Trigger Warnung
Monntag, 8. November 2021
„Ich lösche das jetzt, Leona. Ich weiß, es ist dein Buch, aber den Text habe ich geschrieben und er ist Trash. Nicht Mal du hast wirklich was dazu gesagt!“
„Wait wait wait!“ So sanft wie es meinen Pranken Händen überhaupt möglich war, packte ich Celina am Nacken und entriss ihr das Handy, um es dann auf eine Höhe zu halten, die sie alleine nicht erreichen konnte. „Das ist nicht witzig! Ich habe immer noch die Rechte an dem Text und ich sage wir löschen es!“, rief sie, auf Zehenspitzen und die Hände gen Handy gestreckt. „Mäusezähnchen, ich befürchte, dass du das hinterher bereuen könntest. Die Geschichte ist wunderbar, genau wie du, also lass den Unsinn“, antwortet ich, woraufhin sie aufhörte gegen mich anzukämpfen und mich einfach nur leise anstarrte. „Die Geschichte ist so "wunderbar" wie ich? Ich wusste das sie schlecht ist, aber so schlecht? Sie sollte von ihrer Existenz befreit werden, das wäre besser für alle.“
Ich verfiel ins Schweigen. Redete sie noch von der Geschichte oder von etwas, oder besser gesagt, jemand anderes? Schluchzen riss mich aus meinen Gedanken und als nächstes hatte ich sie ganz fest an meine Brust gepresst. „Egal was ich tue, welche Entscheidung ich auch treffe, egal welches Erlebnis ich auch verdaue, es widerholt sich immer wieder wie in einem ewigen Teufelskreis. Ich will nicht mehr leben, Leona, ich bin so müde von diesem ewigen Auf und Ab!“ Ein Dolch im Herz hätte weniger weh getan als diese paar Worte, aber ich Dummkopf hab es nicht für Voll genommen. Ich dachte sie wäre zu ängstlich, um es zu tun, zu schwach, es zu versuchen, zu religiös, um den Gedanken abzulegen, dass Selbstmord eine Sünde sei. Wie oft hat sie mir gesagt, dass sie im Tod eine Erlösung sehe, doch sich das Leben zu früh zu nehmen habe keinen Sinn, da Gott einen dafür bestrafen würde. Sie betete oft für Selbstmörder und flehte Gott an zu verstehen, dass einige die Laster des Lebens einfach nicht ertragen könnten. Deswegen nahm ich ihre Worte nicht für voll und lies es beim Kuscheln, bis sie sich scheinbar wieder beruhigt hatte.
Am Abend fand ich sie dann, bevor sie sich die Hand voll Schmerztabletten runter kippen konnte. Ich glaube ich habe geschrien, aus Panik, Sorge, vielleicht auch etwas Wut, aber ich habe sie angeschrien. So viel Mut habe ich einem weiblichen Wesen gegenüber noch nie gezeigt und ich sah ihrem Gesicht an, dass sie genauso überrascht war wie ich selbst. „Ich liebe dich doch“, sagte ich schließlich leiser, „wieso bist du bereit für Monster wie Jade zu sterben, aber nicht an meiner Seite weiter zu leben. Ich weiß es ist hart, aber ich bin doch bei dir!“ Ich merkte auch nicht, dass ich selber anfing zu weinen, jedenfalls bis Celina sich vorbeugte und die Tränen weg schnippte. Wir legten uns auf das Bett, kuschelten und redeten geschlagene drei Stunden über alles, was uns auf der Seele lag. Und bei Gott, ich werde es nie wieder so weit kommen lassen.
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