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dreiunddreißig

- Bis nach einem Knall die womöglich schönsten Lichter der Welt auf uns hinab fielen -

Mit gierigen Blicken starrte ich auf die große weiße Uhr an der Wand, nahezu zählte ich die Sekunden. Auch, wenn es bewölkt war, schafften es dennoch vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke hindurch, und schienen durch das hohe Fenster meines Zimmers. Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett, wartete jede Sekunde darauf, das sich die Tür öffnete.
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Ich musste schmunzeln. Die letzten Wochen waren gefühlt in eben diesen drei Sekunden vergangen. Ich verstand einfach nicht, warum die schönsten Momente die waren, die am ehesten endeten. All die Jahre zuvor hatten sich selbst Tage wie Monate und Monate wie Jahre angefühlt. Jetzt, wo alles perfekt war, musste ich nur zu blinzeln und eine weitere Woche war um.

Endlich klopfte es an der Tür. Ich brauchte gar nicht erst etwas entgegnen, denn in der selben Sekunde stand Mum mir strahlend gegenüber. Sie trug ihren Knielangen Rock, ihre weiße Bluse und den langen dunklen Mantel. Auch, wenn es gerade ein mal Oktober war, waren die Temperaturen in den letzten Tagen deutlich gesunken.
Schnell sprang ich auf und zog sie in meinen Arm. Noch immer war diese Geste so surreal. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass sie tatsächlich zurück war. In den letzten Wochen war sie jeden Tag nach der Arbeit zu mir in die Klinik gefahren. Fast immer hatte sie mir Schokolade oder Kuchen aus meiner lieblings Konditorei mitgebracht.

,,Du siehst großartig aus", sagte Mum lächelnd und küsste meinen Scheitel. ,,Danke", entgegnete ich und schielte an mir herunter. Meine blaue Jeans saß mittlerweile wieder perfekt an mir, vermutlich, da ich in letzter Zeit deutlich zugenommen hatte. Nicht, dass mich das störte - im Gegenteil, es fühlte sich endlich nicht mehr krank an. Ich wackelte mit meinen Füßen, an denen die neunen schneeweißen Sneaker saßen, die mir Mum aus Virginia mitgebracht hatte.
Mit einer sicheren Handbewegung fuhr ich mir durch die leichten Wellen, die ich in letzter Zeit nur noch trug, da sie mein Haar so viel voluminöser aussehen ließen.

,,Hier", fuhr sie fort und reichte mir das quadratische Päckchen, welches mit rosafarbenem Geschenkpapier umwickelt war und mit einer großen pinken Schleife zusammen gebunden war. ,,Es sieht klasse aus. Oh Gott, hätte ich es eingepackt, würde sich Ruby vermutlich weigern, es auszupacken", lachte ich und richtete die Schleife. Auch Mum musste lachen. ,,Wie alt wird die kleine denn?"

,,Neun", entgegnete ich und war in Gedanken bereits an ihre glitzernden Augen, wenn sie das Geschenk aufmachen würde.
In der vergangenen Zeit hatte mich Davis eben so oft besucht, da er mir versicherte, dass es in der Schule super lief. Naja, jetzt war seine Klausurenphase vorbei. Ob er mich einfach als Ausrede genutzt hatte, würde sich in ein paar Wochen zeigen. Aber, was sollte ich mich schon beschweren. Manchmal brachte er Ruby mit, da sie ihn jedes Mal anflehte, sie mitzunehmen. Und ihren riesigen Augen und dem süßen Lächeln war wirklich nichts entgegen zu wirken. Jedes Mal wenn sie hier war, betrachtete sie eine halbe Ewigkeit die Fotowand, weshalb ich Mum gebeten hatte, die selbe Polaroid Kamera, wie ich sie von Davis bekommen hatte, in rosa zu kaufen. Ich war mir sicher, dass sie sie lieben würde.

,,Ohh", gab Mum einen nahezu quietschenden Laut von sich, wie es Menschen taten, wenn sie in einen Kinderwagen sahen und von niedlichen Babys angestrahlt wurden.
,,Ich weiß noch ganz genau, wie süß du in dem Alter warst." ,,Ja?", fragte ich überrascht nach.

,,Du hast so viel gelacht und warst jeden einzelnen Tag so fröhlich. Jedes mal, wenn du mit Cara und Mason unterwegs warst, hast du Stunden von dem tollen Nachmittag erzählt, dass ich dich immer nach einer halben Ewigkeit, bremsen musste, da du meistens noch immer mitten im Türrahmen standest. Und manchmal warst du so klitschnass, dass du gesamten Flur vollgetropft hast. Wie ich dich einfach auf den Arm genommen und dich samt deiner Kleidung und deinen Gummistiefeln in die Badewanne gesetzt habe. " Die Wehmut in ihrer Stimme war deutlich und nicht zu überhören. ,,Ich weiß", grinste ich und schnappte mir meine Jacke von der Stuhllehne.

,,Was ist, wenn wir vorher kurz zu Hause vorbei fahren?" Ich verharrte in meiner Bewegung. ,,Die alten Erinnerungen aufleben lassen. Ich meine, die Wohnung ist nur ein kleiner Umweg."

Nach Hause. Dachte ich und wurde von einer auf die nächste Sekunde nervös. Jetzt und heute?

,,Ich weiß nicht", gab ich zögernd, fast schon entschuldigend zurück. ,,Ich meine, ich will nicht zu spät kommen." Ich hoffte nur zu sehr, dass sie meine Ausrede nicht bemerkte. Ich wusste nicht ein mal wieso, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich nicht bereit. Die Erinnerung, der Neuanfang. Es hatte mich schon ein mal überrumpelt. Damals war es, als hätte man mir den Spiegel der Realität vor die Nase gehalten. Vielleicht brauchte ich einfach noch etwas Zeit.

Ich hörte Mum seufzen. ,,Ganz bald", flüsterte sie und  seufzte tief. ,,Dann lass uns jetzt los. Du glaubst gar nicht, wie aufgeregt ich bin, Davis kennenzulernen." Ihr entwich ein Grinsen.

•••

Als wir eine Weile später vor dem großen weißen Haus parkten, fühlte ich mich, als wäre ich eine Ewigkeit fort gewesen. Vielleicht war ich das auch.  Davis versuchte es so gut wie möglich zu verhindern, dass ich zufällig seinem Vater begegnete. Und um ehrlich zu sein, war ich mir sicher, dass er jede Möglichkeit nutzte, seiner Familie zu entkommen.

,,Wahnsinn. Es ist wunderschön", staunte Mum, als sie aus dem Auto stieg. Wie auch ich, musste sie sich wie in einer völlig fremden Welt fühlen. Auch ich war jedes einzelne Mal von der Schönheit der alten Villen verzaubert. Mit großen Schritten, liefen wir auf die Tür zu. Nachdem ich mit vor Vorfreude zitternden Fingern auf die Klingel gedrückt hatte, hatte es keine zwei Sekunden gedauert, bis Ruby freudestrahlend und mit dem unbeschreiblichen Glitzern in ihren Augen, die Haustür aufriss. Einen Moment schien sie überrascht zu sein. Dann, fiel sie mir in den Arm.

,,Loucyy", rief sie und ich zog sie in eine feste Umarmung. ,,Happy Birthday", sagte ich leise und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Wie konnte man auch anders auf dieses zuckersüße Wesen reagieren.

,,Was machst du hier? Davis hat nicht erzählt, dass du kommst", fuhr sie voller Begeisterung fort. ,,Ich weiß. Es sollte eine Überraschung sein." Ich drückte ihre weichen Hände in meinen. ,,Gelungen", rief sie und viel mir erneut um den Arm. Dann schien sie meine Mum zu entdecken. Sie löste sich aus meinem Arm und sah auch meine Mutter lächelnd an.
,,Hallo", sprudelte es aus Ruby heraus und sie reichte ihr die Hand. Ich musste an unsere erste Begegnung denken. Ich hatte so viel über sie von Davis gehört. Aber ihre herzliche und aufgeweckte Art war einfach nicht in Worte zu fassen. Man musste sie einfach selbst erleben.

,,Ich bin..." Mum konnte ihren Satz nicht beenden, da hatte Ruby sie bereits unterbrochen hatte. ,,Ich weiß. Loucys Mum", grinste sie. ,,Ich freu mich, dich kennenzulernen", fügte sie hinzu.

,,Ich mich auch. Wirklich. Und alles Gute"

,,Danke" Rubys Stimme wurde nahezu von den herbeieilenden Schritten übertönt.

,,Davis", rief ich und nahm auch ihn fest in den Arm. ,,Hi", flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Dann sah er freundlich meine Mum an. ,,Hallo Mrs.Avens", begrüßte er sie. Ich sah, wie Mum ihn musterte und ihm anschließend die Hand schüttelte. ,,Amy. Hallo, Davis"

Er lachte leise und fügte schließlich ,,Kommt rein", hinzu.

,,Danke, das ist wirklich lieb. Aber ich muss leider gleich weiter", verabschiedete sich Mum, ehe sie eintreten konnte. Und vermutlich war das auch gut so. Wenn möglich hatte ich vor gehabt, auf ein Treffen unserer Eltern zu verzichten. Auch, wenn Mum es vermutlich niemals aussprechen würde, war ich mir sicher, dass sie sich mehr als unwohl fühlen würde. ,,Melde dich, wenn ich dich zurück in die Klinik bringen soll", fügte sie hinzu, doch Davis schüttelte schnell den Kopf.

,,Das mache ich schon." Mum legte den Kopf schief. ,,Sicher, ich..."

,,Mum", unterbrach ich sie. ,,Alles gut."  Sie entgegnete ein nahezu unhörbares Seufzen. ,,Na gut." Schnell schenkte sie Davis und Ruby ein freundliches Lächeln. ,,Bis dann."

Nach einer gefühlten Ewigkeit trat ich endlich in den beheizten Flur ein, dass ich meine Jacke ausziehen konnte. Davis schloss die Tür und Ruby wollte gleich damit beginnen, mir zu zeigen, wie hübsch sie für ihre Prinzessinnen Geburtstagsparty dekoriert hatte, da hielt ich sie lachend zurück. ,,Warte, Ruby, du hast doch mein Geschenk noch nach nicht ausgepackt." Wieder sah ich ihre Augen aufleuchten. ,,Du hast ein Geschenk für mich?"

,,Na klar", grinste ich und drückte ihr das Päckchen in die Hand. ,,Kommt, wir gehen ins Wohnzimmer", meinte Davis. Ruby nickte hastig und lief vor. Ich beeilte mich ihr zu folgen, verlangsamte meine Schritte jedoch nach jeden paar Metern, da ich nicht aufhören konnte, den wunderschön geschmückten Eingangsbereich zu mustern. Lange silberne und rosafarbene Fäden, die wie ein handgefertigter Vorgang von den hohen Decken an den Wänden herunter vielen und den sowieso schon Palastähnlichen Eingang in ein wahres Märchenschloss verwandelten. Als ich den offenen Wohnraum betrat, fühlte ich mich von Dekoration und Geschenken nahezu erschlagen. Auch hier schmückten die Vorhänge aus Fäden die Wände. Auf der rechten Seite war ein riesiger Geburtstagstisch aufgebaut worden, der bis zum Rand mit pink, silber und weiß eingepackten Geschenken beladen war.

,,Wie ich sehe, wurde sie gut versorgt", flüsterte ich in Davis Richtung, der nur ein leises Seufzen entgegnete. ,,Hat noch kein einziges Ausgepackt. Unser Vater ist auf Geschäftsreise. Hat nicht mal angerufen."
,,Was?", rief ich entsetzt, wobei mich bei diesem Menschen eigentlich nichts mehr überraschen sollte.

Davis zuckte mit den Schultern. ,,Er hat schon oft unsere Geburtstage vergessen. Ich denke selbst Ruby hat sich mittlerweile damit abgefunden."
,,Und eure Mutter?" ,,Die hat mich um sechs Uhr aus dem Bett geschmissen, damit wir Ruby mit Torte und Geburtstagslied wecken. Kurz danach ist sie auf weggefahren und hat gesagt, sie müsse noch etwas dringendes im Büro erledigen und hat versprochen pünktlich wieder da zu sein, bevor Rubys Freundinnen kommen." Ich schüttelte unauffällig den Kopf, setzte dann aber urplötzlich ein Lächeln auf, als Ruby mich auffordernd und neugierig ansah.

Plötzlich hörte ich das Klacken hoher Schuhe auf dem marmorartigen Boden und hatte für den Bruchteil einer Sekunde die Hoffnung, es könnte doch Mrs.Halter sein, die sich wenigstens an einem Tag im Jahr für ihre wundervolle Tochter interessierte. Ruckartig drehte ich mich um und erblickte natürlich nicht, ihre Mutter - was vielleicht doch ganz gut war, denn ich wollte nicht, dass diese angenehme Stimmung gleich verflogen war.

,,Hallo Molly", begrüßte ich die große dunkelhaarige Frau. Sie war höchstens Anfang dreißig und um ihre schmale Taille trug sie eine blaue Schürze. Ich mochte Rubys Kindermädchen auf anhieb, auch wenn sich nicht annähernd einen Mutter Ersatz für sie sein konnte, geschweige denn ich mich jemals länger als ein paar Sekunden mit ihr unterhalten hatte.
,,Hey, Loucy, richtig? Möchtest du etwas trinken. Ich habe gerade Säfte vorbereitet und Rubys Geburtstagskuchen in den Ofen geschoben." Sie rieb sich die Hände voller Mehl an der Schürze ab
Ich lächelte ihr zu, schüttelte aber den Kopf. ,,Danke, ich brauch nichts."
,,Okay", erwiderte sie und wandte sie an Ruby, die ihren Blick keine Sekunde von meinem Geschenk lassen konnte. Ich in ihrem Alter hätte es schon längst aufgerissen.

,,Freust du dich auf deine Feier, Ruby? Nur noch eine Stunde." ,,Natürlich!", entgegnete sie, hakte dann jedoch, fast schon ein bisschen enttäuscht nach:,,Wann kommt Mummy nach Hause?" Molly seufzte fast schon lautlos und zuckte mit den Schultern. ,,Ich weißt nicht, Süße. Sie hat versprochen pünktlich zu kommen." Kurz machte sie eine Pause, ich sah ihn ihren karamellfarbenen Augen, wie sehr ihr die gesamt Situation leid tat. ,,Willst du das Geschenk nicht auspacken?", fragte sie schließlich nach und nickte auf mein Päckchen in ihrem Schoß.

,,Stimmt", rief Ruby und sah mich strahlend an. ,,Darf ich?"
,,Na klar", entgegnete ich und sah aus den Augenwinkeln, wie Molly lächelnd den Wohnraum verließ. Nun riss Ruby das Geschenkpapier auf, wie ich es als kleines Mädchen schon vor fünf Minuten getan hätte. Als sie den schlichten Karton entdeckte sah sie mich fragend an. ,,Mach auf", meinte ich und sah, wie Davis mich kopfschüttelnd aber grinsend ansah. Auch wenn ich ihm nicht erzählt hatte, was ich Ruby schenken würde, musste er es an der Verpackung erkannt haben.
Schnell öffnete Ruby den Deckel und nahm das rosafarbene Gerät heraus. Ihre Augen strahlten, auch, wenn sie zu überlegen schien, was sie dort gerade n der Hand hielt.
,,Das ist eine Kamera", erklärte ich schnell. ,,Die macht Bilder, die wir sofort aufhängen können. Wie in meinem Zimmer"

,,Wirklich?" Ruby legte die Kamera neben sich auf das Sofa, sprang auf und fiel mir in den Arm. ,,Danke, Loucy", rief sie und lief mit kleinen schnellen Schritten in den Flur zurück. Kurz darauf hörte ich ihre Schritte auf der Treppe.

,,Was hat sie vor?", fragte ich an Davis gerichtet. ,,Keine Ahnung", meinte er und zog mich in seinen Arm. ,,Ein tolles Geschenk", flüsterte er lächelnd und küsste wieder meine Wange. ,,Von wem ich die Idee wohl habe." „Sie wird sie lieben."

Kaum fünf Minuten später stand Ruby in einem langen, rosa Prinzessinnenkleid vor uns, welches von oben bis unten mit Glitzer versehen war. Auf ihrem Kopf saß schief ein kleines Diadem und in ihrem Arm hielt sie eine große pinke Decke. ,,Wir müssen ein Foto machen", rief sie und legte mir die Decke um die Schultern. ,,Ich glaube meine anderen Kleider passen dir nicht."

Ich entgegnete auf das „Ich glaube" ein verzücktes Lachen. Sie entfernte sich einen Schritt von mir, und sah mich kritisch musternd an. Dann nahm sie das kleine Diadem von ihrem Kopf und setzte es mir auf. ,,Jetzt bist du auch eine Prinzessin. Das sieht toll aus, oder Davis?", fragte sie aufgeregt und schmiss sich zurück auf das Sofa.

,,Ihr seht beide einfach fantastisch aus." Ich reichte ihm die Kamera und legte dann meinen Arm um Ruby. ,,Das stimmt nicht. Du bist die wahre Geburtstagsprinzessin", flüsterte ich ihr ins Ohr, woraufhin sie so niedlich Lächelte, dass sich winzige Grübchen auf ihren Wangen bildeten.

Davis stand auf, stellte die Kamera ein und suchte einen Moment nach einer geeigneten Position. ,,Bitte Lächeln."

Ich zog Ruby fester in meinen Arm und das womöglich niedlichste Foto auf der Welt entstand.
Erinnerungen die für immer bleiben würden.

•••

,,Ich glaub es nicht", rief zugleich entsetzt als auch belustig. ,,Du hast noch nie in deinem gesamten Leben Zuckerwatte gegessen?"
Davis begann zu lachen. ,,So was hätte Mum uns nie erlaubt. Viel zu ungesund."
,,Das hätte ich mir auch nicht erträumen können. Dass du etwas von dieser riesigen Welt nicht kennst. Aber gut. Dann müssen wir das unbedingt nachholen." Ich griff nach seiner Hand und zog ihn an der herumstehenden Menschenmasse entlang. An den endlosen Ständen waren die verschiedensten Lichterketten befestigt, die den großen Platz in den buntesten Farben beleuchteten.

Früher hatte ich die Kirmes im Dorf geliebt. Jedes Jahr waren Mum und ich zusammen hingegangen. Und als ich auf dem Weg zu Davis die bunten Werbeplakate gesehen hatte, musste ich ihn einfach dazu überreden, mit mir dort hinzugehen, sobald Ruby mit ihren Freundinnen beschäftigt war.

,,Eine Zuckerwatte bitte."
Eine alte Frau mit großen Locken nickte nur und begann, eine hellrosa  Zuckerwatte um den kleinen Holzstab zu drehen. ,,Bitte sehr", sagte sie und drückte sie mir in die Hand. Dankend legte ich das Geld auf den kleinen Tresen und zog Davis bei Seite.

,,Probier sie", grinste ich und riss mir ein kleines Stückchen ab. Ich musterte ihn, während ich selbst spürte, wie sich die Luftige Zuckerwatte auf meiner Zunge zu groben Zuckerpartikeln verwandelte. Wie sehr ich dieses Zeug früher geliebt hatte. ,,Okay", erwiderte und steckte sich zögernd ebenfalls ein Stück in den Mund. Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, zu welchem Zeitpunkt er puren Zucker im Mund hatte. Er zog die Stirn in Falten.

,,Und?", fragte ich gespannt. Kurz zögerte er, dann riss er sich ein weiteres Stück ab. ,,Sehr gut." Ich entgegnete ein leises Lachen.
Kurz nachdem wir aufgegessen hatten, ertönte plötzlich ein lauter, viel zu überraschender Knall, der mich so ruckartig zusammenzucken ließ, dass sich meine Hand fester um Davis Arm zog. Auch er schien für einen winzigen Augenblick überrascht zu sein, bis wir zeitgleich unsere Blicke auf den nachtschwarzen Himmel richteten. Das wunderschöne Glitzern des Vollmondes wurde von tausend weißen Funken verdeckt, die langsam in der Dunkelheit untergingen. Ein weiterer Knall, dieses Mal erschreckte ich mich nicht, sondern wartete gespannt darauf, dass sich weitere Lichter über dem Nachthimmel verbreiteten. Grün, rot, violett.

Ich sah zurück zu Davis, der es mir nachtat. ,,Das Feuerwerk", flüsterte ich begeistert. Er musste leise Lachen und zog mich fester in seinen Arm. ,,Ich hatte es fast vergessen." Um uns herum drängten sich immer mehr Menschen aneinander vorbei, die versuchten Näher, an das Feuerwerk heranzukommen. Wir blieben abseits, fast schon am Rande des großen Platzes stehen. Leise, sanfte Musik erreichte uns von mehreren Metern Entfernung. Hunderte Menschen hatten in der Mitte des Platzes ihren Kopf in den Himmel gestreckt.
Ich seufzte leise. Vor Erleichterung, Zufriedenheit und Glück. Langsam legte ich meinen Kopf an Davis Brust. Dann sah auch ich zurück zu den Lichtern.
Im Sekundenabstand wurden winzige Feuerbälle, die unzähligen Sternschnuppen ähnelten, in den Himmel geschossen. Das leise Zischen ging mit den weichen Klängen der Musik über. Zwei feuerrote Raketen folgten dem Sternenregen. Meine Augen starrten auf den, für wenige Sekunden stockdüsteren, Himmel, bis nach einem Knall die womöglich schönsten Lichter der Welt auf uns hinab fielen.
Wieder musste ich Davis ansehen. Seine Augen strahlten, so wie ich sie lange nicht gesehen hatte. Um uns herum verschwammen jegliche Klänge der Musik, der Stimmen, des Lachens und der Explosionen der Lichter. Ich spürte Davis kühle Hand an meiner Wange. Eine leichte Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Meine gesamte Haut kribbelte. Dann stellte ich mich auf Zehenspitzen, um endlich seine Lippen berühren zu können. Mein Herzschlag schoss in die Höhe. Wie er es immer tat. Und bis zu meinem Lebensende tun sollte.

Früher dachte ich an meine Kindheit zurück, wenn ich traurig war. Wenn ich die schönen Erinnerungen immer und immer wieder in meinem Kopf rauf und runter liefen ließ, wie einen Filmstreifen, nur um mich zu vergewissern, dass es sie gab. Die schönen Momente im Leben, meine ich. Ich dachte an meine Kindheit, an Mum, an Paul, an meine Freunde, die Grundschule und die gemeinsamen Sommer, versuchte mich besser zu fühlen.
Heute habe ich gemerkt, wie wundervoll das Gefühl ist, eben diese Erinnerungen zu erneuern. Das letzte mal war ich vor acht Jahren auf dem riesigen Dorfplatz. Es war so lange her, dass ich das letzte mal das Feuerwerk gesehen hatte. Zusammen mit Paul. Er hatte mir Zuckerwatte gekauft und wir waren zusammen die kleine Achterbahn gefahren, wenn man sie überhaupt eine Achterbahn nennen konnte. Und heute, als diese wunderschöneren und wichtigen Erinnerungen fast verblasst waren, war ich zurück. An dem Ort, auf den ich mich in meiner Kindheit ein Jahr lang gefreut habe, fast so sehr wie auf Weihnachten.
Und nie hätte ich gedacht, dass es so gut sein könnte, zurück zu kommen kehren. Zuckerwatte zu essen und in den glitzernden Himmel zu sehen. Wenn eines schöner war, als der Nachthimmel San Franciscos, dann war es der Himmel voller Feuerwerk - nur ein paar Minuten von zu Hause entfernt.
Zu Hause...

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