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47 - Strassenschlacht

Chris ist mir dicht auf den Fersen. Ich beschleunige meinen Schritt und stürze ins Damenklo. Hier wird er sicher nicht reinkommen!

„Emma!", höre ich ihn meinen Namen rufen, bevor sich die Tür zu den Frauentoiletten vor seiner Nase schliesst.

Ich laufe zu einer Kabine, knalle panisch die Tür zu und verriegle sie. Dann klappe ich den Klodeckel runter und setze mich. Mein Herz klopft mir so stark in der Brust, was das Brennen darin unerträglich macht.

Die Tränen strömen aus mir heraus, stürzen wie ein grosses Rinnsal meinen Wangen runter. Dem Druck in meiner Kehle kann ich nicht mehr standhalten. Ich schluchze. Der Schmerz in meinem Herzen will nicht nachlassen. Es brennt so!

Hier auf dem Damenklo scheint keiner zu sein. Ich bin alleine in meinem Elend. Die Geräusche der Party dringen nur gedämpft an mich heran.

„Fuck!", sage ich laut, während ich etwas Toilettenpapier ausrolle, um mir den Rotz und die Tränen vom Gesicht zu wischen.

Ich hasse es, so zu weinen. Ich hasse es, dass es dieser blöde Chris geschafft hat, mein Herz so zu brechen und mich so zu verletzen. Eigentlich bin ich wirklich hart im Nehmen, aber sowas macht mich einfach fertig. Das Weinen will nicht abklingen und an meinen Fingern sehe ich schon die verschmierte Mascara.

Na toll!

Plötzlich wird die Musik von draussen lauter, klingt jedoch gleich wieder ab. Jemand ist in die Toilette gekommen. Ich halte den Atem an, im kläglichen Versuch, meine Schluchzer zu unterdrücken. Aber mein Körper hat entschieden, die Kontrolle zu übernehmen. Es wird hemmungslos geheult.

„Hallo?"

Ich schrecke zusammen. Teos Stimme klingt vorsichtig. Er klopft an meine Klotür.

„Hey, hier ist das Damenklo, du Perversling! Hau gefälligst ab!", rufe ich unter Tränen.

Teo seufzt.

„Das ist meine Bar. Mir gehört hier alles. Auch das Damenklo."

„Lass mich!", maule ich. „Ich will alleine sein. Kannst du bitte gehen?"

Warum können Menschen einen auch einfach nicht in Ruhe lassen, wenn man es am meisten braucht? Ich will hier in meinem Elend verrecken. Warum denn sonst habe ich mich im Klo eingesperrt?

„Nein", sagt er, dieser Frechdachs.

„Nett. Du bist ein Arschloch, weisst du das? Genau wie dein scheiss bester Freund", zicke ich.

Erst ist es für einen Moment still. So wie ich Teo kenne, wird er meinen verbalen Angriff gekonnt ignorieren. Sowas nimmt er nicht persönlich, obwohl ich mir das in dem Moment gerade wünsche.

„Nicht bevor du mit ihm redest", antwortet er.

„Vergiss es! Eher spüle ich mich die Toilette runter."

„Zum Glück geht das bei deinem Riesenarsch nicht", kontert Teo, was mich dazu veranlasst, mit der Faust gegen die Tür zu hauen.

„Hey!", kreische ich. „Du bist gemein! Wegen solchen Männern wie dir haben Frauen wie ich kein Selbstbewusstsein!"

„Okay, okay. Tut mir leid."

„Entschuldigung abgelehnt. Verpiss dich!"

Das Brennen in meiner Brust verwandelt sich langsam in eine Wut. Eine Wut, die durch meine kaum existenten Muskeln gepumpt wird und mit welchen ich am liebsten diese Toilettenkabine zu Kleinholz schlagen wollen würde – wenn ich denn die Kraft dazu hätte.

„Emma", sagt Teo. Ich höre die stille Warnung in seiner Stimme. „Ich werde jetzt die Tür aufschliessen."

„DAS WIRST DU UNTERLASSEN!", brülle ich.

Der Schlüssel klimpert und ich höre, wie sich das Schloss öffnet. Da brachte wohl alles Schreien nichts. Teo ist und bleibt ein Starrkopf. Ich lehne mich zurück und setze meinen Mörderblick auf. Die Tür wird sachte aufgeschoben und Teos Gesicht kommt zum Vorschein.

„Willst du mir beim Kacken zuschauen?", frage ich sarkastisch.

„Du kackst ja gar nicht", antwortet er und öffnet die Tür ganz. Er bleibt aber ausserhalb der Kabine stehen und zeigt dann mit der Hand zum Ausgang des Damenklos.

„Chris wartet draussen. Bitte rede einfach mit ihm. Der Kerl versteht die Welt nicht mehr."

Ich verdrehe die Augen.

„Der Blödmann kann mich mal", grummle ich.

Teo verschränkt kopfschüttelnd die Arme vor der Brust.

„Erwachsene Menschen reden miteinander. Sprecht euch aus. Vorher wird er nicht locker lassen."

Ich seufze und senke den Kopf, sodass Teo mein geschwollenes Gesicht nicht mehr sehen muss. Er schweigt und wartet meine Reaktion ab. Gerne hätte ich ihn noch weiter angezickt. Nur leider hat er recht.

Ich sollte mit Chris sprechen, selbst wenn es das Letzte ist, was ich gerade tun möchte.

Meine Nase tropft und ich wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht. Schniefend erhebe mich. Teo lässt mich durch. Ein Blick in den Spiegel reicht, um festzustellen, wie schrecklich ich jetzt aussehe. Verheult und aufgequollen. Ein Look, den Chris noch mehr davon überzeugen wird, dass er zu seiner Frau zurückrennen soll.

„Ich hasse euch", knurre ich und reisse die Tür auf, die mich zurück ins King's bringt.

Chris steht direkt davor und schreckt zusammen, als er mich sieht. Ich werfe ihm den giftigsten Blick zu, den ich aufsetzen kann und drücke mich an ihm vorbei.

„Ich gehe nach Hause", sage ich.

„Zu Fuss?", fragt er.

„Ja. Wenn du sprechen willst, dann musst du mit mir Schritt halten können. Ich werde nicht auf dich warten", antworte ich und schubse ihn unsanft zur Seite.

In wenigen Schritten bin ich zurück am Platz bei Patrick. Dieser ist mittlerweile in ein Gespräch mit einer der blonden Empfangsdamen verwickelt. Er merkt nicht, wie ich meine Jacke und meine Tasche packe und die Party verlasse.

Ist vielleicht auch besser so, sonst habe ich zwei Kletten am Hals.

Die kühle Nachtluft weht mir entgegen, als ich das King's verlasse und mich auf den zweistündigen Nachhauseweg mache. Wo Chris ist, weiss ich nicht. Wenn der reden will, muss er mich schon finden. Ich biege in eine düstere Nebengasse, die mich in die richtige Richtung führen wird, da höre ich seine Schritte hinter mir.

„Hey, warte doch!", ruft er und holt zu mir auf.

Ich werfe mir die Jacke über die Schultern und schlinge die Arme um meinen Oberkörper. Es ist kälter, als ich gedacht habe. Meine Unterlippe zittert und ich weiss nicht, ob es aus Furcht auf das Gespräch mit Chris ist, oder einfach, weil ich friere. Oder weil es hier verdammt dunkel ist.

„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?", fauche ich.

Anblicken kann ich ihn nicht, aber ich spüre, wie er mich von der Seite mustert, während er mir folgt.

„Ich will reden."

Seine Stimme ist merkwürdig ruhig, wo er doch bis vor Kurzem an der Bar noch so wütend wirkte.

„Julia hat mir alles schon gesagt. Du brauchst es nicht zu wiederholen", zicke ich ihn an.

Das muss ihn ein bisschen aus der Bahn geworfen haben, denn er bleibt kurz stehen, ehe er dann wieder aufholt. Bei seinen langen Beinen ein Kinderspiel.

„Ich verstehe nicht, was du meinst", sagt er.

„Ha! Sehr lustig."

Ich stöhne genervt auf. Seine Frau hat für ihn die Drecksarbeit gemacht und mich entsorgt, weil er das nicht selber konnte. Was gibt es da nicht zu begreifen?

Das Klacken meiner Schuhe hallt über die menschenleere Strasse, während ich meinen energischen Wutmarsch nach Hause fortsetze. Wir gehen an einer Laterne vorbei, die nur spärlich auf den Asphalt scheint. Chris läuft mir schweigend nach. Diese Stille macht mich verrückt, also ergreife ich wieder das Wort. Er wollte doch reden! Warum redet er nicht?

„Wie bist du eigentlich ins King's gekommen? Es ist geschlossene Gesellschaft. Du hättest da nicht reinkommen können."

„Teo hat mich reingelassen."

Natürlich! Dieser miese, dominikanische Verräter würde für seinen besten Freund nicht nur Kokosnüsse stehlen, sondern wahrscheinlich auch noch über Leichen gehen.

„Warum hat er das? Arbeitest du neuerdings auch für die Assekura?"

„Nein. Er hat mich gerufen, weil er sah, wie besoffen du bist und wie du dich an handgreifliche Kollegen ranmachst", sagt er durch zusammengepresste Zähne.

Ich spüre, wie er meine Augen sucht, aber ich starre geradeaus auf den Gehweg. Seinem vorwurfsvollen Blick möchte ich nicht begegnen.

„Was war das eigentlich vorhin? Du mit diesem ekelhaften Typen?", will er wissen. Er wirkt plötzlich nicht mehr so ruhig wie zu Beginn.

Der hysterische Lacher, der mir aus dem Hals entkommt, kann ich nicht unterdrücken. War das ein Seitenhieb, oder stelle ich mir das nur vor? Der denkt wohl wirklich, er dürfe mich hier beschuldigen.

„Was kümmert es dich noch? Es kann dir doch egal sein", fauche ich ihn an.

„Ist es mir nicht!", sagt er und in meinen Ohren klingt es nun ziemlich wütend.

Der Kerl hat kein Recht auch nur ansatzweise sowas wie Wut zu verspüren. Ich bin hier diejenige mit der Schusswunde im Herzen und er hat abgedrückt.

„Sollte es aber!", rufe ich und beschleunige meinen Schritt. Ich jogge schon fast.

Chris packt meinen Ellbogen. Ich stolpere, als er mich zurückzieht und wir beide abrupt zum Stehen kommen.

„Emma! Ist es wegen der Scheidung, dass du dich so merkwürdig aufführst? Ich kann dir das wirklich alles erklären. Wenn du mir einfach nur zuhören würdest!"

Seine Augen funkeln aufgebracht und an der Anspannung an seinem Körper merke ich, dass er sich zusammenreissen muss. Auch er scheint emotional auf 180 zu sein. Gut so. Sollen doch die Fetzen fliegen.

„Ich will es nicht hören", zische ich und wringe meinen Arm aus seiner Hand.

Schon wieder arbeiten sich die Tränen in meine Augen hoch. Ich stöhne frustriert auf und wische sie mit dem Handrücken weg. Dieser Idiot hat keine dieser Tränen verdient. Keine einzige!

Chris blickt mich betroffen an, will seine Hand heben, um meine Wange zu berühren, aber ich weiche zurück. Der soll mich nie wieder anfassen.

„Mensch, jetzt sag mir doch endlich, was los ist!", presst er hervor.

Seine Arme hat er vor sich ausgestreckt, die Handflächen nach oben gerichtet. Er wirkt verzweifelt. Entgeistert starre ich zurück. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt. Chris kann doch nicht so schwer von Begriff sein!

„Was los sein soll? Das ist doch nicht dein ernst, oder? Muss ich dir jetzt wirklich noch erklären, was zwischen uns nicht stimmt?", herrsche ich ihn an.

Chris senkt seine Arme und legt den Kopf schief.

„Etwas stimmt mit uns nicht?"

Ich knalle mir beide Hände an den Kopf und raufe mir die Haare. Vor lauter Verzweiflung werde ich gleich eine Glatze kriegen, wenn das so weiter geht.

„Ja, anscheinend habe ich dir nicht gereicht!", brülle ich, sodass Chris wegen meiner Lautstärke einen Schritt zurückweicht. „Offenbar musstest du zu deiner Frau zurückkriechen!"

Der Ausdruck in seinem Gesicht verändert sich. Es ist, als hätte ich etwas gesagt, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte. Er war offensichtlich auf andere Dinge gefasst. Nicht aber auf das.

„Zu Julia zurück? Was redest du da?" Er klingt verwirrt.

Mich bestärkt es aber nur noch mehr. Die offene Wunde in meinem Herzen blutet und das heisse Brennen stachelt mich dazu an, ihm alles an den Kopf zu schleudern. Ihm zu zeigen, was er mit mir getan hat. Ihm die Fetzen meiner Seele zu offenbaren. Lange habe ich es in mich gefressen, jetzt will es nur noch raus, wie der verzweifelte Schrei eines sterbenden Soldaten.

„Ich habe es gehört, Chris. Du musst es nicht bestreiten. Julia hat mir im Büro deine Audionachricht abgespielt. Ich habe es gehört, ich habe alles gehört! Wie du sie angefleht hast, zu dir zurückzukommen. Wie du ihr deine Liebe gestanden hast. Wie du gebettelt hast ... wie du ...", meine Stimme versagt und ich muss mir die Hand an meine Brust schlagen.

Es tut so weh, an diese Worte zurückzudenken, die ich mir sehnlichst gewünscht habe, würde er an mich richten. Vielleicht wusste ich das damals noch nicht, aber jetzt weiss ich es. Und es quält mich zu wissen, dass ich sowas nie von ihm hören werde.

Chris steht da, bleich wie ein Geist, während seine Augen zwischen meinen hin und herjagen. Er schluckt leer. Durch meine Tränen kann ich zwar nicht viel erkennen, aber ich blicke ihn an. Traurig und verletzt. Soll er ruhig sehen, was das mit mir angestellt hat. Wie kaputt ich jetzt bin.

„Welche Audionachricht?", fragt er mit belegter Stimme.

„Na die, die du ihr vor drei Wochen aufs Band gesprochen hast", sage ich. Er muss doch wissen, welche Audionachricht ich meine! Wie kann man so blöd sein?

„Ich habe keine–"

„Deine scheiss Nachricht an Julia, Mann! Wie kannst du dich nicht daran erinnern? Nach eurem gemeinsamen Wochenende hast du ... hast du ihr gesagt, dass du an dem festhalten möchtest, was ihr wart. Dass du nicht ohne sie leben kannst. Dass ihr es für Emil nochmal versuchen solltet. Dass du sie liebst."

Ich kann nicht mehr. Der Schluchzer bricht aus mir heraus und ich muss mir die Hand vor den Mund halten. Warum will dieser Schmerz nicht nachlassen? Ich kann hier nicht mehr stehen und den Mann, in den ich mich verliebt habe, aber nie haben werde, ansehen.

Es passiert etwas in Chris' Gesicht, das ich nicht genau einordnen kann. Er scheint nun zu wissen, wovon ich spreche. Endlich hat er sein Erinnerungsvermögen wiedererlangt! Applaus, bitteschön.

„Emma", sagt er mit sanfterem Ton und kommt einen Schritt auf mich zu. „Diese Nachricht ist zwei Jahre alt."

Mein Atem stockt und ich erstarre zu Stein. Kann mich für einen Moment nicht rühren, als hätte er mich schockgefroren. Mir wird heiss und kalt zugleich.

„Was?"

„Diese Nachricht ist zwei Jahre alt", wiederholt er den Satz. „Die habe ich ihr damals aufs Band gesprochen, weil ich meinen Entscheid, sie zu verlassen, bereut hatte. Vor zwei Jahren."

Ich bin viel zu betrunken, um meine Gedanken zu sortieren. Was sagt er mir da? Meine Lider flattern.

„Sie hat dir diese alte Nachricht im Büro abgespielt?", forscht er nach.

Ich kann ihm allerdings nicht antworten, denn ich fühle mich komplett vor den Kopf gestossen. Da ist doch etwas faul an der Sache. Das kann doch nicht stimmen.

„J-Julia meinte, die sei von dem Wochenende, an welchem ihr ... ihr ...", stottere ich. Mehr schaffe ich nicht, denn schon wieder verschluckt ein Schluchzer meine Worte.

Chris ballt seine Hände zu Fäusten. Er schnaubt wütend.

„Julia ist eine notorische Lügnerin! Seit ich sie verlassen habe, hat sie ein ernstes psychisches Problem. Sie kann mit der Scheidung nicht umgehen. Sie will es nicht wahrhaben, dass sie an der ganzen Sache schuld ist."

In meinem Kopf rattert es, aber der Alkohol vernebelt mir die klaren Gedanken, verlangsamt meinen Verstand. Ich weiss nicht, was ich glauben soll und kann. Wütend schüttle ich den Kopf.

„Nein, du lügst doch!", platzt es aus mir heraus.

Er blickt mich entrüstet an. Seine dunklen Augen sind weit aufgerissen. Das hat ihn kurzzeitig sprachlos gemacht, doch ich fahre in meinem Zorn fort: „Das hast du dir doch alles jetzt gerade ausgedacht, nur weil du nicht wahrhaben möchtest, dass du selbst zu einem Betrüger geworden bist! Dass du sie an dem Wochenende gefickt hast, während du mich noch warmgehalten hast!"

Das habe ich bisschen arg geschrien. So laut, dass mir meine Kehle davon schmerzt. Ich muss erstmal schlucken, um die Trockenheit in meinem Hals wieder loszuwerden.

Chris' Gesichtsausdruck wird finster, unheilversprechend. Er macht einen Schritt auf mich zu, hebt den Finger drohend in die Luft und deutet dann damit auf sich.

„Denkst du wirklich, dass ich sowas tun würde? Emma, hast du mich denn nicht kennengelernt?"

Auch er ist laut geworden. Mit seiner tiefen Stimme könnte er so einigen Leuten Furcht einflössen. Die armen Menschen, die in dieser Strasse wohnen, denke ich mir. Die kriegen hier gerade ein Beziehungsdrama gratis geboten. Ich weiche keinen Schritt zurück, sondern mache noch einen auf ihn zu. Meine Wut flammt auf wie ein loderndes Feuer, bereit, die Welt zu verschlucken.

„Doch, ich habe dich kennengelernt. Du bist schlussendlich nicht anders, wie alle anderen Männer auch! Ihr seid alle dieselben. Ihr betrügt einfach gerne, das liegt in eurer blöden Natur!"

Das meine ich so. Aus vollstem Herzen. So und genau so habe ich die Männerwelt kennengelernt. Angefangen mit meinem Vater, mit meinem ersten Freund als Teenager, aus den Schilderungen meiner betrogenen Freundinnen und jetzt mit Chris. Ich spreche aus Erfahrung, aus der kollektiven weiblichen Erfahrung vieler Frauen dieser Welt.

Wir sind für Männer ersetzbar. Immer.

Seine Gesichtsmuskeln zucken, während er meine Worte verarbeitet. Er kommt noch einen Schritt auf mich zu, ich bleibe jedoch standhaft. Seine Körpergrösse wird mich nicht einschüchtern.

„Glaubst du tatsächlich, dass ich so ein Arschloch bin? Dass ich dir dasselbe anzutun würde, was mir passiert ist? Glaubst du wirklich ich wäre so herzlos, dass ich dir wehtun und dich betrügen könnte? Und das noch mit der Frau, die ich nicht leiden kann? Die Frau, die mir mein Herz gebrochen hat?"

„Ja, das denke ich! Und weisst du auch warum? Weil du mich von Anfang an angelogen hast! Wie soll ich dir jetzt bitte glauben? Du konntest mir ja nicht einmal verraten, dass du das ganze Wochenende mit ihr verbracht hast!"

Er presst den Kiefer fest zusammen. Für einen Moment wird es still zwischen uns beiden, als müsste er sich gut überlegen, was er als Nächstes sagt.

„Ich konnte es dir nicht sagen, weil es nicht geplant war! An dem Freitag hatten wir den Sorgerechtstermin. Ich stand unter Stress, weil Julia damit gedroht hat, sie würde das alleinige Sorgerecht an sich reissen wollen. Ich hatte Angst, sie könnte es schaffen. Der Termin war die Hölle, aber glücklicherweise konnte sich mein Anwalt durchsetzen. Wir haben geteiltes Sorgerecht bekommen. Julia ist völlig ausgetickt. Nach dem Termin hätte Emil fürs Wochenende bei mir bleiben sollen. Dieser wollte aber, dass wir etwas zusammen als Familie unternehmen. Er verstand die Situation nicht ... doch er tat mir so leid, Emma. Ich konnte Emil seinen Wunsch nicht abschlagen. So sind wir zu mir gegangen – zusammen – und haben das Wochenende als Familie verbracht. Julia hat im Gästezimmer übernachtet."

Ich schnaube abschätzig durch die Nase und verschränke die Arme vor der Brust. Eine tolle Lügengeschichte hat er mir hier aufgetischt.

„Wenn es ja ach so einfach zu erklären ist, warum konntest du mir das alles nicht sagen? Danach zum Beispiel? Hm? Stattdessen lügst du mich an! Erzählst mir die ganze Zeit von einer Scheidung, die nie passiert ist und verheimlichst mir solche Dinge wie dieses Wochenende!"

„Das stimmt nicht", verteidigt sich Chris. „Ich habe dich nicht angelogen. Ich habe dir nie die ganze Wahrheit über meine Scheidung erzählt, weil ich Angst hatte, dass es dich vertreiben könnte. Wer will schon einen Typen daten, der noch verheiratet ist und mitten in einem Rechtsstreit mit seiner psychopathischen Exfrau steckt? Das spricht nicht gerade für mich, oder? Ausserdem hättest du es sicher nicht gerne gehört, wenn ich dir gesagt hätte, dass sie wegen Emil bei mir übernachten muss. Ich habe dich nicht angelogen, Emma, ich habe dir einfach einige Dinge vorenthalten müssen."

Ein paar Passanten gehen schnell an uns vorbei, die Köpfe eingezogen, als befürchteten sie, zwischen unser Wortgefecht zu geraten und Wunden davontragen zu können.

„Das ist praktisch dasselbe wie Lügen! Ich hasse Lügner!", brülle ich.

Er stöhnt frustriert auf. Es klingt fast schon wie ein tiefes Knurren.

„Emma. Meine Scheidung verlief nicht so, wie ich es mir gewünscht habe. Ich wollte dich da wirklich nicht mit reinziehen. Julia ging schon zu weit mit ihrem Hausverbot. Ich wollte nicht, dass alles nur noch schlimmer wird. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen. Ich mag dich wirkl–", will er sagen, aber ich falle ihm ins Wort, bevor er etwas sagt, dass mir wieder weh tun könnte.

Der Verstand hat sich verabschiedet, jetzt sprechen nur noch die Gefühle aus mir.

„Das sagt ihr immer, Chris! Das sagen Männer immer, aber es ist nichts garantiert. Absolut gar nichts! Ihr lullt uns ein mit netten Worten, aber am Ende rennt ihr doch zu der Nächsten, die willig die Beine für euch breitmacht. Genau wie du mit Julia. Sie hat nicht im Gästezimmer übernachtet, oder? Gib's doch einfach zu!"

Chris bäumt sich jäh vor mir auf, in seinen Augen glänzt der Zorn, ich kann es so deutlich sehen.

„Was wirfst du mir eigentlich vor?", knurrt er und ich mache mich automatisch kleiner. Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt.

„Ich habe nichts dergleichen getan! Ich versuche dir hier gerade zu zeigen, dass ich von den Dingen, die du mir vorwirfst, keine davon verbrochen habe! Weder habe ich dich direkt belogen, noch habe ich mit Julia geschlafen. Ich stehe da und will mit dir reden, weil du den Kontakt einfach abgebrochen hast, ohne mir einen Grund zu nennen!"

Mein Mund klappt auf, um ihm die bösesten Beleidigungen an den Kopf zu werfen, aber Chris ist in Fahrt gekommen. Seine Stimme donnert über den Asphalt. Er bebt vor Wut.

„Ich habe die Welt nicht mehr verstanden, Emma! Du hast mir zu keiner Zeit die Möglichkeit gegeben, irgendwas zu erklären, noch zu verstehen, was vorgefallen ist! Du bist hier diejenige, die vollkommen am Rad dreht. Ich hab dir den Abstand gegeben, den du offensichtlich brauchtest, obwohl ich keine Ahnung hatte, warum! Jetzt möchte ich das hier zwischen uns aber für ein und allemal klären. Selbst nachdem ich dich dabei beobachtet habe, wie du mit dem nächstbesten Typen in der Bar rummachst! Als hätte das zwischen uns rein gar nichts bedeutet!"

Seine Worte treffen mich so heftig, dass es mir den Atem verschlägt. Chris pumpt die Luft durch seine Lungen, als wäre er eine 100-Meter-Strecke gesprintet. Die Adern an seinem Hals treten deutlich hervor. Der Dampf, den er da rauslassen musste, hat mich mit voller Wucht getroffen. Ich schwanke rückwärts.

Mir soll das nichts bedeutet haben?

„Es ... Es war ... Ich ...", murmle ich, aber ich kann nichts mehr anfügen.

Die Tränen laufen meinen Wangen runter und tropfen auf den Boden. Die Sache zwischen uns hat mir sehr wohl etwas bedeutet. Mehr als mir je etwas bedeutet hat.

Chris macht einen Schritt auf mich zu, als er meine Tränen sieht.

„Ah, scheisse! Das meinte ich nicht so", entschuldigt er sich sofort und will seine Hand auf meine Schulter legen. Ich weiche aus und schlage seinen Arm weg.

„Weisst du was? Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken! Ich gehe jetzt zu diesem Nächstbesten zurück. Der hat mich die letzten Tage nämlich richtig nett behandelt", sage ich und drehe mich um, in der Absicht zurück zum King's zu gehen und mich auf Patrick zu stürzen. Soll mir Chris doch gestohlen bleiben!

Wo ist mein verdammtes Trostpflaster, wenn ich es brauche?

„Das wirst du nicht!", ruft Chris aus. „Hast du mir denn nicht zugehört? Du gehst da sicher nicht mehr rein zu diesem ... zu diesem dreckigen ..."

„Nein?", kreische ich.

„Nein!", brüllt er.

Wir tauschen einen feurigen Blick aus, schnaufen wie Stiere, die sich die Köpfe einschlagen wollen. Dann hebe ich provozierend meine Augenbrauen und drehe den Kopf von ihm weg.

„Dann schau ganz genau zu", sage ich provokativ und stolziere davon.

Zurück zu Patrick.


✵✵✵


Hallo ihr Süssen

Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Endlich konnten sie sich aussprechen. Aber hat Emma wirklich zugehört? Hm...

Schöne Restwoche!

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