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Kapitel 16: Gestrandet im Death Valley

Ich erstickte förmlich an der angespannten Atmosphäre.

Hudson hatte seit unserem Gespräch auf dem Parkplatz kein Wort mehr gesagt. Das musste er auch nicht. Ich konnte seine Worte, die er stumm mit sich ausmachte, förmlich an seinem Gesicht ablesen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, still aus dem Fenster zu starren und mich in der kargen Landschaft des naheliegenden Death Valleys zu verlieren, doch mein Blick wurde immer wieder von seinem Gesicht angezogen.

Er schaute nicht in den Rückspiegel, sonst hätte er wahrscheinlich bemerkt, dass ich ihn unverhohlen anstarrte. Das schlechte Gewissen kratzte an mir und die fiesen Gedanken zischelten auf mich ein und sagten mir, dass ich ihn nicht verdiente. Sie hatten recht und trotzdem konnte ich ihn nicht mehr loslassen. Auch wenn es falsch von mir war, hielt ich mit aller Kraft an ihm fest. Nur um ihn am Ende immer wieder zu enttäuschen und wegzustoßen, wenn er mir zu nah kam.

Seine Kiefermuskeln waren sichtlich angespannt. Die Stirn hatte er leicht in Falten gelegt, als würde er konzentriert über etwas nachdenken. Während er mit der rechten Hand steif das Lenkrad umfasst hielt, stützte er seinen linken Arm auf die schmale Ablage unterhalb des Fensters ab, das er bis zum Anschlag heruntergekurbelt hatte. Der Fahrtwind streifte direkt durch seine dunkelbraunen Haare, die im Licht der einstrahlenden Sonne eine Nuance heller wirkten.

Nur mit Mühe beherrschte ich mich, meine Hand unter Kontrolle zu behalten, um nicht seine vom Wind durcheinander gekommenen Haare zurecht zu streichen. Denn dieses Recht besaß ich nicht.

Hudson hatte die Lippen fest aufeinandergepresst. Sein Blick lag seit einer halben Stunde ununterbrochen auf der Straße. Er musste es nicht aussprechen, dass er sauer auf mich war.

Doch ich hatte es ihm von Anfang an gesagt. Er wusste, dass ich noch nicht bereit war, mir selbst gegenüberzugetreten. Und doch hört er nicht auf, eine Grenze nach der anderen niederzureißen, um genau das bei mir zu erreichen. Durch ihn war ich gezwungen, mich mit mir auseinanderzusetzen.

Aber er hätte es besser wissen müssen.

Erstaunlicherweise hatten die anderen drei es geschafft, ihre neugierigen Blicke und offenen Fragen für sich zu behalten.

Ein kurzer Seitenblick auf Grace verriet mir allerdings, dass sie sich bereits förmlich die Lippen blutig gebissen haben musste, um ihren vorlauten Mund ja nicht aufzureißen. Das rechnete ich ihr hoch an. Als sie meinen Blick bemerkte, schoss ihr hochroter Kopf zu mir herum. Als ihre türkisfarbenen Augen mich direkt trafen, schluckte ich schwer. Ganz langsam wanderte ihre rechte, fein säuberlich gezupfte Augenbraue nach oben. Immerhin – sie hatte eine ganze halbe Stunde durchgehalten.

Ich wusste genau, was sie mich fragen wollte, doch ich schüttelte nur kaum merklich mit dem Kopf.

Grace verzog ihren Mund zu einem Schmollmund. Sie brannte förmlich darauf zu erfahren, warum Hudson und ich uns so seltsam verhielten.

Ich verdrehte nur die Augen und verschränkte meine Arme vor der Brust.

»Sorry Mädels, ich will eure telepathische Kommunikation nicht unterbrechen, aber ihr hättet auch einfach Bescheid sagen können, dass ihr Plätze tauschen wollt«, mischte sich Miles ein, auf dessen Wangen sich eine verdächtige rosa Farbe ausgebreitet hatte. Ihm schien unser Verhalten unangenehm zu sein.

Sofort schnellte ich zurück, als Grace und ich zeitgleich bemerkten, wie nahe wir Miles unbewusst gekommen waren.

Schnell drängte ich mich ans Fenster und ignorierte Hudsons eindringlichen Blick, den er mir durch den Rückspiegel zuwarf.

»Also nur Lou«, sagte Jesse wenig später schmatzend, während er im Schneidersitz saß und einen Lolli lutschte.

Ich sah ihn stumm an, als er sich zu mir herumdrehte. In seinem Blick lag eine Spur Verwirrung, während er wild das Reisenotizbuch durch die Gegend fuchtelte. Als er den Mund einen Spalt breit öffnete, erkannte ich eine blaue Färbung seiner Zunge. Klar, dass Jesse sogar den Lolli in meinem Rucksack gefunden hatte. Er war wie ein Schnüffelschwein – immer auf der Suche nach etwas Essbarem.

,,Jetzt erklär' mal: warum zur Hölle ausgerechnet das Death Valley? Hier ist doch nichts als Einöde.«

Ich legte den Kopf schief, um ihm zu signalisieren, dass ich nicht verstand, was er meinte. Im Hintergrund lief in normaler Lautstärke Paradise By the Dashboard von Meat Loaf, weshalb ich mich ein wenig zu ihm nach vorn beugte, um ihn besser zu verstehen. Dabei kam ich ungewollt Hudson ein Stück näher. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie nah ich seinem Gesicht in diesem Moment war. Ich schluckte schwer und versuchte meine letzten grauen Gehirnzellen auf das Gespräch mit Jesse zu fokussieren, doch Hudsons unverkennbar gut duftendes Aftershave nach Zedernholz vernebelte mir die Sinne.

Wie es sich wohl anfühlen würde, mein Gesicht in seinem Hals zu vergraben?

Bei dem Gedanken spürte ich, wie die Hitze mir in die Glieder schoss. Schnell schüttelte ich den Kopf.

Plötzlich schwebte eine Hand vor meinem Gesicht und holte mich zurück in die Wirklichkeit.

»Erde an Lou, in welchen Sphären bist du schon wieder unterwegs?«, rief Tarzan über die Musik hinweg. Mein Blick klärte sich und ich fand mich automatisch in seinen dunkelgrünen Augen wieder, die mich an frisches Moos erinnerten. Sofort spürte ich, wie sein Blick mich erdete.

Schnell befeuchtete ich meine Lippen und lehnte mich noch ein Stück näher zu Miles, um Hudson aphrodisierenden Duft irgendwie auszuweichen. Vergeblich. Frustriert zog ich den herrlich riechenden Duft ein und verfluchte Hudson dafür, dass er so eine anziehende Wirkung auf mich ausübte.

»Das Death Valley?«, fragte ich mit belegter Stimme und starrte geradewegs nach draußen.

Jesse nickte eifrig. Der Lolli steckte noch immer in seinem Mund, sodass er noch unschuldiger und kindlicher aussah, als er es sowieso schon war.

»Es ist ein Ort der Stille, der Einsamkeit und der Erinnerung. Ein Ort, der die Vergänglichkeit des Menschen und die Macht der Natur in eindrucksvoller Weise vor Augen führt«, antwortete ich ihm und schaute weiterhin sehnsuchtsvoll auf die verlassene Straße.

Wenn ich ehrlich zu ihnen gewesen wäre, dann hätte ich ihnen gesagt, dass es der Ort war, von dem ich mir erhoffte, mich lebendig zu fühlen. Denn während die tote Landschaft um uns herum nichts weiter als Trostlosigkeit ausdrückte, fühlte ich mich wohl, weil hier absolut nichts eine Bedeutung hatte.

Das Death Valley - ein Ort, wo niemand hinwollte. Keiner schien seine einzigartige Schönheit wirklich wertzuschätzen. Hier an diesem einsamen Ort konnte ich einmal heller strahlen als die Umgebung um mich herum.

Vielleicht fühlte ich mich so mit diesem Ort verbunden, weil er das widerspiegelte, was in mir vorging. Ich war gefangen in meinem eigenen Death Valley. Es war schlichtweg egal, wie weit ich lief und wie sehr ich mich auch verausgabte, ich konnte nicht entkommen.

»Also ich kann sie gut verstehen. Nur weil hier alles tot scheint, heißt es nicht, dass es nichts zu erleben gibt. Ich find's gut, dass wir hier sind«, mischte sich Miles ein und schenkte mir ein zauberhaftes Lächeln. Seine schokoladenfarbenen Knopfaugen zwinkerten mir verschwörerisch zu.

Ein Stich durchfuhr mein Herz. Doch zum ersten Mal war es nicht schmerzhaft. Es war das Gefühl, verstanden zu werden.

»Stimmt. Jesse wusstest du, dass das Death Valley auch als die Wüste der Superlative bezeichnet wird?«, warf Grace dazwischen. Ich schmunzelte, denn endlich hatte Grace die Gelegenheit mit ihrem Wissen zu glänzen. Dass sie dabei Jesses volles Interesse weckte, war fast schon vorauszusehen gewesen. Er schien sich einfach für alles Neue begeistern zu können.

»Warum das? Hier gibt es doch nichts anderes außer Geröll und ein paar Felsen«, sagte er und deutete, um seine Aussage zu unterstreichen, auf die von ihm beschriebene Landschaft.

»Das ist doch nur ein kleiner Ausschnitt. Das Death Valley ist riesig. Du findest hier Sanddünen, vielfarbige Gesteinsschichten und tiefe Schluchten, die mit Wasser durchflutet sind. Es ist der heißeste und trockenste Ort der USA. Wir haben richtig Glück, dass heute nur Temperaturen bis maximal vierzig Grad Celsius gemeldet sind. Im Sommer können die Temperaturen bis fünfzig Grad steigen.«

Jesse pfiff anerkennend durch seine Zähne, während er meine Schwester von oben bis unten musterte.

Ihre langen, honigblonden Haare hatte sie zu einem unordentlichen Messy-Bun gebunden und trotzdem sah sie aus wie aus dem Ei gepellt. Ihre munteren, kugelrunden Augen sahen stolz zu Jesse auf, der sie bewundernd anschaute.

»Mensch Grace, ich wusste gar nicht, dass du das halbe Geografiebuch auswendig kannst«, scherzte er und klopfte auf seinen Sitz, ehe er sich wieder mit einem breiten Grinsen nach vorne drehte.

Grace blieb der Mund offen stehen.

»Wenigstens kann sie das halbe Geografiebuch auswendig. Was hast du zu bieten?«, warf Hudson trocken wie immer dazwischen und sah Jesse mit hochgezogener Augenbraue abwartend an.

Jetzt war es Jesse, der ihn mit offenem Mund anstarrte.

Über das Gesicht meine Schwester hüpfte ein triumphierendes Lächeln, während sie ihre Arme auf den Vordersitz ablegte und neugierig den Kopf nach vorne reckte.

»Genau Jesse, was hast du zu bieten?«

Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob Grace beabsichtigt hatte, ihre Worte so lasziv klingen zu lassen, aber da war es auch schon zu spät.

Doch bevor Jesse die Möglichkeit hatte, etwas zu erwidern, gab Donald plötzlich seltsame Geräusche von sich.

»Sagt mal, spürt ihr das auch?«, sagte Miles mit warnender Stimme, ehe er sich rasch vorbeugte und die Musik auf stumm stellte.

»Nein, was denn?«, warf Jesse dazwischen und schaute sich um.

Plötzlich begann Donald zu ruckeln. Hudson hatte Mühe, das Lenkrad unter Kontrolle zu halten, während der Wagen immer stärker zuckte.

Schnell warf ich einen panischen Blick zu Grace. Doch schon im nächsten Augenblick wurde unser schlimmster Albtraum wahr.

Ein lautes, zischendes Geräusch durchfuhr das Wageninnere, ehe Donald sein Gewicht auf die rechte Seite verlagerte und wir leicht zur Seite kippten, als ein Reifen von Donald mitten im Tal des Todes zerplatzte.

Hudson trat mit voller Wucht auf die Bremse, um den entstandenen Schaden so gut es ihm möglich war, zu minimieren. Wir wurden heftig nach vorn geschleudert, als Donald mit einem lauten Quietschen endlich zum Stehen kam.

Mein Herz raste und sprang mir förmlich aus der Brust. Niemand rührte sich. Alle schienen in einer Art Schockstarre gefangen zu sein. Denn wir wussten alle, was es bedeutete, ausgerechnet im Death Valley liegen zu bleiben. Gestrandet mitten im Nirgendwo.

»Fuck«, stieß Jesse kehlig aus und sprach damit aus, was wir alle insgeheim dachten.

Ich schaute zu Grace, die mir einen ratlosen Blick zuwarf.

»Und jetzt?«

Ich hatte keinen blassen Schimmer.

»Wir steigen erstmal aus und schauen uns das an«, verkündete Miles ruhig.

Wenigstens einer behielt einen kühlen Kopf. Das konnte man von mir und Grace nicht behaupten.

Als wir wenige Augenblicke später alle im Halbkreis vor Donald standen und den völlig zerfetzten Reifen betrachteten, zog sich mein Magen krampfhaft zusammen. Ein Schweißfilm bildete sich auf meiner Haut, während mein Zeigefinger nervös die überschüssige Haut an meinem Daumen wegkratzte. Es blutete bereits, doch ich konnte einfach nicht aufhören. Mein Herz wummerte in meiner Brust, während ich Miles dabei beobachtete, wie er den Schaden genau inspizierte.

»Haben wir ein Ersatzrad dabei?«, fragte Miles, ohne seinen Blick zu heben. Ich schluckte schwer.

»Wir haben doch ein Ersatzrad, oder Lou?«, wiederholte Grace die Frage und schaute mich dabei erwartungsvoll an.

Meine Lippen bebten. Schnell presste ich sie fest zusammen, ehe ich langsam mit dem Kopf schüttelte.

»Oh Shit!«, stieß Jesse frustriert aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Die Sonne prasselte unaufhaltsam mit voller Intensität auf uns herab.

»Ich nehme mal an, ihr habt auch keinen Wagenheber oder irgendwelches Werkzeug mit, habe ich recht?«

Miles richtete sich langsam auf und klopfte sich an seiner hellen Jeans den Dreck von den Händen.

Und in diesem Moment realisierte ich, dass wir ohne die Jungs vollkommen aufgeschmissen gewesen wären, wenn sie nicht auf diese Reise mitgekommen wären.

Ich biss mir so fest auf die Lippen, dass ich bereits den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Alle Blicke lagen auf mir, als hätte ich die Antwort auf alles. Als wäre ich die Einzige, die dafür verantwortlich war.

Und irgendwie hatten sie recht. Ich hatte an alles gedacht, nur nicht daran, was passieren würde, wenn wir eine Panne hatten. Dass es ausgerechnet im Death Valle passieren musste, wo die nächste Werkstatt wahrscheinlich mehrere Meilen entfernt lag, konnte nur mir Glückspilz passieren.

»Ein Schraubenzieher und eine Zange bringen dir nicht wirklich was, oder?«, piepste ich kleinklaut, und starrte auf meine staubigen Hände, die ich schnell hinter meinem Rücken vergrub.

»Nicht wirklich Lou«, antwortete Miles mit einem traurigen Lächeln. »Aber halb so wild. Lasst uns einfach einen Abschleppdienst anrufen. Es könnte zwar ein bisschen dauern, bis jemand hier ist, aber das passt schon. So weit ich vorhin auf einem Schild gelesen habe, ist die nächste Tankstelle circa acht Meilen entfernt.«

Wir stimmten alle nickend ein, ehe wir unsere Handys rauszogen.

Als ich ein kleines Kreuz am oberen Rand des Bildschirms erblickte, stöhnte ich innerlich auf. Diese verdammten Götter wollten mich doch verarschen.

»Habt ihr Empfang? Ich bekomme irgendwie kein Netz«, rief Jesse, während er sein Handy in die Höhe hielt und quer über die Straße lief.

»Bei mir ist auch alles tot.«

Jetzt waren wir wirklich am Arsch.

Innerlich aufstöhnend starrte auf die verlassene Straße, die sich in einer Gerade bis zum Horizont einsam durch das trostlose Gebiet des Death Valleys erstreckte. Der Straßenbelag war brüchig und spröde, als würde er jeden Moment zerfallen. Links und rechts von uns erstreckte sich eine endlose Weite. Am Rand ragten mit seinen schier unendlichen Sanddünen und felsigen Formationen hervor. Die schier unaushaltbare Hitze flimmerte über den Asphalt. Umschlungen von einer gnadenlosen Wüste verstand ich nun, warum die Menschen es das Tal des Todes nannten. Im Moment schienen wir die einzig lebenden Wesen weit um uns herum zu sein.

Die einhaltende Stille war erdrückend.

Kein Auto, kein Mensch – absolut kein Laut war zu hören, außer unser schwerer Atem und das gelegentliche Flüstern des sanften Windes, der über den staubigen Untergrund fegte.

Die Einsamkeit dieses Ortes war mit jeder verstrichenen Sekunde umso spürbarer. Sofort fühlte ich mich verloren in der Leere. Und gleichzeitig wurde ich von der Erkenntnis der Ausweglosigkeit erdrückt.

Aber hey, das war ja nichts neues für mich.

»Und was machen wir nun? Warten, dass jemand kommt?«, fragte Grace mit ängstlicher Stimme in die Runde.

Wir schauten uns einer nach dem anderem stumm an. Als mein Blick sich mit Hudsons sturmgrauen Augen verhakte, spürte ich augenblicklich, wie mein Damm langsam zu brechen begann. Ich fühlte mich in diesem Moment so hilflos und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich keinen Plan.

Er schien mich zu verstehen. Sein Blick nahm einen freundlichen Ton an und er nickte mir kurz zu, ehe er den Arm über Miles legte und ihm schief angrinste.

»Es bringt nichts zu warten. Wir haben keine Ahnung, ob hier heute überhaupt noch jemand vorbeifährt. Immerhin ist keine Saison und irgendwelche Urlauber werden sich bestimmt nicht auf dieser Route verirren. Aber unser Miles hier wird das schon regeln.«

Grace und ich schauten ihn mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll an.

»Was meinst du? Kennst du dich etwa mit Autos aus?«

Meine Schwester machte große Augen und ein verdächtigstes Flimmern, das stark nach Hoffnung und Bewunderung aussah, trat in ihre strahlenden Iriden.

Miles kratzte sich verlegen am Nacken.

»Naja, als Ingenieur für Fahrzeugtechnik sollte er wenigstens einen kaputten Reifen wechseln können«, warf Jesse grinsend ein und knuffte seinen Freund in die Seite. Immerhin – unser Strahlekind hatte sein Lächeln wiedergefunden.

»Klar bekomme ich das hin. Nur dafür benötige ich einen neuen Reifen und ein paar Werkzeuge. Ein Wagenheber wäre auch nicht schlecht.«

Hudson runzelte die Stirn. Seine verstrubelten Haare lagen im wild in der Stirn.

»Hast du nicht gesagt, es gäbe eine Tankstelle acht Weilen von hier entfernt? Wir sollten dort unser Glück versuchen. Die Angestellten werden uns bestimmt helfen. Vielleicht können sie auch eine Werkstatt anrufen.«

Jesse verzog seinen Mund zu einer Schnute, ehe er mit offenen Armen auf Hudson zustürmte und ihn in eine Umarmung zerrte. »Gut, dass du da bist Hudson«, rief er theatralisch, während Hudson sich nur mit Mühe von dem Klammeraffen befreien konnte.

»Gute Idee, vielleicht sollten...«, begann Grace den Satz und schaute dabei mit einem verzückten Lächeln zwischen mir und Hudson hin und her. Binnen weniger Augenblicke hatte ich realisiert, was sie sagen wollte, doch das konnte sie vergessen.

»Genau. Du und Miles solltet gehen. Immerhin habt ihr beide mal Ausdauersport gemacht. Jesse, Hudson und ich bleiben einfach hier. Vielleicht kommt ja doch jemand vorbei und kann uns helfen«, ratterte ich die Worte mit rasender Geschwindigkeit und hochrotem Kopf herunter. Denn ich wusste, dass ich einen mehrstündigen Fußmarsch durch das Death Valley allein mit Hudson Bale nicht unbeschadet durchstehen würde.

Wenn Jesse bei mir blieb, dann würde Hudson keinen erneuten Versuch unternehmen, mich auf das, was vorhin passiert war, anzusprechen. Es würde keiner dieser atemraubenden und verwirrenden Momente zwischen uns geben. Auch wenn es egoistisch und feige war, würde ich Tarzan als mein Schutzschild benutzen.

Auf keinen Fall konnte ich mit Hudson allein sein. Denn mittlerweile konnte ich mir nicht mehr selbst vertrauen. Hudson ließ mich in seiner Nähe schwach werden, doch ich konnte nicht riskieren, Schwäche zu zeigen. Nicht jetzt. Niemals.

Grace schaute mich mit großen Augen an, ehe sie diese leicht zusammenkniff. Sie presste die Lippen zusammen, als wäre sie ein wenig wütend darüber, dass ich ihren ursprünglichen Plan verdorben hatte. Aber eigentlich konnte sie doch froh sein. Immerhin mochte sie Miles seit der Middle School. Die Zeit zu zweit würde ihnen bestimmt guttun.

Wenn man es so sah, tat ich ihr nur einen Gefallen.

»Klar das hört sich vernünftig an. Bist du damit einverstanden, Grace?«

Sein warmes Lächeln legte sich auf sie. Als Antwort nickte sie ihm nur schüchtern zu.

»Gut, dann ist das ja geklärt. Aber nehmt ordentlich Verpflegung mit, nicht dass ihr in der Mittagshitze umkippt. Und immer schön viel trinken«, sagte Jesse sich in die Hände klatschend, ehe er zu Donalds Kofferraum ging, um ein paar Wasserflaschen in seinen Rucksack zu stopfen.

Bevor Grace sich umwandte, zog ich sie ein Stück abseits. Schnell nahm ich ihre kalten Hände in meine. »Sei bitte vorsichtig, okay? Ihr werdet bestimmt mehr als zwei Stunden unterwegs sein. Hier nimm meinen Sonnenhut und creme dich vorher noch ein. Trink viel, hast du gehört? Du vergisst das meistens«, redete ich leise auf sie ein, während ich meinen cremefarbenen Anglerhut auf ihren Puppenkopf setzte. Ihre türkisfarbenen Augen, die durch die einfallendenden Sonnenstrahlen zu glitzern schienen, funkelten mich strahlend an.

»Das mache ich, Mom.« Nach einer kurzen Atmenpause setzte sie noch leise hinzu. »Und Lou? Gut gespielt. Diese Runde geht an dich. Nächstes Mal kommst du nicht so leicht davon. Ich weiß zwar nicht, was zwischen dir und Hudson läuft, aber jeder Idiot kann sehen, wie ihr euch gegenseitig anhimmelt. Lass den Ärmsten nicht zu lange an der langen Schnur zappeln, hm? Er meint es ernst und ich glaube, dass ihr beiden mehr gemeinsam habt, als du vielleicht denkst.«

Ihre Worte ließen mich nachdenklich werden.

Sie zwinkerte mir noch ein letztes Mal zu, ehe sie ihren Hut zurechtrückte und mit einem breiten Lächeln im Gesicht hüpfend zu Miles lief. Dieser wartete bereits auf sie.

Kurz bevor die beiden sich von uns verabschiedeten, sah ich, wie Jesse unauffällig versuchte, Grace einen seiner Lieblingsschokoriegel in die Tasche zu schieben. Doch natürlich bemerkte sie es. Als sie erkannte, was er ihr zustecken wollte, lächelte sie schüchtern und eine zarte Röte legte sich auf ihr blasses Gesicht.

Ohne noch etwas zu sagen, zogen die beiden schlussendlich zusammen los.

Noch lange beobachtete ich die beiden. Sie sahen gut nebeneinander aus und dennoch spürte ich, dass etwas nicht stimme. Fast so, als würde ein Sturm aufziehen. Ich wusste nicht, wie lange ich da stand und beobachtete, wie ihre Körper am Horizont immer kleiner wurden.

Erst als eine vertraute Präsenz hinter mich trat und jemand mir plötzlich ein Basecap aufsetzte, drehte ich mich um. Ich wusste noch bevor ich sein Gesicht sah, dass er es war. Ich würde ihn überall wiedererkennen.

Er hatte mir das Basecap tief ins Gesicht gezogen. Ganz langsam hob ich meinen Blick. Als das tiefe Grau seiner Augen mich fand, blieb mein Herz für einen winzigen Augenblick stehen. Das tat es immer. Ich dachte, ich hätte mich an ihn gewöhnt, doch wahrscheinlich würde mein Körper immer auf diese Weise auf ihn reagieren. Als würde er mich magisch anziehen, öffnete ich leicht den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Laut kam über meine Lippen.

»Du solltest lieber in den Schatten gehen. Die Sonne kann an diesem Ort ziemlich erbarmungslos sein.«

Ich hörte seine Worte kaum. Stattdessen starrte ich wie gebannt auf seine leicht geöffneten Lippen. Denn tief in meinem Herzen spürte ich, wie etwas in mir aufkeimte. Noch war es ganz klein und zerbrechlich, doch wenn Hudson mich weiterhin mit diesem Blick ansah und solche Dinge zu mir sagte, würde es wachsen und größer werden, bis ich nicht mehr dagegen ankämpfen konnte.

Denn das, was er eigentlich mit seinen Worten implizierte, war: Ich mache mir Sorgen um dich. Pass auf, dass du deine Haut nicht verbrennst.

Und wenn er solche Dinge sagte, wie konnte mein Herz sich nicht voller Hoffnung füllen?

»Hast du eigentlich eine Ahnung, was du mit mir anstellst?«

Ich stellte die Frage, ohne groß darüber nachzudenken. Wie selbstverständlich verließen sie meinen Mund und bauten sich zwischen uns auf.

Doch Hudson, dieser Mistkerl, lächelte mich an. Vielleicht weil er wusste, welche Wirkung sein Lachen auf mich hatte, da ich insgeheim wusste, dass es nur für mich bestimmt war.

»Aber Lou«, er beugte sich ein Stück zu mir herunter. Seine Hände vergrub er in seinen Hosentaschen, während er mich intensiv musterte. Immer wieder schweifte sein Blicken zwischen meinen ausgedorrten Lippen und meinen wachsamen Augen hin und her. Sein Atem kitzelte mich an der Nase. Nur mit Mühe widerstand ich dem Drang, meine Hand an seine Wange zu legen und die feinen Bartstoppeln unter meinen Fingern zu spüren. »Dasselbe könnte ich dich fragen. Was machst du nur mit mir?«, raunte er mir leise zu, ehe er einfach die kurze Distanz zwischen uns überbrückte und seine weichen Lippen auf meine Wange legte.

Und in diesem winzigen Augenblick erstarben meine fiesen Gedanken.

Sie machten Platz für einen Traum, den ich nie bereit gewesen war zu träumen.

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