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30. September, Markus

Markus

Markus schwang sich nachdenklich auf sein Fahrrad. Er hatte immer mehr das Gefühl, dass Sanne etwas vor ihm verheimlichte. Aber was? Es schien mit ihrer Familie zusammenzuhängen. Und dazu dann noch ihr merkwürdiges Verhalten in der Schule, das so völlig anders als bei ihren Verabredungen war. Er konnte sich keinen Reim darauf machen und ihm war klar, dass er das ansprechen musste. Seit Tagen schon lag ihm dieses Gespräch schwer im Magen, mal mehr, mal weniger, und für heute hatte er es sich fest vorgenommen; es war Samstag und das war besser als zwischen Tür und Angel in der Woche.

Sie hatten eine Radtour zum Wannsee geplant, deshalb fuhr er jetzt zum Spar-Laden, von wo aus sie gemeinsam losfahren wollten. Das war auch so eine Sache, dachte Markus, Sanne wollte nie, dass er sie zu Hause abholte und er war ein Idiot, dass er dies immer mitmachte. Bis auf neulich Abend war er noch nie bei ihr zu Hause gewesen, und da hatte es wegen der späten Uhrzeit keiner mitbekommen und selbstredend war er noch in der Nacht wieder verschwunden. Denn dass Sanne nicht morgens ihrer Familie überraschend ihren Freund zum ersten Mal präsentieren wollte, konnte er natürlich verstehen.

Immer hatten sie sich bislang an der Bahn oder sonst einem Treffpunkt oder bei ihm zu Hause getroffen. „Freu dich doch, dann musst du dich nicht mit ihren Eltern unterhalten", hatte Stefan gesagt, aber allmählich war ihm das gar nicht mehr so recht, er hätte eigentlich ganz gern mal ihre Eltern und ihre Schwester, über die sie sich ziemlich ausschwieg, kennengelernt. Bei ihm zu Hause ging sie längst ein und aus, seine Mutter mochte Sanne und selbst Ines hielt sich inzwischen Sanne gegenüber mit Sticheleien zurück, was ein gutes Zeichen war.

Der Wind war frisch und blies ihm direkt entgegen, so dass Markus ordentlich in die Pedalen treten musste. Dann haben wir zumindest auf dem Rückweg Gegenwind, dachte er und hielt mit einer schwungvollen Vollbremsung direkt vor dem Spar-Laden, leider viel weniger aufsehenerregend, als es das mit dem Auto gewesen wäre. Nächstes Jahr würde er endlich den Führerschein machen können, dann würden sich die Botengänge für die Apotheke gelohnt haben.

Eine kräftige Windbö wirbelte eine leere Tüte vor sich her und trieb ihm einige Blätter entgegen. Von ihm in ihrer Flugbahn aufgehalten, taumelten sie zu Boden und wurden dann an seinen Füßen vorbei vom Wind Richtung Parkplatz geschoben. Markus fuhr sich kritisch über die Haare – Frisur war unbeschädigt – und schloss den Reißverschluss seiner Jacke. Die warmen Temperaturen waren definitiv vorbei.

Oder machte ihm das vor ihm liegende Gespräch zu schaffen? Er war entschlossen, ein paar Antworten einzufordern, auch wenn Sanne wieder versuchen würde auszuweichen. Seine grimmige Miene wich jedoch einem Lächeln, als er sie auf sich zu fahren sah, in so einer strahlenden Art und Weise, als leuchte sie von innen heraus.

Der Wind zerzauste ihr die Haare, als sie fröhlich vom Rad sprang und sich zu ihm beugte, um ihm einen Kuss zu geben. Eine Locke wurde ihr ins Gesicht gepustet und beide lachten leise, dann schob Markus die Haarsträhne zärtlich beiseite und endlich trafen sich ihre Lippen. Die Überlegungen von vorhin wurden zur Nebensache und sein Gehirn kannte nur noch einen Gedanken:

"Hast du nicht Lust, nächstes Wochenende bei mir zu übernachten?", murmelte er und knabberte zart an ihrem Ohrläppchen, während er mit der einen Hand ihre Locken zur Seite strich und mit der anderen das Fahrrad in der Balance hielt.

„Hört sich gut an", stimmte Sanne erfreut zu.

„Ohne die Räder als Anstandswauwau", ergänzte Markus.

Sie warfen einen Blick auf die Fahrräder zwischen sich und grinsten sich an.

Wieder fuhr eine kräftige Bö heran und ließ Sannes Haare hochfliegen.

„Wollen wir wirklich heute mit dem Rad fahren?", fragte sie ein wenig zweifelnd. „Hier, halt mal." Sie kramte in ihrer Jackentasche und förderte ein Haarband zu Tage, so dass sie sich einen Pferdeschwanz machen konnte.

„Na klar", gab Markus aufgeräumt zurück, „Damit sind wir ja viel besser unterwegs als zu Fuß. Komm!" Und nebeneinander, sich zwischendurch immer wieder an den Händen haltend, was bei dem kräftigen Wind nicht ganz einfach war, fuhren sie dem See entgegen.

Die Wellen peitschten an das Ufer und die Wolken zogen in schneller Folge über den Himmel, als sie schließlich ihre Fahrräder bei der Fähre zur Pfaueninsel anschlossen. Der Fährverkehr war eingestellt worden, aber das machte nichts, ihr Ziel war heute ohnehin nicht die Insel.

Ein sandiger Weg führte eine kleine Anhöhe hinauf und folgte dann dem Verlauf des Wannsees. Sie hielten sich an den Händen, dennoch war der Pfad am Rande eines alten Baumbestandes teilweise so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatten, bot sich ihnen eine herrliche Aussicht.

„Einfach geil!", befand Sanne und sah auf den See hinab, dessen südlicher Teil offen vor ihnen lag, und der heute bar jeden Bootes war, die sonst oft in unzähliger Zahl den See bevölkerten. Der Wind blies unverändert kräftig.

„Gut, dass wir nicht direkt im Wald sind", äußerte Sanne und drehte sich zu ihm um. „Da wäre es nicht ganz ungefährlich."

Markus nickte nur stumm und haderte mit sich. Sollte er hier das Thema wie geplant zur Sprache bringen? Oder sich nicht lieber mit ihr schmusend in eine windgeschützte Ecke verziehen? Aber wenn er es heute nicht ansprach, würde er ständig weiter in den nächsten Tagen darüber nachgrübeln. Und sich womöglich das nächste Wochenende verderben....

„Das erinnert mich an die Nordsee", teilte Sanne mit, die gar nicht mitbekam, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Sie wies auf das bewegte Wasser. „Warst du schon mal dort?"

Markus schüttelte den Kopf.

„Wir haben Verwandte in Heide", fuhr Sanne fort. „Von da ist es dann nicht mehr weit. Wir fahren dann immer zum Wattlaufen..."

Markus legte den Arm um sie, als sie weiter schlenderte und ließ sie erzählen, aber hörte gar nicht richtig zu.

Wie sollte er seine Frage formulieren und auf welche Art so nachhaken, dass sie nicht gekränkt sein oder wütend werden würde?

Erst als Sanne stehen blieb, sich zu ihm umdrehte und lächelnd fragte:„Ich soll also nächste Woche bei dir übernachten?", war er wieder ganz Ohr und dankbar für die willkommene Ablenkung.

„Wäre doch nett, meinst du nicht?" erwiderte er lässig, „Mutti und Ines sind nicht da, wir haben also sturmfreie Bude."

„Um so viel Popcorn zu essen, wie wir wollen und so spät ins Bett gehen, wie wir wollen?" zog Sanne ihn daraufhin auf.

„Zum Beispiel..."

Markus beendete den Satz nicht und schenkte ihr stattdessen ein vielsagendes Lächeln, überzeugt davon, dass es ihnen nicht langweilig werden würde.

Sanne gab sich einen Moment unbeeindruckt und äußerte cool: „Können wir machen", musste dann aber grinsen und setze ein „Gerne" hinzu. „Muss aber meine Eltern noch fragen."

„Musst ihnen ja nicht erzählen, dass wir allein sind", riet Markus ihr.

„Vielleicht lieber nicht...", Sanne lachte fröhlich und sah dabei so bezaubernd aus, dass er den Blick nicht von ihr zu wenden vermochte. Er legte ihr die Hände auf die Hüften und zog sie zu sich. „Du bist das hübscheste Mädchen, das ich kenne", verkündete er leise und erntete ein verlegen gehauchtes "Danke".

Dann sahen sie sich einen Moment lang einfach nur zärtlich an. Sie sollten es sich doch lieber hier irgendwo gemütlich machen, fuhr es Markus durch den Kopf, und sanft strich er von den Schläfen herab über ihre Wangen. Er war immer wieder überrascht, wie weich sich ihre Haut anfühlte.

Eine kräftige Windbö fuhr zwischen sie und zerrte an ihren Jacken.

„Komm, wir gehen noch etwas weiter", schlug er vor, „Bevor wir noch wegwehen", und händchenhaltend umrundeten sie ein flaches Gebäude, das im Sommer als Umkleideraum und Kiosk diente.

Bunte Blätter wirbelten durch die Luft und in einem windgeschützteren Bereich hatte sich neben einem Busch ein Haufen Laub angesammelt. Ausgelassen wie ein kleines Kind sprang Sanne hinein und verteilte die Blätter dabei in alle Richtungen. Mit strahlenden Augen sah sie zum ihm hoch.

„Das habe ich als Kind geliebt".

Markus nahm daraufhin eine Handvoll Blätter vom Boden hoch und warf sie ihr entgegen. „Das auch?", neckte er.

Sanne kreischte auf, drehte sich um, hob ihrerseits eine Fuhre Blätter auf und revanchierte sich. Anschließend bedeckten sie sich gegenseitig mit einem wahren Blätterregen, bis sie nach einigen Minuten atemlos inne halten mussten und dann setzten sie den jetzt parallel zum Ufer verlaufenden Weg fort. Markus begann erneut zu grübeln, nutzte aber das nächste Thema, um sein Vorhaben noch etwas hinaus zu zögern.

„Verfolgst du die Nachrichten?", wollte er wissen und legte ihr wieder den Arm um die Schultern.

„Meinst du mit den DDR-Flüchtlingen?"

Markus nickte.

„Na ja, wir gucken abends Tagesschau...", antwortete Sanne, doch bevor sie fortfahren konnte, wurde sie bereits von Markus aufgeregt unterbrochen.

„Ist ziemlich irre, was da gerade passiert, oder? So viele Menschen, die einfach nur fort wollen... Ich habe gehört, es sind jetzt mehr als Dreitausend in der Botschaft in Prag."

„Aber ich glaube, das geht so nicht weiter", wandte Sanne ein. „Die haben gar kein Platz mehr auf dem Gelände. Hast du mal gesehen, wie knöcheltief der Matsch ist?"

„Ja, die nehmen schon einiges auf sich..." bemerkte Markus nachdenklich und rieb in einer unbewussten Geste Daumen und Zeigefinger aneinander.

„Hat deine Schwester nicht einen Brieffreund in der DDR? Was schreibt der denn dazu? Will der auch fort?"

Sanne boxte ihm spielerisch gegen die Rippen. „Dazu kann er doch nichts schreiben. Die Post wird doch kontrolliert!"

„Was für ein verrücktes Land", seufzte Markus und schüttelte verständnislos den Kopf. Sanne nickte und ergänzte:

„Wir können echt froh sein, dass wir auf dieser Seite von Berlin leben. Auch wenn es nervig ist, immer durch die DDR zu müssen, wenn wir in die Bundesrepublik wollen – immerhin können wir fahren, wohin wir wollen."

Da konnte ihr Markus nur Recht geben. Beiläufig sah er auf seine Uhr. Es war bereits später Nachmittag und so langsam wurde es mal Zeit... Aber wie sollte er das Gespräch darauf bringen? Schließlich kam ihm der Zufall zur Hilfe.

„Mein Vater hat übrigens ab Montag eine neue Arbeit, zum Glück hier in Berlin", verkündete Sanne erleichtert und Markus freute sich aufrichtig mit ihr.

„Dann seid ihr ja eine Sorge los", sagte er und drückte ihre Hand.

„Ja, wir können in Zehlendorf wohnen bleiben", stieß Sanne erleichtert hervor. Markus wusste, dass sie sich darüber mehr als einmal Gedanken gemacht hatte.

„Siehst du, alles wird am Ende gut", kommentierte er aufgeräumt nach außen hin, obwohl er die Anspannung mittlerweile in den Schultern spürte. Schließlich gab er sich einen Ruck:

„Ich würde ihn gern mal kennenlernen. Und deine Mutter natürlich auch."

Sanne wandte ihm überrascht das Gesicht zu und drehte es dann wieder weg. „Hm", machte sie knapp. Es war deutlich, dass sie darüber am liebsten keine Worte verlieren wollte.

Dieses Mal wollte sich Markus jedoch nicht abwimmeln lassen. „Ich bin neugierig", beharrte er, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. „Wir sind ja nun schon echt lange zusammen..."

„Ich weiß", seufzte Sanne und es klang, als wäre es eine Last. Ihr Blick blieb starr auf den See gerichtet.

Markus wedelte mit seiner freien Hand vor ihrem Gesicht herum. Sanne blinzelte und warf ihm einen kurzen – verärgerten? – Blick zu.

„Meine Mutter und Ines kennst du auch schon lange..." setzte Markus hinzu und klang immer noch freundlich, obwohl es in ihm zu brodeln anfing.

„Ja", erwiderte Sanne nur kurz und machte keine Anstalten, den Satz fortzusetzen.

Es war zum Verrücktwerden, immer saß sie das Thema aus.

„Was zum Kuckuck hast du denn dagegen?" brach es nun aus ihm heraus und verärgert ließ er ihre Hand los.

Alarmiert drehte sich Sanne zu ihm um.

„Sie sind nur immer so beschäftigt", erwiderte sie schnell, was Markus jedoch absolut nicht überzeugte.

„Arbeitslos. Zu beschäftigt. Aha", ätzte er und schaffte es jetzt nicht mehr, sich zurück zu halten. Verärgert versetzte er:

„Ich glaube, du willst nur nicht, dass sie mich kennenlernen. Ich bin dir wohl nicht gut genug." Er war zutiefst verletzt.

„Nein! Das stimmt nicht!"

Sannes Aufschrei klang verzweifelt, aber er war im Moment außer Stande, diese Nuance wahrzunehmen. Alles, was er lange von sich fortgeschoben und verdrängte hatte, ließ sich nun nicht mehr unterdrücken. Sanne versuchte, nach seiner Hand zu greifen, aber er schüttelte sie wütend fort. Sie holte tief Luft.

„Das ... das hat doch nichts mit dir zu tun!" Ihre Stimme zitterte. „Das Problem ist meine Familie. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll..."

„Du willst das nicht erklären", warf Markus ihr vor und funkelte sie aufgebracht an. „Genauso wie dein merkwürdiges Verhalten, wenn wir in der Schule sind. Immer voller Distanz, als hätten wir nicht schon längst miteinander..." Er verhaspelte sich und wurde deshalb noch ungehaltener, „...als würden wir nicht schon lange rumknutschen."

Sanne biss sich auf die Lippen.

„Weißt du was?!", fuhr Markus fort, ohne ihr Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen, „Dieses Abstandhalten steht mir bis hier!"

Er deutete auf seine Stirn und steigerte sich immer mehr in seine Wut hinein.

„Ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater! Entweder du stehst künftig zu mir oder es ist vorbei!"

Sanne wurde blass und öffnete den Mund, brachte aber schockiert keinen Ton heraus, doch das war Markus im Moment völlig egal.

„Überleg es dir und gib mir dann Bescheid."

Wütend und gekränkt ließ er seine fassungslose Freundin stehen und schritt mit schnellen Schritten den Weg entlang, den sie gekommen waren, bis er nicht mehr zu sehen war.

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