Hausaufgaben :)
Donnerstag, 11. November
Also wie ihr ja wisst, hatte Cheka so ein akutes Mobbing Problem in seiner Klasse und wie Azul ja bereits erzählt hat, habe ich... "Etwas" dagegen unternommen.
Jetzt geht Cheka auch wieder voll gerne in die Schule und heute bekam ich die Konsequenzen davon zu spüren, als meine völlig gestresste Schwägerin mir den Tornister in die Hand drückte und Cheka neben mir abstellte. „Seine Gouvernante ist krank und ich habe absolut keine Zeit. Hilf' ihm bitte bei den Hausaufgaben.“
„Ich werde ja wohl nicht der Einzige in diesem Haus sein, der ihm- Oh und weg ist sie!“, rief ich, während sie schon längst hinter der nächsten Ecke verschwunden war. Cheka sah erwartungsvoll zu mir auf, also gab ich mich seufzend geschlagen und brachte Prinz und Tornister in sein Kinderzimmer. Er nahm an dem kleinen Schreibtisch platzt, während ich mir einen Stuhl von seinem Spieltisch ranschob und mich daneben setzte.
„Sag mal, Kurzer, was ist denn bitte mit deinem Hausaufgabenheft passiert? Meine Mutter hätte mich mit den Ohren an die Wand festgenagelt“, fragte ich, während ich die richtige Seite in dem durchnässten Heft aufschlug und versuchte Chekas Kreckelei zu entziffern. Der Junge hat gute Chancen Arzt zu werden mit der Handschrift und ausgerechnet da hatte ich natürlich meine Lesebrille nicht dabei. Läuft. „Meine Flasche ist ausgelaufen und Papa sagt vor Halbjahresende kriege ich kein Neues, aber getrocknet geht das eigentlich. Ist nur etwas wellig.“
Wellig, so konnte man es natürlich auch ausdrücken.
Genervt holte ich sein Mathe Buch raus und schlug die Seite auf, die ich aus Chekas Notizen herauslesen konnte. „Ich hasse Mathe“, murmelte Cheka, wobei ich ihm nur zustimmen konnte, aber meine Güte, das ist Grundschulmathe. Schlimmer als a²+b²=c² oder was Trein Sensei uns da eingeprügelt hat konnte es ja nicht sein. Ich kniff die Augen zusammen, um auch ohne Lesebrille klarzukommen und las den Text laut vor:
"Josuke hat vier Eier. Eines zerbricht, eines isst er. Wie viele Eier hat Josuke noch?“
„Das ist eine Fangfrage!“, rief Cheka stolz. „Das zerbrochene Ei ist ja nicht wirklich weg, also hat er immer noch drei Eier.“
Oh darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Schlau.
„Okay, dann schreib das auf. Was ist die nächste Aufgabe?“
Nach Mathe kamen englisch und Sachunterricht. Ich habe weniger verstanden als das Kind, aber wir waren Beide K.O. „Leona Oji-tan, können wir was spielen?“, fragte er, nachdem wir seine Schulsachen symbolisch in die Ecke geworfen hatten. Oh Gott, ich habe mir selbst geschworen ein guter Onkel zu sein, wie kann ich da nein sagen? „Also gut“, sagte ich und hatte sogleich ein glückliches Kind am Hals hängen. „Aber zuerst... Können wir Opa besuchen gehen? Seine Wachen lassen mich nie durch, weil seine Ärzte meinen ein Kind würde ihn zu sehr aufregen. Ich möchte Opa nicht weh tun, aber ich sehe ihn nur noch selten.“
Wie bitte? Dass Cheka nicht zu Vater vorgelassen wurde war mir neu. Er würde doch sowieso abkratzen, wieso gönnte man ihm nicht wenigstens etwas Zeit mit seinem Enkel? „Hmm wenn das so ist müssen wir uns wohl wie Spione an ihnen vorbei schleichen“, rief ich und hob einen kichernden Cheka auf meine Schultern.
Wenig später betraten wir das Zimmer meines Vaters, der wohl nicht mit Besuch gerechnet hatte und überrascht sein Kreuzworträtsel beiseite tat, als er uns bemerkte. „Das ist aber eine Überraschung. Was führt euch zwei denn her?“
„Wir haben dich vermisst, Opa!“, rief Cheka und krabbelte auf Vaters Bett, der seinem Enkel so gleich durch die roten Haare strubelte. „Ich habe euch auch vermisst. Ist so langweilig hier, immer alleine. Die Ärzte sind so streng, nicht mal anständiges Essen kriege ich.“ Er seufzte und sah dann lächelnd zu mir. Dieser Blick versetzte mir einen Stich, also versuchte ich woanders hinzuschauen. Immer wenn ich ihn sah, wurde mir bewusst, wie viel Zeit wir verschwendet haben und wie wenig uns noch blieb. Ich meine hauptsächlich ist das seine Schuld, weil er so ein Arschloch Vater war, aber dennoch bereute ich nun einiges. „Ich könnte dir was aus der Küche herschmuggeln“, schlug ich schließlich vor, woraufhin Vater mich mit großen Augen ansah. Gott, liesen die ihn hier am Hungertuch knabbern oder was? „Oh ja, bitte, Leona! Ich würde töten für ein Stück rohes Fleisch“, rief er. Also ging ich los und besorgte das Fleisch, aber auch Schokolade, Müsliriegel, Erdbeermilch und Spekulatius. Zu dritt picknickten wir in Vaters Zimmer und der Knoten der sich in meinem Hals gebildet hatte, fing an sich wieder zu lösen.
Essen macht einfach alles besser.
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