde ich sie mal holen. Ihr macht hier,äh weiter.". Ich stieg auf Ohnezahn und flog in Richtung ihrer Hütte. Was ist wenn sie mich nicht sehen will,wegen dem gestern Abend? Ich stieg ab und klopfte an ihre Tür. "Astrid? Wir wollen die Rüstungen herstellen. Kommst du bitte zur Arena?". Ich wartete auf ihre Antwort. Als keine kam versuchte ich es nochmal:"Astrid? Alles okay mit dir? Ist es wegen..wegen gestern Abend? Willst du mit mir reden?". Aber als sie immer noch nicht antwortete,machte ich die Tür auf und linste vorsichtig in den Raum. Er war leer. Ich ging hinein und blickte mich um. Zum Glück hat sie dass nicht gehört.. Plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl und ich rannte hinaus zu Ohnezahn. Wir flogen zum Stall. "Astrid? Astrid!". Bei Sturmpfeil war sie auch nicht,also dachte ich nach,wo sie noch sein könnte. Vielleicht nahm sie in der Bucht ein Bad. Hoffe ich zumindest. Ohnezahn flog mit mir zur Bucht und wir landeten dort. Ich lief zu der von Felswänden geschützten Stelle und rief nach ihr. Zur Sicherheit hielt ich eine Hand vor meine Augen. Trotzdem kam keine Antwort. "Astrid! Wo bist du denn?". Ich setzte mich auf Ohnezahn und stützte meinen Kopf in den Händen. "Was ist,wenn sie entführt worden ist? Von Dagur,oder Ryker,oder..",ich machte eine Pause,"Wir müssen sie finden Ohnezahn!". Ich stieg auf und flog zurück zur Basis. Mir war heiß und ich fing an zu schwitzen,trotz der immer weiter abfallenden Temperaturen. Wenn ihr etwas passiert ist.. Was wenn sie wieder irgendwo im Meer treibt? Die Panik überkam mich,wenn ich nur daran dachte. Wäre ich ein paar Sekunden zu spät gewesen,oder hätte sie übersehen,wäre sie.. Ich befahl Ohnezahn noch schneller zu fliegen und schüttelte den Gedanken ab. Ich muss sie finden..
Inzwischen war es fast dunkel und immer noch keine Spur von ihr. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und ich wartete auf die Zwillinge. Nervös tappte ich auf der Stelle herum. Ohnezahn saß neben mir und beobachtete mich mit besorgter Miene. Rotzbakke und Fischbein waren noch immer auf der Suche nach ihr. Wir haben die ganze Insel abgesucht. Den Platz,an dem sie immer Äxte wirft,die Berge,das Meer und sogar ein paar umliegende Inseln. Keine Spur von ihr. Ich wollte mir nicht eingestehen,dass man sie entführt hat. Ein Drache landete neben mir und ich sah zu seinen beiden Reitern hinauf. Raffnuss lächelte schmunzelnd und schüttelte den Kopf. "Was? Auf Berk ist sie auch nicht?". Mein Kopf drehte sich. Wo ist sie bloß? Was ist,wenn sie verletzt ist? Ich wurde von Taffnuss unterbrochen:"Willst du vielleicht nicht mal was essen? Ich meine,ist dir bewusst,dass wir alle seit heute Mittag Hunger haben?". Raff stieß ihren Bruder von der Seite an. Leicht genervt schickte ich sie hinein. Aber sie haben ja recht,ich sollte auch etwas essen. Bevor ich mich auch zu ihnen setzte,flog ich noch einmal zu Astrids Hütte. Mit meiner Prothese drückte ich die Tür auf und betrachtete den Raum. Ohnezahns und mein eigenes Schnaufen,waren alles was ich hörte. Sonst war überall Totenstille. Langsam ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und faltete die Hände. Mein Drache schob seinen Kopf auf meinen Schoß und gurrte aufmunternd. Ich lächelte schwach und bedankte mich bei ihm,indem ich seine Lieblingsstelle kraulte. Meine Augen schweiften über den Tisch,zur Tür und schließlich zu ihrem Bett. An der Wand,neben ihrem Bett,sah ich einen kleinen Pfeil. Ich beugte mich zu ihm herunter und fuhr darüber. Er wurde mit weißer Kreide gezeichnet. Ich wunderte mich,denn Astrid zeichnete sonst nie. Nicht einmal auf Papier. Der Pfeil deutete auf ihr Bett. Ich stand auf und fuhr mit der Hand,die Bettkante ab. Am oberen Ende,neben ihrem Kissen spürte ich etwas. Ich zog ein kleines,zerknülltes Papier heraus und entfaltete es. Was darauf in krakeliger,unleserlicher Schrift stand verschlug mir den Atem:
Wenn du deine kleine,hübsche Freundin unversehrt wiedersehen willst,flieg nach Osten aufs Meer,wir ankern dort. Komm allein. Und keine Tricks! Sonst passiert etwas,das du und deine kleinen 'Drachenreiter-Freunde' ganz sicher nicht wollt. Ach und.. vergiss das Drachenauge nicht.
Wir geben dir einen Tag Zeit. Wenn du länger brauchst,kannst du ihren leblosen Körper aus dem Ozean fischen.
Mein Puls überschlug sich von null auf hundert. Ich verlor fast mein Gleichgewicht und kippte nach hinten weg. Meine Gedanken schwirrten nur um die eine Sache: Ich muss sie holen. Ihr darf.. Ihr kann nichts passieren. Das kann es einfach nicht. Eine brechende Übelkeit kam in mir hoch,als ich die drei wichtigsten Worte auf dem Papier erkannte: Einen Tag Zeit. Ich habe einen Tag Zeit,sonst ist sie.. Mein Atem hielt an,als mich eine weitere Erkenntnis traf: Der eine Tag geht gerade zu Ende. Mein Brustkorb schnellte in Ohnezahn's Richtung und nun traf mich auch die Panik. Mein Drache riss die Augen auf und brachte sich in Alarm-Stellung. Meine Kehle schnürte sich immer weiter zu und ich hatte Angst,zu ersticken. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie ist das wichtigste. Ohne sie kann ich nicht. Ich würde für sie alles tun. Meine Erinnerung schwenkte auf ein weiteres,wichtiges Wort: Das Drachenauge. Meine viel zu hektische Atmung kam erneut zum Stillstand,als ich erfasste,dass ich das gefährliche Artefakt als Lösegeld hergeben sollte. Wie damals mit Gustav,bloß diesmal ist es nicht Dagur,sondern ein gewaltbereiter und widerlicher Drachenjäger. Aber ich kann und werde nicht,dafür eine Kriegerin und schon gar nicht meine über alles geliebte Freundin aufs Spiel setzten. Auch wenn es Folgen haben wird,wenn es dem Feind in die Hände fällt. Wohl oder übel werde ich es ihnen überreichen müssen,wenn ich Astrid wiederhaben will. Die Angst stach wie eine Nadel durch meinen Körper. Ich wollte sie wieder in meine Arme schließen und sie trösten. Ihre Wärme spüren und ihr Lächeln sehen. Aber was mache ich denn hier? Sie ist in der Gewalt von Dagur und den Drachenjägern und ich stehe hier herum? Jetzt kam wieder das gehasste Panik-Gefühl zurück und ich verließ meinen kleinen Kreis,den ich in den letzten Minuten unbewusst gezogen habe,und lief auf die Tür zu. Ich hielt abrupt inne,als ich mich auch an das letzte,wichtige Detail des Textes erinnerte: Komm allein und keine Tricks.. Wenn ich jetzt fliege,werden sich die anderen wundern. Ich muss heute Nacht los. Heute Nacht. Mein Blick schweifte auf den kleinen Zettel,den ich immer noch in der Hand hielt. Nach Osten.. Halb benommen lief ich zu meiner Hütte,öffnete die Tür,ließ das Papierstück fallen und schloss sie wieder. Wenn irgendetwas schief läuft,müssen sie wissen wo ich bin. Ich hoffe,dass das nicht der Fall sein wird. Ohnezahn kam vorsichtig angetrottet und beäugte mich ziemlich besorgt. Ich setzte mich zu ihm auf den Boden und schaute meinem Freund in die Augen. In seine großen,wunderschönen,grün leuchtenden Augen. Er spürte meine Anspannung und drückte seine Stirn an meine Handfläche. "Wir werden sie zurückholen. Zusammen mein Freund. Wir werden sie wieder hierher,in Sicherheit bringen.". Er drückte seinen Kopf an meinen Oberkörper und ich umarmte ihn fest. Unwillkürlich musste ich an Astrid und an die Szene gestern Abend denken. Ich unterdrückte jegliche Angst und riss mich innerlich zusammen. Ich bringe sie sicher zurück. Um jeden Preis.
Hay :)
So,hier das neue Kapitel. Hoffe es gefällt euch ^^
Eure FantasySelina ❤
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