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elf

- Ich muss loslassen. Endgültig. -

Stunden waren vergangen. Ich hatte gar nicht erst versucht, nach ihm zu suchen. Ich wusste weder, wo sein Zimmer war, noch wo er sonst hätte sein können. Für den Moment war ich nutzlos. Und ich musste gestehen, dass es nicht einfach war, eine Freundschaft zu führen. Nervenaufreibend, aber mit Abstand das Kraftgebendste auf der Welt. Und aus diesem Grund würde ich warten. Bis ich die Möglichkeit hatte, ihm zu helfen. Für ihn da zu sein. Eine Freundin.
Plötzlich riss mich ein vorsichtiges Klopfen aus den Gedanken, was mir zeigte, dass es drei Möglichkeiten für mögliche Personen gab, die hätten vor der Tür stehen können. Viel mehr gab es in meinem Leben nicht.

Dr. Cartney klopfte nicht an. Wieso wusste ich nicht, da ich keinen anderen Arzt kannte, der sich so verhielt, wie sie. Gut, mich kannte auch kein Arzt so gut wie sie.
Die erste Person die mir in den Kopf viel war Mum. Ein Gedanke, den ich noch in selber Sekunde wieder aus meinen Hoffnungen und meinen Gedanken verbannte. Sie war in Virginia. Und so sehr ich mir auch das Gegenteil wünschte, wusste ich, dass sie es es genau so wenig war, wie Dr. Cartney.
Davis, war der zweite, vielleicht sogar realistischere, der es hätte sein können. Vielleicht, weil ich es mir mehr als alles andere im Moment wünschte. Dass es ihm besser ging, oder er mir zumindest erzählte, was mit ihm los war.
Nach seinem Verhalten beim Frühstück erschien mir aber auch diese Möglichkeit als unwahrscheinlich.
Es blieben nur noch zwei Menschen übrig, die ich in dieser einen Sekunde zwischen dem Klopfen und dem herunterdrücken der Türklinke, als meine Besucher vermutete.

,,Cara und Mason", flüsterte ich zu mir selbst, während ich ruhig ausatmete. ,,Hi." Ich versuchte überrascht auszusehen und sah aufgeregt in die Gesichter der Beiden. Besser gesagt in eines der beiden. Vor Masons Gesicht schwebte triumphierend ein riesiger Rosenstrauß. Wie immer.

,,Hey", rief Cara und kam mit einem breiten Lächeln auf mich zugelaufen. Sie war so wunderschön wie immer. Je näher sie mir kam, desto mehr konnte ich das glitzern in ihren strahlenden blauen Augen sehen. Unglaublich. Sie schien von Besuch zu Besuch hübscher zu werden. Ihre dunkel braunen Haare trug sie seit ein paar Monaten nur noch Schulterlang. Es musste eine Ewigkeit dauern sie jeden Morgen so zu locken, dass sie ganz natürlich aussahen. Ich atmete den frischen Duft ihres Parfums ein, als sie ihre langen Arme um mich legte und mich in eine feste Umarmung zog. Bis jetzt hatte ich nicht herausgefunden, was für ein Geruch es darstellen sollte.Vielleicht eine Mischung aus irgendeiner Blume und einem winzigen Spritzer Zitrone?
Wie immer dauerte unsere Umarmung wenige Sekunden. In denen sie wahrscheinlich jeden Moment glücklich war, dass es noch möglich war. Dass ich noch lebte. Ich fühlte mich einfach nur merkwürdig, denn ich musste mir eingestehen, jedes mal aufs neue, wie fremd wir uns geworden waren. Als sie sich aus der Umarmung löste gleitete sie in einer sanften Bewegung auf den Rand meines Bettes. Eine Hand ruhte dabei auf der Decke über meinem Oberschenkel. Wahrscheinlich, um sich zu vergewissern, dass ich mittlerweile nicht komplett abgemagert war. Auf ihren Lippen lag ein schmales, aus Höflichkeit aufgesetztes, Lächeln. Meine Augen wanderten zu Mason, der wie immer den Strauß in die Vase stellte. Alle paar Wochen wurde sie gefüllt. Und immer kauften sie sie in dem gleichen Blumengeschäft, nur ein paar Meter die Straße herunter.
Ich mochte Blumen. Am liebsten Rosen. Das wussten sie.

,,Hi, na du?", begrüßte auch er mich, als er die Blumen abgestellt hatte und nun langsam auf mich zu kam. Auch er schloss mich in eine kurze Umarmung.

,,Wie geht es dir?", fragte Cara und drückte die Hand fester gegen meinen Oberschenkel.
Standardfrage Nummer eins. Mittlerweile dachte keiner mehr darüber nach. Die Antwort war klar. Eigentlich. Heute jedoch nicht.

,,Ganz gut.", murmelte ich in der Hoffnung, sie würden es gar nicht erst bemerken. Jedoch schien alles, was nicht einem ,,Wie soll's schon sein?" ähnelte, plötzlich unfassbar besonders und fremd klingen.

,,Wirklich? Gibt es Neuigkeiten?", Caras Augen blitzten. Selbst wenn wir uns in letzter Zeit nicht mehr so nahe standen, erkannte ich noch immer, tief versteckt die selbe Person in ihr, die sie früher war. Auch wenn ich es heute einfach nicht mehr akzeptieren konnte. Sie lebten ihr Leben. Da draußen.
Ich zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und richtete mich langsam auf, um neben den Beiden nicht wie ein kranker Nasser Sack auszusehen. Vielleicht war ich das. Aber fühlen brauchte ich mich nicht auch noch so.

,,Keine Ahnung. Kann sein."
Ihr, für den Bruchteil einer Sekunde, glücklicher Ausdruck verschwand. Mason biss sich auf die Unterlippe. ,,Wir haben gehört, dass deine Mum...", begann er zögerlich, als wollte er, ehe er es aussprach, meine Reaktion erkennen.

,,Ist nach Virginia abgehauen. Ist mir bewusst", sagte ich stumpf und seufzte. So sehr ich sie auch vermisste und wütend und traurig zu gleich war, konnte ich dennoch nicht daran denken. Ich konnte mich weder auf die Beiden, ihre Fragen, noch auf meine Mum konzentrieren. Meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein Davis. So sehr ich auch versuchte ihn aus meinem Gedächtnis zu bekommen. Ihm würde es schon gut gehen. Früher oder später. Und auch, wenn ich mich über ihren Besuch und die Ablenkung freuen sollte, konnte ich einfach an nichts anders denken. Immer wieder zuckte ein Bild seines traurigen Blickes durch meinen Kopf. Immer wieder brach die Angst und die Neugier in mir aus, die alles dafür tun würde, um herauszufinden, was los war.
Ich versuchte meinen Blick auf meinen Besuch zu richten. Cara hatte mich in den letzte Wochen öfter besucht. Keine Ahnung warum. Wahrscheinlich um sich erstens nach meinem Zustand zu erkundigen und zweitens, um mich voll zu labern. Ich mochte es eigentlich. Wenn sie aus ihrem perfekten kleinen Leben erzählte. Ihre Probleme in der Schule, ihre panische Angst vor den Abschlussprüfungen. Am meisten jedoch, wenn sie von zu Hause erzählte. Cara und ich waren Nachbarn. Schon seit Geburt an. Mason wohnte eine Straße weiter. Wahrscheinlich war das der Grund, dass unsere Eltern uns bereits, als wir noch Windelträger waren, zusammen gesteckt hatten. Oh wie schön die Erinnerungen an unsere Straßenfeste im Sommer waren. So lange war ich nicht mehr zu Hause gewesen. Caras Familie, ihre Mutter, die Wohnung, die eigentlich immer mein zweites zu Hause gewesen war, hatte ich ebenfalls ewig nicht zu Gesicht bekommen.
Aber auch Mason. Cara erzählte mir beim letzten Mal, dass seine Eltern Stress machten, da er kurz davor war in den letzten Prüfungen dieses Schuljahres durchzufallen. Und irgendwie war es ihm anzusehen. Auch wenn er es wahrscheinlich vor mir und allen anderen verstecken wollte, sah ich, wie müde er war. Seine Augen waren matt.
Fast schon wirkten sie farblos, anstatt diesem besonderen grau, welches rund um die Pupille in irgendeine andere Farbe überging, die ich entweder als gelb oder grün deutete. Seine Frisur war anders, als beim letzten Mal. Sein dunkelblondes Haar war viel länger. Wahrscheinlich lag es daran, dass er die Seiten nun viel kürzer trug.

,,Das tut mir leid Loucy. Wirklich", flüsterte Cara und riss meine Aufmerksamkeit zurück zu ihr. Fokussierte ich mich eine Sekunde lang nicht auf eine bestimmte Sache, kam mir sein Bild wieder in den Kopf. Ich versuchte mich auf ihr zierliches Gesicht zu konzentrieren. Wie ihre Lippen sie bewegten und diese perfekten weißen Zähne aufblitzen. Oh, sie war schon immer das perfekte vorzeige Kind gewesen. Die Jüngste von zwei Älteren Brüdern. Der Älteste studierte Medizin, soweit ich wusste. Der andere arbeitete in einer Firma mit ihrem Vaters. Auch sie war eine wirklich sehr gute Schülerin. Ihre Eltern hatten eine glückliche Ehe, drei Gesunde Kinder. Komisch, dass ihre Mum die beste Freundin von Meiner sein konnte. Wenn ihre Leben doch so verschieden waren.

,,Schon okay. Muss damit klar kommen." Ich hatte nicht vor so kurz angebunden zu klingen. Allerdings hatte ich auch keine Lust, meine Sätze besonders auszuschmücken. Mitleidiger, als Cara mich mit ihren großen, tiefen Augen ansah, hätte mich in diesem Moment womöglich niemand anstarren können. Ich fragte mich, wieso sie mein Schicksal nach so vielen Jahren noch immer bedauerte.
Sie biss unruhig auf ihrer Unterlippe herum. Dann zog sie mich plötzlich erneut in eine feste Umarmung. Es wäre falsch gewesen, hätte ich mich nicht darauf eingelassen. Also seufzte ich lautlos aus und legte meinen Kopf auf ihre Schulter.

,,Du weißt, dass wir für dich da sind", flüsterte sie und auch Mason in erhob sich um mich ebenfalls zu Umarmen. Zu viel Liebe auf einmal. Auch wenn ich versuchte mich zu entspannen, saß ich wahrscheinlich wie ein Stock kerzengerade da und ließ mich von meinen besten Freunden in eine herzzerreißende Umarmung ziehen.

,,Hey. Es ist okay", meinte ich nur, in der Hoffnung, sie könnte mich einfach in Ruhe lassen. Meinetwegen könnten sie mich ein anderes mal besuchen, vielleicht wäre ich dann sogar in der Lage mich ein kleines bisschen zu freuen. Aber jetzt konnte mich einfach auf nichts anderes konzentrieren. Ich wollte zu Davis. Vielleicht konnte man es schon Angst nennen, dass ich mich jede Sekunde um ihn sorgte. Ich wollte einfach sicher sein, dass alles in Ordnung war. Cara und Mason würden auch ohne mich klar kommen. Bei ihm war ich mir nicht so sicher.

,,Tut mir leid, dass ich so....Mir geht es heute einfach nicht so gut", sprach ich weiter, um sie vielleicht indirekt aufzufordern, dass sie mich allein lassen sollten.
Caras Stirn zog sich in Falten und Mason setzte sich nun ebenfalls auf mein Bett. Wie wir es früher gemacht hatten. Nur waren wir heute eigentlich viel zu groß um alle darauf zu passen.

,,Erzähl", meinte er. ,,Was ist los?"
Ich wollte ihnen nicht die Wahrheit erzählen. Eigentlich wollte ich überhaupt nichts erzählen. Meinetwegen dürften sie das. Gerne, nur zu, sie sollten mich ablenken.

,,Keine Ahnung. Ich denke nur viel nach."

,,Worüber?", Caras Stimme war weich und dennoch hartnäckig.

,,Wisst ihr wenn man in einer Krebsklinik lebt, mit vielen Leuten, die dem Tod mehr als nur nah stehen, passiert es nicht all zu selten, dass man besorgt ist. Und es tut mir leid, aber ich glaube, ich bin heute einfach nicht als Gesprächspartner zu gebrauchen", murmelte ich, fast schon ein wenig beschämt. Aus unzähligen Erfahrungen hatte ich gelernt, dass es bei den Beiden keinen Sinn ergab, mir eine Ausrede zu überlegen.

,,Oh", flüsterte Mason und sah mir direkt in die Augen. Unheimlich. Ich hatte das Gefühl, dass wir lange nicht mehr so ein ernstes Gespräch geführt hatten. ,,Und wir können nichts für dich machen?"

Ich schüttelte den Kopf in seine Richtig. ,,Heute nicht."

Cara seufzte. ,,Tut mir echt leid. Ich denke es ist besser, wenn wir jetzt gehen."
Ich antwortete nicht. Vielmehr hatte sie zu Mason gesprochen, der nun zögerlich nickte. ,,Wir kommen wieder, Verlass dich drauf.", meinte er mit einem angedeuteten Lächeln.

,,Ich weiß", entgegnete ich nur, hob schwach meine Hand und sah ihnen zu, wie sie sich langsam aufrichteten.

,,Bis bald", flüsterte Cara und sah mich ein letztes mal aufmunternd an. Nicht gerade überzeugen, aber immerhin ein Versuch.
Mason nickte nur, dann folgte er Cara langsam zu Tür. Mein Blick viel auf den Blumenstrauß, um den beiden nicht zwanghaft beim hinausgehen zusehen zu müssen. Davis.
Wieder sah ich nur Davis. Es tat weh die beiden auf diese Weise gehen zu lassen. Aber irgendwie war es fast schon erleichternd. Nein. Es war erleichternd. Alles, was ich jetzt wolle, war allein zu sein.
Auch, wenn ich versuchte nicht auf die beiden zu achten, sah ich aus den Augenwinkeln, wie Mason sanft seine Hand an Caras Taille platzierte und sie in seinen Arm zog. Ich wusste, wie schlecht es Cara meist nach diesen Besuchen ging.
Ich hatte schon oft von Dr. Cartney erzählt bekommen, wie Cara Tränen in den Augen hatte, wenn sie die Klinik verließ. Es war nicht einfach für mich, einem so wundervollen Menschen so etwas anzutun. Aber es ging nicht anders.
Ich sah, wie Mason beruhigend ihren Haaransatz küsste, während er die Tür öffnete. Verbissen starrte ich weiter auf die Blumen. Alles in mir war verkrampft.

Ach, vielleicht hatte ich es noch nicht erwähnt, de beiden waren zusammen. Schon seit mittlerweile zwei Jahren. In der Zeit hatte sie noch mit mir geredet und mir ihre Geheimnisse anvertraut. Früher war es komisch die Beiden so zu sehen. Wenn ich mir vorstellte, dass wir schon im Kindergartenalter Sandburgen auf dem Spielplatz in unserer Siedlung gebaut hatten. Dass wir im Sommer gemeinsam an den Badesee in den Wald gefahren waren. Und, da sonst niemand da war, meist mehrere Stunden dort verbracht hatten. Ich weiß genau, wie komisch es damals für mich war, als Cara mir erzählte, dass sie mit Mason ausging. Ich dachte, es würde nie funktionieren. Ich meine, sie waren beste Freunde. Ihr Leben lang. Wir alle waren das. Und mit einem mal schien sich alles geändert zu haben. Wahrscheinlich hatten sie ohne mich einfach viel mehr Zeit, Dinge allein zu machen. Ihr Leben zu genießen.
Und ja, ich musste zugeben, dass es enttäuschend für mich war. Fast als würden sie mich damit noch mehr aus ihrem Leben verbannen wollen. So kam es auch. Natürlich taten sie das nicht mit Absicht, das wusste ich. Und dennoch fühlte es sich manchmal so an.
Wir trafen uns immer weniger. Meist kamen die beiden zu zweit und es war ihnen anzusehen, wie merkwürdig sie sich verhielten. Fast schon, als würden sie sich nicht kennen.
Aber ich musste es akzeptieren. Und es war gut so. Denn sie waren glücklich. Und ich wollte, dass sie jemanden an ihrer Seite hatten, damit sie mich einfach vergessen konnten und den Schmerz den ich hinterlassen würde, wenn ich sterben sollte. Egal, wie sehr es mir auch zu Zeiten schwer gefallen war, es war das beste so. Unsere Freundschaft war ohnehin seit dem Tag der Diagnose zum Scheitern verurteilt gewesen. Mittlerweile hatte ich verstanden, dass es das Beste für die Beiden war. Sie taten einander wirklich gut.
Ich sah, wie Cara ihren Kopf noch einmal zu mir drehte, aber nicht aus Masons Armen wich. Ein schmales Lächeln huschte über ihre Lippen und ich nickte ihr zustimmend zu.

Sie war tatsächlich glücklich. Das Einzige, was sie nur noch zu belasten schien, war ich. Ich hoffte nur, dass sie das alles irgendwann vergessen könnte. Leise schloss Mason die Tür.
Die Stille kam zurück. Doch heute, in diesem Moment war es mir recht. Ich musst nachdenken. Mich sorgen und beten, dass Davis der Nächste sein würde, der in mein Zimmer kam.

Ich habe mich früher so oft gefragt, wie strak unsere Freundschaft sein würde. Ob wir bis in alle Ewigkeiten befreundet bleiben würde, obwohl ich nicht mehr bei ihnen lebte, ich nicht zur Schule ging und sterbenskrank war. Damals hätte ich ohne zu zögern ja gesagt. Ich meine, wir waren wirklich die besten Freunde. Wir machten alles zusammen, erzählten uns die geheimsten Geheimnisse und Lachten bis wir uns mit Bauchschmerzen auf dem Boden herum kugelten. Wirklich, damals hätte ich keinen Grund gefunden, dass unsere Freundschaft jemals ein Ende nehmen würde. Jedoch muss ich realistisch sein. Seit sieben Jahren lebte ich in der Nachbarstadt in einer Klinik. Kaum einen Tag kam ich hier heraus. Mittlerweile will ich es auch gar nicht mehr. Nicht, dass mich die Welt da draußen nicht interessieren würde. Ich wusste nur, dass ich bedauernswerter Weise nie ein Teil davon sein würde. So sehr ich es mir auch wünschte. Es war einfach hoffnungslos.
Ich erinnere mich noch genau an das Jahr, in dem ich zu Hause war. Das erste und einzige Mal, dass ich ein normales Leben leben sollte. Ich weiß nicht, wer auf die schwachsinnige Idee gekommen ist, mich ganz normal mit Cara und Mason eine Klasse zu schicken. Wenn man bedachte, dass ich die komplette Junior High school verpasst hatte. Ich erinnere mich, wie die beiden versuchten mich in ihren Alltag einzubeziehen. Wir trafen uns fast täglich in der Woche. Mal lernten wir, mal gingen wir Eis essen. Wir verbrachten soviel Zeit zusammen, wie schon lange nicht mehr. Doch leider musste ich von Tag zu Tag feststellen, dass ich einfach nicht dazugehörte. Ich passte nicht ins Bild. Nicht auf die High School, nicht in dieses schreckliche Cheerleader Kostüm.
Vierzehn, das perfekte Alter um sich auszuprobieren, sagte mit Dr. Cartney bei unserem Abschied. Ich sollte das machen, was ich liebte. Und ich erinnere mich an den Moment, als wäre es gestern gewesen. Die Vorfreude auf zu Hause. Ich wusste, dass ich ein Leben haben würde. Sogar die Hoffnung, irgendwann einen Abschluss schaffen zu können, hatte ich. Vergebens.
Ich versuchte mich anzupassen, Monatelang. Aber ich scheiterte. Ich lernte jede Nacht, versuchte mich nach meinen Freunden zu verändern, am Wochenende ließ ich mich selbst auf dämliche Partys mitziehen.
Ich bemerkte, wie alle an mir vorbei zogen, wie sie erwachsen wurden und ein ganz normales, spannendes Leben lebten. Obwohl ich zu der Zeit dachte, dass der Krebs geheilt war, wusste ich, dass das nicht mein Leben war. Dieses Leben machte mich schwach, selbst wenn ich es zu verstecken versuchte. Ich wollte, dass Cara und Mason glücklich sind. Denn das waren sie.
Ihre Willkommensparty am ersten Abend nach meiner Entlassung. Ich erinnere mich genau an das funkeln in ihren Augen. Auch Mum ging es gut. Eigentlich jedem, außer mir selbst. Nur hatte ich es mir nie eingestehen können, bis jetzt.
Ich hatte bemerkt, wie Mason und Cara Gefühle für einander entwickelten, wahrscheinlich noch bevor sie es selbst bemerkten. Es war, als würde ich alles durch eine dicke, unzerstörbare Scheibe betrachten. Durch die man alles mitbekam aber kein Teil von dem Geschehen war. Ein stiller Betrachter. Ein Mädchen welches lächelte, damit niemand die winzige Reflexion der Scheibe bemerken konnte. Damit niemand sah, dass sie nicht dazu gehörte.
Als ich zurück in die Klinik kam, passierte alles Schlag auf Schlag. Meine besten Freunde kamen zusammen. Meine Mum zerbrach - ein zweites Mal - und es fühlte sich an, als hätte ich sie alle enttäuscht. Als hätte ich meine Aufgabe, als normales Mädchen nicht bestanden und den Krebs siegen lassen. Ich hatte solche Schuldgefühle, selbst, wenn ich mir immer wieder einredete, dass das alles nicht meine Schuld war. Dass sich das Schicksal einen anderen Weg für mich überlegt hatte.
Dann lernte ich Cath kennen. Es war als würde mich durch sie ein schweres Gewicht auf die Seite des Krebs ziehen, noch weiter von dem normalen Leben entfernt. Von meiner Mum und meinen Freunden. Und es fühlte sich richtig an, zum ersten Mal seit all den Jahren.
Erst zu dieser Zeit wurde mir langsam klar, dass das mein Leben war und, dass ich keine Hoffnung hatte, diesem jemals zu entkommen. Und es war schmerzhaft, es tat weh dieser furchtbaren Realität ins Auge zu sehen, aber ich musste es akzeptieren. Oder zumindest verstehen.
Und das habe ich. Es ist okay mit der Vergangenheit abgeschlossen zu habe, glaube ich. Mit der Freundschaft, mit der Familie, mit dem Mädchen, welches ich mir so sehr gewünscht hatte zu werden. Wäre ich dieses Mädchen, dann würde das alles funktionieren. Ich würde mich freuen, Cara und Mason zu sehen. Ich würde lachen, wenn sie mir Witze erzählen und jetzt gemeinsam für unseren Abschluss lernen. Ich würde in den Spiegel sehen, auf Partys gehen und jeglichen Typen hinterherlaufen.
Aber ich habe dieses Leben nicht. Wir leben aneinander vorbei. Es funktioniert einfach nicht, auch wenn ich sie mein ganzes Leben lang kenne. Auch, wenn sie mir unendlich wichtig sind.
Ich muss loslassen. Endgültig.

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