Frankfurt
"Ich will aber ans Fenster!", jammerte Diana, nachdem wir ins Flugzeug einstiegen waren und endlich unsere Plätze gefunden hatten. "Nix da. Ich sitze am Fenster", giftete ich zurück. Hinter mir hörte ich zwei Männer laut seufzen. "Können sich die Damen mal entscheiden?", fluchte Dean. Aidan grinste nur und drängte sich an mir und Diana vorbei. Er setzte sich ganz egoistisch auf den Platz am Fenster und genoss seinen Triumph. "Aidan was soll das?!", fragte meine Cousine aufgebracht. "Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte!"
Ich musste anfangen zu lachen und setzte mich auf den Platz neben Dean. Wir hatten eine Vierer-Reihe für uns alleine, also musste Diana wohl oder übel neben Aidan sitzen. War auch gar nicht geplant...
Es stand uns ein langer Flug bevor, also machte ich es mir an Dean's Schulter bequem und schloss für einen kurzen Moment die Augen...
"Ally, aufwachen! Wir sind in Hongkong angekommen!", holte mich Dean's Stimme aus meinem erholsamen Schlaf. Ich grummelte leise und drehte mich auf die andere Seite. "Noch fünf Minuten...", murmelte ich.
"ALLY, WIR HABEN DEINEN KOFFER VERGESSEN!", schrie plötzlich jemand panisch. Sofort war ich hellwach. Ich sprang von meinem Platz auf und blickte hektisch in der Gegend herum. Diana stand vor mir im Gang und lachte sich einen Ast ab. Moment, warum lachte sie denn?
"Hör auf zu lachen! Was machen wir denn jetzt?!", rief ich entsetzt und war ganz aus dem Häuschen. "Krieg dich mal wieder ein, Cousinchen. Dein Koffer ist hier. Aber wenigstens bist du jetzt wach", sagte sie und grinste triumphierend. "Duuuuuuu!", meinte ich zu ihr und lief auf sie zu. "Argh, Hilfe!", schrie meine Cousine und flüchtete mit ein paar Taschen in der Hand aus der Maschine. Ich war gerade dabei, ihr die Ohren langzuziehen, als mir Dean entgegen kam.
"Oh, Alice, auch schon wach? Huch, warum bist du denn so rot?", fragte er mich belustigt. "Sei einfach still...", flüsterte ich und gab ihm mit einer gekonnten Handbewegung das Zeichen, dass er einfach die Klappe halten sollte. Ich war kurz vorm explodieren.
Draußen vor dem Flugzeug wartete Diana, die sich wie ein Äffchen an Aidan's Rücken geklammert hatte. Dachte die ernsthaft, ich würde sie nicht sehen?
"DIANA! Wegen dir hätte ich fast einen Herzinfarkt bekommen! Mein Gott, ey", seufzte ich und half Dean, die Koffer zu tragen. Sie kam hinter Aidan hervor und schaute beschämt auf den Boden. Richtig so. "Schuldigung...", nuschelte sie unverständlich. "BITTE?", hakte ich nach und zog meine Augenbrauen in die Höhe. "Es tut mir leid!", sagte sie etwas lauter und lief mir, Dean und Aidan hinterher. Sie konnte leider nicht sehen, wie ich siegreich vor mich hingrinste. "Geht doch."
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"Also, Mädels, in einer Stunde geht unser Anschlussflug nach Frankfurt. Na, aufgeregt?", fragte Dean und wackelte verführerisch mit den Augenbrauen. Er reichte mir und Diana einen Cappuccino-to-go und Aidan einen Bagel. Wir saßen in der Halle des Hongkonger Flughafen und versuchten irgendwie die Zeit totzuschlagen.
Diana hatte sich ihre Beats aufgesetzt und war in ihrer eigenen Welt verschwunden. Aidan löste ein Kreuzworträtsel aus einer Damen-Zeitschrift und Dean studierte irgendwelche Papiere. Und mir war langweilig. Stinklangweilig. Also nervte ich meinen Freund ein bisschen.
"Deaniboy, was machst du daaaa?", fragte ich meinen hochkonzentrierten Freund. Dieser schaute zu mir hoch und blickte mich an. Ich konnte nicht genau sagen, was sein Blick zu bedeuten hatte, aber ich glaube er war nicht gerade happy darüber, dass ich ihn in seiner Studieren-Phase unterbrochen hatte.
"Ich lese noch einmal nach, wo unser Ferienhaus steht und wann meine Ausstellung beginnt und endet." "Achso, dass ist ja seeeehr interessant", antwortete ich kopfnickend und musste anfangen zu grinsen. "Du bist echt unmöglich", meinte Dean und gab mir einen flüchtigen Kuss. "Freust du dich denn schon auf Frankfurt?", fragte er mich. "Ja, sehr. Es ist bestimmt toll, Leute mal wieder Deutsch reden zu hören. Ich habs schon ganz verlernt", antwortete ich. "Und deine Oma? Weiß sie nun, dass ihr kommt? Und weiß sie überhaupt von mir und Aidan?" "Nee. Das wird eine kleine Überraschung", sagte ich schulterzuckend. Dean zog eine Augenbraue in die Höhe und schaute mich skeptisch an. "Wie glaubst du, wird sie reagieren?" "Ich weiß es nicht. Und das ist doch jetzt auch egal", gab ich zurück und küsste ihn flüchtig, bevor er noch irgendwas sagen konnte.
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Eine Stunde später saßen wir alle wieder samt Gepäck im Flugzeug. Diana durfte diesmal ans Fenster und war schon nach fünf Minuten an Aidan's Schulter eingeschlafen. Dean und ich teilten uns ein paar Kopfhörer und hörten "All I want for Christmas is you". Ich verschränkte meine Finger mit seinen und genoss diesen schönen Moment. "Ich liebe dich", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf meine Haare.
Wir flogen wirklich lange und mit der Zeit spürte ich meine Beine nicht mehr.
Aber dann endlich waren wir im Landeanflug.
Das Flugzeug landete gekonnt auf der Landebahn und wir stiegen aus dem Flugzeug.
Und dann geschah es. Dean und Aidan rasteten komplett aus. Diana und ich erschraken und standen wie angewurzelt da. "SCHNEE! SCHNEE!", brüllten die beiden Männer im Chor und schmissen sich wie zwei Bekloppte in das nasse Weiße. Dean formte direkt ein paar Schneebälle und fing an, Aidan abzuwerfen. Dieser feuerte zurück und so entstand eine große und chaotische Schneeballschlacht zwischen den Beiden. Ich hätte es besser wissen müssen, denn in Neuseeland lag so gut wie nie Schnee. Und wenn, dann verhielt sich jeder so, als stünde des Ende der Welt bevor.
Diana und ich wollten die zwei schon fast vom Flugplatz schleifen, bis sie nach langen Diskussionen endlich von alleine aufhörten.
"Das kriegst du noch zurück!", rief Aidan Dean zu. "Warts nur ab, dich mache ich nochmal kalt!", erwiderte dieser und lief triumphierend die Flughafenhalle entlang. Diana und ich rollten nur mit den Augen, nahmen unsere Koffer vom Gepäckband und verließen so schnell wie möglich den Flughafen. Nicht das noch jemand den gelben Wagen wegen den zwei rufen würde. So wie die sich verhielten, wie so zwei kleine Jungs...
"Ich ruf uns ein Taxi. Dean, wie lautet nochmal die Adresse von der Ferienwohnung?", fragte ich und holte mein Handy raus. Keine Antwort. "Dean?", fragte ich ein weiteres Mal und drehte mich zu den zwei Männern um. Diese standen nur mit einem breiten Grinsen da und schauten doof in der Gegend rum. "Alles weiß! Schatz, guck dir das doch mal an! Alles glitzert!", rief er aufgebracht und hüpfte auf der Stelle hin und her. "DEAN! Vorsicht, der Boden ist gla-", versuchte ich ihn zu warnen, doch da war es schon zu spät. Er rutschte auf dem Eis aus und fiel volle Kanne auf seinen Hintern. "Aua...", maulte er und rieb sich seinen Allerwertesten. "Ich hab dir gesagt, pass auf!", schimpfte ich und half ihm hoch. Aidan und Diana standen nur da und lachten sich ins Höschen. Oh man, das konnte ja was werden..
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