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Heaven drückte mich gegen die Wand. Die kühlen Fliesen ließen mich frösteln.
„Ist schon gut. Engel.", flüsterte Heaven. Sie strich mir durch das Haar, ihr Blick liebevoller als jemals zuvor.
Was passierte hier? War ich durch die Glastür zu den Duschen, mitten hinein in eine Dimension marschiert, in der Heaven mich liebte? Dagegen hegte ich sicher keine Einwände.
Heaven küsste mich immer wieder und streichelte über meine Wangen. Dann strich sie mit ihren Händen meinen Nacken hinab zu meinen Schultern. Ohne Furcht berührte sie mich und zeigte nicht mal ein Stirnrunzeln, als ihre Finger über meine Brüste strichen. Von einem Moment zum nächsten wie ausgewechselt. Kaum zu glauben, dass sie zuvor bei denselben Berührungen die Nerven verloren hatte. Jetzt strich sich mir mutig den Bauch hinunter, über den Slip meines Bikinis. Sie tanzte mit den Fingerspitzen meinen Hosenbund entlang, fing dabei meinen Blick und blinzelte Wasserstropfen aus ihren Wimpern. Das Wasser der Dusche rann über ihr Haar.
Dann drückte sie ihre Hand zwischen meine Beine. Ich erstarrte. Das kam alles zu plötzlich und war zu unwirklich. Ihr Gesicht verriet mir nicht, was sie dachte. Wie immer ein Rätsel raten. Obwohl mein ganzer Körper brannte und ich das Gefühl ihrer Hand, die leichten Druck ausübte, sehr mochte, brauchte ich eine Pause. Um meine Gedanken zu sortieren und zu verstehen, warum Heaven so plötzlich vor mir aufgetaucht war. Als hätte sich mein innigster Wunsch erfüllt.
Heaven spürte mein Zögern und nahm die Hand aus meinen Schritt, um mich zärtlich unter dem Kinn zu kitzeln.
„Ist doch in Ordnung. Poppy. Es ist wirklich ok. Ich mach dich glücklich."
Ihr betörendes Locken schaffte es beinah mich zu verführen. Wie gern wollte ich alle Alarmglocken in meinem Kopf ignorieren und einfach naiv hinnehmen, was das Leben mir so unverhofft schenkte. Doch ihr süßes Flüstern schafftes es nicht zu überdecken, was wie eine Leuchtreklame vor mir hing. Nichts war in Ordnung und ich konnte so nicht weiter machen. Selbst wenn sie mich jetzt wieder aus dem Trauertal hervorholte, vertraute ich nicht darauf, dass sie mich nicht bald wieder in eine noch tiefere Schlucht zurückwerfen würde. Denn Heaven holte sich von mir immer nur genau das, was sie wollte.
Scheinbar zögerte ich ihr zu lang. Sie runzelte die Stirn, weil ich sie nur unsicher anblickte. Ich wusste wirklich nicht was ich tun sollte. Denn ich freute mich so sehr, dass sie zu mir gekommen war, doch fürchtete mich vor den Konsequenzen.
Heaven nahm meine Hand und schob sie unter ihr Bikinioberteil. Ihre warme Brust schmiegte sich weich an meine Finger. Sie presste sich an mich.
„Willst du mich nicht? Poppy. Ich will dich.", hauchte sie. Ihr warmer Atem wusch über mein Ohr.
Als sie meinen Blick fing, kribbelte ein wohliger Schauer meinen Rücken hinab. Wie Lava brannten ihre Augen auf mir. Darin stand ihr Wollen, ihr Sehnen und alles was ich mir je von ihr gewünscht hatte.
„Heaven! Was?"
Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte vollkommen vergessen, dass es auch noch andere Menschen im Schwimmbad gab.
Mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen stand Heavens blonde Freundin vor uns. Eine Mischung aus Ekel und Entsetzen verzerrte ihre Züge.
Innerhalb eines Augenblickes wandelte sich Heavens liebevoller Gesichtsausdruck in eine Maske des Grauens. In flagranti erwischt. Als hätte Satan sich persönlich eingeschalten, um sie auf ihr unchristliches Verhalten hinzuweisen. Sie blinzelte heftig, als versuchte sie Tränen zurückzuhalten.
Was hatte sie nur erwartet? Wir befanden uns in den öffentlichen Duschen. Nicht nur ich hatte das wohl vergessen. Eine Reihe Gefühle huschten über ihr Gesicht. Als zappte ich am Fernseher von Sendern zu Sendern. Vom Liebesfilm, zum Drama, zur Tragödie, doch schließlich versteinerten sich ihre Züge.
„Lass mich los. Du widerliche Schlampe. Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen.", zischte Heaven.
Sie schubste mich von sich, nicht besonders hart, doch ich stolperte schockiert einen Schritt zurück. Das konnte einfach nicht ihr Ernst sein. Die reine Empörung ließ mich nach Luft schnappen.
Heaven trat zu ihrer Freundin und nahm ihre Hand.
„Sorry. Annabel. Ignorier die Perverse. Stalkt mich und folgt mir in die Dusche. Widerlich."
Sie warf mir einen letzten Blick zu, bevor sie ihre Freundin fortdrängte. Nur kurz zog sie die Augenbrauen zusammen und sah unglücklich aus, als wollte sie mir allein durch ihre Mimik eine Nachricht senden. Eine Entschuldigung. Doch ihre Augen waren leer, wie die eines Psychopathen. Vielleicht offenbarte sie mir eben mein Problem. Heaven besaß keine Emotionen, kein Mitgefühl und keine Empathie. Sie dachte nur an sich selbst.
Ich atmete heftig ein und aus. Die nackten Füße der Mädchen patschten auf den Boden und die Glastür zur Schwimmhalle schloss sich mit einem lauten Scheppern hinter ihnen. Das Wasser der Dusche prasselte auf mich herab. Es stach wie hunderte, kleine Nadeln. Und das Rauschen des Wasserstrahls, zuvor ein Trost, dröhnte jetzt wie ein Presslufthammer in meinem Kopf. Ich ballte die zittrigen Hände und drückte sie an meine Stirn.
Schreie saßen in meiner Kehle, als dicker Kloß, der mir die Luft abschnürte. Mit viel Mühe schluckte ich ihn und die Tränen, die in meinen Augen brannten, hinunter.
Jetzt war nicht der Moment, um in Verzweiflung zu versinken. Ich hasste was passiert war. Was Heaven mir antat. Heißer Zorn brodelte in mir, er sprudelte wild und schäumte über, bis ich die Faust gegen die nasse Wand rammte.
Der kurze Ausbruch half gar nichts. Nur meine Hand schmerzte. Die Wand stand still und unberührt und schluckte nichts von meiner Wut. Es gab ohnehin nur eine Person, für die sie bestimmt war. Notfalls würde ich Heaven meinen Zorn in die Kehle rammen, bis sie nicht anders konnte, als alles zu schlucken, was ich in ihr entlud.
Sirenen heulten in meinem Kopf und brüllten sinnlose Warnungen. Ich stürmte aus dem Duschbereich. Heaven hatte mich zum aller Letzen Mal so benutzt. Nun würde ich sie dafür bestrafen, dass sie meine Liebe und meinen Stolz mit Füßen trat.
Die zwei Mädchen traten gerade an den Rand des großen Beckens, wo ihre hochnäsigen Cheerleader Freundinnen im Wasser plantschten. Die gesamte Bande oberflächlich und überheblich. Zum Kotzen. Sie wagten es so fröhlich zu sein, während sie die Herzen zahlloser Menschen gnadenlos in ihren hübschen Fingern zerquetschen. Ihr Gelächter stach direkt in mein Herz. Was bildeten die sich ein? Was nahmen sie sich heraus? Als wären sie etwas Besseres, weil sie ein bisschen hübsch waren und vor Footballspielen auf dem Spielfeld herumhampelten. Wie ich sie verabscheute, diese Mädchen ohne Gewissen.
Ein paar Schritte entfernt von der Gruppe blieb ich stehen. Ich stemmte die Hände in die Seiten.
„Hey, Heaven. Lass uns reden!"
So viel Abscheu hing in meiner Stimme. Ich hoffte jeder würde sie heraushören.
Heaven riss entsetzt die Augen auf und schüttelte den Kopf. Dabei starrte sie mich an, als wäre ich das Monster aus ihren Alpträumen. Ihre Freundin trat auf mich zu, während sie einen Schritt zurückwich.
„Hast du die Abfuhr nicht kapiert? Lass Heaven in Ruhe. Sie ist nicht pervers, wie du.", zischte das blonde Mädchen.
Ich lachte auf. Ein schrecklich verzerrter Ton.
„Was ist Heaven nicht? Pervers? Wenn ich pervers bin, dann ist es Heaven doppelt. Wenigstens steh ich dazu."
Das Mädchen knurrte aggressiv, wie ein bösartiger Hund. Heavens Wachhund.
„Lass. Heaven. In. Ruhe. Sonst..."
Sie ballte die Fäuste. Scheinbar war sie bereit mich zu schlagen, doch ich wollte nur an ihr vorbei zu der einzig Schuldigen. Heaven verschanzte sich hinter ihrem Bodyguard. Nackte Angst stand in ihrem Gesicht. Ein Feigling, ohne Rückgrat.
Ich ballte die Fäuste ebenfalls und fauchte:
„Heaven ist eine verkappte Lesbe. Nichts was du tust wird das ändern."
Obwohl ich die Bewegung kommen sah und sich die Aggression des Mädchen so deutlich auf ihrem geröteten Gesicht und an dem bulligen Auftreten zeigte, reagierte ich zu spät. Ihre Attacke traf mich mit voller Wucht. Vermutlich, weil ich mich nicht voll auf sie konzentrierte und stattdessen Heaven fixierte, die aussah als wollte sie in Panik davonlaufen.
Annabel stieß die Hände gegen meine Schultern. Ich taumelte zurück, strauchelte und landete hart auf dem gefliesten Boden. Schmerz fuhr in meine Handfläche, mit der ich mich abfing und ich stieß einen kurzen Schmerzensschrei aus.
Hohes Kreischen ertönten überall im Schwimmbad und Dani warf sich zwischen mich und das Mädchen, das wie ein Stier in der Arena auf mich zugerast kam.
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