Kapitel 6
Astrids Sicht:
Die Sonnenstrahlen kitzelten sanft meine Wangen. Ich musste zuerst zehntausendmal blinzeln,bis ich meine Augen richtig öffnen konnte. Das Gras unter meinem Körper war warm und auch etwas feucht vom Morgentau. Zwei kleine schreckliche Schrecken holten mich aus meinem kleinen Traum und ich fing an mich umzuschauen. "Aha,bist du auch mal wach?",sagte eine Stimme neben mir. Ich blickte zu ihr und Hicks lächelte mir fröhlich entgegen. Ich musste auch grinsen und erwiderte:"Hm..eine schöne Art aufzuwachen findest du nicht?". Mein Kopf drehte sich automatisch,als eine kühle Windböe kam,zu ihr hin und ich schloss die Augen,um mich treiben zu lassen. "Ja,aber ich glaube das liegt an der Gesellschaft hier.",sagte er. "Was für eine Gesellschaft denn? Hier ist doch niemand außer uns.",wunderte ich mich ohne meinen Kopf einmal wegzudrehen. Achso er meint mich.. "Hast du etwa gerade versucht mir ein Kompliment zu machen?",lachte ich und wendete mich wieder ihm zu. Er rieb sich (wie immer) am Hinterkopf und sagte:"Na,das hat wohl nicht so gut geklappt.". Seine Augen leuchteten auf und obwohl wieder eine erfrischende Windböe kam,hingen meine an seinem Blick. "Ich hab uns Frühstück gemacht.". Das Wort "Frühstück" holte mich zurück und ich erinnerte mich an das Magenknurren,dass ich verspürte. "Super,ich habe einen Mordshunger!",verkündete ich laut. Hicks antwortete lachend:"Ja dann wird es dir hoffentlich schmecken." - "Das hoffe ich auch.",lachte ich. Eine Weile saßen wir an dem kleinen,spärlichen,aber ausreichenden Feuer und aßen den Fisch,den Hicks zubereitet hatte.
Hicks Sicht:
Nach dem Essen stand Astrid auf und genoss den Wind hier auf den Klippen. Von hier aus konnte man,ein kleines Stück der Basis erkennen. Eine Weile stand sie einfach da und man könnte denken,sie wartete auf irgendwas. Plötzlich schubste mich Ohnezahn,der die Nacht hinter uns,unter den Bäumen zusammen mit Sturmpfeil verbracht hatte,von hinten an und ich fiel unsanft auf den Boden. Ich schaute ihn drohend an,aber er nickte nur in Astrids Richtung. "Was..Nein! Was ist wenn sie es nicht will?" - "Was hast du gesagt Hicks? Sorry ich war gerade etwas angelenkt.". Mein Blick galt aber noch Ohnzahn,der mich wieder in Astrids Richtung schob. "Ach nichts,nur dass das Morgenrot heute besonders schön ist,nicht war?". Ja genau.. Jetzt bekomme ich bestimmt wieder eine Zurechtweisung,dass so etwas viel zu kitschig sei. Aber zu meiner Überraschung tat sie das nicht und nickte nur behäbig. Der Himmel war heute aber wirklich atemberaubend. Er war komplett eingefärbt. Zum Horizont hin wurde es leicht lila und je weiter hoch man schaute,desto rosaner und schließlich umso roter wurde er. Wenn ich mich umdrehte,wurde man eigentlich nur von der dunkelorangenen Sonne geblendet. Ich vernahm ein kleines Schluchzen neben mir und sah wie Astrid eine Träne über die Wange lief. Als sie aber merkte,dass ich sie ansehe drehte sie sich weg und wusch sich die Träne gekonnt ab. "Sag mal,hab ich da etwa die sensible Seite von Astrid Hofferson gefunden?". Sie blickte mich leicht wütend an und boxte mir in die Schulter. Au! "Nein hast du nicht..",verteidigte sie sich. Doch ich nahm ihre Hand und schaute tief in ihre himmelblauen Augen. Wie ich es liebte,wenn ich so einen besonderen und seltenen Augenblick erhaschte,in dem ich in die schönsten Augen der Welt blicken durfte. Anscheinend durfte auch nur ich das. Allein diese Erkenntnis ließ mein Herz höher schlagen. Und natürlich auch wenn sie mich umarmte,was in den letzten Wochen immer öfter passierte,sodass ich mich langsam daran gewöhnte. In den letzten Wochen sind ich und Astrid uns sowieso ein bisschen näher gekommen. Wir machen nun wieder mehr Sachen nur zu zweit,seit sie mich das eine mal geschlagen hatte. Natürlich haben die anderen dann auch wieder mehr Gesprächsstoff,aber das interessiert uns gar nicht mehr. Nur sie gab mir spürbar so viel Kraft,dass ich ohne sie heute nie so selbstbewusst (wenn man das so von sich behaupten kann,aber wenigstens ein großes Stück mehr als vor drei Jahren) geworden wäre. Auch in diesem Augenblick. Dann fing sie plötzlich mit dem süßesten Lachen an,dass ich je von ihr gehört hatte und gab zu:"Ja okay,du hast gewonnen. Vielleicht habe ich eine kleine Schwäche für Sonnenauf -und untergänge.". Immer noch lachte sie mich so verspielt an,wie ich es noch nie von ihr erlebt hatte. Bevor ich wieder unfähig wurde,um etwas zu sagen lachte ich einfach mit. Ihre Hand lag immer noch in meiner,aber das störte sie nicht wirklich. Dann trat sie ein Stück zurück und zog mich hinter ihr her. Plötzlich stoppte sie bei Ohnezahn und ich knallte gegen ihren Kopf. Zuerst war sie erschrocken,aber dann kicherte sie wieder. Auf eine Art erstaunt war ich schon,denn Astrid kicherte so gut wie niemals. Mir war das eher peinlich und setzte mich auf Ohnezahn. "Sag mal,was schaust du uns denn so an?",fragte sie Ohnezahn. Der aber grinste vor sich hin und deutete mit seinen Augen auf unsere Hände,die immer noch aneinander klebten. Also ließ ich sie los und Astrid schaute beschämt auf den Boden,während ich böse Ohnezahn anstarrte,der mich mal wieder links liegen ließ und im Moment nur an das losfliegen dachte. Also fragte ich sie:"Wollen wir?". Doch Astrid nickte nur und tauschte weiter Blicke mit dem Boden. Ich glaube sie ist etwas rot geworden. Der Gedanke ließ mich selbst ein wenig Farbe annehmen und ich fing an zu grinsen. "Was sich die anderen Trottel wohl wieder für dumme Geschichten über uns ausgedacht haben",sagte sie als wir los flogen. "Falls sie überhaupt schon wach sind.",ergänzte sie noch. Ich warf grinsend ein:"Ja vor allem Rotzbakke.". Als ich sie ansah,fand ich in Astrids Gesicht wieder das gewohnte Lachen. Dann beschleunigten wir unsere Drachen etwas und flogen Richtung Basis.
"Rotzbakke! Du musst nächstes Mal besser aufpassen!",schrie ich ihm zu,als er vor lauter Siegesgebrüll gegen die Klippe flog. Manchmal dachte ich,dass Hackenzahn einfach zu viel,zu sehr auf seinen Reiter horchte,oder er war einfach dümmer als er. "Wenn das hier echt wäre,würdet ihr beide schon längst gefangen sein. Ihr seid raus!",brüllte ich gefühlt noch lauter. Rotzbakke landete genervt neben Fischbein und Fleischklops,der schon vorher ausgeschieden wurde,weil er gleichzeitig von 3 Farbbomben getroffen wurde. Nur noch Astrid und ich waren im Rennen. Die Zwillinge schossen uns derweil ab. "Hey Rotzbakke,Fischbein könnt ihr uns mal ablösen?". Die beiden taten dies und nun waren auch Raffnuss und Taffnuss im Rennen. Ich betrachtete das Geschehen ruhig. "Huch..Ohnezahn,Achtung!". Bis ich fast auch von einer Bombe getroffen wurde. Jetzt sollte ich langsam mal aufpassen. Die Zwillinge befahlen Kotz und Würg eine Ladung Gas in Richtung der Zielscheiben,die direkt unter Rotzbakke und Fischbein lagen,zu schießen und dies erstmal nicht zu entzünden. Ziemlich klug von den beiden,denn so wurden Fischbein und Rotzbakke eingenebelt und sahen nicht wohin sie schossen. Aber genau das war das gefährliche. Man sah seinen Feind nicht mehr. Außerdem hätte Heidrun ihn leicht mit einem kleinen Flügelschlag wegwehen können. Währenddessen wich Astrid gerade zwei Bomben aus und blieb neben mir. Im Nebel konnte man gerade so erkennen,dass Kotz und Würg knapp einer Metallkette entkamen. Da flogen die beiden auch schon heraus und entzündeten ihn. Sie hinterließen eine große Rauchwolke und zwei komplett verbrannte und verrußte Schützen,die aber dennoch weiter schossen. Die Zwillinge jubelten,denn sie hatten zumindest zwei der vier Zielscheiben getroffen. Ich sah zu Astrid und rief zu ihr hinüber:"Eine für mich und eine für dich!". Sie nickte darauf entschlossen und flog in die entgegengesetzte Richtung von mir. Ich dachte mir gerade einen guten Angriffsplan aus,als Raff und Taff,die immer noch mit jubeln beschäftigt waren,über mich hinweg flogen. Bei näherem betrachten,fiel mir jedoch auf,dass Kotz und Würg an dem einen Bein rote Farbe hatten. Also warf ich die Zwillinge auch raus..und konnte gerade noch so einer weiteren Metallkette ausweichen. Sieht aus als müsste ich nachher einen gewissen Fischbein wegen seiner guten Schützenkünste loben. "Aber wir wurden gar nicht getroffen ,sondern..oh,och menno.",sagte Taff und landete zwischen den beiden Schützen um uns mit nur noch mehr Farbbomben zu bewerfen. Das wird schwieriger als ich dachte. Derweil meldete sich Ohnezahn unter mir. "Ja ich weiß,mein Freund,du bekommst die Rüstung bald wieder ab,aber lass uns noch eine Zielscheibe zerschmettern okay?",darauf grummelte Ohnezahn genervt. Ich verdrehte die Augen,da die neue,perfektionierte Rüstung anscheinend wieder nichts taugte. Ich hoffte also inständig,dass er sich nur noch an sie gewöhnen musste. Astrid setzte jetzt zum Angriff an,indem sie ein paar Bomben präzise mit Sturmpfeils Stacheln ausschaltete. Sie gab mir ein Zeichen und ich lenkte die anderen zumindest halbwegs ab. Doch der heute ziemlich gerissene Fischbein durchschaute dies und zielte mit einer Kette auf Sturmpfeil. Die traf sie noch bevor,sie die Zielscheibe treffen konnte,am Schwanz. Allerdings grub sich die Kette an ihrem spitzen Ende etwas in ihr Fleisch hinein und Sturmpfeil schrie auf. Ich befahl sofort,dass alle aufhören sollten und flog im Sturzflug zu Astrid hin,die von Sturmpfeil geschleudert wurde und mit rasender Geschwindigkeit auf die Klippen zu fiel. Zum Glück war sie nicht weit entfernt und ich konnte sie in letzter Sekunde noch auffangen. Da lag sie nun in meinen Armen und hatte vorerst vor lauter Schreck noch die Augen zu. "Astrid?",fragte ich zögerlich. Dann jedoch öffnete sie die Augen und lächelte mich genau mit demselben Lachen,wie heute Morgen an. "Hallo Hicks.",grinste sie. Sie sah sich um und schaute zu wie die anderen Reiter Strumpfeil auffingen und wieder hoch trugen. Astrid lächelte mich wieder an und sagte:"Schön zu wissen,dass immer jemand da ist,der mich auffängt,wenn ich mal hinfalle.". Dieser Satz verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch und versetze meine Stimmung glatt noch oben. Astrids Augen leuchteten schon wieder. Als wir oben ankamen ließ ich sie runter und wir liefen sofort zu Sturmpfeil hin. "Sturmpfeil! Was haben sie dir angetan? Alles wird wieder gut.",beruhigte Astrid ihren Drachen. Währenddessen betrachtete ich ihre Wunde,die zum Glück nicht sonderlich tief war. "Nur eine etwas größere Schürfwunde. Jedenfalls nichts schlimmeres.",sagte ich und legte Astrid meine Hand auf die Schulter,die aufmunternd lächelte. "Fischbein,dass hast du heute sehr gut gemacht. Also damit meine ich das Schleudern der Ketten. Aber nächstes Mal überlässt du die Angriffe aus der Nähe bitte den Bombenschützen okay?",lobte ich ihn und er nickte zustimmend. Dann ergänzte ich noch:"Leute auch für euch: Bitte konzentriert euch beim nächsten Mal mehr. Und nicht wie du Rotzbakke.",während ich ihm einen amüsierten und gleichzeitig strengen Blick zuwarf. Aber der interessierte ihn gar nicht. "Weiterhin gute Arbeit sonst und ach,bevor ich's vergesse: Gute Idee mit dem Zippergas Taffnuss." - "He! Das war aber meine Idee!",meldete sich Raffnuss. "Ja ist egal,aber leider keine gute Strategie für den Kampf,da es nur die Sicht versperrt. " - "Ja,in dem Fall war es Taffnuss Idee.". Taff wirkte darauf empört und antwortete seiner Schwester:"Hey! Das war dein Einfall! Aber wie dem auch sei,ich werde jetzt zu meinem Huhn zurückkehren und mit ihm kuscheln. Wenigstens schiebt das mir keine Sachen in die Schuhe,die ich gar nicht getan habe!". Raffnuss versuchte sich noch einmal zu verteidigen,doch dann waren die beiden schon um die Ecke auf dem Weg zu ihrem Haus. "Ja,so genau wollten wir das jetzt nicht wissen. Also gute Nacht Hicks!",rief Fischbein mir noch zu und begleitete Rotzbakke dann mit zum Stall. Sturmpfeil konnte sich mit Ohnezahn's Hilfe hochrappeln und ging auch Richtung Stall. Astrid blieb bei mir stehen und ich sagte zu ihr:"Morgen werden ich und Fischbein noch einmal ihre Wunde ansehen und schauen,ob wir ihr irgendetwas an Medizin geben können oder ob das nicht nötig sein wird.". Als ich fertig war,ging sie noch einmal auf mich zu und nahm mich in den Arm. "Hehey,so langsam gefällt mir das,mehrmals täglich von dir umarmt zu werden...Öhm..". Das hab ich gerade nicht wirklich gesagt? Doch sie drückte mich nur noch näher an sich heran und ich tat das selbe. "Dankeschön,Hicks.",hörte ich sie flüstern und spürte ihren Atem direkt an meinem Ohr. Dann lösten wir uns und ich ging mit Ohnezahn in meine Hütte. "Gute Nacht Hicks" - "Gute Nacht.". Ich glaube ich habe schon wieder das süße Lächeln von heute Morgen vernommen. Ohnezahn grinste mich mal wieder verstohlen an,aber ich sagte nichts und dachte nur über heute Morgen nach. Es stimmte aber was Ohnezahn meinte:"Ich glaube sie würde mich nicht dauernd umarmen und so anschauen,wenn ich für sie nur ein Freund wäre? Oder nicht?". Aber Ohnezahn lief nicht mehr neben mir sondern,lag schon auf seiner heißen Steinplatte als ich den Raum betrat. Ich legte mich darauf auch schlafen.
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