Gemma LeRose
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Sie rannte, sie rannte so schnell, wie ihre Beine sie tragen konnten. Weit weg vom Spott, vom Hass, so weit weg wie möglich von ihrem Leben. Die Landschaft vermischte sich, das Dorf verblasste zu einer grünen, mit Blumen bedeckten Erde, bis jene Gegend immer mehr in dem Wald unzähliger Bäume verschwand.
Die Sonne vermischte sich mit der Nacht und tränkte den Himmel in ein prachtvolles Farbenspiel. Aber sie ließ sich davon nicht beirren und rannte weiter, tief in den Wald hinein, bis sie irgendwann nicht einmal mehr wusste, von wo sie gekommen war. Tränen bahnten sich ihren Weg und wurden vom Wind mitgerissen. Vertrauen, es war ein grausames Gefühl, wenn es gebrochen wurde. Es fühlte sich an, als würde man am Schmerz ersticken, der das Herz zu zerbrechen drohte.
Plötzlich stolperte sie über eine Wurzel, die aus der Erde ragte und viel zu Boden. Das Haarband hatte sich gelöst und ihre braunen, langen Haare umrahmten ihre zierliche Gestalt.
Erst jetzt schien sie zu realisieren, dass sie sich irgendwo im DeLibra Wald befand und nicht wusste, wo. Ihr Blick wanderte durch die Umgebung. Sie befand sich auf einer kleinen Lichtung. Schmetterlinge flogen umher, bunte Blumen zierten den Ort und Vögel zwitscherten glücklich. Mit einer Hand wischte sie sich grob über ihr Gesicht, das von Tränen benetzt war.
Jedes Mal, wenn sie versuchte, Gutes zu tun, verlief nichts so, wie sie es sich erhofft hatte. Menschen nutzten ihre Freundlichkeit aus, ihre Gutgläubigkeit, von der sie langsam glaubte, einfach Naivität zu sein. Denn sie vertraute immer wieder aufs Neue, wenn sie es doch eigentlich besser wissen sollte.
Und jedes Mal, wenn sie sich selbst das Versprechen gab, nie wieder das freundliche, naive Mädchen zu sein, so schaffte sie es nicht, jene Seite von sich aufzugeben. Ihre Mutter hatte ihr stets gesagt, dass eines der kostbarsten Geschenke des Lebens ein gutes Herz war. Aber wenn sie es aufgab, was blieb ihr dann noch? Sie verlor nicht nur sich selbst, sondern auch die Erinnerung an ihre Mutter und das, woran sie selbst glaubte.
Sie glaubte fest daran, etwas mit Liebe und Mut verändern zu können, ja sogar mit dem Vertrauen in das Herz eines Fremden. Denn wohin käme die Welt, wenn nur noch Misstrauen die Herzen umhüllen würde und das Wort Hilfe ein Fremdwort werden würde? Fatale Möglichkeiten, die sie bei ihrer eigenen Existenz verhindern wollte.
Sie glaubte an eine Welt, in der Frieden die Königreiche vereinte, ebenso glaubte sie daran, dass der Wille zu kämpfen die Herzen eines Tages erreichen würde.
Langsam stand sie auf. Sie sah an sich herab und bemerkte, dass ihr gelbes Kleid von Rissen übersäht war, ebenso wie Erde sich in dem Stoff festgesetzt hatte. Gerade wollte sie sich auf den Rückweg machen, da hörte sie etwas. Es klang wie ein Rascheln und das Spannen eines Bogens. Irritiert zog sie die Stirn kraus und erschrak, als hinter einem Baum ein junger Mann hervortrat, den Pfeil auf sie gerichtet. Sie machte einen Schritt zurück und hob die Hände. Sie musterte den Fremden. Ihr fielen die spitzen Ohren auf und die grünen Bemalungen auf der dunklen Haut des Mannes. Ein Elf.
Vor einem Tag
,,Cyrus, ich kann ihm nicht mehr lange standhalten!", schrie ich, während ich angestrengt versuchte, die Mauer aus Pflanzen aufrecht zu halten, gegen die die Magie des Zauberers unaufhörlich drängte. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und unangenehm verkrampfte sich mein Herz, je länger ich die Magie von uns versuchte, abzuhalten.
Tayfun tauchte neben mir auf und bevor ich ihm etwas sagen konnte, entstand eine gewaltige Druckwelle. Die Mauer aus Pflanzen explodierte und unsanft wurden wir gegen die Bäume geschleudert. In der Luft hatte sich die Erde angesammelt, da sie durch die Kraft der Explosion aufgewirbelt worden war. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich, etwas zu erkennen, aber die Umgebung war vernebelt von der Erde.
Ich stand auf und strich mir die Haare zurück, welche sich aus dem Zopf gelöst hatten. Ruhig blieb ich stehen und machte mir den Sinn des Hörens zu Nutzen. Unser Gehör war dem Aller überlegen, ebenso wie unsere anderen Sinne. Wir sahen in der schwärzesten Schwärze, wir konnten Gerüche voneinander trennen und das, was wir schmeckten, konnten wir auch genauestens differenzieren.
,,Wofür kämpft ihr, Krieger?" Plötzlich erklang Athertons Stimme und blitzschnell drehte ich mich zur Richtung, aus der jene Stimme gedrungen war.
,,Die Geschichte ist eine Lüge, was also lässt euch so sicher sein, dass euer Weg der einzige - der richtige - ist?" So sehr ich mich bemühte, ich konnte den Zauberer nicht sehen.
Mit einem Mal wurde die aufgewühlte Erde durch einen kräftigen Windstoß weggeweht und Atherton stand nur wenige Schritte von mir entfernt. Kein einziger Kratzer befand sich an seiner Haut und sein Mantel war vom Staub der Erde verschont geblieben. Anmutig wie er war, schritt er nach vorn und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf mich.
Von Cyrus und Tayfun fehlte jede Spur, aber ich konnte fühlen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe aufhielten. Vielleicht konnte ich Atherton dazu bringen, sich zu ergeben, bevor erneut ein Kampf beginnen würde.
,,Bitte, ergebt euch. So erspart ihr nicht nur euch selbst sondern auch uns einen weiteren Kampf." Während ich sprach, hörte er mir ruhig zu. Fast wirkte er gelassen, was mich verwirrte. Er stand drei Kriegern gegenüber, naja, einer Kriegerin, doch auch er wusste, dass Cyrus und Tayfun anwesend waren, auch wenn sie sich nicht zeigten. Wieso blieb er also derart ruhig?
,,Gemma LeRose, ich habe von deinen Taten gehört. Es muss dich eine große Überwindung gekostet haben, gegen die Gesetze deines Königreiches zu handeln." Innerlich wütete ein Sturm in meinem Herzen. Wenn er das, was ich glaubte, zu wissen, meinte, dann musste ich ihn unbedingt daran hindern, weiterzusprechen. Denn wenn die anderen Krieger von meinem Geheimnis - von meinem Verrat - erfahren würden, würden sie mich verurteilen und ebenso für eine Verräterin halten, die ich auch war.
,,Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht." Ernst nickte der Zauberer, so, als würde er verstehen, dass ich versuchte, die Worte vor Cyrus und Tayfun verbergen zu wollen.
,,Ihr solltet euch fragen, ob ihr dieses Mal eventuell zu vorschnell gehandelt habt. Vielleicht solltet ihr euch selbst hinterfragen." Atherton machte einen Schritt auf mich zu. Der Abstand zwischen uns wurde immer kleiner.
,,Wenn ihr weise seid, dann-"
Weiter konnte er seinen Satz nicht sprechen, da schnellte eine leuchtende Klinge auf ihn zu. Gekonnt wich er dieser aus und packte die Kette, an welcher die Klinge befestigt war. Mit einem kräftigen Ziehen beförderte er Cyrus auf die andere Seite der Ebene. Achtlos ließ er die Kette los. Tayfuns Windstoß blockierte er mit einem Zauber, der einen leuchtenden Schild vor ihm entstehen ließ.
,,Jahrelanges Training und doch habt ihr nichts gelernt." Wütend eilte Cyrus auf ihn zu und ein Kampf der Magie entstand zwischen ihnen. Das Licht in Cyrus Herzen gegen die starke Magie des Zauberers.
,,Hey, ist alles in Ordnung?" Tayfun war zu mir gerannt und sah mich besorgt an. Ich nickte abwesend. Irgendetwas war hier falsch, doch ich konnte mir nicht beantworten, was es war. Mein Herz zog sich zusammen und plötzlich ertönten furchtbare Schreie. Aber es waren keine normalen Schreie, nein, es waren bestialische Geräusche, die mein Herz erneut zusammenziehen ließen. Tayfuns Augen weiteten sich, als auch er realisierte, was uns gleich erwarten würde: Mordaxe.
Eine schwarze Wolke entstand über unseren Köpfen und ehe ich mich versah, explodierte sie. Von der Druckwelle erfasst, wurde ich ein Stück in den Wald geschleudert. Viel zu weit, für eine Explosion, was mich noch mehr beunruhigen ließ. Wolken, die wie Geister aussahen, lösten sich auf und zurück blieben Kampfgeräusche aus naher Ferne.
Blitzschnell stand ich auf und griff nach meinem Bogen. Ich fasste fest an den Griff und nahm einen Pfeil aus dem Köcher, den ich gezielt anspannte. Meine Augen suchten in der Dunkelheit nach der Gefahr, die sich in unmittelbarer Nähe befand. Ich konnte sie spüren, ich fühlte die Anwesenheit des achten Elements. Ein leises Knurren, mein immer schneller schlagendes Herz. Tief atmete ich ein. Mit einem schrillen Schrei stürzte sich seitlich ein Mordax auf mich. Ich konnte gerade so ausweichen, da setzte das Tier erneut an, mich anzugreifen.
Alles in mir schrie, mein Herz bebte und ich konnte das Drängen meines Elements spüren. Es wollte eingesetzt werden, mich verteidigen. Der Mordax sprang auf mich los, in dem Moment ließ ich den Pfeil los und in derselben Sekunde durchbohrte der Pfeil das Herz der Kreatur. Grüne Funken leuchteten auf, als das Biest leblos zu Boden sackte. Ich hatte getötet, der Tod dieser Kreatur entfachte ein Gefühl in mir, das ich nicht in Worte fassen konnte, doch gut war es mit Sicherheit nicht.
Auf einmal vernahm ich ein leises Flüstern, aber verwundert stellte ich fest, dass ich nicht die Richtung zuordnen konnte, aus der es kam. Fragend runzelte ich die Stirn und versuchte, zu hören, was das Gewirr aus Stimmen von sich gab. Lediglich meinen Namen konnte ich aus den Worten heraushören. Was war nur mit meinen Sinnen los?
Schmerzhaft begann mein Herz, zu krampfen und ich sackte auf die Knie. Erschrocken schrie ich auf. Wie war das möglich? Krieger konnten keine Schmerzen spüren! Ein leises Lachen ertönte, das mir einen unangenehmen Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ. Meine Nackenhaare richteten sich augenblicklich auf.
,,Kriegerin der Natur", erklang es aus der Schwärze der Nacht. Noch immer konnte ich nicht sehen, wer oder was sich verbarg.
,,Wer seid Ihr?" Schmerzend hob ich eine Hand an mein Herz. Erneut erklang das dunkle Lachen. Ich wollte aufstehen, doch aus dem Nichts packte ein Schatten mein Handgelenk und hielt mich am Boden. Panisch versuchte ich, mich loszureißen, was mir missglückte.
,,Nicht doch, ich möchte mich doch mit euch unterhalten, Gemma LeRose." Es gefiel mir ganz und gar nicht, wie er meinen Namen aussprach, noch weniger, dass er mit mir spielte.
,,Zeigt euch!". Ich erhob meine Stimme und ließ die Äste der Bäume sich drohend über meinen Kopf richten.
,,Mein Liebes, hätte ich euren Tod gewollt, so wäret ihr bereits tot." Aus den Schatten formte sich eine Gestalt, die Gestalt eines Mannes, zusammen und im nächsten Moment stand vor mir niemand Geringeres als der Todesgott selbst.
,,Abaddon," entkam es mir schockiert. Jener grinste breit und kam auf mich zu.
Noch einmal wollte ich mich losreißen, da stand der Mann bereits vor mir. Er bückte sich zu mir hinunter und sah mir direkt in die Augen. Der Anblick in seine ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Eine derartige Boshaftigkeit war mir noch nie zuvor begegnet. Alles an diesem Mann war das reine Böse und alles in mir schrie, so schnell wie möglich von ihm wegzukommen.
,,Sagt mir, Kriegerin, wie fühlt es sich an, zu wissen, dass alles, woran ihr geglaubt habt, eine Lüge ist?" Seine Lippen formten sich zu einem gehässigen Lächeln.
,,Nicht alles ist eine Lüge gewesen." Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle getötet, mein Herz verzehrte sich bei dem Gedanken, ihm sein Herz aus dem Leib zu reißen und es in Tausende von Stücken zu zerreißen, bis man nicht einmal mehr erkennen konnte, was es einst dargestellt hatte.
,,Was war denn keine, Liebes?"
,,Ihr habt dennoch verloren." Sein Lächeln erlosch und grob fasste er mir ans Kinn.
,,Das nennt Ihr eine Niederlage, Kind?" Wütend funkelte er mich an.
,,Seht euch um! Aeternitas war niemals, keine einzige Sekunde lang sicher vor meiner Macht. Ihr habt geglaubt, dass ich besiegt worden bin, dabei wird mich keine sonst so mächtige und große Macht jemals besiegen können. Ich bin der Tod und schon bald werden sich alle mir unterwerfen!"
Er ließ mich los und kehrte mir den Rücken zu. Für einen Moment herrschte eine Stille, die mir so unendlich lange vorkam. Dann wandte er sich mir wieder zu.
,,Aber nur zu, seid weiterhin von eurem Hochmut geblendet. In sechs Tagen wird Aeternitas auf ewig mir gehören und meine Herrschaft wird die Vorstellungskraft einer Welt übertönen." Sein kaltes Lachen zerschnitt die Luft und wütend ließ ich die Äste auf ihn los. Gekonnt wich er ihnen aus, wenn sie nach ihm greifen wollten. Er ließ seine Schatten auf die Natur los. Binnen Sekunden färbten sich die Äste der Bäume schwarz und starben ab. Mein Herz zog sich zusammen und schockiert sah ich mit an, wie sich die Natur gegen mich richtete.
,,Ich muss schon sagen, dass ich mehr von euch erwartet habe. Immerhin hattet ihr drei Jahrhunderte Zeit, euch auf euer Schicksal vorzubereiten."
,,Das Schicksal zu sterben?" Er grinste.
,,Nein, das Schicksal, mir zu trotzen, euch gegen mich zu erheben, mich zu versuchen, zu töten. Dabei könnt ihr euch nicht einmal selbst retten."
Schreiend riss ich mich endlich vom Schatten los, schnappte mir meinen Bogen und griff den Todesgott an. Jener wich jedem einzelnen meiner Angriffe lachend aus. Er löste sich auf und griff mich von hinten an. Unsanft schlug ich gegen den harten Stamm eines Baumes.
,,Das nennt Ihr kämpfen? Wo ist eure Stärke?"
Schatten begannen, zu mir zu kriechen. Ich wich ein paar von ihnen aus, wurde aber von einem am Bein gepackt. Ein weiterer griff nach meinen Händen. Der Bogen fiel zu Boden. Abaddon wollte gerade auf mich zukommen, da stellte sich ihm jemand in den Weg. Die Person trug einen dunklen Umhang, doch ich konnte ein Schwert aufblitzen sehen. War er ein Soldat?
,,Wenn das nicht der Soldat ist, der sein Königreich aufgrund eines Menschen verraten hat." Der Unbekannte griff an und das mit einer Geschwindigkeit, die mir den Atem raubte. Seine Angriffe waren gezielt, seine Kraft setzte er mit jedem Schritt mit Bedacht ein. Es war erstaunlich, wie gut er kämpfen konnte. Abaddon schien überrascht, nahm die Herausforderung allerdings grinsend an.
,,Endlich ein Kämpfer zum Tode verurteilt!" Angestrengt versuchte ich, mich von den Schatten zu befreien, die mich daran hinderten, dem Mann zu helfen. Und auch wenn er ein guter Kämpfer war, er brauchte Hilfe! Der Unbekannte landete einen Schlag in Abaddons Seite, ein weiterer Schlag drängte den Todesgott zurück. Dann durchdrang das Schwert das Herz des Gottes.
Erschrocken weiteten sich meine Augen, als Abaddon laut zu lachen begann. Er packte den Unbekannten am Hals und schleuderte ihn von sich weg. Als nächstes fasste er an die Klinge und zog sie sich ohne jeglichen Laut aus dem Körper. Achtlos ließ er das Schwert fallen, das vom schwarz-goldenen Blut bedeckt war.
,,Ich muss sagen, das war durchaus amüsant." Er ging auf den Fremden zu, den er mit Schatten davon abhielt, ihn erneut anzugreifen. Amüsiert wischte er sich die mit Blut beschmutzten Hände an dessen Kleidung ab. Dann erhob er sich und formte aus seinen Schatten eine spitze Klinge, beinahe wie ein Dolch.
,,Wenn ich dich getötet habe, behalte ich dein Herz und mache aus dir einen Diener meiner Armee." Der Fremde spuckte ihm vor die Füße.
,,Lieber leide ich in der Ewigkeit der Schmerzen, als deinesgleichen zu dienen." Die Stimme des Mannes triefte nur so vor Hass. Abaddon nickte.
,,Dein Wunsch sei dir gewährt."
,,Nein!", schrie ich, doch ein Schild verhinderte, dass die dunkle Klinge das Herz des Soldaten durchbohrte.
,,Das reicht. Kämpfe gegen jemanden, der deiner ebenbürtig ist." Atherton! Der Zauberer stellte sich Abaddon entgegen, der sich langsam zu ihm umdrehte. Atherton erhob seine Hände und weiße Funken entstanden. Mit einem Mal lösten sich die Schatten von mir und auch der Unbekannte wurde frei.
,,Atherton, wie lange ich mir diesen Tag schon herbeigesehnt habe." Abaddons Miene veränderte sich und Rache zeichnete sein Gesicht. Es wirkte so, als würden sich die beiden bereits kennen.
Der Zauberer sah zu dem Soldaten und nickte ihm zu, woraufhin dieser zu mir kam. Er ergriff mein Handgelenk und zog mich auf die Beine.
Athertons Blick traf den meinen und die Botschaft dessen war glasklar. Er wollte, dass wir gehen und offenbar hatte Abaddon nichts dagegen.
,,Ihr solltet auf den Zauberer hören, ehe ihr selbst sterbt oder eure Freunde," sprach der Todesgott, ohne seinen Blick von dem Athertons zu lösen. In dem Moment fielen mir Cyrus und Tayfun ein, von denen jegliche Spur fehlte.
,,Oh nein-". Blitzschnell rannte ich los zum Platz, von welchem noch immer Kampfgeräusche ertönten. Der Unbekannte an meiner Seite. Fast fühlte es sich an, als würde ich schweben, so schnell trugen mich meine Beine. Ich erreichte gerade die Ebene, da griff mich eine der Kreaturen an. Bevor ich mein Element benutzen konnte, schritt der Soldat vor mich und begann, mit dem Biest zu kämpfen. Auf der Erde lagen zahlreiche tote Mordaxe und noch viel zu viele griffen Cyrus und Tayfun an.
,,Gemma!" Tayfuns Stimme ertönte, da sprang einer der Mordaxe auf mich zu. Ich zog meinen Dolch und sprang dem Tier entgegen. Mit voller Kraft rammte ich die Waffe in die Brust der Kreatur und stieß mich von dessen toten Körper ab.
Noch mehr Mordaxe traten aus den Schatten der Bäume hervor und verzweifelt sah ich zu, wie sie Cyrus und Tayfun angriffen. Erneut kam eines der Monster auf mich zu. Ich machte einen Schritt zurück und stolperte über eine Wurzel. Auf einmal kroch eine mir unbekannte Wärme in mein Herz und es schlug kräftiger.
Der Mordax vor mir fletschte die Zähne und setzte an, zu springen, da hob ich die Hand und ließ eine Wurzel sein Herz durchbohren. Grüne Funken flogen in der Luft, als der Mordax tot zusammensackte und da hatte ich eine Idee. Schnell stand ich auf und hob meine Hände. Das Flüstern der Bäume drang zu mir und konzentrierend knüpfte ich ein unsichtbares Band mit ihnen. Ihre Wurzeln drangen aus der Erde und gruben sich erneut in diese, sich ihren Weg zu den Kreaturen bahnend. Ein Gefühl von Macht und Kontrolle brannte in meinem Herzen, sogleich aber auch die Gefahr, jene Kontrolle zu verlieren, je mehr Macht ich meinem Herzen freigab.
Jeder einzelne der Mordaxe wurde von den dicken Wurzeln der Bäume gepackt. Manche von ihnen wurden gänzlich von den Wurzeln verschlungen, andere wurden vom mächtigen Holz erstochen. Erschöpft ließ ich die Hände sinken und sah mich um. Tayfun, der seinen Schock überwunden hatte, eilte zu mir und zog mich in seine Arme
,,Bei den Göttern, geht es dir gut? Du warst weg und ich hatte-"
,,Gemma!" Auch Cyrus war zu uns gekommen und sah mich besorgt an. Plötzlich glitt sein Blick hinter mich und fixierte etwas. Auch Tayfun löste sich von mir und spannte sich an. Ich drehte mich um und sah zu dem Soldaten, dessen Kapuze nicht mehr sein Gesicht verbarg.
Ich kannte diesen Mann, er war der Leibwächter Athertons: Terran Valamin, einer der stärksten Soldaten Aeternitas. Seit seiner frühen Kindheit hatte er mit der Ausbildung zum Soldaten begonnen und sich einen Namen gemacht. Auch er war von Atherton wie dessen eigener Sohn behandelt worden, da er seine Familie im Krieg verloren hatte. Wenn ich mich nicht irrte, war Atherton sogar sein Ausbilder gewesen.
,,Ich würde euch raten, zu kapitulieren, Soldat." Cyrus betonte jedes seiner Worte und machte einen bedrohenden Schritt auf ihn zu.
,,Das könnt ihr vergessen, Krieger." Terran spuckte das letzte Wort voller Verachtung aus. Cyrus griff zu seiner Waffe, da stellte ich mich zwischen die beiden.
,,Nicht, er hat mir geholfen!" In dem Moment kam zurück, was vor wenigen Augenblicken geschehen war: Abaddon.
,,Oh nein!"
,,Gemma, was ist-"
,,Atherton, er braucht unsere Hilfe!", unterbreche ich Tayfun, dessen Miene besorgt war.
,,Warum sollten wir ihm helfen?" Bevor ich antworten konnte, tat es Terran.
,,Weil er sie vor Abaddon gerettet hat. Atherton versucht, euch alle zu retten, aber ihr seid blind!", schrie er uns an und kehrte uns den Rücken zu. Er rannte los und ich tat es ihm gleich.
,,Gemma, nicht!" Doch Tayfuns Worte hielten mich nicht davon ab, zu rennen. Atherton riskierte sein Leben für das meine und ich würde ihn nicht sterben lassen, niemals! Cyrus und Tayfun schlossen zu uns auf, doch wir blieben abrupt stehen, als wir Atherton auf dem Boden sahen. Vom Todesgott fehlte jede Spur.
Terran kniete sich fassungslos zum verletzten Zauberer, in dessen Brust ein Dolch steckte. Der Soldat nahm vorsichtig die Hand des Mannes und drückte sie. Ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen. Auch Cyrus und Tayfun standen einfach nur da und sahen zu den beiden.
,,Nein, bitte, Ihr dürft nicht sterben." Seine Worte klangen flehentlich und der Schmerz in seiner Stimme war nicht zu überhören. Atherton lag im Sterben, doch für Terran lag nicht ein Zauberer im Sterben, es war sein Vater. Der Zauberer sah zu uns.
,,Prophezeiungen", sein Atem war schwer, ,,Eure, es gibt sie." Ich löste mich aus meiner Starre und kniete mich ebenfalls zu Atherton. Abaddon hatte den Dolch in seinem Herzen zur Seite gedreht, damit er umso mehr litt. Ich konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne die Wange hinunterlief.
,,So tut doch was, irgend etwas!" Terrans verzweifelter Blick traf mich, doch alles, was ich tun konnte, war seine Hand zu nehmen und traurig mit dem Kopf zu schütteln.
,,Cyrus", gab Atherton schwach von sich, woraufhin sich jener ihm näherte.
,,Die Nebelruinen, dort-" Vor Schmerzen zog sich Athertons Gesicht zusammen, bevor er ein letztes Mal Terran ein leichtes Lächeln schenkte.
,,Danke", flüsterte er und sein Körper erschlaffte. Das Leuchten in seinen Augen erlosch und zurück blieb die leblose Hülle seines Seins. Atherton war tot.
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