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19 - The King's Chamber

Warum haben Pubs eigentlich etwas Düsteres an sich? Diese Frage stelle ich mir, als ich mich ins dunkle Innere der Bar The King's Chamber begebe. Der Ort, an welchem Chris mich treffen möchte.

Heute war ein extrem warmer Tag. Die Temperaturen kletterten bis über die 30er Marke und brachten alle Lebewesen auf der Erde ins Schwitzen. Aus diesem Grund trage ich ein luftiges Sommerkleid in dunkelblauer Farbe mit weissen Punkten und Ledersandalen. Meine Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Die einzige Frisur, die ich neben den offenen Haaren mit Mühe und Not hinbekomme und die mich nicht aussehen lässt wie eine einsame Zwiebel.

Wenn es so heiss ist, muss ich mir die Strähnen aus dem Nacken halten, weil ich ansonsten transpiriere wie ein Schwein. Heute Abend kann ich mir aber keine Schweissperle leisten. Nicht mit Chris. Zu meiner Erleichterung realisiere ich an der kühlen Luft, die auf meine Haut schlägt, dass es hier drin gut klimatisiert ist.

Mein Blick schweift durch die pompöse Inneneinrichtung der Bar. Im hinteren Bereich stehen vier abgesonderte Lounges mit roten Chesterfieldsofas, Höckern und runden Holztischen. Von der Decke hängen riesige Lampen in der Form von übergrossen Glühbirnen.

Gegenüber des gemütlichen Lounge-Bereiches steht die Bar. An gläsernen Regalen reihen sich die Alkoholflaschen aus aller Welt. Ein Licht, welches die Getränke von unten anstrahlt, lässt die ganze Bar in einem königlichen Rot erleuchten. Auf dem Regal zwischen den Flaschen steht ein quadratischer Glaskasten. Darin thront eine goldene Krone auf einem Satinkissen. Meine Augen bleiben auf dem Schmuckstück hängen und ich frage mich, ob das eine echte sein könnte.

„Dich habe ich hier noch nie gesehen", höre ich eine fremde Stimme.

Ein Typ mit dunklerem Teint steht neben mir und für einen kurzen Augenblick verliere ich mich in seinen blauen Augen. Sie schimmern türkis und stehen im starken Kontrast zu seinem Hautton, der mich an dunklen Milchkaffee erinnert. Sein leicht gelocktes, rabenschwarzes Haar trägt er kurz.

Ein weisses T-Shirt und eine dunkelblaue Jeans zieren seinen Körper. Er sieht unglaublich scharf darin aus, muss ich feststellen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sich der Stoff so eng an seine schöne Haut schmiegt und die Muskeln darunter betont. An seinen entblössten Oberarmen und am Halsansatz erkenne ich die Spuren schwarzer Tinte. Der Typ ist tätowiert. Ich schlucke leer.

„Ist auch mein erstes Mal", bringe ich hervor.

Meine Worte zaubern augenblicklich ein schönes Lächeln auf das Gesicht dieses Exoten. Er grinst breit und offenbart mir seine schneeweissen Zähne, dabei breitet er seine Arme aus. Meine Augen fallen auf seinen Bizeps, der mit seinen Bewegungen verführerisch zuckt.

„Dann herzlich willkommen im King's! Ich bin Teo. Mir gehört die Bar. Was kann ich dir bringen?"

Teo?! Das ist Chris' bester Freund!

Ich blinzle, um mich selbst aus der Starre zu lösen. Ist wohl keine so gute Idee, den besten Freund meines Dates anzuschmachten. Naja, bisschen anhimmeln schadet ja nicht. Schöne Menschen darf man schliesslich anschauen. Bedienen würde ich mich an dem zwar nie, denn dafür will ich Chris viel zu sehr. Aber Hunger kann ich mir ja holen.

„Was auch immer du jemandem wie mir nach einem harten Tag mischen würdest!", antworte ich.

Teo nickt und geleitet mich zur Bar. Ich setze mich auf einen Hochstuhl, der dasselbe rote Chesterfieldmuster aufweist, wie die Sofas in der Lounge. Die Beine überschlage ich und meine Ellbogen stelle ich auf dem Tresen ab, sodass ich meinen Kopf auf den Händen ausruhen kann.

„Einen Mojito für die reina", sagt er und beginnt sogleich, die Limetten zu schneiden.

Etwas verlegen über sein verstecktes Kompliment streiche ich mir eine lose Strähne hinters Ohr. Ich bin alles andere als eine Lady, aber soll er das ruhig denken.

„Behandelst du eigentlich jeden wie eine Majestät? Ist das deine Masche?", frage ich, während ich ihm fasziniert dabei beobachte, wie er mir meinen Drink zusammenmixt.

Teo schüttelt grinsend den Kopf.

„Nein. Nicht jeden. Nur die hübsche Begleitung meines besten Freundes", sagt er und zwinkert mir zu.

Ich bin baff und brauche ein paar Sekunden, um zu reagieren.

„Woher weisst du ...?"

Er lacht und ich merke, dass er ein genauso sympathisches Lachen hat wie Chris. Zusammen können die zwei wahrscheinlich in Massen Frauenknie weich machen.

„Ach, ich kenne Chris mittlerweile schon seit fast 20 Jahren. Witziger Kerl mit einem aussergewöhnlichen Frauengeschmack."

„Aha", antworte ich nur.

Heisst das, Teo hat schon eine ganze Reihe von Frauen vorgeführt bekommen, oder was? Mein Engelchen auf der linken Schulter schüttelt den Kopf. Nein. Chris ist kein Aufreisser.

Oder doch?

Teo wirft ein paar Pfefferminzblätter, Limettenstücke und den Rohrzucker ins Glas und zerdrückt sie mit dem Pistill. Dabei hält er das Glas auf dem Tresen vor sich, sodass ich die leichten, eleganten Bewegungen seiner Muskeln unter dem Shirt mitverfolgen kann. Das dunkelrote Licht wirft wirklich schöne Schatten auf seinen Körper. Ich muss mir die Lippen benetzen. Teos Attraktivität schüchtert mich irgendwie ein.

„Er gabelt sich auch nur die exquisitesten Stücke. Die seltenen Juwele", antwortet er.

Mein Blick muss Bände gesprochen haben, oder Teo kann Gedanken lesen. Er muss meine Selbstzweifel sofort erkannt haben, anders kann mir das nicht erklären.

Meine Wangen beginnen zu brennen. Seltener Juwel? Ich bin doch eher Plastikmüll, der an den Strand gespült wurde, keine schöne Perle. Kopfschüttelnd winke ich seine freundlichen Worte mit der Hand weg.

Ich kann Komplimente von Männern nur sehr schwer annehmen. Mir wurde das nie beigebracht, sie mit Würden zu empfangen. Entweder gehe ich vor Verlegenheit in Flammen auf oder verwandle mich in eine defensive Zicke. Bei Teo ist es wohl eher Ersteres.

„Woher kennt ihr euch?", frage ich, um vom Thema abzulenken. Wenn mir schon die Gelegenheit gegeben wird, mehr über Chris' Leben und seine Vergangenheit zu erfahren, dann mache ich das.

„Wir sind zusammen zur Schule", antwortet mir Teo und füllt das Glas mit Crushed Ice, Rum und Soda. „Hier, dein Mojito."

Ich nehme meinen Cocktail dankend entgegen und nippe am Glas. Schmeckt echt lecker!

„Und, wie ist er so? Also Chris", frage ich weiter und versuche ganz unauffällig zu klingen. Das hier ist schliesslich kein Kreuzverhör. Aber ich habe tausend Fragen und irgendwie ist es einfacher, jemanden anderes zu fragen, als Chris persönlich.

„Hast du das nicht schon selbst erlebt?", schmunzelt Teo und wischt sich die Hände an dem Handtuch ab, das er sich in den Gürtel gesteckt hat und lässig von seinen Hüften hängt.

„Ich hole mir gerne Zweitmeinungen ein. Nur zur Sicherheit ", gebe ich zurück und nehme einen kräftigen Schluck von dem erfrischenden Getränk.

Teo nickt zustimmend, seine türkisfarbene Augen glänzen dabei.

„Was willst du denn über ihn wissen?", forscht er nach und stützt sich mit beiden Händen am Tresen ab. Sein intensiver Blick bohrt sich in mich und ich rutsche etwas verunsichert auf meinem Hochsitz hin und her.

„Wie würdest du ihn denn beschreiben? Seine wichtigsten Eigenschaften."

„So eine unschuldige Frage?"

„Ich kann ja nicht gleich mit den schlüpfrigen Anliegen daherkommen."

„Stimmt. Das wäre ein bisschen früh." Er zwinkert mir zu. Ich muss das Glas an meine heisse Wange halten.

Gott, dieser Typ flirtet was das Zeug hält und ich kann nicht anders, als mitzumachen. Teo richtet seinen Blick nach oben und scheint zu überlegen.

„Also. Wie würde ich den Burschen beschreiben ...", sagt er und reibt sich am Kinn. „Chris ist ein entspannter Typ. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen, was ich sehr an ihm schätze. Der hat mich schon manche Male aus meinen crazy Trips, in denen ich die Welt erobern wollte, wieder runtergeholt. Hat mir tausend Mal die Haut gerettet."

Ich schmunzle, denn das klingt ganz nach dem Chris, den ich bisher kennengelernt habe. Der hat mir auch schon hundertfach aus der Bredouille geholfen. Teo fährt in seiner Beschreibung fort: „Auf ihn und sein Wort kann man sich verlassen. Wenn er etwas sagt, dann meint er es so. Er ist der loyalste Kerl, dem ich je begegnet bin. Du könntest ihm die Nase brechen und der würde immer noch auf deiner Seite stehen, wenn du ihn von dir überzeugen konntest."

Mir wird ganz warm ums Herz, während ich Teo zuhöre. Ein schelmisches Lächeln ziert seine vollen Lippen. Chris ruft positive Erinnerungen und Gedanken in ihm hervor. Ein gutes Zeichen.

„Er braucht manchmal eine Weile, um mit gewissen Leuten warmzuwerden. Das habe ich ihm beigebracht, zu seinem eigenen Schutz."

Ich nicke, als wüsste ich, wovon er spricht. Wahrscheinlich geht es da um die ominöse Exfrau, von der ich noch nicht viel weiss.

„Nachdem ihn seine Frau in seine Einzelteile zerlegt und im Dreck zurückgelassen hat, musste ich ihn wieder zusammenflicken. Sein Selbstbewusstsein hat extrem gelitten. Auch sein Vertrauen, das er in die Leute legt. Naja, das sind die Narben, die von der Trennung zurückgeblieben sind. Seither geht er es halt eher langsam an. Aber die Leute, die er wirklich mag, die lässt er schneller an sich heran, keine Sorge."

„Verstehe."

Ich senke den Kopf und begutachte den lackierten Tresen. Langsam ist für mich eigentlich kein Problem, obwohl ich bei Chris gerne vorwärts spulen wollen würde. Nämlich dahin, wo wir uns wild knutschend in den Armen liegen und ...

„Du bist sein erstes Date seit ... naja seit diese puta Julia ihn betrogen hat", offenbart mir Teo.

Mein Kopf jagt in die Höhe.

„Was?", stosse ich ungläubig aus. Diese Aussage ist für mich doppelt schockierend.

Chris ist ein Bild von einem Mann und wirkt so selbstsicher und gesetzt in seinem Leben. Ich kann es kaum fassen, dass ihn die Trennung von seiner Frau so aus der Bahn geworfen haben soll, dass er sein Leben – oder Liebesleben – für eine Weile pausiert hat. Und wer bitte betrügt so einen Mann wie Chris? Diese Julia muss verrückt sein.

Teo presst die Lippen aufeinander und nickt. Er kann meine Überraschung offensichtlich verstehen.

„Ja-ha. Man glaubt es kaum bei dem Schönling, ich weiss. Aber, wie gesagt, er hat meinen Rat ernst genommen und sich Zeit gelassen, um über die Trennung hinwegzukommen", meint er.

Eigentlich will ich mehr von dieser Trennung erfahren. Was passiert ist, weshalb sie sich getrennt haben, wie es ihm dabei ging. Aber das sind alles Dinge, dich ich nicht seinen besten Freund fragen sollte, sondern Chris persönlich.

Ich nicke nur stumm und drehe das Mojitoglas zwischen meinen Fingern.

„Langsam ist in Ordnung", sage ich leise. Ich bin mir nicht sicher, ob Teo mich überhaupt gehört hat, aber plötzlich blickt er auf jemanden hinter mir und beginnt breit zu grinsen.

„Teofilo Ezequiel Wilems Rodriguez! Mein Freund!", höre ich Chris freudig rufen. Gott hat Teo einen langen Namen.

„Chris! Hola cabron! Da bist du ja! Wenn man vom Teufel spricht", begrüsst ihn Teo und lehnt sich über den Tresen, sodass sie sich die Hände schütteln können. Die Männer klopfen sich freundschaftlich auf die Schultern.

Ich strecke meinen Rücken durch, um möglichst schlank im Sitzen auszusehen und strahle Chris an, als er sich mir zuwendet. Mein Herz klopft bei seinem Anblick gleich drei Mal so schnell. Das dunkelgrüne T-Shirt und die schwarze Hose stehen ihm unglaublich gut. Seine Haare liegen locker auf dem Kopf, eine Strähne hängt ihm etwas in die Stirn.

„Hi", hauche ich und setze mein schönstes Lächeln auf, das ich habe.

„Hallo Emma", sagt er und begrüsst mich nonchalant mit drei Küsschen auf die Wangen.

Unsere Gesichter waren sich bis zu genau diesem Zeitpunkt noch nie so nahe. Als seine Wangen die meinen streifen und ich das sanfte Kratzen seiner Stoppeln fühle, wird mir sofort warm in der Brust und ich wünschte, die Begrüssung beinhaltete nicht nur drei Wangenküsse, sondern noch einen vierten und letzten Kuss auf den Mund. Mit Zunge.

Aber nein. Schweizer sind ja verklemmt. Da reibt man sich nur die Backen aneinander.

„Habt ihr über mich gelästert?", meint Chris grinsend und setzt sich neben mich auf einen Hocker. Er stützt die Ellbogen auf den Tresen ab und nickt seinem Freund zu. „Das Gleiche wie immer."

Teo bückt sich und holt augenblicklich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Ein Blondes.

„Teo hat mir ein paar Dinge über dich erzählt", verrate ich und trinke einen weiteren Schluck von meinem exotischen Getränk.

Ich brauche das Eis in diesem Glas, denn mir ist so unglaublich heiss. Noch nie durfte ich die Anwesenheit von zwei so gutaussehenden Männern geniessen, von denen einer sogar noch mein Date sein soll! Chris' Stirn wirft augenblicklich Sorgenfalten.

„Was hat Teo verraten?"

„Alle schmutzigen Geheimnisse, natürlich. Was denn sonst?", meint Teo lachend und öffnet sich selbst auch eine Flasche Bier.

„Du willst mir nur wieder mein Date ausspannen", meckert Chris.

Was keiner der beiden merkt, ist, wie mein Herz gerade einen Hüpfer gemacht hat. Ich bin sein Date. Das aus seinem Mund zu hören macht mich so glücklich.

„Was heisst da wieder?", mische ich mich ein und ziehe eine Augenbraue skeptisch in die Höhe.

Der will mich wohl bisschen provozieren! Teo lacht laut und schaut mich an. Dieses Türkis lässt meine Schmetterlinge im Bauch aufgeregt aufflattern. Wieso schafft er das auch? Eigentlich konnte das nur Chris.

„Hör nicht auf den!", meint Teo an mich gerichtet. „Chris hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keine Schnitte mehr am Start", sagt er und blickt erwartungsvoll zu seinem besten Freund.

„Teo, halt den Rand", knurrt Chris.

Die zwei necken sich offensichtlich gerne. Das merke ich an dem ironischen Unterton, den beide eingeschlagen haben. Teo tut so, als hätte er die Warnung seines besten Freundes nicht gehört und ruft: „Der Mann hungert, liebe Emma. Nimm dich vor ihm in Acht. Er ist ein Sexvampir und könnte dich plötzlich aussaugen wollen!"

Meine Augen weiten sich. Teo nimmt kein Blatt vor den Mund und irgendwie finde ich grossen Gefallen daran. Geradeheraus ist mir lieber, als schleierhaft durch die Blume.

„Äh ...", krächze ich, denn meine Kehle ist wieder unglaublich trocken geworden, aber bevor ich was sagen kann, interveniert Chris.

„Teofilo, halt die Klappe oder ich rufe deine Mutter an und sag ihr, du hättest wieder eine achtzehnjährige geschwängert!"

„Wage es nicht! Hijo de pu"

Ich verschlucke mich an meinem Getränk und huste den Mojito aus meinen Lungen. Bitte was? Er hat was?

„Jetzt hast du sie fast getötet mit deinen dummen Witzen!", lacht Teo und nimmt einen kräftigen Schluck von seinem Bier.

Chris legt seine Hand auf meinen Rücken und klopft vorsichtig, um mir dabei zu helfen, nicht zu ersticken. Seine dunklen Augen schimmern besorgt im roten Licht.

„Alles in Ordnung?"

Ich keuche etwas undamenhaft, aber ich habe mich echt arg verschluckt. Der bellende Husten schmerzt noch immer schrecklich in meiner Brust. Diese doofe Rauchvergiftung schleppe ich wohl noch länger mit mir rum, als mir lieb ist. Ich merke schon, wie mir die Tränen in die Augen steigen.

„Alles okay", keuche ich.

„Und jetzt weint sie wegen dir", fügt Teo noch an. Der Kerl lacht sich echt gerade ins Fäustchen, während ich hier einmal mehr fast verrecke.

„Gib ihr lieber einen Schluck Wasser", ordert Chris seinen Freund an.

Dieser gehorcht und schenkt mir ein Glas Wasser ein. Dankend stürze ich mir die Flüssigkeit in den kratzenden Hals. Das kalte Wasser lindert den Hustenreiz und ich kann wieder normal atmen.

„Sogar das Witze erzählen ist gefährlich?", fragt Chris und blickt mich mit gefurchter Stirn an.

Ich nicke schwach.

„Habe nicht übertrieben, als ich meinte, dass ich über ein grosses Talent verfüge, mich in Gefahr zu begeben. Ich ziehe das Pech magisch an."

„Na, immerhin wird es mit dir nie langweilig", meint Chris daraufhin schmunzelnd.

Eine Gruppe von Leuten kommt in die Bar und Teo muss uns alleine lassen. Er verabschiedet sich mit einem augenzwinkernden 'Adiós'. Auch wenn ich Teo recht sympathisch finde, bin ich froh, dass mir ein bisschen Zweisamkeit mit Chris geschenkt wird. Es gibt noch so viel, was ich über ihn wissen will.

„Und, wie war dein Tag?", frage ich dann sogleich, denn ich habe beschlossen, dieses Mal diejenige zu sein, die mit dem Fragen beginnt.

„Ach, das Übliche auf der Wache", meint er schulterzuckend.

„Feuer löschen, Menschenleben retten, Held sein?", zähle ich mein stereotypisches Bild eines Feuerwehrmannes auf.

„Etwa so", lacht Chris und nimmt nochmal einen Schluck von seinem Bier. „Und bei dir?"

Ich seufze.

„Frag besser nicht. Ich muss im Vertrieb aushelfen, obwohl ich die grösste Nuss im Verkaufen bin!"

„Ich dachte, du bist für den Telefonsex bei der Assekura zuständig. Haben die dich jetzt in den Verkauf gesteckt? Warum?", will Chris wissen und ich muss schmunzeln.

„Wegen dem Schaden, den ich verursacht habe. Mein Arbeitgeber verliert Geld wegen mir und so ist mein Chef auf die gloriose Idee gekommen, mich dazu zu zwingen, das Geld wieder einzubringen. Dabei haben sie in ihrer Kalkulation nicht miteingerechnet, dass ich nicht verkaufen kann."

„Ich würde dir sofort eine Versicherung abkaufen."

Chris lächelt mich an, als er das sagt und ich muss es ganz automatisch erwidern.

„Ach, komm jetzt. Ich habe noch gar nichts gepitcht!", entgegne ich ihm, wobei er bloss mit den Schultern zuckt.

„Brauchst du nicht. Du bist mir auf Anhieb sympathisch. Das reicht mir schon."

„Aha. Ich muss nur Lächeln und schon wird mir das Geld nachgeworfen? Das klingt irgendwie nach Stripperin."

„Nein, ich meinte nicht dein Lächeln, obwohl das wirklich bezaubernd ist. Ich meinte eher deine Persönlichkeit. Du hast Charme und das gefällt sicher nicht nur mir, sondern auch anderen, die dir begegnen. Das solltest du zu deinem Vorteil nutzen."

Ich muss leer schlucken. Chris hat mir ein Kompliment gemacht und blickt mir dabei direkt in die Augen. Wie schon bei Teo, spüre ich, wie mir die Hitze in die Wangen getrieben wird. Diese Schokodrops sind einfach unwiderstehlich.

„D-Danke", stottere ich.

Wow, ich habe mich für ein Kompliment bedankt! Ich mache Entwicklungssprünge, die mich selbst überraschen. Evolution fast forward.

„Nichts zu danken. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst", antwortet Chris und dreht sich dann in seinem Hocker um, sodass er nicht mehr mich anblickt, sondern den Raum.

Mit dem Finger zeigt er auf etwas in der Ferne und ich folge ihm mit den Augen.

„Da hinten ist die Dartscheibe", sagt er dann und blickt mich herausfordernd an. „Wir sollten mit unserem Duell beginnen."

„Oh Gott. Du willst dich wirklich in Lebensgefahr begeben?", hauche ich, als ich die Scheibe an der Wand und den Tisch, auf welchem die Pfeile in einem Becher gesteckt wurden, erkenne.

„Wir beginnen mit einem einfachen 301", meint Chris und erhebt sich.

Er wartet, bis ich ebenfalls vom Stuhl gehopst bin und begleitet mich zu dem Tisch. Meine Knie werden weich bei dem Gedanken, dass ich mit Chris nun Sport betreiben muss. Denn Dart ist Sport. Es verlangt Konzentration, Treffgenauigkeit und einen Ruhepuls unter 60. Alles Dinge, die ich nicht besitze.

„Chris, ich habe Angst", murmle ich, als er mir die Pfeile in die Hand legt und ich deren spitzen Ende betrachte.

„Brauchst du nicht. Ich bin da und kann Blutungen stoppen, falls du jemanden mit dem Pfeil ins Auge treffen solltest", grinst er und stellt sich an die Linie, welche die korrekte Distanz zur Scheibe auf dem Boden markiert.

Er positioniert sich leicht seitlich, einen Fuss an der Linie und den Arm mit dem Pfeil in die Richtung der Dartscheibe gestreckt. Dann blickt er zu mir.

„Schau. So stellt man sich hin", erklärt er und winkt mich dann zu sich. „Komm. Versuchs. Bevor wir beginnen, wollen wir an deiner Haltung arbeiten. Das ist beim Dart schon die halbe Arbeit."

Ich gehorche und stelle mich so hin, wie ich glaube, ihn stehen gesehen zu haben.

„Und was ist mit der Wurftechnik?", frage ich, als ich mich in Position begebe.

Er steht hinter mir und ich kann nicht über meine Schulter blicken, um in seine Augen zu schauen. Da spüre ich ganz plötzlich seine Hände an meinem Handgelenk. Meine Haut antwortet auf diese Berührung automatisch mit einem aufgeregten Kribbeln.

„Bisschen höher", murmelt Chris und schiebt meinen ausgestreckten Arm etwas in die Lüfte.

Dann legt er seinen Kopf gleich neben meinen und ich vergesse zu atmen. Sein Geruch hüllt sich um mich und lässt mich warm erschaudern. Seine Nähe ist so schön, dass ich unwillkürlich den Arm senke, denn meine Muskeln geben nach. Ich kann hier nicht in vollster Anspannung stehen, wenn Chris mich so weich macht.

„Warte", sagt er und justiert meine Haltung weiterhin. Er ändert die Richtung, in welche meinen Arm mit dem Pfeil zeigt. „So solltest du die Scheibe treffen und nicht die Wand drum herum."

So schnell, wie er mir nahe gekommen ist, lässt er auch wieder von mir ab. Ich blinzle unsicher, bleibe aber in der Position, in welche er mich gestellt hat, regungslos stehen. Fast ein bisschen verkrampft.

„Und?" Ich wage es kaum, den Kopf in seine Richtung zu drehen.

Zu meiner Erleichterung kommt er auf die andere Seite, sodass ich meine Augen auf ihn richten kann. Er mustert meine Haltung noch immer skeptisch und irgendwie fühle ich mich komisch dabei. So hat der Kerl einen guten Vorwand, jede meiner Körperformen betrachten zu müssen. Geschickt, muss ich zugeben. Aber bei Chris stört es mich nicht, solange er nicht all meine Makel sieht, die ich unter dem Kleid kaschiert habe.

„So solltest du halbwegs gerade treffen", meint er dann und nickt mir erwartungsvoll zu. „Wirf mal."

Etwas verunsichert starre ich ihn an. Er nickt mir aufmunternd zu, also atme ich einmal fest aus und werfe. Meine Hand lässt den Dartpfeil zum falschen Zeitpunkt los. In einem eleganten Bogen landet das Wurfgeschoss zwei Meter vor der Scheibe auf dem Boden.

„Oh, nicht getroffen", sage ich von mir selbst und meiner Ungeschicktheit doch recht enttäuscht. Auch wenn ich nichts anderes erwartet habe, vor Chris hätte ich gerne brilliert.

Mein Blick wandert zurück zu meinem Dart-Sensei, der breit grinsend dasteht und sich recht zusammenreissen muss, um nicht laut loszulachen.

„Emma, wir haben auf die Scheibe gezielt, nicht den Boden." Er läuft zu der Stelle, an welcher der Dartpfeil aus dem Boden ragt. Das spitze Ende hat sich in die Holzdiele gebohrt und Chris muss fest daran ziehen, um ihn rauszuziehen.

„Ah, Sorry. Mein Fehler. Hab das wohl verwechselt."

Chris schüttelt lachend den Kopf.

„Probier nochmal", meint er nur und reicht mir das Wurfgeschoss ein zweites Mal.

Selbst wenn ich mir die grösste Mühe gebe, passiert dasselbe wie bei meinem ersten Wurf. Chris wird ein zweites Mal Zeuge davon, wie ich den Pfeil zu Boden befördere. Vor Verzweiflung verwerfe ich die Arme und will schon aufgeben, da kommt er mit entschlossenem Gesichtsausdruck direkt auf mich zu.

„Also gut. Wie es aussieht, muss ich handgreiflich werden", sagt er und stellt sich hinter mich. Ich muss leer schlucken.

Wie meint er das jetzt?

Seine Körperhitze strahlt auf meinen Rücken ab. Er bewegt sich hinter mir und platziert seine Hand über meiner Hüfte. Allerdings berührt er mich nicht, sondern lässt sie einige Zentimeter darüber schweben.

„Darf ich?", fragt er.

„Natürlich", schaffe ich noch zu sagen, ehe mir die Puste ausgeht.

Mein Herz schlägt mir ganz schnell im Brustkorb. Ihn so nahe an meinem Körper zu wissen, macht mich ganz kribbelig. Ich spüre, wie er seine warme Hand auf meiner Hüfte ablegt. Dies hat zur Folge, dass eine elektrisierende Welle durch meinen ganzen Körper jagt und ich das Erschaudern meiner Schultern nicht unterdrücken kann.

„Alles in Ordnung?", fragt er, denn er muss die Zuckung gesehen haben.

„Ja, ja. Mach nur", murmle ich im hoffnungslosen Versuch, mein Gehirn nicht in den Neustart gehen zu lassen.

Bleib bei Bewusstsein, Herrgott nochmal!

Chris presst seine Finger tiefer in das Fleisch meiner Hüfte und korrigiert meine Haltung. Am liebsten würde ich vor Wohlsein die Augen nach hinten rollen und mich rückwärts an seine Brust lehnen, aber das sollte ich besser nicht. Er will mir ja was zeigen.

Die andere Hand findet sich an meinem Handgelenk wieder. Er bewegt meine Hand, die den Pfeil hält, leicht vor- und rückwärts.

„Du hast zu sehr aus der Hüfte geworfen. Eigentlich musst du die Bewegung nur aus deinem Handgelenk machen."

„Achso. Hüftschwung bringt beim Dartspielen nichts?"

„Nein, aber beim Tanzen nachher. Also gewöhn es dir nicht ab", kontert er und schon wieder wird mir so warm, dass ich befürchte, die ersten Schweissperlen an meinem Nacken könnten meine Nervosität verraten.

Chris dirigiert meine Hand und ahmt die Bewegung mehrmals nach, wie ich den Pfeil zu werfen habe.

„Jetzt machen wir das zusammen", kündigt er an und beginnt sogleich von drei runterzuzählen.

3 - 2 - 1. Ich werfe den Dartpfeil und treffe. Tatsächlich. Ich treffe die Scheibe!

Durch den leichten Schwung meines Armes schwanke ich rückwärts, sodass mein Rücken gegen Chris' Brust prallt. Den leichten Zusammenstoss unserer Körper fängt er damit auf, dass er für einen flüchtigen Moment beide Hände auf meiner Hüfte ablegt.

Als stünde die Zeit still, verharren wir so für einen kurzen Moment. Als genossen wir beide die Intimität, die sich zwischen uns aufgebaut hat.

„Für den Anfang nicht schlecht", bricht Chris dann die Spannung zwischen uns und lässt mich los.

Wir beginnen mit der ersten 301 Partie, welche Chris innert kürzester Zeit gewinnt, denn immer wieder fliegt der Pfeil völlig unkoordiniert an der Scheibe vorbei. Ich weiss nicht, woran das liegt, aber gerade werfen ist wirklich eine Herausforderung. Auch das zweite und dritte Spiel lasse ich natürlich Chris gewinnen. Seit der kleinen Berührung von vorhin schwebe ich in rosaroten Sphären. Der Anblick seines triumphierenden Grinsens, jedes Mal, wenn er ein Spiel gewinnt und der Ton seines herzhaften Lachens, wenn ich einmal mehr den Pfeil in eine merkwürdige Richtung geschossen habe, sind für mich Gewinn genug.


✵✵✵


Hallo ihr Lieben

Es ist Freitag und Emma hat es endlich zu ihrem Date mit Chris geschafft. Das Dart spielen hat soweit unfallfrei geklappt. Aber ob das nachher beim Tanzen auch der Fall sein wird...?

Und was denkt ihr von unserem Exoten Teo? Süsser Kerl, nicht?

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