Heaven schaute auf. Überrascht, doch erstaunlich gefasst. Das vollkommene Gegenteil von dem Chaos, das in mir tobte.

Dann lehnte sie sich vor und strich mir das Haar aus dem Gesicht.

„Ich spiel nicht mit dir. Aber das ist alles nicht so einfach.", hauchte sie.

„Und geküsst hab ich dich..."

Sie streichelte mit ihren Fingern unter mein Kinn. Ich hielt den Atem an und spürte dem Kribbeln nach, das sie auf meiner Haut weckte.

Als sie sich näher zu mir lehnte, spürte ich ihren warmen Atem auf meiner Haut.

„Das wollte ich einfach."

Wenn sie mich verführen wollte, dann gelang es ihr perfekt. Ich packte sie an den Schultern und drückte sie gegen die Sofalehne.

Heaven kicherte. Mein Kuss brachte sie zum Schweigen.

Ihre Schuld, wenn sie mich so reizte und mir jeden klaren Gedanken stahl.

Ich kostete ihre süßen Lippen und presste mich gegen Heaven. Sie sank in die Polster und ich auf ihren Körper. Atemlos seufzte sie gegen meine Lippen und blinzelte langsam, bis sie die Augen schloss. Ihre Finger wühlten sich in mein Haar.

Kein Widerstand schlug mir entgegen, sie ergab sich in meine Hände und zerfloss unter ihnen, wie warme Butter.

Ich konnte die Augen nicht schließen, denn ich musste Heaven sehen. Das Wunder anblicken, das sie mich akzeptierte. Mich wollte. Röte zierte ihre Wangen, ich presste einen Kuss darauf. Ihre Wimpern warfen zarte Schatten auf ihre Haut und ich berührte sie mit den Lippen.

Dann eroberte ich ihren Mund erneut. Ihr Lippenstift, sicher eine gute Marke, wasserfest und alles, hielt dem nicht stand und verschmierte zwischen uns. Alles egal. Ihre weichen Lippen gehörten mir allein, ich forderte mehr und entlockte ihr ein Keuchen.

Härter riss sie an meinem Haar und zog mich näher.

Der Pfirsichgeruch, der in ihrem Haar hing, putschte mich auf wie Drogen. Ich nahm tiefe Atemzüge davon, während Hitze in meinem Körper brannte.

Frech leckte sie über meine Lippen, wie eine Katze. Heaven öffnete ihre Augen, funkelte mich an und lachte verzückt. Jeder perlende Ton wanderte tiefer, bis in meinen Unterleib.

Ihre Herausforderung nahm ich an und küsste sie tiefer, bis sie entzückt seufzte.

Heaven streichelte über meinen Hinterkopf, den Nacken hinunter und tauchte mit dem Finger unter meinen Hoodie und das Shirt auf meinen bloßen Rücken. Soweit sie kommen konnte, bevor die vielen Lagen Stoff ihr den Weg versperrten.

Währenddessen erkundete ich ihren schlanken Nacken. Jedem bisschen Haut schenkten ich einen Kuss und blies meinen Atem darauf, bis jeder Kontakt meinen Schwarm Schauer über den Körper jagten.

Als ich am Ausschnitt ihrer Cheerleader Uniform entlang küsste und ich mich daran erfreute, wie Heaven atemlos meinen Namen flüsterte, krachte es in er Turnhalle.

Erschrocken zuckten wir zusammen.

Heaven fuhr nach oben und drückte mich von sich. Verwirrt blickte sie sich um, dann fuhr sie sich mit der Hand über Augen und Stirn. Als wäre sie aus einem Traum aufgewacht.

Ich versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ob sich darin Bedauern zeigte, Sorge, Schuld, doch sie blinzelte nur träge.

Dennoch rappelte sie von der Couch auf. Am liebsten hätte ich sie festgehalten. Mein Körper glühte nach von ihrer Nähe, ihren Berührungen. Bereit viel weiterzugehen. Ganz egal, wo wir uns befanden und was zwischen uns stand.

„Heaven.", wisperte ich ihren Namen.

Sie ignorierte mich und wühlte stattdessen aufgebracht in ihrer Handtasche herum.

Als ich wieder ihren Namen rief, blickte sie mich an, grinste zerknirscht und schüttelte den Kopf.

Eine deutliche Abfuhr.

Mit einem Seufzen stand ich auf. Das wars also.

„Ich geh dann mal."

Zu deutlich klang der Frust aus meiner Stimme. Vom Höhenflug zum Absturz, durch ein schlecht getimtes Geräusch. Wenn ich diesen Krachmacher in die Finger bekommen sollte, würde ich ihn erwürgen.

„Wart noch.", hielt Heaven mich zurück. Kurz und knapp, nur nicht zu viele Worte an mich verschwenden. Trotzdem blieb ich stehen und wägte meine Möglichkeiten ab, sie zurück auf die Couch zu bekommen.

Endlich schien Heaven gefunden zu haben, was sie gesucht hatte. Sie zog mit einem kleinen triumphierenden Quietscher ein buntes Plastikpäckchen aus ihrer Handtasche. Feuchttücher um Make up zu entfernen. Sie wischte sich über das Gesicht und zog deutlich die Augenbrauen hoch, als sie auf die roten Spuren blickte, die auf dem Tuch zurückblieben.

„Das hat mein Lippenstift nicht ausgehalten. Komm her. Du siehst auch aus wie ein Clown. Wenn dich jemand sieht, weiß jeder sofort, was du gemacht hast."

Heaven winkte mir mit dem Päckchen zu.

Ich wollte ihren Ruf nicht folgen und meine Kriegsbemalung behalten. Die Kennzeichen einer erfolgreichen Schlacht.

Doch natürlich hatte sie Recht. Auch wenn ich mich von dem Moment mit ihr nicht trennen wollte. Dem Augenblick, in dem sie meine Berührungen zuließ.

Jetzt wusste ich noch weniger, wie wir zueinanderstanden. Auch mein Vorsatz, mich ganz von ihr zurückzuziehen und nicht als dritter, störender Part in eine Beziehung zu treten, lag nun zerbröselt zu meinen Füßen.

Weil ich nicht zu ihr kam, warf sich Heaven ihre Jacke über, packte ihre Handtasche und kam stattdessen zu mir, da ich dichter an der Tür stand, die zur Turnhalle führte.

Mit diesem Aufbruch zeigte sie mir zu deutlich, dass es für heute, vielleicht nie wieder, einen Weg zurück zu wilden Knutschereien auf dem Zweisitzer gab. Enttäuschend.

„Jetzt verzieh nicht so das Gesicht.", rügte Heaven sanft, während sie ein weiteres Abschminktuch aus dem Päckchen fummelte.

„Doch. Tu ich.", knurrte ich.

Ich wollte ihr das Tuch aus der Hand nehmen, doch sie wich mir aus und trat näher. Sanft begann sie mir übers Gesicht zu wischen.

„Ich geh jetzt gleich. Meine Freunde warten."

Nach ihrer Erklärung rubbelte sie noch ein wenig gründlicher. Wir hatten wohl Zeitdruck.

„Mensch, du hast so viel. Überall."

Ich beugte mich vor und drückte ihr ein Bussi auf die Lippen.

Zu meiner Überraschung schubste sie mich nicht weg, oder schimpfte. Sie blinzelte, erwiderte das Bussi und trat dann einen Schritt zurück.

„Das hilft jetzt nicht. Poppy."

Ein leises Rügen.

Rasch nahm sie ein neues Tuch und wischte über meine Wangen. Der Blick konzentriert, die Lippen halb geöffnet. Wie sollte ich mich da zusammenreißen?