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siebenundzwanzig

- Ich muss nur die Oberhand
gewinnen -

Die Tage vergingen und mit ihnen vier weitere Wochen, in denen Davis fast jeden Vormittag bestrahlt wurde. Ich war jeden Tag bei ihm. Die erste Woche hatte sich sein Zustand kaum verändern. Die Müdigkeit hatte angehalten. Die zweite Woche war die härteste. Ich saß einfach bei ihm, ohne, dass wir uns groß unterhielten. Er hatte Fieber bekommen und Übelkeit. Ich durfte nicht näher an ihn heran, zu unserer beider Sicherheit. Das war in Ordnung auch, wenn es mich quälte ihn so zu sehen. Ich reichte ihm die Aluminiumschale, wenn er sich übergeben musste, ich zwang ihn, seine Antibiotika zu nehmen, auch wenn er es für unnötig erkannte, da er sie ,,sowieso wieder auskotzte". Seine Augen hatten in der Zeit sämtlichen Glanz verloren und ich verstand zum ersten mal wie schlimm diese Zeit für Mum gewesen sein musste. Nur, dass sich meine Chemotherapie meist über viele Monate hinweg streckte. Ich wünschte mir jeden Tag, dass es Davis besser ging. Dass dieser ganze Mist und diese Schmerzen irgendwas bewirkten. In der dritten Woche ging es ihm langsam besser. Als das Fieber weg war, erlaubte ich mir wieder, mich zu ihm zu legen. In der gesamten Zeit hatten wir zwei ganze Serien durchgesehen.
Auch, wenn wir nur drei mal in dem gesamten Monat das Zimmer verließen, um im Park spazieren zu gehen, wurde mir nicht langweilig. Im Gegenteil ich fühlte mich besser. Ich hatte das Gefühl, jemandem das wieder zu geben, was ich damals erhalten hatte Die Nähe und die Kraft meiner Angehörigen. Alles Gute, was ich in den letzten Jahren ignoriert und wie durch eine hohen Mauer von mir ferngehalten hatte. Davis war anders. Er akzeptierte diese Hilfe. Er war Dankbar. Und das war es, was sich so gut anfühlte.

,,Gib mir mal die Chips", beschwerte sich Davis und versuchte mit seiner freien Hand auf die andere Seite des Bettes zu greifen, um sich die Chipstüte zu angeln, die jedoch fest von meinen Händen umklammerte war, dass es ihm fast unmöglich war. Auf dem Laptop lief irgendein Science Fiction Film, zudem er mich überredet hatte. Bislang hatte ich jedoch nur die Hälfte verstanden und mich darauf konzentriert, mit Genuss eine halbe Packung Chips zu verspeisen. Gestern war vorerst der letzte Tag seiner Therapie. Morgen würde erneut MRT geschrieben werden. Hoffentlich zum letzten Mal.

,,Hallo, Lou?", fragte er. Ich blickte auf. ,,Oder ist mir das auch verboten?"
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf und reichte ihm kauend die Chips. ,,Nein. Das nicht." Ich drehte mich auf die Seite und versuchte dem Film zu folgen. Doch die Gedanken schwirrten nur so in meinem Kopf. Es war unglaublich, wie schnell die Zeit vergehen konnte. Ein Monat, in dem man rein gar nichts machte, außer dazuliegen. Das hatte ich immer getan, mein halbes Leben lang. Und jetzt hatte ich ausnahmsweise nicht das Gefühl die Schwache zu sein. Die, um die sich alle Sorgen machen mussten. Ich musste nicht das Mädchen sein, welche alle zehn Minuten ihrer besorgen Mutter bestätigen musste, dass es ihr gut geht, auch wenn ihr so schwindelig war, dass sie kaum aufrecht sitzen konnte.
Es war, als würde es seit langem nicht mehr um den Tod gehen. Es machte sich auch keiner ständig Gedanken um mich. Cara und Mason waren mittlerweile in Spanien. Gelegentlich bekam ich tolle Strandbilder und Nachrichten geschickt. Doch keine Einzige drehte sich um meine Krankheit. Alle zwei Wochen wurden meine Blutwerte gemessen. Wie immer ließ mich Dr. Cartney mit den Details in Ruhe. Fast schon fühlte es sich normal an. Abgesehen von den Tabletten, die ich schlucken musste und den schrecklichen Klinikmöbeln.
Ich wusste, dass ich nie in dieser Welt ankommen würde. Ich würde nie zur Schule gehen, ein Hobby haben und das tun, was alle machten wenn sie 17 waren. Aber mit Davis fühlte ich mich alldem ein kleines Stück näher. Abgelenkter.

Tatsächlich gab es nur eine Sache, die meinen Kopf blockierte. Die Krankheit war nebensächlich, fast schon vergessen. Das Einzige, was nun seit einem Monat in meinen Kopf umherschwirrte, war Davis. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas gefühlt. Allein bei ihm zu sein - und auch wenn wir nichts taten - war perfekt. Ich war nicht allein. Ich wurde verstanden.

,,Woran denkst du?", erklang seine Stimme in meinem Ohr. Ohne mich zu bewegen, versuchte ich ihn anzusehen. ,,Ich weiß nicht", entgegnete ich. ,,Darüber, wie glücklich ich bin." Da erschien es, dieses wundervolle Lächeln in seinem Gesicht. ,,Das bin ich auch", entgegnete er und räusperte sich. ,,Egal, wie scheiße es mir geht, ich bin glücklich. Und das kann ich über die restlichen 19 Jahre meines Lebens nicht behaupten."

,,Erzähl mir was", meinte ich und rollte mich auf den Bauch, stützte meinen Kopf in die Hände, um in ansehen zu können. Er pausierte den Film und legte den Kopf schief.

,,Worüber?" ,,Über dich. Deine Kindheit. Erzähl mir von Ruby und deinem Bruder."
,,Ohh", lachte er. ,,Ich Rede lieber nicht über den, wir wollen doch die tolle Stimmung nicht kaputt machen." Ich würde zu gerne wissen, was dieser Scott für ein Typ war.

,,Naja und Ruby", fuhr er fort. ,,Du musst sie unbedingt kennenlernen. Ihr seid euch so ähnlich. Sie ist genau so stur und dickköpfig wie du." ,,Ich bin nicht...", unterbrach ich ihn, kam aber nicht zu Wort. ,,Und so kämpferisch. Ich kenne keinen Tag, an dem sie nicht lächelt. So lange sie nicht von meinem Vater eingezwängt wird." Ich rollte gespielt mit den Augen. Und Mr.Halter war in meinem Fall die Leukämie, oder was?

,,Toll, du knutscht mit einer älteren Version deiner kleinen Schwester. Wie romantisch", beschwerte ich mich. Er musste Lächeln. ,,Oh nein. Ich knutsche nicht nur mit der älteren Version. Ich liebe sie."
Wow diese Worte trafen mich wie jedes mal mit einem Schlag. Sie überwältigten mich und ließen mich schweigen, so sehr fühlte ich diese Worte. Ich lehnte mich nach vorn und küsste ihn. Nicht lang. Nur um ihm zu zeigen, dass ich genau dasselbe dachte. Langsam ließ ich meinen Kopf auf seine Brust fallen, spürte seinen schweren Atem.
Ich hörte Davis Handy summen. Als er sich nicht rührte, hatte ich kurz vor, mich aufzurichten und ihm Bescheid zu sagen, doch dafür war der Moment viel zu schön. Es summte wieder und wieder. Langsam fragte ich mich, ob Davis das Geräusch einfach nicht hören wollte. Wieder ein summen.

Ich drehte meinen Kopf und sah ihn auffordernd an. ,,Davis?" Er schüttelte den Kopf. ,,Frag gar nicht erst." Er seufzte, schnappte sich sein Handy und schaltete es aus. ,,Mein Dad." Das war überraschend. ,,Was will er?" Ich musste daran denken, dass Davis nun schon drei Monate hier war. Dreizehn Wochen, in denen nicht ein einziges Familienmitglied ihn besucht hatte. Weder seine Eltern, noch seine Geschwister. Dass seine Mutter ihn hierhergebracht hatte, war das erste und letzte mal, dass ein weiterer Halter diese Räume betreten hatte.

,,Mich hier raus holen." Diese Worte trafen mich viel zu überraschend. Das MRT hatte noch nicht ein mal die Ergebnisse der Therapie dargestellt. Offiziell galt Davis noch immer als Patient. Warum wollte sein Vater ihn frühzeitig herausholen?

,,Was?", rief ich deshalb völlig überwältigt. ,,In ein paar Wochen beginnt das letzte Schuljahr. Das Senior Year ist unfassbar wichtig für meinen Abschluss. Das sieht zumindest mein Vater so." Er seufzte, sein Blick war an die weiße Decke gerichtet. Ich sah ihm an, wie fertig ihn das alles machte. Seit so vielen Jahren lebte ich ohne einen Vater. Meine Erinnerungen an Paul waren toll, auch, wenn sie viel zu früh endeten. Darum konnte ich mir nichts schöneres vorstellen, als einen Vater zu haben. Für immer meine ich.
Ich kannte Davis Vater nicht. Aber das was ich von ihm gehört hatte, ließ mich an allen menschlichen Verhaltensweisen Zweifeln.
Sein Kind als Baby zu verlassen war eine Sache, immerhin entstanden so keine falschen Hoffnungen. Aber für das Kind da zu sein, mit ihm im selben Haus zu leben und es nicht ein mal besuchen, wenn es in einer Krebsklinik lag, war einfach nur unglaublich.

,,Warum brauchst du diesen Abschluss überhaupt? Ich dachte er will, dass du seine Firma übernimmst?", überlegte ich. Noch immer ohne Verständnis. ,,Ich weiß es nicht. Er behauptet, wenn ich dorthin kommen will, wo er jetzt steht, muss ich hart arbeiten, brauche gute Noten und einwandfreies Verhalten. Aber ich weiß ganz genau, wie er in meinem Alter war. Das schlimmste ist, dass er mir genau das vorwirft. Er selbst hat Drogen genommen. Und nicht nur ein paar Jahre, er hat sie noch lange nach der Hochzeit mit meiner Mum genommen. Er war völlig besessen, lief mit 17 von zu Hause weg, hörte auf niemanden. Und dann überließ ihm sein Onkel einen Großteil seines Erbes. Er behauptet, er hätte sich alles selbst aufgebaut, aber ich weiß wie beschissen sein Abschluss war. Ich weiß, dass er noch so viel schlimmer war, als ich. Und dennoch wirft er mir genau das Verhalten immer und immer wieder vor", Davis Stimme wurde immer lauter, er bemühte sich, nicht zu schreien.

,,Ich verstehe ihn einfach nicht", ergänzte er, etwas ruhiger. Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich auch nicht. Sorgt er sich denn gar nicht um dich? Oder deine Mum? War irgendjemand da und hat sich nach dir erkundigt?", fragte ich und musste aufpassen, meine Stimme nicht mitleidig klingen zu lassen.

,,Nein." Die Antwort kam ohne zu zögern.
,,Meine Mum ist fast durchgedreht zu Hause, hat mir täglich Nachrichten geschrieben und gesagt, dass sie nicht kommen kann, weil so viel zu Hause los ist." Er machte eine Pause, holte tief Luft. Es war wirklich erschreckend, wie sehr ihn das alles verletzte. Verständlich, wem würde es nicht so gehen?
,,Ich weiß, dass mein Dad sie nicht gelassen hat. Wahrscheinlich wollte er, dass ich ein bisschen Abstand bekomme, mich abreagiere. Genauso wenig, wie Ruby. Ich kann noch nicht mal sagen, ob sie überhaupt weiß, wo ich bin. Und jetzt meint er tatsächlich entscheiden zu können, wann ich wieder gesund bin." Ich spürte seinen Herz immer und immer schneller schlagen. Er versuchte die Wut zu unterdrücken. Ich ebenfalls.

,,Darf er das überhaupt? Ich meine, das MRT ist am Freitag. Noch ist nicht sicher, ob die Therapie bewirkt hat, was sie soll." Davis zuckte mit den Schultern, setzte sich auf und legte den Laptop beiseite. Ich folgte ihm, sah ihn noch immer nachdenklich und besorgt an.

,,Das ist ihm egal. Er bezahlt schließlich dafür. Meine Gesundheit ist ihm doch vollkommen egal." Er verzog sein Gesicht, krümmte seinen Rücken. ,,Alles gut?", fragte ich flüsternd und krauste überrascht die Stirn. Er stützte den Kopf in die Hände und versuchte zu nicken. ,,Mir ist nur wieder schwindelig und mein Kopf", stöhnte er. Ich versuchte ihn zurück ins Kissen zu drücken. Er schloss seine Augen und atmete schwer.
Ich sprang auf, lief zu dem kleinen Regal mit seinen Tabletten und kramte das kleine Päckchen heraus, welches in den letzten Wochen sein Dauerbegleiter gewesen war. Ich holte schnell eine Tablette heraus, nahm ein Glas Wasser von seinem Nachttisch und reichte ihm Beides in Rekordzeit.
Er sollte sie noch immer nehmen, als Langzeiteffekt, sagte Dr.Martinez. Doch natürlich war Davis zu stur, um zu glauben, dass das alles eh keine Wirkung hatte und die Kopfschmerzen und der Schwindel von allein weggehen würden. Er schluckte die Tablette mit dem gesamten Wasser herunter, schloss für einen Moment die Augen und ich hörte, wie sich sein verkrampfter Atem langsam entspannte.

,,Tut mir leid", brachte er stockend heraus. Ich konnte nicht verstehen  wieso er sich immer wieder bei mir entschuldigte, wenn es ihm schlecht ging und ich es offensichtlich mitbekam. Mir ging es genau so, Monatelang.

,,Das muss es nicht. Aber Davis so kannst du nicht nach Hause. Egal, was in drei Tagen für ein Ergebnis heraus kommt, du bist noch viel zu geschwächt", versuchte ich ihn zu überzeugen, als könnte er etwas dagegen tun, dass sein Vater so ein Egoist war.

,,Das wird nichts daran ändern", sagte er, so leise, als hätte er Angst, mit einem lauten Ton den Schwindel oder die Schmerzen hervorlocken zu können. ,,Ich rede mit Dr.Cartney oder Dr.Martinez, sie dürfen das nicht zu lassen", sagte ich und lächelte ihn an, als er seine Augen wieder öffnete. Noch immer stand ich an seinem Bett. Er nickte fast unbemerkbar. Dann schenkte ich ihm einen letzten Blick und lief zur Tür. Kurz bevor ich das Zimmer verlassen konnte, erklang mein Name ,,Lou", flüsterte er. Ich drehte mich um. ,,Ich will hier nicht weg."
,,Ich weiß."

Ich habe gemerkt, dass ich nicht viel brauche, um glücklich zu sein. Die ganze Zeit über dachte ich, es sei unmöglich jemals dieses Gefühl zu verspüren. Oder zu mindest etwas, was sich nur mit einem Wunder erreichen ließe. Indem ich die Zeit zurück drehen könnte. Aber das ist nicht notwendig. Ich brauche nicht zur Schule gehen oder auf Partys. Ich brauche nicht einmal mal eine heile Familie, die rund um die Uhr für mich da ist.
Ich kann mich genau so wenig über den Krebs beschweren. Gut, er lässt sich nicht ansatzweise rechtfertigen, aber ohne ihn, hätte ich Davis nie kennen gelernt.
Ohne die Leukämie hätte ich vielleicht nie verstanden, wie es ist wirklich glücklich zu sein. So, dass selbst jeder Schmerz und jede Tablette, die mich womöglich am Leben hält, egal sind.
Die Freude, die einen selbst eine tötliche Krankheit akzeptieren lässt.
Wenn ich an Cath denke frage ich mich, ob sie diese Freude jemals gespürt hat. Immer hat sie mir gesagt, ich soll den Krebs ignorieren, das würde mich stärker machen. Ich habe es versucht fast zwei Jahre lang. Und was ist passiert? Ich bin daran zerbrochen. Und nicht nur ich, ich bin daran schuld, dass meine Mum, Dr.Cartney und meine Freunde mit mir daran zerbrochen sind. Ich denke, jetzt ich habe ich verstanden, dass es einen Grund geben muss, die Krankheit zu ignorieren. Etwas, dass sie mich von ganz allein vergessen lässt. Wenn ich versuche, sie zwanghaft aus meinem Leben fernzuhalten, gelingt es mir nicht. Gibt es jedoch einen Grund zu lächeln, dann ist es viel einfacher.
Durch Davis habe ich verstanden, dass ich den Krebs nicht verbannen muss, um jemals wieder glücklich zu sein.
Ich muss nur die Oberhand gewinnen.
Und jetzt soll Davis tatsächlich gehen. Und das ist meine größte Angst. Dass all diese Erkenntnisse erlöschen, dass ich in alte Muster verfalle, von vorne Anfange.

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