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fünfzehn

- Wir machen neue Erinnerungen. -

Die nächsten Tage waren furchtbar schwer. Ich konnte nicht stillsitzen, kaum etwas essen und erst recht nicht einschlafen. Der Gedanke daran, dass Davis auch nach 72 Stunden noch nicht aufgewacht war, ließ mich keine ruhige Sekunde finden. Ich fragte fast stündlich bei Dr. Cartney und im Südtrakt nach, ob es irgendwelche Neuigkeiten gebe. Doch immer nur die selbe Antwort.

,,Es wird alles gut. Er ist auf dem Weg der Besserung."

Komisch nur, dass ich dem überhaupt nicht vertrauen könnte. Wie konnte er gesund sein, wenn er einfach nicht aufwachte? Wie konnten sie es tatsächlich wagen, so etwas zu behaupten?

Ich durfte ihn täglich eine halbe Stunde lang besuchen. Die kürzesten dreißig Minuten, die ich seit drei Tagen wahrnehmen konnte. Ich saß da und redete mit ihm und auch, wenn ich keine Antwort bekam, so beschäftigte ich mich wenigstens und die Stunden schlichen nicht weiter nur träge und langsam an mir vorbei, während ich herum lief oder einfach nur stumm auf meinem Bett lag.
So wie auch jetzt. Ich wartete schon eine Ewigkeit, dass der Zeiger auf meiner Uhr endlich auf Punkt drei schlug. Dann konnte ich zu ihm. Die Sekunden verstrichen endlos. Es hatte angefangen zu regnen. Das hörte ich, da immer wieder Regentropfen auf die großen Fenster prasselten, auch wenn die Vorhänge noch immer mein Zimmer verdunkelten.
Langsam konnte ich nicht mehr. Nicht mehr stillsitzen und nicht mehr warten. Also stand ich auf und holte, statt meinen Hausschuhen, meine Ehemals weißen Sneaker aus dem Schrank. Ich hatte sie oft getragen, als ich vor Jahren zu Hause war. Mum hatte sie mir mal geschenkt. Und auch wenn ich sie geliebt hatte und eigentlich dauernd getragen hatte, fühlten sie sich im Gegensatz zu meinen weichen Puschen unfassbar unbequem an. Statt einer dünnen Jogginghose, holte ich eine dunkle Jeans hervor, die sich ebenfalls irgendwo in einer Ecke meines Schrankes verloren hatte. Ich hatte ewig keine Alltagskleidung getragen. Und mit ewig meinte ich tatsächlich Monate.
Dann nahm ich meinen einzigen dicken Pulli heraus, auch wenn es mit Sicherheit nicht all zu kalt war. Er war grau und auf der Brust war in großen geschwungenen Schriftzeichen das Logo meiner Highschool ,,Silverlake High" gedruckt worden. Ich hatte den Pulli bekommen, kurz bevor klar wurde, dass ich zurück in die Klinik musste. Mum hatte ihn - wie immer durchdacht - zwei Nummern zu groß bestellt, weshalb er mir erst jetzt richtig passte. Das war auch der Grund weshalb ich ihn nicht einen einzigen Tag in der Schule tragen konnte. Nicht, dass mich das besonders störte. Im Gegenteil. Heute war Er eine Erinnerung an das Leben, dass ich hätte führen können.
Im Laufen griff nach meiner dunkelblauen Regenjacke, die ich über den Stuhl gelegt hatte, setzte mir die Kapuze über den Kopf und lief über auf die Treppe zu. Der Fahrstuhl hätte mir vermutlich zu lang gebraucht.

Wahrscheinlich erkannte mich niemand, so vermummt und verwandelt ich ausgesehen haben musste. Jeder erkannte mich an meinen Hausschuhen, meiner Jogginghose oder meinem Morhenmantel. Dieses Outfit war neu für sie. Für alle, selbst für mich.
Ich lief mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu und als mir die ersten Regentropfen auf die Kapuze fielen, fühlte ich mich seit langem wieder befreit. Wie ein Rytmus prasselten sie auf den Stoff meiner Jacke. Und zwischendurch fielen sie mir direkt ins Gesicht, dass ich kurz die Augen zusammenkniff und sie wegblinzelte. Ich hatte recht, es war tatsächlich nicht kalt. Ein warmer Frühsommerregen, wie so oft in den letzten Wochen. Ein angenehmer warmer Wind wehte mir meine Kapuze vom Kopf, doch das störte mich nicht. Auch, wenn ich kein Ziel vor Augen hatte, lief ich zielstrebig wirkend, jedoch blind in eine Richtung des Parks. Mal wieder war bei diesem Wetter hier draußen kaum einer zu sehen.
Ich lief einen breiten Weg entlang, der außnahmsweise nicht in Richtung des Sees führte. Langsam umrundete ich das hohe Weiße Gebäude, welches von außen noch viel weißer wirkte, als von innen. Die Fassaden, besonders am Südblock glänzten selbst durch den dichten Regenteppich. Ein paar Meter weiter entdeckte ich den Haupteingang. Ein noch breiterer, jedoch gepflasterter Weg führte von der hohen Eingangstür auf einen Parkplatz zu. Eine schulterhohe Mauer aus Pflanzen trennte diese Bereiche. Für mich war es tatsächlich eine Grenze zwischen Welten. Der Parkpaltz war nicht besonders gefüllt. Um diese Zeit war meistens Mittagsruhe, weshalb nur wenig Besucher kamen. Nur die Autos der Ärzte und Schwestern standen auf der linken Seite. Ich entdeckte Dr.Cartneys kleinen weißen Sportwagen, mit welchem ich sie oft wegfahren sah. Und er passte zu ihr. Ich stellte mir vor, wie sie und ihr Mann, oder was auch immer er in ihrem Leben war, am Wochenende gemeinsam an den Strand fuhren. An die Westküste. Wie sie gemeinsam einen Strandspaziergang bei Sonnenuntergang machte, wenn sie sich ein mal im Jahr für einen paar Wochen Urlaub nahm. Ich dachte oft darn, wie sie ihr normales Leben lebte. Ein ganz normaler Alltag. Dann fragte ich mich, ob es ihr gelang uns und das alles hier zu vergessen. Tag für Tag merkte ich mehr, wie sehr sie die ganze Situation belastete. Ich hoffte nur, dass es ihr gelang das alles zu vergessen, wenn sie Abends nach Hause fuhr und sich zu ihrem Freund aufs Sofa setzte. Wie sie Tafeln von Schokolade verdrückte und wie sie einfach ihr leben genoss. So wünschte ich es ihr.

Plötzlich hörte ich einen Schrei.

Erschrocken zuckte ich zusammen. Nach ein paar Sekunden atmete ich auf und streckte mich, um über die Büsche hinweg schauen zu können. Den Schrei kannte ich. Er war zugleich so schmerzhaft, dass es einen im Herzen zog. Andererseits verschaffte es mir jedes mal ein Lächeln auf den Lippen. Eine junge Frau schob einen Kinderwagen am Parkplatz vorbei. Mühevoll versuchte sie zugleich ihr weinendes Kind zu beruhigen, weshalb sie stehen blieb und ihre Hand im Wagen verschwand. Gespannt erstarrte ich und fokussierte meinen Blick auf das Kind, welches zu größten Teilen unter der Decke und einem Regenschutz versteckt war. Die Frau klemmte sich ihren riesigen Regenschirm unter ihren Arm und nahm dann ihr Kind in die Arme. Es war winzig. Höchstens zwei Monate alt. Eine weiße Mütze verdeckte seinen gesamten Kopf. Langsam schien es sich zu beruhigen, dass es nur noch leise wimmerte. Ein Lächeln entstand auf den Lippen der Mutter. Auf meinen ebenfalls. Ich sah dabei zu, wie sie es noch eine Weile in den Armen schaukelte und dabei den Regen und alles negative zu vergessen schien. Dann legte sie es zurück und schob den Kinderwagen über die Straße, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden waren.

Wahnsinn. Wie sehr ich dieses Leben beneidete. Tatsächlich würde ich alles dafür geben. Ein normales Leben zu leben. Glücklich zu sein. Einen Alltag zu finden. Unabhängig werden. Irgendwann selbst eine Familie gründen.
Ich wünschte mir nichts sehnlicheres, als diese fremde, große Welt näher kennen zu lernen. Die Probleme, die Ängste und Sorgen, jedoch auf der anderen Seite das Glück und die Freude, die einem jeden Tag aufs neue zeigten, wie sehr man dieses Leben schätzen konnte.
Das war alles, was ich wollte.

Und wieder einmal schoss mir viel zu plötzlich ein Bild in den Kopf, welches meine Augen groß werden ließ. Ich dachte tatsächlich nicht oft an mein Leben mit vierzehn, als ich ein Jahr in dieser Welt leben durfte. So empfanden es vielleicht die anderen. Um ehrlich zu sein, hatte ich nie das Gefühl, angekommen sein. Als stünde ich nur mit einem Fuß in der Welt. Ich hatte mich nie von der Krankheit und diesem Leben lösen können, auch wenn mich alle für gesund erklärten, spürte ich es irgendwo, tief in mir drin. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zu Hause empfangen wurde. Natürlich hatte ich mich gefreut. Jedoch war alles anders. Leer und verändert. Und irgendwie fremd. Mum hatte eine neue Gaderobe gekauft. Andere Dekoration auf dem Flur und die Wände waren neu gestrichen. Es war aufgeräumt und nur ein paar Bilder von mir schmückten die leeren Wände. Auch mein Zimmer hatte sie verändert. Ich hatte ein neues Bett bekommen und einen Schrank. Das aller schlimmste jedoch war, dass Paul nicht da war. Nicht er. Nicht seine Kleidung und seine Möbel. Es fehlte mir. Die alte, wunderschöne Vitrine seiner Mutter, die unser Wohnzimmer geschmückt hatte. Stattdessen hatte dort nur eine jämmerliche grüne Pflanze gestanden. Ich hatte den Geruch vermisst, der mich an zu Hause erinnerte.

Als ich nun da stand und ins Leere starrte kam jedes Einzelne meiner damaligen Gefühle in mir hoch. Die Situation schwebte nur so vor meinem inneren Auge.

Es war einfach nur merkwürdig. Leer und ruhig. Als ich abends im Bett lag, hatte ich mich nur in den Schlaf geweint. Das war das erste Mal, dass ich merkte, wie sehr Paul mir tatsächlich fehlte. Um so schlimmer musste es Mum gehen.
Auch alles andere war fremd. Es war ein Montag Morgen, an dem Cara und Mason mich von zu Hause abholten. Eine Woche nachdem ich nach Hause gekommen war. In diesen Tagen verbrachten wir so viel Zeit zusammen, wie lange nicht mehr. Und so langsam hatte das Gefühl gehabt, angekommen zu sein. Jedoch kannte ich da noch nicht die ganz große Welt.
Ich hatte einen Block und Stifte in meine Tasche gepackt und fünf Minuten vor der Tür auf die Beiden gewartet. Dann sollte mein neues Leben beginnen. Wir nahmen den Bus zur Schule. Tatsächlich war das das erste mal, dass ich in meinem Leben Bus gefahren war. Auch an die Middleschool konnte ich mich erinnern. Früher hatten wir oft auf dem Spielplatz in der Nähe gespielt. Und wir hatten daran gedacht, wie es in ein paar Jahren sein würde, wenn wir so groß wären und auf diese riesige Schule gehen dürften.

Und dann war der Tag gekommen. Ich hatte mich so sehr auf diesen Moment gefreut, doch als ich ankam, merkte ich, wie furchtbar es war. Besser gesagt, wie fremd. Abgesehen vom Unterricht, dem ich nicht auch nur ansatzweise folgen konnte, gab es etwas, dass mir noch viel mehr zu schaffen machte. Das Verhalten.
Ich traf auf ein paar Leute, aus meiner Vorschulzeit und aus der Nachbarschaft. Jedoch hatten sie sich so sehr verändert.
Natürlich hatte ich dasselbe an Mason und Cara gemerkt. Sie bekamen etwas von der Welt mit. Trugen die angesagtesten Kleider und konnten bei jedem Thema mitreden. Und dann kam ich. Ein Mädchen, die vier Jahre ihres Lebens verpasst hatte. Cara versuchte mich immer wieder in ihren neuen Freundeskreis mit einzu binden. Die meisten von der Gruppe kannte ich noch. Von erkennen allerdings, konnte ich nicht sprechen. Julie und Jessie, Zwillinge, die auch früher schon in meiner Klasse waren, waren ein mal so niedlich gewesen. Als ich sie traf, konnte ich sie nur daran erkennen, dass es wie schon früher, zwei von ihnen gab. Sie waren so gewachsen. Lange Beine und eine schlanke, sportliche Figur. Ihre Haare trugen sie fast Täglich in großen Wellen und hinter ihrem ganzen Make-up, waren die niedlichen Mädchen von früher kaum wiederzuerkennen. Jackson, ein niedlicher Junge mit Sommersprossen und Zahnlücke, war früher auch ein ziemlich guter Freund von mir gewesen. Er wohnte auch in der Nachtbarschaft. Als ich ihn sah musste mir Cara tatsächlich weiterhelfen. Sie hatte mir gesagt, dass er schon vor einem Jahr angefangen hatte zu trinken und eigentlich jedes Wochenende feiern war. So sah er auch aus. Ich musste zugeben, dass ich mich wirklich vor ihm erschreckt hatte. Vier Jahre waren tatsächlich eine lange Zeit. Und ich hatte das Gefühl, ich wäre die Einzige, die noch immer das zehn jährige Mädchen war. Natürlich hatte auch ich mich verändert. Nicht, dass ich besonders klein war oder auch sonst nicht denen meines Alters entsprach. Vielmehr waren es die Eigenschaften. Und das erschreckte mich. Nie hatte ich daran gedacht, dass sich Menschen so sehr verändern konnten. Dass aus den lieben Kindern abgehobene Jugendliche wurden, die sich nicht im geringsten für die Schule oder die Außenseiter interessierten. Ohne meine Freunde wäre ich vermutlich verzweifelt. Sie bemühten sich wirklich sehr, doch so leid es mir auch tat, schafften sie es nicht, mich einzubeziehen. Eigentlich verbrachte ich meine ganze Freizeit damit, zu lernen. Und irgendwie einen Anschluss zu finden. Ich bekam neben der Schule privat Unterricht. Natürlich war es klar, dass der Unterrichtsstoff von vier Jahren unmöglich aufzuholen war. Doch wie immer schienen alle außer mir Hoffnung zu haben.

Somit war es kein Wunder, dass es keinem von den beiden gelang, mich auf irgendeine Party mitzunehmen. Zwar fand ich in diesem Jahr Freunde - größtenteils waren es meine alten, und wirklich, es war schön, wenn ich Zeit mit ihnen verbrachte - doch Tag für Tag merkte ich mehr, dass ich längst den Anschluss verpasst hatte. Niemals würde ich mich so verhalten oder so denken, wie sie. So sehr ich es mir auch wünschte, gelang es mir nicht, Anschluss zu finden.
Denn so war ich nun mal nicht und ich würde es auch nie sein.

,,Loucy Avens", erklang eine Stimme. Überrascht drehte ich mich um. Einer der Ärzte stand in seinem weißen Kittel vor mir. Ihm schien es nicht gerade eine Freude zu sein, nass zu werden, sodass der Regen seine gestylte Frisur ruinierte. Er hatte ein Klemmbrett unter dem Arm, während er mit dem anderen versuchte, sich vor den großen Tropfen zu schützen. Ich merkte erst jetzt, dass meine Haare triefend, wie Spagetti, von meinem Kopf herunter hingen.

,,Ja", meinte ich, sah den Mann erwartungsvoll an und wunderte mich über den Grund seines Besuchs, während ich in seinen Augen tausend andere Orte erkennen konnte, an denen er gerade lieber gewesen wäre. Mein Blick viel auf das kleine Schild auf seiner Brust mit der Aufschrift. Dr.Martinez. Auf der rechten Seite erkannte ich einen schmalen Blauen Streifen, welcher für den Südtrakt stand. Dr. Cartney hatte einen grünen. Die Farbe meines Traktes. Der größtenteils aus Leukämie Patienten bestand. Ich sah den Mann musternd an. Auch, wenn ich seinen Namen bislang nicht kannte, war ich ihm schon etliche Male in den Fluren begegnet.

,,Dr.Cartney sagte mir, ich solle Ihnen beschied sagen, wenn es Neuigkeiten um die Gesundheit Ihres Freundes Davis Halter gibt", fuhr er fort. Seine Stimme war angespannt, wobei ich vielmehr vermutete, dass es an dem ungemütlichen Wetter lag.

,,Oh, er ist nicht...", begann ich, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder, um mich auf das Wichtige zu konzentrieren. ,,Ist alles in Ordnung mit ihm?", fragte ich und kam dem Arzt entgegen. Er nickte, was mich erleichternd aufatmen ließ.

,,Er ist vor einer Stunde aufgewacht und kann nun in Ausnahmefällen Besuch empfangen."
Begeistert nickte ich und folgte ihm, auf ein nicken seines Kopfes zurück in das Gebäude.

,,Was ist mit seiner Familie? War schon irgendjemand bei ihm?" Die Frage kam mir viel zu überraschend in den Sinn, als wir durch die Eingangstür getretenen waren und ich mich daran erinnerte, wie ich die Frau mit ihm an der Rezeption gesehen hatte. Ich hatte mich noch immer nicht konkret darüber informiert, was mit seiner Familie passiert war. Aber ich war mir sicher, dass sie bestimmt kein sonderlich gutes Verhältnis zu einander hatten. Dr. Martinez legte, fast schon entschuldigend den Kopf schief, während ich jedoch zeitgleich war nahm, wie erleichtert er war, nun wieder im trockenen zu sein. Gott, er war doch nicht aus Zucker. Höchstens sein viel zu übertriebenes Haargel, welches mittlerweile völlig aus seinen Haaren gewichen war. Wahrscheinlich hatte es länger gedauert, mich zu finden, da die meisten Menschen mich am See vermuteten.

,,Nein, ich denke Sie wissen über die familiären Probleme des Jungen Bescheid", murmelte er und seine Schritte wurden schneller. Wieder ein mal merkte ich, wie glücklich ich mich mit Dr. Cartney, als meine Ärztin, schätzen konnte. Ich kannte ihn zwar nicht wirklich, jedoch wirkte er schon immer unsympathisch auf mich. Sein weißes, viel zu ebenmäßiges Hautbild. Die fast schwarzen Haare, die ihn so edel aussehen ließen, dass ich mich fragte, ob er mehr als Dr.Cartney verdiente. Wahrscheinlich gehörte ihm das sündhaft teure, silber glänzende Cabrio, welches alle anderen Autos auf dem Parkplatz verblassen ließ.
Ich musste mich bemühen, ihm hinterher zu laufen, da mich die enge Regenjacke in meiner Bewegungsfreiheit stark einschränkte. Doch schließlich wusste ich mittlerweile, wo Davis Zimmer war. Als er dann auch noch auf die Treppe, anstatt auf den Fahrstuhl, zusteuerte, konnte ich mir ein Augenrollen nicht verdrücken. Mit möglichst schnellen Schritten folgte ich ihm.

,,Bitte", sagte Dr.Martinez knapp und mit einem kalten Unterton in seiner Stimme. Er öffnete die Tür einen Spalt und hielt sie nicht ein mal so lange auf, bis ich nach der Klinke greifen konnte. Wortlos und mit weiteren großen Schritten verschwand er im Flur. Ich seufzte und spürte, wie mein Herz wieder schneller zu schlagen begann. Dann zog ich die Tür ganz auf, trat ein und schloss sie, beinahe lautlos wieder hinter mir, ehe ich mich zu dem Bett umdrehte. Er sah mich mit müden Augen und einem leicht verzweifelten Blick an.
Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Mein Herz überschlug sich vor Erleichterung.

,,Davis", flüsterte ich und setzte mich vorsichtig auf seine Bettkante. Seine Augen öffneten sich noch ein kleines bisschen mehr und durch seine dunklen Wimpern blinzelte er mich an.
,,Ehm", murmelte er mit rauer Stimme und zog die Stirn in Falten. Sein Gesichtsausdruck war so kalt und zugleich verwirrt, dass mein Herz einen kurzen Sprung machte

,,Und Sie sind?"
Erschrocken blickte ich ihn an. Warum hatte mir niemand davon erzählt? Warum hatte es keiner bemerkt? Nichts war okay, absolut gar nichts. Mit weit geöffneten Augen starrte ich ihn an. Ich war sprachlos. Wie sollte ich auch bitte reagieren? Neue Erinnerungen. Ich schnappte nach Luft.
,,Wir machen neue Erinnerungen", das hatte er gesagt. Nie hätte ich daran geglaubt, dass tatsächlich eine kurzzeitige Amnesie auftreten könnte. Nicht bei ihm. Was, wenn sie gar nicht kurzzeitig war? Wenn er sich nicht mehr an mich erinnern könnte. Oder noch schlimmer, mich hassen würde. Konnte doch sein. Er erinnerte sich schließlich nicht mehr. Plötzlich begann sich alles und jeden zu hassen. Hatte es etwas damit zu tun, dass er mehrere Tage nach der Op noch immer nicht aufgewacht war? Hatte es doch Komplikationen gegeben? Wie konnten diese Ärzte bloß so unfähig sein. Am liebsten würde ich Dr.Martinez bei seinem Arm packen und die gesamte Tube seines Haargels in eine Pfütze schütten.
Nein, Loucy, das war kindisch. Ich musste jetzt ruhig bleiben. Ihn anlächeln und für ihn da sein. Dann würde alles wieder gut werden.

Plötzlich nahm ich ein dumpfes Lachen war. Mein Blick fokussierte sich. Langsam nahm ich seine Gesichtszüge war, doch mein Gehirn arbeitete noch viel zu langsam. Davis Augen waren nun vollständig geöffnet. Ein Breites Grinsen stand in seinem Gesicht. Erst jetzt realisierte ich, dass er es war der lachte. Mein Mund klappte auf. Ich funkelte ihn an und schüttelte energisch meinen Kopf.

,,Du Idiot, das bist nicht lustig. Ich hatte totale Angst", beschwerte ich mich. Er hörte noch immer nicht auf zu lachen.

,,Und dein Gesichtsausdruck war unschlagbar." Ich sah, wie mittlerweile wieder Farbe in sein Gesicht gekommen war. Ich schüttelte erneut den Kopf und bemühte mich, dass möglich viele Regentropfen von meinen Haaren auf sein Gesicht vielen.

,,Hey", beschwerte er sich. Und wieder musste er lachen. ,,Wie siehst du eigentlich aus?"

Notiz an mich selbst : Rache an Davis.
Wie kann er es bloß wagen, mein Herz in so einen Stillstand zu versetzen? Gut, so ist er eben. Immerhin der alte.
Ich hoffe, dass es ihm (da ich jetzt weiß, dass alles gut ist!), irgendwann ermöglicht wird, in seinen Alltag zurück zu kehren. Das Leben hinter den hohen Büschen zu leben. Die Straße zu betreten und davon fahren zu können. Nicht zurück blicken zu müssen. Ich will, dass er sein Leben zurück bekommt, wenn er es schafft den Tumor zu besiegen. Ich glaube an ihn. Daran, dass das Leben ihm eine zweite Chance gibt. Er ist ein guter Mensch. Er hat es nicht verdient Teil von all dem zu sein. Gut, das denken sich womöglich viele. Es ist nunmal ungerecht. Unfair und nicht nachzuvollziehen, dass eine Krankheit das Leben so ruinieren kann. Bei mir ist es etwas anderes. Denn das hier ist mein Leben. Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Vielleicht will ich mich tagtäglich selbst davon überzeugen, um mich besser zu fühlen. Davis kommt hier raus. Gesund und mit einem Lächeln auf den Lippen. Das ist alles, was ich will.
Zweite Notiz an mich : Sei nett zu ihm Lou. Er hat deine Rache nicht verdient!

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