Kapitel 118
Ali Gatie - It's You
Und so vergehen die Monate mit diesem Versprechen. Die Gerichtsverhandlung lief erfolgreich. Ralf Buckard ist kein Arzt mehr. Seine Doktorarbeit wurde eingezogen sowie seine Lizenz. Das Krankenhaus muss nicht für den Schaden aufkommen, nur Buckard muss alle entstehenden Reha-Kosten, die Fahrtkosten und natürlich ein enormes Schmerzensgelb in der gefährlichen Millionengrenze zahlen. Ardans Zustand verbessert sich von Woche zu Woche. Er gewinnt von Mal zu Mal seine Muskelmasse, sein Gewicht und seine Kraft zurück. Er schafft es täglich ein Stück mehr zu gehen, wenn wir spazieren gehen. Seine Mathelehrerin, sein Philosophie- und sein Physiklehrer bewundern ihn für seine Kraft und seine tadellosen Noten trotz seiner Abwesenheit. Ardan ist ein Genie in seinen Fächern und da kann niemand etwas rütteln. Wir unterstützen ihn tatkräftig bei jeder Sache. Ardans Härtefallantrag wurde mit sofortiger Wirkung angenommen und umgesetzt, sodass seiner Schullaufbahn nichts im Weg steht. Wir haben schon Juni. Bald sind Sommerferien und bald möchten wir die islamische Ehe eingehen und einen Tag danach findet schon die standesamtliche Vermählung statt. 29. und 30. Juni sind die Tage. Ich freue mich. Nur ist da eine Sache ... Baba weiß immer noch nichts und langsam wird es knapp. Mama und der Rest der Familie hat schon so gut wie alles geplant, aber er ist nach wie vor unwissend. Einmal hat er uns fast dabei ertappt, wie Mama und ich über die Zukunft geredet haben. Mama musste ihn gaslighten und so sehr ich auch dagegen bin, ging es in dem Moment nicht anders.
Ihr habt über Heirat geredet. Wieso redet ihr über Heirat? Und wieso über Canas Heirat? Mein Herz hat gerast in diesem Moment. Ich habe kein Wort rausbekommen. Cana hat mir Fragen zur Heirat gestellt. Darf sie nicht? Mama war direkt im Angriffsmodus mit ihrer perfekt gezupften, angehobenen Augenbraue und ihrem trockenen Blick und so sicher ich mich dadurch gefühlt habe, hatte ich danach das Gefühl, brechen zu müssen, als sich Babas Augenbrauen zusammengezogen haben. Wieso redest du mit ihr so, als wäre es in der Gegenwart? Ich wollte im Erdboden versinken. Mir war so heiß! Can, du hörst mal wieder nur das, was du hören willst. Du bist gerade erst reingekommen und führst dich so auf, als wärst du der Moderator. Wenn meine Tochter mir Fragen zur Ehe stellen möchte, weil sie kaum etwas dazu weiß, beantworte ich sie ihr. Wieso willst du das verbieten? Mit dieser Gegenfrage hatte er nicht gerechnet und war zurecht verdutzt. Ich war es auch, weil Mama schon ein wenig gemeiner geredet hat, aber in dem Moment konnte ich nicht anders, als sie zu bestärken. Habe ich doch gar nicht. Das hat er wirklich nicht. Doch, hast du. Du bemerkst nicht, dass du herrisch bist und deshalb sage ich es dir. Deine Tochter ist nicht ohne Grund fast 18 und hat kaum Wissen dazu. Das war ein echt fieser Schuss in Babas Richtung, auch wenn da ein kleines bisschen Wahrheit drinstecke. Ich bin bis heute nicht in der Lage, über Ardan zu sprechen, wenn ich mir nicht sicher bin, dass er ganz weit weg ist.
Baba war ganz verdutzt von Mamas Aussagen. Er war verletzt durch Mamas Worte, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Er hat nur stumm die Küche verlassen und Mama hat sofort geschmollt und sich theatralisch an die Brust gefasst. Wegen dir hat mein Ehemann ein gebrochenes Herz! Ich schmunzele wieder bei ihrem finsteren Blick und wie sie ihm danach hinterhergerannt ist, um ihn zu trösten. Die Frage ist jetzt nun: wie wird Baba reagieren? Er muss es erfahren ... heute. Ich will nicht. Ich drücke mich und drücke mich, aber es wird wirklich sehr knapp. Ich habe Angst. Verdammt viel Angst. Ardan konnte mich da auch nicht sonderlich ermutigen, egal wie schön er geredet hat. Ich hocke steif auf meinem Bett in meinem abgeschlossenen Zimmer. Ich will da nicht runter. Nein, nein. Ich mache das nicht. Soll Mama das machen! Sie kann es vergessen. Dann heirate ich nicht. Nö. Ich verkrieche mich nervös unter meiner Decke, ignoriere das Klingeln meines Handys. Ich nehme Mamas Anruf nicht ein. Nein, nö, niemals. Sie soll es ansprechen. Ich mache gar nichts. Dann kann Ardan sein Mathebuch heiraten. "Oh Mann!", wimmere ich. Wenn ich mich entscheiden müsste, Mathe ins Abi zu nehmen oder meinem Vater zu sagen, dass ich Ardan heirate und das schon bald, würde ich Mathe sogar als Leistungskurs nehmen. Nicht einmal das würde mich beunruhigen.
Es klopft an der Tür. Die 26 Grad sind plötzlich 46 Grad um mich herum. Mein Herz rutscht mir in die Hose. "Cana?" Ich tue einfach so, als würde ich schlafen oder tot sein. Dann wird Mama sicherlich gehen. "Ich bin mir sicher, dass ich die Tür irgendwie aufbrechen kann." "Ich will nicht!" "Tja, wenn du heiraten willst, musst du es tun. Dein Vater ist gleich zu Hause." Oh Mann, kann ich nicht wenigstens etwas zur Beruhigung gespritzt bekommen? Ich schlage seufzend die Decke weg, trampele zur Tür, die ich aufschließe und Mama resigniert ansehe. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, als ich ihr Grinsen sehe. "Wie hast du es deinen Eltern erzählt?" "Meine Mutter hat es gespürt und mich gefragt. Eine Sache der Vererbung, schätze ich." Na toll. "Hast du es etwa gespürt gehabt, dass ich mit ihm zusammen bin?", murre ich, als ich die Treppen runterlaufe. "Ab und zu, ja. Ich hatte aber nie den handfesten Beweis, weil du dich doch echt geschickt angestellt hast, aber am Ende habe ich es ja erfahren." Auf die grausamste Art und Weise, die es wohl gibt. Ich trinke in der Küche ein großes Glas Wasser. Baba müsste jederzeit vom Training zurückkommen und ich flenne jetzt schon bei dem Gedanken, es ihm sagen zu müssen. "Wieso sagst du es ihm nicht?", rufe ich. "Heiratest du oder ich?", ruft sie zurück und auch wenn ich sie nicht sehe, weiß ich, dass sie frech grinst. Ich murre frustriert. Rocky und Tyson können mir jetzt auch nicht weiterhelfen ... oh mein Gott. Nein. Die Tür geht auf.
Ich erstarre. Das Glas bleibt in meiner Hand, auch wenn es schon längst leer ist. Was jetzt? Was. Jetzt? Ich stelle überfordert das Glas in die Spüle, trete einen Schritt vor und wieder zurück, als ich höre, wie Baba Mama begrüßt. "Gehe duschen, ja?" Puh! Er geht duschen. Ich muss ihn nicht sehen. Ich renne erleichtert aus der Küche, nur um dann wie am Spieß zu schreien, als ich direkt gegen ihn laufe! Ich dachte, er will duschen! Man duscht nicht in der Küche! Babas Augen weiten sich. Weil er nicht mit seiner panischen, schreienden Tochter gerechnet hat, erschreckt er sich merklich. "Cana! Was ist los?" Er schaut an mir vorbei, als wäre da ein Erdnussmonster, das mich irgendwie in Gefahr bringen könnte. Meine Nerven! Ich kann jetzt schon nicht mehr. Baba! Ich heirate bald! Es wurde schon das Meiste getan, nur weißt du noch nichts, weil keiner weiß, wie du reagieren wirst! Und bald ist es so weit. Noch gut 27 Tage. "N-Nichts." Ich drücke mich an ihm vorbei, renne ins Schlafzimmer, wo Mama schon grinsend liegt. Was grinst sie so? "Voll lustig", maule ich. Das ist gar nicht zum Lachen. "Ich genieße es voll und ganz. Willst du mit deiner Mama kuscheln, damit das böse Monster dich nicht holen kommt?" "Mama!" Ich weine gleich wirklich los. Ich schließe sogar die Tür ab, mir ganz egal, ob Baba frische Sachen braucht oder nicht. "Shana?" Oh mein Gott! Wieso klopft er jetzt? Ich dachte, er muss duschen! Mein Blick gleitet hektisch zwischen der Tür und Mama hin und her. Ich flehe sie stumm an, mir zu helfen. Ich schaffe das nicht alleine. Niemals. Egal, wie nett und sanft Baba zu mir ist.
Sie räuspert sich schmunzelnd. "Ja?" "Erklär mir, was los ist." Oh. Mein. Gott. Mama prustet los, hält sich sofort die Hand vor den Mund, während ich schon ans Fenster gehe und rausspringen will. "Geh erst duschen." "Ich brauche neue Sachen." "Bringe ich dir gleich. Geh." Ihre Augenbrauen wackeln. Ich spüre, dass Baba noch vor der Tür ist. Am liebsten würde ich schreien, dass er duschen gehen soll und nie wieder aus dem Bad treten soll! Als er dann endlich geht, springe ich verzweifelt auf und ab. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Mir bleibt keine Zeit mehr. Ich habe es immer wieder verschoben, habe die Zeit immer mit Ardan in der Reha und beim Unterstützen für die Schule und Roxy benutzt. Wer weiß, wie kurz Baba duscht, jetzt, wo er weiß, dass etwas nicht stimmt. Mama winkt mich zu sich, damit ich mich bei ihr verstecken kann. "Kannst du einschätzen, wie er reagieren wird?", murmele ich gegen ihr Schlüsselbein. Sie atmet einmal tief ein. Ob das jetzt ein gutes Zeichen ist oder nicht oder einfache Physiologie, weiß ich nicht. "Ich glaube, er wird erschütterter sein, wenn er erfährt, dass schon alles steht als der eigentliche Fakt. Das wird ein interessantes Spiel. Wie geht es Ardan?" Sicherlich besser als mir. Er hat ja keinen sturen Vater, der was gegen meine Familie hat. "Gut", murmele ich. "Und wie läuft die Schule?" "Auch", murmele ich. Es kann aber gut sein, dass ich nicht sofort ins Studium komme, weil ich in Mathe eine Niete bin und das meinen Schnitt runterzieht. Aber dann kann ich ja schon mal das Pflegepraktikum absolvieren, bevor ich studiere, was Mama mir empfiehlt. Egal. Das Wichtigste ist ja schon geschafft.
"Denkst du, er wird sehr sauer sein?" Schon wieder atmet Mama tief ein und ich mache mit. "Nein." Nein? Ich ... das wirkt so unrealistisch, aber Baba ist selten wütend. "Das wirkt ziemlich unglaubwürdig, aber dein Vater ist tief im Inneren noch ein kleiner Welpe. Ein Husky etwa. Die sind ziemlich dramatisch." Es hilft mir nicht sonderlich viel, dass Mama Baba mit einem Hund vergleicht. "Du bist ja ängstlicher als ich damals." "Wie haben deine Eltern den reagiert?" Ich kann mich gar nicht erinnern, wann Mama zuletzt wirklich nervös war. Nicht nervös, weil sie Baba wieder geärgert hat, sondern panisch-nervös. Am Ende. Wie ich. "Ganz entspannt. Meine Mutter hat mich beruhigt und umarmt und dann sind wir ins Wohnzimmer gegangen und sie hat deinem Großvater gesagt, dass ich etwas anzukündigen habe. Am Ende habe ich kein Wort rausgekriegt und meine Mutter für mich gesprochen." "Und du findest nicht, dass du diese Tradition weitergeben solltest?", spotte ich. Sie soll mit ihm sprechen! Aber stattdessen fährt sie sich grübelnd über ihren imaginären Bart. "Mal schauen. Vielleicht ist es ja was Rezessives." "Mama!", quengele ich. Ihre Medizinwitze sind absolut grausam in meiner aktuellen Lage. "Mein kleines Baby wird so schnell groß!" Mama drückt mich quietschend an sich und das so fest, dass ich ächze. "Und deine Xeftans passen perfekt. Ich freue mich, dich einzukleiden. Früher hat man im Dorf auch die Braut gewaschen. Bei meiner Mutter war das noch so, glaube ich. Wir können ja diese Tradition-," "Nein, danke", schmunzele ich. Das hätte sie wohl gerne, so wie sie kichernd auf meine Brüste schaut und mir reingrapscht.
Mamas klingelndes Handy beendet unseren kleinen Kampf ... es ist Baba. Ich rolle mich sofort weg. "Ich bringe dir deine Sachen", gibt sie schmunzelnd Bescheid und steht auf. Nein. Er soll ruhig im Bad bleiben! "Mama", murmele ich unruhig. Warum trägt sie jetzt roten Lippenstift auf?! "Aufstehen, junge Dame. Ein wichtiges Gespräch steht an." Sie verlässt mich. Oh Gott, es geht wirklich los! Ich eile ins Wohnzimmer, stehe dort wie eine Palme mitten in der Wüste. Ich höre seine Stimme, als Mama ihm die Kleidung gibt. Jetzt ist die Tür wieder zu und Mama kommt zu mir, um mir bekräftigend die Schultern zu drücken. Das wird eine Katastrophe. "Wenn die Jungs runterkommen sollten, scheuche ich sie wieder hoch. Bei mir saßen dein Onkel und mein Cousin auch noch da. Und dein nerviger Onkel hat einfach gesagt, dass Can verlobt wäre. Dabei weiß er bis heute nicht, dass dein Vater mich decken musste, als er uns fast erwischt hätte und ich ein Handtuch über mein Gesicht und meinen Kopf hatte", lockert sie mich lachend auf. Ich schaffe es bei dem Bild, wie Baba Mama mit einem Handtuch über dem Kopf wegtransportiert, zu schmunzeln, aber kaum entflieht mir ein lachendes Geräusch, wird die Badezimmertür wieder aufgeschlossen. Es ist vorbei. Ich bin erledigt. Die Töne, die Baba beim Laufen ansetzt, sagen mir schon, dass er uns ansieht und nur langsam auf uns zukommt. Er ist argwöhnisch. Ich mache mir gleich in die Hosen. Ich kann nicht mehr. Ich verschiebe es auf morgen.
"Was ist hier los?" Oh mein Gott. "Setz dich, Can." Mama schmiegt sich von hinten an mich - meine einzige Konstante gerade. Am liebsten würde ich in ihren Brustkorb dringen und mich hinter ihrem Rippenfell verstecken, weil Baba sich prüfend vor mich aufs Sofa setzt. Ihm tropfen noch einige Wasserperlen den Nacken hinab auf sein graues T-Shirt. Er hat sich nicht die Zeit genommen wie sonst, weil er ungeduldig ist. Weil er weiß, dass etwas im Busch ist. Meine Finger drücken und dehnen sich gegenseitig. Mir ist unfassbar heiß und ich fühle mich plötzlich 30 Kilo schwerer. Als er sich dann abwartend zurücklehnt und seine Augenbraue fragend hebt, bildet sich ein Knoten um meinen Bauch. "Was ist passiert?" Oje, dieser Ton ... er ist neutral, aber er hat eine so tiefe Stimme, dass ich doch Angst kriege. "Deine Tochter möchte dir etwas sagen." Oje! Ich atme tief durch, zupfe mir schon die Haut von den Lippen mit meinen Schneidezähnen. Wann haben sie sich zuletzt so trocken angefühlt? Babas grellen Augen liegen abwartend auf mir. Er wirkt so, als würde er sich mental auf etwas vorbereiten, was eigentlich Adam tun würde - irgendwas komplett Dummes. Na ja ... wenn er es dann mal endlich weiß, wird er jede Tat von Adam besser finden. "Schaffst du dein Abi nicht?" Selbst das würde mir einfacher über die Lippen kommen! Ich schüttele den Kopf. "Möchtest du nicht mehr Medizin studieren? Schaffst du den Schnitt nicht?" Ich schüttele den Kopf. "Also ... doch. Durch Mathe werde ich sicherlich keinen 1,0 Schnitt haben, sondern etwas niedriger." "Das ist kein Problem. Kein Stress." Kein Stress. Hm. Das habe ich gerade wirklich nötig.
"Ich ..." Okay, ich kann es doch nicht. Ich will gerade zum Flüchten ansetzen, als Mama mich an den Schultern zurückzieht. "Ich kann das nicht", flüstere ich flehend. Mama drückt nur lächelnd meine Schultern und schaut an mir vorbei zu ihm. "Cana, was ist passiert?" Oje, sein Ton ist viel strenger. "Hey", setzt Mama warnend an. "Sei sanfter. Sie hat Angst." Und wie. Mir steigen die Tränen auf. Ich kann ihn nicht anschauen. "Sie möchte einen Schritt angehen, Can. Einen großen Schritt." Ich habe das Gefühl, dass ich gerade nach langem wieder einen klaren Atemzug nehmen kann. "Was ist es für ein Schritt? Möchtest du dich selbstständig machen?" Ich verneine es kopfschüttelnd. Langsam, aber ein wenig sicherer durch Mama, schaue ich zu ihm. Seine Züge sind sanfter, nicht mehr so prüfend. Es kommt mir einfach nicht über die Lippen. "Ich habe ... du meintest, du wirst nicht sauer!" Ich weiß noch ganz genau, wie er zu mir meinte, dass er nicht sauer wäre, wenn ich einen Freund habe! Das ist gar nicht so lange her! "Worauf bezogen?", fragt er wieder stumpfer. "Can", warnt Mama ihn wieder. Wahrscheinlich werde ich bei meiner Disputation nicht einmal so aufgeregt sein. Baba atmet einmal tief durch, schließt seinen Moment seine Augen, um sich vermutlich auf das Schlimmste vorzubereiten. "Sag es mir einfach, Cana." Okay ... aber nur, weil er so sanft darum bittet.
"Ich habe einen Freund." Da! Die halbe Miete liegt vor ihm. Babas Augen schlagen wieder auf. Gott, ich hätte es nicht tun dürfen. Ich drücke mich sofort an Mama. Baba bleibt ruhig ... ungewöhnlich ruhig. Er bewegt sich kaum. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Baba schaut an mir vorbei. Ich weiß nicht, ob Mama gerade grinst, schmunzelt oder einfach nur verstummt ist. Ich traue mich keinen einzigen Schritt zu setzen. Es ist totenstill im Wohnzimmer. Ich höre nicht einmal die Hunde. Erst jetzt sehe ich Baba wieder atmen. Okay ... das ist doch etwas Gutes, oder? "Wer?" Oh Gott, es war ein Fehler. Seine Stimme war lange nicht mehr so tief. Ich drücke mich fester an Mama. "Can-," "Wer, Shana? Wieso weißt du es und ich nicht?", blafft er. Ouh ... das ist nicht gut. Meine Schultern heben sich ängstlich. Das ist gar nicht gut. Er wird es niemals akzeptieren. "Can!" Mamas Stimme ist lauter. Sie stellt sich neben mich, umschließt meine Taille, verdeckt ich dann sogar zum Teil. "Warum wohl? Siehst du nicht, was für eine Angst sie hat?" Sein Kiefer spannt sich an. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. "Sie hat ihren Mut zusammengenommen und es dir gebeichtet und du machst es ihr absichtlich schwer. Sie will ihn heiraten! Sie macht es besser als wir damals." "Wer sagt, dass der Junge sich beherrschen kann bis zur Ehe?" Oh ... oh mein Gott. Ich drücke mein Gesicht in Mamas Schulter, würde mir jetzt sogar ein Auge an dem Knochen ausstechen wollten, statt genau das hören zu müssen.
"Das spielt keine Rolle, wenn sie noch diesen Monat heiraten." Er lacht ... er lacht wirklich los. Das ist ein Desaster. Ich sollte meine Sachen packen und abhauen. Baba lacht sich wirklich schlapp. Ich habe ihn lange nicht mehr so lange und so ausgiebig lachen gesehen. Ich ... ich fühle mich richtig schlecht. "Can!", ruft Mama. "Wollt ihr mich verarschen? Was ist das? Der neue erste April?" Ich will nicht mehr. Er tut mir verdammt weh damit. Es fühlt sich an, als würde ich Steine schlucken. Mama schaut vorsichtig zu mir. Das ist eine einzige Katastrophe. "Shana", setzt er warnend an. Mir steigen die Tränen langsam auf, weshalb ich jetzt gegen sie ankämpfen muss. "Was für heiraten? Cana ist nicht einmal volljährig." "Tja, es hat einen guten Grund, wieso die islamische am 29. und die standesamtliche Vermählung am 30. stattfinden. Dann ist Cana 18." Seine Augen weiten sich. Oje, ich will weg! "Wa-, ... ihr macht Scherze ... ihr macht gerade nur Scherze, oder?" Bei seinem strengen Ton will ich nicken, aber es ist kein Scherz. Es ist eine Katastrophe. Baba scheint erst jetzt zu realisieren, dass wir die Wahrheit sagen. Seine Miene wird steinhart. Ouh ... nein. Die Katastrophe beginnt erst jetzt. "Nein." Nein. Es geht direkt in mein Herz. Ich drücke mich flehend an Mama. Meine Tränen bahnen sich auf. Er akzeptiert es nicht. Er akzeptiert es nicht und wenn er weiß, wer es ist, wird es noch schlimmer. "Das ist nichts, was du alleine entscheidest." Mamas Schultern spannen sich, sie drückt mich komplett hinter sich. "Hast du schon alles geplant oder was?" "Habe ich. Ich hindere meine Tochter nicht an ihrem Glück. Was spricht dagegen, dass sie jetzt islamisch korrekt vorgeht und heiratet? Ardan ist vernünftiger als wir alle in seinem Alter."
"Ardan?" Scheiße. Es ist vorbei. Es ist komplett vorbei. Baba steht auf. Ich drücke mich fester an Mama. Mein Bauch bebt vor Angst. Ich kann meine Tränen nicht mehr halten, als ich mein Gesicht gegen ihr Schulterblatt presse. "Ardan?", wiederholt er düsterer. Ich kann nicht Schluss machen. Ich werde Ardan niemals verlassen. Nein, wir haben es uns versprochen. Wir werden heiraten! "Der Sohn von Cihan und Elif? Ist das so?" "Wo liegt das Problem? Was hat der Sohn getan? Kannst du mir ein paar gute Gründe geben, Can?" Ich weiß nicht, ob es gut ist, jetzt so spöttisch mit Baba zu reden. Ich fühle mich so schlecht. Ich schäme mich so sehr. Ich höre ein leises Geräusch im Flur. Aiman steht da. Als hätten wir die Rollen getauscht. "Richtig. Es gibt keine Gründe. Dein schlechtes Verhalten ist beschämend, Can. Du wirst dieses Jahr 50 und kannst Jugendsünden nicht verzeihen. Wie kann es sein, dass seine Eltern nichts dagegen haben, obwohl du Dinge getan hast?" "Das reicht!", schreit er. Ich wimmere an Mamas Schulter. Meine Träume zerplatzen. "Ja, es reicht! Es reicht mit deinem Nachtragen. Siehst du nicht, was du machst, Can? Schon wieder? Siehst du es nicht? Erst dein Sohn und jetzt deine Tochter? Wo ist der Fehler? Cana will heiraten. Cana hat einen reifen Mann gefunden. Dieser Junge besitzt mehr Reife und Verstand als du damals mit 23 oder älter! Hast du ihn selbst kennengelernt? Er ist immer aufgestanden, um dir die Hand zu schütteln. Alleine wie er steht, wie er spricht, zeigt, wie reif er ist. Er kommt aus einer anständigen Familie. Wenn du deine Tochter nicht unterstützt, unterstütze ich sie und ihr Schwiegervater erst recht. Wie wär's damit, Can?"
Aiman tritt näher zu uns. Es ist still. Es ist gewaltig still und es macht mir Angst. Ich will meinen Blick nicht anheben. Ich habe Angst. Das ist eine Katastrophe. Baba sagt kein einziges Wort, aber ich spüre die Wut seiner Blicke. Dass Aiman jetzt ins Wohnzimmer tritt, bestärkt mich. So habe ich mehr Leute um mich, die hinter mir stehen. "Aiman, Schatz. Kannst du bitte ins Zimmer?", wendet sich Mama sanft an ihn, doch ich verneine es. Es tut mir gut, dass einer hier ist, der die Erfahrung schon machen musste. Ich strecke zögernd, schon fast beschämt und eingeschüchtert aufgrund meines Vaters meine Hand zu ihm aus. Ich brauche so viel Unterstützung wie möglich. Aiman kommt auf mich zu. Ich schmeiße mich schon fast an ihn und renne aus dem Wohnzimmer. Ich kann mir das nicht antun. "Bist du stolz, Can?", höre ich Mama durch das Aufsteigen der Treppen nur noch gedämpfter. "Was ist passiert?" Meine Dämme brechen komplett. Ich wimmere im Flur laut auf, werfe mich in Aimans Arme. Was soll ich jetzt machen? "Baba ist dagegen!" Was soll ich jetzt tun? Ich will es Ardan nicht sagen, um ihn nicht traurig zu machen. Ich werde ihn nicht verlassen. Nein. Das kann Baba vergessen, aber ... wieso will er nicht? Was ist das Problem? "Mama hat mir schon oft gesagt, dass es ein wenig schwierig wird. Er und Ardans Eltern haben wohl irgendein Problem miteinander, aber eigentlich ist nur Baba der mit dem Problem. Wieso stellt er sich so quer?" Ich drücke mich verzweifelt an Aiman. Der Tag ist eine einzige Katastrophe.
Ich verbarrikadiere mich in meinem Zimmer, frustriert, enttäuscht, sauer und traurig. Ich will bei Ardan sein. Bei ihm herrscht sicherlich eine angenehme, ruhige Atmosphäre wie sonst auch immer. Was soll ich jetzt machen? Gerade will ich Baba anschreien und ihm Dinge an den Kopf werfen. Was stört ihn bitte daran? Heirate ich Ardans Eltern?! Nein! Ich schlage wütend meine Decke zurück, schließe meine Tür wieder auf ... nur um dann unsicher an den Treppen stehenzubleiben. Ich will ihm meine Meinung geigen, aber jetzt, wo ich ihn mit Mama diskutieren höre, kriege ich doch Angst. Meine Füße tragen mich nur widerwillig die ersten fünf Stufen hinab. Ich will nicht dahin, aber ... ich ... er kann mir nicht einfach verbieten, zu heiraten! Wäre Ardan ein Idiot, ein schlechter Einfluss oder sonst etwas, was man als Gegenargument nehmen könnte, dann würde ich es irgendwann verstehen, aber Ardan ist der Inbegriff der Vernunft. Seine Wortwahl ist Vernünftiger als jeder in meinem Alter. Je mehr ich daran denke, desto wütender werde ich ... aber ich werde auch gleich wieder eingeschüchtert, als ich sein festes Nein höre. Mann! Er hat mir gar nichts zu sagen! Ich stampfe die Treppenstufen runter, wecke damit die Aufmerksamkeit meiner Hunde, die mich ins Wohnzimmer begleiten. Mein Herz rast. Sowohl vor Wut als auch vor Angst. Ich habe absolut keine Ahnung, was ich tun und sagen soll. Mein Herz sagt mir nur, dass ich etwas tun muss.
Und jetzt stehe ich wieder im Wohnzimmer. Baba immer noch am Sitzen und Mama immer noch am Stehen. Er angespannt und streng, Mama schon fast ausgelaugt vom ganzen Reden. Beide Blicke sind auf mich gerichtet, verschlucken mich fast auf zwei unterschiedliche Arten und Weisen. Ich werde wahrscheinlich nie wieder so nervös sein wie heute. Selbst auf eine Matheprüfung wäre ich besser vorbereitet. Ich ziehe meine Augenbrauen so zusammen wie Baba es tut, nur lange nicht so sicher wie er. Ich bin verdammt nervös. Ich zittere. Was soll ich jetzt tun? Was soll ich jetzt sagen? Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich muss ihm deutlich machen, dass er nicht darüber bestimmen darf. Ich atme tief durch, versuche mir aus jeder Pore Mut zu sammeln, um irgendetwas rauszukriegen, aber ich bleibe stumm. Ich will aber nicht stumm bleiben! "Du hast mir nichts zu sagen." So! Mamas Augen weiten sich. Sie keucht und verdeckt sich ihren Mund, damit Baba ihr Lachen nicht sehen kann. Ich mache mir gleich in die Hosen bei dem strengen Blick von ihm. Ich habe eh nichts mehr zu verlieren. Wenn ich schon nicht komplett meinem Vorbild entsprechen kann, kann ich wenigstens Kleinigkeiten von Mama übernehmen - nämlich ihr ständiges Widersetzen gegen ihren Ehemann. "Ich werde ihn heiraten, ob du willst oder nicht." Mein Herz rutscht mir in die Hose, als sich Babas rechte Augenbraue anhebt. Mich sichert nur Mamas Anwesenheit und ihr langsames Zuschreiten auf mich.
"Cana", setzt Baba an und oh mein Gott, mir wird so verdammt heiß. Ich spüre das Zittern in meinen Fingerspitzen, als ich unruhig meine Fingergelenke knacken lasse. "Ich heirate Ardan und nicht seine Eltern, dass du etwas dagegen hast. Nenn mir ein schlüssiges Argument, wieso ich ihn nicht heiraten darf. Ich warte." Trotzig und voll auf Provokationen ausgelegt - auch wenn ich gerade vor diesem zwei Meter Mann eine Schisserin bin - verschränke ich meine Arme vor meiner Brust. "Ich warte auch", spricht Mama jetzt. Es stärkt mich unfassbar, dass sie ihre Hände auf meine Schultern legt. Babas Atemzüge werden immer stärker, immer länger. Sein Blick bleibt der Finstere. "Du willst dich mit nicht einmal 18 Jahren in eine Ehe stürzen?" "Wo ist der Unterschied? Du warst mit 18 in Mama verliebt und wärst auch mit ihr direkt zusammengekommen, wenn du die Möglichkeit hättest. Ihr wart oft zusammen. Wo ist der wesentliche Unterschied zu Ardan und mir? Ob Heirat oder nur Zusammensein. Beziehung ist Beziehung." Ich weiß nicht, ob das, was ich da gerade gesagt habe, irgendeinen Sinn macht, aber es ist schon zu spät, um es Rückgängig zu machen. Babas Augenbrauen gehen in ihre normale Position zurück, nur damit sich seine rechte Augenbraue wieder hebt. Langsam. Oje. "Was gibt es da so dumm zu gucken, Can? Sie hat recht." "Shana", warnt er Mama. "Ende der Diskussion." "Sie wird nicht heiraten!", erwidert er lauter. Mein Herz zieht sich wieder zusammen. Wieso macht er das? Wieso ist er so dagegen?
Es bereitet mir eine Heidenangst, als er mich ansieht. Wir haben die gleiche Augenfarbe und doch haben seine Augen eine ganz andere Wirkung als meine. Jetzt vor allem, wo sie mich mit so viel Strenge beobachten. "Du wirst nicht einige Stunden, nachdem du 18 bist, heiraten, Cana." "Wieso nicht?", frage ich verzweifelt. Wo sieht er die Hürde? "Cana, du bist noch ein Kind." "Du benimmst dich doch gerade wie das Kind!", schreie ich. Was sollen das für Argumente sein?! Er macht mich so verdammt wütend! "Nimm mein verficktes Problem ernst!" Mama keucht hinter mir. Babas Augen weiten sich. Ich bin so sauer. Ich bin so sauer und traurig. Wieso macht er das? "Du kannst nicht einfach Dinge in meinem Leben so verhindern, wenn sie kein Problem für mich darstellen. Weder trinkt noch raucht Ardan. Er ist ein guter Mensch, ein guter Schüler und eine warme Seele fürs Leben." Mir steigen wieder die Tränen auf. Das Strenge Gesicht meines Vaters verschwimmt. "Er hat mir immer zugehört und mich beschützt. Er hat mir immer nur Gutes ans Herz gelegt und nie zu etwas gezwungen. Er hat sich immer zurückgehalten und den Respekt bewahrt. Er hat mich nie beleidigt oder war bedrohlich. Er hat mich nicht einmal falsch angeguckt, weil er es respektlos findet! Was macht es für einen Sinn, ihn später zu heiraten? Mach deinen Hass nicht zu meinem Problem!" Gott! Was ist das nur für ein Tag? Meine Unterlippe bebt mit meinem Bauch, als ich mir meine Tränen wegwische. Jetzt sind meine Augenbrauen so zusammengezogen wie seine.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich Angst vor dir haben müsste. Ich hatte die ganze Beziehung über Gewissensbisse wegen Mama, aber sie hat so reagiert wie du es mir versprochen hast!" Ich habe keine Lust mehr. Ich weiß nicht einmal mehr, was ich sagen soll, flüchte deshalb wieder und Mama mit mir. Ich habe so viele Gefühle und Gedanken in meinem Kopf, aber ich kann sie nicht in Worte packen, um es ihm zu sagen. All die Gefühle und Gedanken in meinem Herzen ergeben Sinn, nur schafft es meine Zunge nicht, sie ihm zum Verständnis zu geben. "Cana", setzt Mama mitfühlend an. Ich laufe beschämt an all meinen drei neugierigen Brüdern vorbei in mein Zimmer, schmeiße mich wütend auf mein Bett, um meine Decke in Tränen zu tränken. "Cana, nicht weinen." "Kann nicht anders!", flüstere ich atemlos. Was soll das? Mama fährt mir über meinen Rücken, legt sich dann zu mir, um mich zu trösten. Ich hasse diesen Tag! "Und jetzt? Wir haben doch alles geplant." Fällt das jetzt alles ins Wasser? Das ist mir so peinlich! Alle wissen es. Wie soll ich ihnen sagen, dass wir doch nicht heiraten, weil mein Vater nicht will? "Wie du gesagt hast, hat dein Vater dir nichts zu sagen. Ich mache das schon, Cana. Belaste dein Herz nicht." Kommt er dann nicht? Wird er dann nicht mehr mit mir reden? Wird er mich nicht unterstützen? Ich wische mir seufzend meine schniefende Nase an meiner Bettdecke ab. Ich bin so komplett planlos! Was soll ich Ardan jetzt sagen? Ich kann ihm doch nicht das Herz brechen. Nein, ich werde es nicht! Und wer klopft jetzt in meiner miserablen Lage?
"Lass mich mit ihr reden." Mein Herz rutscht mir wieder in die Hose. Baba. Nein. Ich habe Angst. Ich drücke Mamas Arme fester an mich, als sie sich von mir lösen will. Nein, sie soll mich nicht alleine lassen. "Alles gut, Süße. Ich werde im Flur warten. Versprochen." Mich beruhigen ihre kleinen Küsse an meiner Schulter nur für einen kurzen Moment. Spätestens, als die Tür wieder ins Schloss fällt und die unangenehme, angespannte Stille den Raum füllt, fühle ich mich wieder ausgesetzt. Es ist mir gerade sogar zu unangenehm, zu schniefen. Meine Decke muss jetzt mein Taschentuch spielen. "Cana." Ich verdecke mein Gesicht weiter in meiner Decke. Ich will nicht mit ihm reden. Es ist mir unangenehm. Als die Matratze dann unter mir nachgibt, rutsche ich weiter an die Wand. Er seufzt. "Wie lange seid ihr schon zusammen?" "Bald ein Jahr", murmele ich. Schon wieder seufzt er. "Cana", setzt er angestrengt an. Als wäre ich ein komplizierter Tumor und er wüsste nicht, was zu tun ist. "Ich ... du bist doch meine kleine Tochter. Wie soll ich dich jetzt schon loslassen?" Meine Augen tränen bei der sanften Sorge in seiner Stimme. Ich ... keine Ahnung! Ich bin sauer und jetzt bin ich traurig wegen ihm. "Ich gehe doch nicht für immer", murmele ich. "Aber ..." Ihm entweicht ein tiefes Seufzen. "Wie kannst du dir sicher sein, dass er der Richtige für dich ist?" "Wie konntest du dir sicher sein, dass Mama die Richtige für dich ist?", stelle ich die Gegenfrage. Ich weiß, dass er innehält. Die Antwort ist klar und ist auch stellvertretend für mich.
Es wird still. Man hört nur sein Seufzen und mein kleines Schniefen. Ich bin ruhiger als vorhin sowie er. Ich traue mich aber nicht, Hoffnungen zu schöpfen. Ich verstehe es einfach nicht! "Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist?" "Bin ich", murmele ich. Mein Bauch kribbelt vor Aufregung. Wieso stellt er mir diese Frage? Baba seufzt wieder und daraufhin spüle ich seinen Kopf an meiner Schulter. "Ich hätte nicht gedacht, dass du wie deine Mutter sein kannst. Du hast mich im Wohnzimmer wirklich sprachlos gemacht." "Ging nicht anders", murmele ich. Was hatte ich für eine andere Wahl? Und schon wieder seufzt er. Nicht, dass er Asthma hat und ich nichts davon weiß. "Du willst ihn wirklich heiraten? Willst du jetzt auch Kinder?" "Nein." Ich werde Ardan lange genug bemuttern bis ich sicher bin, dass er ein halbwegs gutes Immunsystem hat. Da ist keine Zeit für Kinder. "Cana", seufzt er. Was denn? Es gibt keinen Grund dagegen! "Ich liebe ihn, Baba." Mein Gesicht verzieht sich. Ich bin wieder kurz davor, zu weinen. "Ich hatte so lange Schuldgefühle, dass ich dadurch immer Herzstechen bekam, aus Angst, euch zu enttäuschen. Wäre es für dich nicht auch die Hölle gewesen, wenn Mama dich verlassen müsste?" "Wäre es", flüstert er. Mich tröstet seine Hand an meinem Oberarm, aber mich beunruhigt gleichzeitig auch sein Körper, der sich wieder aufsetzt. "Ruf ihn her." Was? Wie?
Ich drehe mich mit aufgerissenen Augen zu Baba. Wen? Meint er wirklich Ardan? Mein Herz schlägt schneller. Ich soll ihn rufen? Ihn? Ardan? Ardan Nemir? Ganz sicher? Oder meint er Mama und hat die Pronomen vertauscht? Ich ... meine Lippen spalten sich wortlos. "Ardan?" Baba nickt kieferzuckend. Er wirkt angespannt, aber kooperativ ... oder bilde ich es mir nur ein? "Ich ..." Ich habe keine Worte. Ich bin gerade nicht einmal in der Lage, richtig zu reden. Ich ... OH MEIN GOTT! "Wir machen was zu essen und dann ... ich lerne ihn kennen. Geh dein Gesicht waschen, aber nicht mehr weinen ... okay?" Ich ... JA, OH MEIN GOTT! Ich nicke hektisch, bin nicht einmal in der Lage, ihn zu umarmen oder sein Gesicht zu beißen, weil ich so verdattert bin. Er will ihn kennenlernen. Baba möchte Ardan kennenlernen! Meine Augen folgen seiner großen Statur zur Tür und dann Mama, die besorgt am Türrahmen steht und zu mir schaut. Ich nicke fassungslos und sofort weiten sich ihre Augen. "Komm", murmelt er zu ihr, woraufhin die Tür ins Schloss fällt. Oh mein Gott. Oh mein Gott! Ich ... ich kreische wie eine Verrückte los! Meine Beine strampeln die Bettdecke weg. Oh mein Gott! Ich ... oh mein Gott! Meine Hand greift zitternd nach meinem Handy. Ich schaue nicht einmal auf meinen Bildschirm, als ich seine Nummer wähle und das Tuten an meinem Ohr wahrnehme.
"Ardan, es gibt Neuigkeiten."
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