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11 - Erster Tag im Vertrieb

Ich hasse Montage.

Sie sind schrecklich, ja gar der absolute Horror! Es ist die Gewissheit, dass die ganze Qual wieder von vorne beginnt: Der ewige Teufelskreis des Arbeitens. Jede Woche wieder. Für mich fühlt es sich heute aber schlimmer an als sonst, denn ich muss in den Affenzirkus im sechsten Stock.

Das leichte Zittern meiner Knie ignoriere ich, als ich aus dem Fahrstuhl trete und mich in die Richtung begebe, in die ich eigentlich nicht gehen will: Patricks Arbeitsplatz.

Ich will ihn nicht sehen. Ich will ihm nicht in die Augen blicken müssen. Ganz generell will ich seine Anwesenheit nicht spüren. Er soll sich gefälligst in Luft auflösen oder einfach aufhören zu existieren. Nachdem mein Kater nämlich am Wochenende abgeklungen ist, hat sich ein ungutes Gefühl in meinem Magen ausgebreitet. Beschämung, Ekel, Wut, Unwohlsein.

Es ist, als hätte er eine Linie übertreten. Als wäre er gewaltsam in ein Gebiet vorgedrungen, das eigentlich nur mit Spezialerlaubnis und Multipass betreten werden darf. Als wäre mir meine Würde damit irgendwie genommen worden. Er ist mir zu nahe gekommen und sowas will ich nicht mehr zulassen. Auch wenn ich aus der ganzen Sache mit einem metaphorischen blauen Auge davongekommen bin, fühlt es sich richtig kacke an, ihm jetzt nochmals unter die Augen treten zu müssen.

Diesmal pfeift mir keiner hinterher, als ich den Gang entlang marschiere, der mich zu Patricks Arbeitsplatz bringt. Meine Aura muss solche Düsterheit ausstrahlen, dass sich keiner traut, mich anzumachen. Ja, heute scheint mir die Sonne nicht aus dem Arsch und das sollen ruhig alle hier wissen. Da nehme ich gerne in Kauf, dass ich als menstruierende Zicke abgestempelt werde, auch wenn es nicht stimmt. Es ist nicht Zeit für meine Tage, aber sollen die das nur denken. Die werden dann ihr blaues Wunder erleben, wenn es tatsächlich soweit ist.

Dort sitzt es. Das Sattelschwein. Er trägt einmal mehr einen marineblauen Anzug – wie alle anderen Kerle hier oben – und scheint in irgendwas auf seinem Bildschirm vertieft zu sein. Ich gehe an seinem Platz vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und setze mich auf den Stuhl ihm gegenüber. Der Tisch ist säuberlich hergerichtet. Die Blumen, die in einer kleinen Vase in der Mitte stehen, schiebe ich naserümpfend zur Seite.

Der Schleimer muss gar nicht meinen, dass er es wieder gut machen kann!

Auf der Party hat er mir davon erzählt, wie toll er es findet, dass er endlich einen Tischpartner habe, der ihm gegenüber sitzt. Bevor er sich wie ein lüsterner Vampir auf mich stürzte, hatte es mich auch noch nicht so gekratzt. Jetzt aber finde ich die Vorstellung schrecklich, ihm in seine Visage starren zu müssen.

Den. Ganzen. Verdammten. Tag!

Ich knalle meine Tasche auf den Tisch und krame demonstrativ darin herum. Er hat den Blick vom Bildschirm gehoben und schaut mich an. Das spüre ich wie ein Brennen auf meiner Haut, aber ich tue ihm den Gefallen nicht. Er hat es nicht verdient, von mir ein „guten Morgen" zu hören.

Seufzend klappe ich meinen Laptop auf. Ich werde so lange nichts sagen, bis er mir Anweisungen gibt. Die werde ich dann, brav wie ich bin, befolgen.

Meine Augen brennen, denn ich habe unglaublich schlecht geschlafen. Der Fencheltee, den ich mir gestern noch aufgesetzt habe, hat überhaupt nichts gebracht. Viola meinte, der solle bei Schlaflosigkeit helfen. Aber meinem hyperaktiven Gehirn ist nicht mehr zu helfen, wenn es ausgerechnet in der Nacht in den Panikmodus wechselt und alle apokalyptischen Szenarien meines Lebens durchgehen will. Da hilft nur noch Kiffen. Aber das bohrt anscheinend Löcher ins Gehirn, also vielleicht doch nicht.

„Emma", höre ich Patrick leise sagen.

Der grosse Vorteil von Grossraumbüros ist die fehlende Privatsphäre. Hier kriegt jeder alles mit. Und das, was zwischen mir und dem Stachelschwein vorgefallen ist, soll bestimmt nicht jeder erfahren. Ich werde das gnadenlos zu meinem Vorteil nutzen, wenn er mir irgendwie blöd kommen sollte.

Ich reagiere natürlich nicht auf seinen Versuch, ein Gespräch mit mir anzufangen und starre eisern auf meinen Bildschirm. Es gibt da eigentlich noch nichts, worauf ich stieren könnte, denn mein Laptop fährt gerade mal hoch. Aber das ist mir egal. Dann starre ich halt auf den ladenden Startscreen.

Patrick räuspert sich und rutscht unruhig auf seinem Bürosessel hin und her. Meine Augen kleben auf dem Zahnrädchen vor mir.

„Emma, wegen Freitag ...", flüstert er und da kann ich nicht anders, als meine Lider zu heben. Mein hasserfüllter Blick trifft ihn unerwartet, merke ich, denn er lehnt sich automatisch zurück, als müsse er meinem Giftstrahl ausweichen.

Ich weiss, wie fies meine dunklen Kackpunkte aussehen können, wenn ich wütend bin. Manchmal kriege ich vor meinem eigenen Spiegelbild Angst. Genauso versuche ich gerade Patrick mit meinen Augen zu ermorden.

„Was?"

Er zuckt beim scharfen Ton meiner Stimme zusammen und blinzelt nervös.

„Ich wollte nur ..." Seine Stimme klingt nicht so fest und selbstsicher, wie er die letzten Wochen immer geklungen hat, als er noch mutig genug war, um mich anzubaggern.

„Was wolltest du? Was, Patrick?", fauche ich. „Mich mit den Blumen ruhig stellen? Hast du etwa Angst, dass ich was sagen könnte?"

Patrick antwortet nicht, sondern hebt seinen Blick auf etwas, das hinter mir stehen muss. Er ist kreidebleich geworden.

„Na, hier drinnen herrscht ja eine Bombenstimmung", höre ich eine männliche Person hinter mir sagen.

Ich werde steif wie ein Besenstock und wage es kaum, zu schauen, wer mir da im Rücken steht, aber wegen Patricks entsetztem Gesichtsausdruck kann ich nur vermuten, dass es sein Chef sein muss. Der Kloss in meinem Hals schlucke ich runter.

„Ist das die Neue?", höre ich den Mann hinter mir. Patrick nickt stumm. „Dann kann sie mir als erstes gleich einen Kaffee machen. Ich habe in fünf Minuten nämlich ein wichtiges Meeting mit den Generalagenten!"

Ich höre nur noch seine dumpfen Schritte, wie er über den Boden stampft und in sein Büro verschwindet. Chefs sind von Natur aus Kotzbrocken, stelle ich fest. Mir ist bisher noch kein nettes Exemplar über den Weg gelaufen.

„Wirklich nett, dein Chef", sage ich an meinen Arbeitskollegen gerichtet, der noch immer etwas entgeistert in die Gegend guckt.

Als hätten meine Worte ihn zurück in die Realität gebracht, wandert Patricks Blick zu mir. Der sorgenvolle Ausdruck von eben ist verschwunden und einem eher indifferenten gewichen.

„Du solltest dich besser mit dem Kaffee beeilen", sagt er dann und wendet sich seinem eigenen Bildschirm zu.

Bitte was?

Will der mir Feuer unterm Po machen oder was? Ich schäume vor Wut, kaum dass ich fünf Minuten hier bin. Es ist wieder mal typisch, dass Männer mich nur als Kaffeetante abstempeln, aber bei dem niedrigen Intelligenzquotienten, der hier im sechsten Stock herrscht, überrascht mich auch wirklich nichts mehr.

„Wo ist die Kaffeemaschine?", frage ich das Schwein noch, ehe ich mich so würdevoll wie möglich erhebe. Er deutet mit dem Daumen nach rechts.

„Und wie trinkt der feine Herr seinen Kaffee am liebsten? Du als sein Assistent müsstest das ja am besten wissen. Ein Schuss Sojamilch und drei Stück Rohrzucker aus Kuba?"

Unsere Blicke treffen aufeinander und ich spüre die Blitze, die wir uns gegenseitig entgegenschleudern. Monsieur hat sich wohl gefasst und sein Selbstbewusstsein wieder gefunden, um mit mir verbal zu duellieren.

„Herr Kamp trinkt seinen Kaffee schwarz", antwortet Patrick nur.

„Und will er noch einen Schokokeks dazu?"

„Nein. Aber am liebsten kriegt er seinen Kaffee mit einem Lächeln serviert", kontert Patrick und ich muss schauen, dass ich ihn nicht gleich anspringe.

„Wie seine Majestät wünscht", knurre ich durch meine zusammengebissenen Zähne.

Soll der Depp doch bekommen, was er will. Eine Wahl habe ich keine, also ist es besser, wenn ich mich den sexistischen Regeln des Vertriebs beuge und das tue, was eine Frau hier anscheinend am besten kann: Kaffee ausschenken und lächeln.

Ich finde den Kaffeeautomaten und lasse einen absichtlich schwach gerösteten Kaffee raus. Wenn ich mich schon räche, dann zumindest so, dass es kaum einer merkt. Ich will ja nicht ernsthaft in Schwierigkeiten geraten. Dennoch werfe ich einen Würfelzucker in die schwarze Brühe, einfach, weil ich die Narrenfreiheit als Neuling ausnutzen will. Soll der Chef doch böse werden, dass sein Kaffee überzuckert ist. Mir egal. Ich wusste von nichts.

Die Kaffeetasse klirrt in meinen Händen, während ich sie durch den Gang zum Büro meines neuen Chefs balanciere. Ich bewundere wirklich die Servierdüsen, die das so elegant hinbekommen. Bei mir sieht das echt bescheuert aus und ich muss mich extrem konzentrieren, um die heisse Brühe nicht über den Teppich auszuschütten.

Mit der Fussspitze klopfe ich an die Tür von Herrn Kamps Büro, denn ich habe beide Hände um die Untertasse geklammert. Jetzt frage ich mich nur, wie um Himmels willen ich die Türklinke aufbringen soll, wenn ich beide Hände voll habe. Wenn ich es fertigbringe, meinen Fuss hoch genug zu heben, kann ich die Klinke vielleicht mit den Zehen runterdrücken und die Tür aufstossen. Nur blöd, wenn mich irgendjemand sieht, denn das würde nicht unbedingt professionell wirken. Yoga im Büro wird hier bestimmt nicht gerne gesehen.

„Herein!", höre ich von der anderen Seite der Tür.

Just als ich meinen Fuss anheben will, kommt mir in den Sinn, dass man Türklinken auch mit dem Ellenbogen aufdrücken kann. Das sieht sogar eleganter aus, als wenn man sein Bein im Fastspagat in die Lüfte heben muss.

„Ihr Kaffee", flöte ich übertrieben freundlich, als ich in das Büro des Vertriebschefs trete.

„Wird auch Zeit!", motzt er schon und ich muss mir fest auf die Lippen beissen, um keinen provozierenden Kommentar von mir zu lassen.

Das hier ist nicht mein richtiger Chef, dennoch muss ich versuchen, ihm mit möglichst viel Respekt zu begegnen, selbst wenn dieser nicht erwidert wird.

„Sie können gleich den anderen drei Herren auch einen bringen", gibt Herr Kamp seine Bestellung bei mir ab.

Ich blinzele ihn irritiert an und lasse meinen Blick über die Herren der Schöpfung gleiten. Drei alte Esel sitzen in ihren Sesseln. Einer grimmiger als der andere. Zwei haben schneeweisses Haar und der Dritte gar keines mehr.

„Haben Sie mich nicht gehört?", drängelt Herr Kamp und ich erwache endlich wieder zum Leben.

„Oh ... äh, ja natürlich", stottere ich und setze mein schönstes Lächeln auf, selbst wenn ich innerlich fast explodiere.

„Mit Milch und Zucker?", frage ich die Senioren höflich.

Sie geben mir ihre Wünsche durch und ich laufe so stolz, wie ich kann, an den Herren vorbei wieder aus dem Büro. Das kann ja wirklich nur noch besser werden. Während ich wieder zur Kaffeemaschine zurückkehre, frage ich mich ernsthaft, wie um alles in der Welt ich die 30'000 Franken Einnahmen machen soll, wenn ich zum Kaffeebrühen verdonnert werde. Vielleicht muss ich ja mehr schleimen oder die symbolischen Knieschoner anziehen und dem Herr Kamp mal fett in den Arsch kriechen.

Die Tassen füllen sich und ich überlege mir schon meine erste Schleimstrategie. Die Herren werden sich noch wundern, denke ich mir und balanciere die drei Tassen auf einem kleinen Tablett zu den Businessgreisen.

Offensichtlich werde ich bald meine Krallen ausfahren müssen. Aber noch ist der Zeitpunkt dafür nicht gekommen. 

Noch schnurre ich wie ein braves Kätzchen.

18:00 Uhr

Mein Magen gibt Laute von sich, die wie das Wehklagen eines gebärenden Plesiosauriers klingen. Die Hand, die ich mir an den Bauch halte, kann das laute Gurgeln nicht übertönen und so hallt der Ton meines Hungers ungehindert durch den ganzen sechsten Stock. Ich blicke nicht auf, denn mir ist bewusst, dass sich Patrick gerade ins Fäustchen lacht. Er hat das mit Sicherheit gehört.

„Du kannst gehen. Musst ja nicht gleich am ersten Tag schon Überstunden machen", sagt er.

Nachdem ich mit ihm habe Mittagessen gehen müssen, weil ich sonst niemanden hier kannte, war er plötzlich wieder nett zu mir. Die kurze Rumzickerei von heute Morgen hatte sich ganz in Luft aufgelöst.

„Danke", murmle ich.

Er schaut mich an, aber ich schaffe es nicht, ihm in die Augen zu blicken. Es war schon erniedrigend genug, dass ich nicht nur den Generalagenten habe Kaffee ausschenken müssen, sondern auch jedem einzelnen Mitarbeitenden hier auf dem sechsten Stock. Patrick hat dabei bloss emotionslos zugeschaut, wie ich von einem Tisch zum anderen gehen musste, mich bei jedem vorgestellt habe, mir irgendwelche sexistischen Kommentare habe anhören dürfen, und das nur mit einem Lächeln und einer vollen Kaffeetasse habe quittieren dürfen.

„Er macht das immer mit den Neuen. Er nennt das die Kaffee-Taufe", sagt Patrick.

Ich hebe den Blick, um in seine waldgrünen Augen zu blicken.

„Wer?", frage ich, denn meine Gedanken hängen anderswo.

Ich plane in meinem Kopf ein Mordattentat auf alle Vertriebscheffen dieser Welt und überlege mir, wie ich legal zu Arsen oder einem anderen Nervengift kommen könnte. Vielleicht ja im Dark Web?

„Herr Kamp. Er macht das immer so mit den Neuankömmlingen. Die müssen am Anfang unten durch."

„Hm", antworte ich und werfe mir meine Tasche um den Arm.

Ich habe dazu nicht viel zu sagen, denn diese Kultur, die in diesem Stock herrscht, ist diametral entgegengesetzt von dem, wie ich funktioniere. Es macht mich wirklich einfach sprachlos. Wie können sich hier Menschen wohlfühlen, wo die Umgebung doch so toxisch ist? Im Vertrieb herrscht immer und überall Konkurrenz.

Haifischbecken eben. Wer nicht lernt zu beissen, wird zerfleischt.

„Ich wünsche dir trotzdem noch einen schönen Abend, Emma. Lass es nicht zu sehr an dich ran."

Zischend lasse ich die Luft durch meinen Mund.

„Glaubst du wirklich, dass es mich kratzt, wenn ich von euch so behandelt werde, als könne ich nichts besseres, ausser Tassen eingiessen? Das ist mir doch egal."

„Es hat aber nicht so ausgesehen, als sei es dir egal." Patrick lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor sich. Dieser Idiot hat es mir angesehen, wie nahe es mir gegangen ist. Verdammt!

„Ist es aber", widerspreche ich und drehe mich um, sehe aber noch, wie er bloss mit den Schultern zuckt.

„Okay."

„Ja. Okay!", antworte ich und gehe.

Ich habe so keine Lust mehr auf diesen Speckwürfel. Heute war ein echt mieser Tag und mein Hunger raubt mir jeglichen Verstand. Zielstrebigen Schrittes marschiere ich aus dem Gebäude und steuere auf den Supermarkt zu.

Ich brauche Blutwurst! Meine Seelennahrung schlechthin. Auch wenn jetzt im Sommer nicht wirklich die Saison dafür ist, will ich bei denen nachfragen, ob die mir eine besorgen können. Ich muss mein lädiertes Seelenheil wieder zusammenflicken und das geht nun mal nur mit einer richtig fetten Blutwurst. Mir doch egal, wenn sie dafür extra ein Schwein schlachten müssen. Davon gibt es im sechsten Stock ja genug!

Die bunten Gänge des Supermarktes versuchen mich davon zu überzeugen, so viel dummes Zeug wie nur möglich zu kaufen, aber ich schreite mit ganzer Selbstbeherrschung einfach nur zur Fleischtheke. Zu meiner eigenen Erleichterung steht niemand an und ich werde direkt von einer Dame bedient.

„Sie wünschen?", fragt sie mich mit der typischen Schweizer Unfreundlichkeit, als hätte ich sie mit meiner Existenz beleidigt.

„Eine Blutwurst."

„Bitte?", sagt sie gleich und an ihrem irritierten Gesichtsausdruck sehe ich, dass sie über meinen seltsamen Sommer-Geschmack rätselt.

„Eine Blutwurst. Haben Sie per Zufall welche irgendwo im Lager?", versuche ich möglichst höflich zu klingen. Ich wurde heute schon genug wie ein Stück Dreck behandelt. Jetzt bin ich an der Reihe, die Leute rumzukommandieren.

„Muss ich nachschauen. Ist nicht im üblichen Sortiment."

Ich höre schon den Vorwurf in ihrer Stimme. Man soll gefälligst saisonal einkaufen. Aber so deprimiert wie ich bin, passt im Moment der graue, traurige Herbst besser zu mir, als der lebensfrohe Sommer.

Eine weitere Kundin kommt an die Theke, steht neben mir mit ihrem Einkaufswagen und wartet ungeduldig, bis ich endlich bedient werde.

„Haben Sie denn eine Bestellung aufgegeben?", fragt die Verkäuferin, bevor sie ins Kühllager verschwindet.

„Nein, leider nicht", antworte ich noch und kassiere ein Augenrollen von der anderen Kundin neben mir. Ja, sorry. Ich habe eben Spezialwünsche.

Während die Fleischverkäuferin im Lager wühlt, lasse ich meinen Blick über das Sortiment schweifen. Gleich neben den leckeren und saftigen Fleischfilets steht die Fisch-Vitrine. Igitt. Ich hasse alles, was im Meer herumkriecht und schwimmt. Fisch kriege ich gerade noch so runtergeschluckt, aber all die hässlichen Schalentiere, die mich mit ihren toten Augen und schlabbrigen Körpern anstarren, da wird mir gleich mulmig zumute.

Ich erkenne eine zweite Person neben mir, die sich an die Fischtheke gestellt hat und auf die Bedienung wartet. Ein Mann. Ich drehe mich etwas zur Seite, um den Herren zu mustern und mir zu überlegen, was er denn kaufen wird.

Das ist so ein Spiel, das ich immer wieder mit mir selbst spiele. Die Menschen anhand ihres Aussehens zu beurteilen, welche Produkte sie wohl im Laden kaufen werden. Die Dame neben mir wird ein fettfreies Stück Hühnchen bestellen und bei dem Mann tippe ich auf Thunfischsteak. Er dreht sich etwas zur Seite, sodass ich sein Profil besser zu Gesicht bekomme.

Meine Knie versagen und fast wäre ich umgefallen, hätte ich nicht den Einkaufswagen der Frau neben mir stehen, an den ich mich gerade noch krallen kann.

Es ist Chris! Mein Feuerwehrmann.

✵✵✵

Meine Lieben

Endlich haben wir Chris wieder gefunden! Hoffentlich ist das der Beginn einer wunderbaren... Liebesromanze oder so. Drückt Emma die Daumen, dass sie es nicht irgendwie verbockt.

Habt ein tolles Wochenende!

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