Wo ist Ally?
(Diana Pov.)
Ich meldete mich bei John ab und verließ mit Dean flüchtig die Bar. Schnellen Schrittes begaben wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung, wobei wir kaum miteinander sprachen. Jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken, doch wahrscheinlich drehten sie sich immer nur um die selbe Person: Ally.
Irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus, also versuchte ich irgendwie ein Gespräch mit ihm aufzubauen. "Was habt ihr zwei heute Mittag so gemacht?", fragte ich und holte den blonden Mann somit aus seinen Gedanken.
"Wer?", fragte er verwirrt. "Ally und du, du Blödmann", erwiderte ich schmunzelnd und boxte ihn leicht in die Seite. "Nicht viel. Ein paar Filme geschaut, geredet, gekuschelt..", beantwortete er meine Frage, wobei er bei dem letzten Wort leicht die Stimme senkte. Ich bemerkte seine Besorgnis und fuhr ihm aufmunternd über den Arm. "Hey, Dean, alles wird gut. Sie wird schon wieder auftauchen. Vielleicht sitzt sie ganz entspannt in unserer Wohnung, wenn wir kommen, weil sie die Schicht total verpennt hat", versuchte ich ihn aufzubauen. "Aber sie hat mir doch heute Mittag extra von ihrer Schicht erzählt! Sie wollte, dass ich sie besuchen komme. Diana, irgendwas stimmt hier überhaupt nicht!", gab er zurück. Ich seufzte tief und kramte dann meinen Schlüssel heraus, da wir schon an meinem Haus angekommen waren. "Sie ist bestimmt oben. Warts ab, Dean", sagte ich an ihn gewandt und folgte ihm dann die Treppen hoch.
Oben angekommen, schloss ich auch die zweite Tür auf und betrat meine Wohnung. "Ally?", fragte ich vorsichtig und lief den dunklen Flur entlang. Ich schalte das Licht an und musterte den großen Raum namens Küche/Wohnzimmer. Nichts. Er war komplett leer, und sah noch immer so aus wie vorhin, als ich ihn verlassen hatte. Kühle Luft wehte durch das offene Fenster in der Küche herein und auf meinem Körper bildete sich eine leichte Gänsehaut.
"Und?", fragte Dean hinter mir. Ich zuckte kurz zusammen, da ich für ein paar Sekunden vergessen hatte, dass er ja auch noch da war. "Nichts", sagte ich leise. "Oder warte, ich schau nochmal schnell im Schlafzimmer und Bad vorbei."
Dean nickte und folgte mir dann wortlos zu den beiden Zimmern. Doch auch diese fanden wir leer vor und ich ließ mich erschöpft auf den Boden sinken. "Ich probiere nochmal, sie anzurufen", meinte er. Schon auf dem Weg hierher hatte er es schon dreimal bei ihr versucht, doch immer war nur die Mailbox dran.
Er schaltete sein Samsung auf Lautsprecher und schaute zusammen mit mir auf das Display. Es tutete für ein paar Sekunden, doch dann ertönte wieder nur die monotone Stimme der Mailbox-Sprecherin. "Verdammt, wo ist sie denn nur?", murmelte ich und merkte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Dean griff nach meinen Schultern und zwang mich, ihn anzusehen.
"Diana, Hey, wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Wir werden sie finden. Los, wir rufen jetzt alle Leute an, die auch nur irgendwas mit Ally zu tun haben. Und als erstes, würde ich sagen, statten wir ihrem Ex-Freund mal einen Besuch ab. Okay?", meinte er zu mir und half mir nach oben.
"Alles klar. Er wohnt gerade einen Stock über uns", sagte ich schniefend, während ich mir die kleinen Tränen auf meiner Wange wegwischte.
Ich schnappte mir den Hausschlüssel und mein Handy und verließ dann mit Dean im Schlepptau die kleine Wohnung.
"Willst du nicht abschließen?", fragte er mich, als wir schon auf dem Weg zu Justin waren.
"Nö, warum denn. Und wenn jemand meint, genau jetzt einbrechen zu müssen, dann soll ers tun, ist mir auch Schnuppe", gab ich entschlossen zurück. Dean verdrehte nur die Augen, lachte dann aber.
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"Was wollt ihr?!", knurrte ein genervter Justin, als wir sozusagen sturmklopften. Er hatte die Tür nur einen kleinen Spalt geöffnet und schaute uns, vor allem Dean, ziemlich böse an. Verständlich.
"Justin, weißt du wo Ally ist?", fragte ich ihn ruhig. "Nein. Sie hat mit mir Schluss gemacht, und dann ist sie gegangen. Schönen Tag noch", sagte er schroff und knallte die Tür vor unseren Nasen zu. Perplex standen wir beide da und starrten auf die Tür.
"Ich glaube, der war etwas sauer", meinte Dean und kratzte sich am Kinn. "Ach ne, du Superbrain. Natürlich war der sauer, stink sauer. Aber wir wissen immer noch nicht, wo Ally ist, verdammt nochmal!", gab ich etwas lauter von mir. "Diana, beruhig dich. Lass uns zurück in deine Wohnung gehen und jeden anrufen, den wir kennen", sagte Dean sanft und zog mich die Treppe runter.
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Nach ungefähr einer halben Stunde hatte sich meine Wohnung in einen kompletten Call-Center verwandelt. Aidan und Luke sind sofort vorbeigekommen, als wir ihnen von der Sache mit Alice erzählt hatten. Und nun saßen wir vier in der Küche und telefonierten wie wild in der Gegend herum.
Ich probierte es zuerst bei Oma Brigitte und dann bei den Eltern von Alice. Nichts.
Dean rief David Rowbotham an, ebenso wie Sarah in Auckland. Ob die jetzt wirklich Auskunft über Ally geben konnte war fraglich, aber schließlich mussten wir jeden, der Ally auch nur ansatzweise kannte, anrufen.
Aber auch bei Dean stellte sich heraus: nichts.
Aidan versuchte es bei Jenny und Rose, den zwei anderen Bedienungen von der Spendegala und bei Sarah, seiner Freundin. Und wieder Fehlanzeige. Langsam schob ich Panik und hätte am Liebsten losgeheult. Aber ich riss mich zusammen und atmete tief ein und aus, wie ich es im Chigong-Kurs gelernt hatte. Der Scheissdreck war wenigstens für eine Sache gut. Ansonsten war das nur rausgeschmissenes Geld.
Wutentbrannt über diesen langweiligen Chigong-Kurs und die dadurch verlorenen 250€, wählte ich kurzentschlossen die Nummer der Polizei.
"Wen rufst du an?", fragte mich Luke, als er sich hinter mich stellte und anfing, meine Schultern zu massieren. "Die Polizei", sagte ich knapp und biss mir auf die Lippe, da jede Handbewegung von Luke einen kleinen Stich in meinen Schultern verursachte. Ich war eindeutig ziemlich verspannt.
"Du solltest mehr Sport machen", gab er hinter mir von sich und knetete noch fester an ihnen herum. "Auja! Nicht so fest! Und ich weiß genau, das ich mehr Sport machen muss du Blödmann, aber ich habe jetzt andere Probleme!", fuhr ich meinen Freund an.
Dean und Aidan warfen sich zwei belustigte Blicke zu und fingen an zu lachen. Wenn Blicke töten könnten, dann wären die beiden jetzt mausetot, ich sags euch.
"Kriminalpolizei Wellington, schönen guten Abend. Was kann ich für Sie tun?", ertönte plötzlich eine zierliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
"Ja eh- eh, schönen guten Abend. Hier spricht Diana Collister, ich möchte gerne eine Vermisstenanzeige aufgeben", stotterte ich in den Hörer.
"Gerne, Miss. Wen vermissen sie denn?"
"Meine Cousine Alice Collister. Sie ist seit heute Mittag, 15 Uhr, spurlos verschwunden."
"Oh, das tut mir leid. Vermisstenanzeigen können erst 24h nach Verschwinden des Opfers aufgegeben werden. Warten Sie bitte bis morgen, vielleicht taucht Ihre Cousine ja auch wieder von alleine auf. Guten Abend", meinte die Dame und legte auf.
"Will die blöde Nuss mich verarschen?!", schrie ich voller Zorn mein armes Handy an.
"Was haben sie gesagt?", wollten Dean, Aidan und Luke wissen. "Wir können Alice erst nach 24h melden. Oh Gott das ist alles wie ein schlimmer Albtraum", schrie ich und sackte über dem Tisch zusammen. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und fing bitterlich an zu weinen.
"Komm wieder nach Hause, Alice, bitte", wimmerte ich.
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